Die Asylzuwanderung nach Europa nimmt ab. Im ersten Halbjahr 2024 wurden in der Europäischen Union sowie Norwegen und der Schweiz 499.470 Asylanträge gestellt – ein Rückgang von zwei Prozent zum Vorjahreszeitraum. Das geht nach Informationen von WELT AM SONNTAG aus vertraulichen Zahlen der EU-Asylagentur (EUAA) hervor.
Deutschland verzeichnete demnach ein Minus von 20 Prozent (115.682), ist aber nach wie vor Zielland Nummer eins. Den rückläufigen Trend führte die Bundesregierung zuletzt auf die Einführung stationärer Grenzkontrollen zurück.
Die meisten Asylanträge hierzulande stammten von Syrern (29 Prozent), Afghanen (18 Prozent) und Türken (10 Prozent). Jeder zweite Flüchtling aus Syrien und Afghanen stellte im ersten Halbjahr hier seinen Asylantrag.
Spanien verzeichnete 87.700 Asylanträge (plus ein Prozent), Italien 81.108 (plus 32 Prozent), Frankreich 77.474 (minus sechs Prozent) und Griechenland 29.776 (plus 77 Prozent). Die wenigsten Asylantragsteller gab es in Ungarn (13), der Slowakei (79) und Malta (234). Bemerkenswert: In Österreich ging der Zahl der Asylanträge um 41 Prozent zurück und in Bulgarien um 39 Prozent.
Zwei Krisen-Herde der Migration
Die EU-Kommission warnt unterdessen in ihrem jüngsten Migrationsbericht vom 3. Juli vor zwei schwelenden Krisen, die sich in den kommenden Monaten weiter verschärfen könnten. Krisen-Hotspot Nummer eins: Die Außengrenze zwischen der EU und Belarus. Insbesondere an der Grenze zwischen Belarus und dem EU-Land Polen habe sich die Zahl der illegalen Migranten seit dem ersten Quartal 2024 „deutlich erhöht“, schreibt die Behörde.
In dem vertraulichen Bericht heißt es dazu: „Einer der Gründe dafür ist, dass Migranten aus der Subsahara oder aus anderen Herkunftsländern nach Russland geflohen sind, wo sie ein Touristen- oder Studentenvisum erhielten. 90 Prozent der Migranten, die die Grenze zwischen Belarus und Polen überquerten, waren illegal mit dem Visum aus Russland nach Belarus eingereist.“
Anschließend würden die Behörden in Belarus die Flüchtlinge offenbar mit Leitern und anderen Hilfsmitteln ausstatten und sie an die polnische Grenze bringen. Laut EU-Bericht registriert die Regierung in Warschau ein „zunehmend aggressives Verhalten“ der Migranten aus Belarus.
Krisen-Hotspot Nummer zwei: die Republik Irland. Laut EUAA ist die Zahl der Asylanträge seit Jahresbeginn in dem EU-Land „spürbar“ gestiegen und lag Ende Juni bei 10.596 – ein Anstieg von 94 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Grund für den Anstieg ist, dass immer mehr Migranten von Großbritannien, wo mittlerweile eine äußerst restriktive Asylpolitik herrscht, nach Irland kommen.
Die meisten Antragssteller stammen aus Nigeria, Pakistan und Jordanien. Die EU-Kommission betont in diesem Zusammenhang, dass es Irland derzeit nicht schafft, den Migranten ausreichend Wohnraum bereitzustellen.