Die FDP-Verteidigungspolitikerin und Spitzenkandidatin für die Europawahl, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, ist davon überzeugt, dass die SPD mit Verteidigungsminister Boris Pistorius als Kanzler besser fahren würde als mit Amtsinhaber Olaf Scholz. Strack-Zimmermann sagte in der Auftakt-Sendung der Gesprächsreihe „Politikergrillen“ mit Jan Philipp Burgard, die am Sonntagvormittag auf WELT-TV ausgestrahlt wurde: „Pistorius wäre mit Sicherheit ein guter Bundeskanzler und wäre mit Sicherheit auch sehr beliebt. Aber das dürfen die beiden Herren unter sich ausmachen, da mische ich mich nicht ein.“
Strack-Zimmermann kennt nach ihren Worten Pistorius schon lange – „und ich fand ihn immer sympathisch. Der ist so richtig handfest. Ich mag das, weil das auch ganz geradeaus durch die Mitte ist und nicht dieses etwas Unklare.“ Der Minister sei seit Langem Deutschlands beliebtester Politiker, und sie glaube, dass er als Kanzler „bei der Bevölkerung anders ankäme, weil er spricht“. Aber das müsse die SPD regeln. Und weiter: „Ich finde es super schade, dass der Kanzler das nicht macht.“ Sie könne sich im Übrigen gut vorstellen, „dass der Kanzler not amused ist, dass er jemand holt, der 15 Monate kontinuierlich weit vor ihm ist“.
Den Vorwurf der Sprachlosigkeit erhob sie nicht nur gegen den Kanzler, sondern auch gegen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier: „Der redet immer nur, wenn der Tannenbaum hinter ihm leuchtet, um dann allen zu sagen, wie toll Weihnachten ist.“ Dabei gebe es viele schwierige Themen, über die die Politik sprechen sollte. Menschen hätten wegen des Krieges in der Ukraine Ängste und fragten sich: „Was kommt auf uns zu?“ Aber: „Nur Sprechenden kann man zuhören, um mal die Lage einzubetten und zu sagen, warum wir was machen.“
Überzeugt, „dass man auch mal anstrengend sein muss“
Strack-Zimmermann räumte in dem zum Teil lockeren Gespräch am Grill auf dem Dach des Axel-Springer-Gebäudes („Kinders, das ist aber eine heiße Sendung hier“) ein, dass sie ihr Nerv-Potenzial politisch gezielt einsetzt. „Das Nerven ist dann eine Strategie, wenn man das Gefühl hat, dass wir – in meinem Bereich Verteidigung, was die Ukraine betrifft, was wir machen müssen mit der Bundeswehr - nicht schnell genug sind. Und das sind wir objektiv nicht. Denn das, was entschieden wird, ist sozusagen immer hinterher.“
Daher glaube sie, „dass man auch mal anstrengend sein muss und auch immer wieder den Finger in die Wunde legen“ muss, weil man sich sonst nicht bewege. Privat sei sie aber ganz anders: „Da bin ich total handzahm. Da komme ich nach Hause, rolle mich direkt ein und lege mich ins Körbchen.“
Weiterhin hält Strack-Zimmermann die Freigabe für den Einsatz westlicher Waffen gegen militärische Ziele auf russischem Territorium nur für die Grenzregion bei Charkiw nicht für ausreichend: „Wenn Sie mich fragen, müsste man die Erlaubnis natürlich erweitern.“
Sie sei jetzt aber froh, dass dort, wo das Problem am akutesten sei, gehandelt werde: „Denn das ist ja auch ein Signal an Wladimir Putin“. Der habe zwei Jahre lang von seinem Grund und Boden an der ukrainischen Grenze die Ukraine bombardiert, ohne selbst Sorge zu haben, dass seine Truppen betroffen seien. Strack-Zimmermann: „Das ist ja völliger Irrsinn!“ Wer einen anderen angreife, müsse damit rechnen, dass auch sein Land Schaden nehme.