WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Kultur
  3. Medien
  4. Reformplan: Die Angst der Filmproduzenten vor dem Blackout

Medien „Nicht wettbewerbsfähig“

Die Angst der Filmproduzenten vor dem Blackout

Medienredakteur
Filmproduktion: Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig Filmproduktion: Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig
Filmproduktion: Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig
Quelle: Getty Images/fStop
Die von Kulturstaatsministerin Claudia Roth geplante Reform der Filmförderung hängt am seidenen Faden. Die Bundesländer stehen einer Finanzierung von Steuererleichterungen skeptisch gegenüber, es gibt Vorbehalte von Streamern und Sendern. Die Produzenten schlagen jetzt Alarm.
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Die so lange erwartete wie dringend nötige Reform der Filmförderung soll zum 1. Januar 2025 in Kraft treten. Ein ambitionierter Reformentwurf aus dem Kulturstaatsministerium von Claudia Roth wurde im Frühjahr von der Mehrheit der deutschen Filmproduzenten heftig begrüßt. Doch ob es mit der Umsetzung, also dem Gesetzgebungsprozess, noch rechtzeitig klappt, scheint zunehmend unsicher.

Noch vor der Sommerpause brauche es ein eindeutiges Zeichen der politischen Entscheider, die Reform auf den Weg zu bringen, sagt Janine Jackowski, Produzentin und im Produktionsallianz-Verband Vorsitzende der Sektion Kino. Der deutsche Filmstandort sei derzeit „nicht konkurrenzfähig“ im Vergleich mit anderen europäischen Ländern. Von denen haben viele bereits ein Steueranreizmodell, das deutlich attraktiver ist als das, was Produzenten in Deutschland bekommen.

Sie drehe mit ihrer Produktionsfirma aktuell einen Film, sagt Jackowski, der eigentlich in Deutschland entstehen sollte, nun aber in Ungarn, Italien und Frankreich gedreht wird, wo bis zu 40 Prozent Steueranreiz geboten wird. Die Logik hinter solchen Anreizen liegt darin, dass Filmdrehs in den jeweiligen Ländern über alle möglichen Ausgaben der Filmfirmen ein Vielfaches an Umsätzen generieren. Unter dem Strich profitiert also die Wirtschaft eines Landes in den meisten Fällen.

Lesen Sie auch

Die für Deutschland geplante Reform sieht einen Steueranreiz von bis zu 30 Prozent der Produktionskosten vor. Komme die Umsetzung der Pläne nicht, sagt Björn Böhning, Chef der Produktionsallianz, könne man nur noch von einem „stupid German market“ sprechen, einem dummen deutschen Markt – in Anspielung auf ein altes Modell, in dem Fördergeld im Gegenteil allzu üppig verteilt wurde, „stupid German money“. Diese Zeiten sind vorbei.

„Die Studios sind leer“, sagen Jackowski und Böhning. 90 Prozent der deutschen Film- und Fernsehproduzenten blickten pessimistisch in die Zukunft, habe eine Umfrage ergeben. Viele Schauspieler seien aufgrund der Produktionsflaute ohne Engagement, von einem Fachkräftemangel, der vor ein paar Jahren noch in der Branche ausgerufen wurde, ist keine Rede mehr. In den deutschen Top-Kinocharts des Jahres sind bisher mit „Chantal im Märchenland“ und „Eine Million Minuten“ überhaupt nur zwei deutsche Produktionen vertreten – „ein Alarmzeichen“, sagt Böhning.

Nur zwei deutsche Filme in den Charts

Die geplante Reform besteht aus drei Teilen. Zum einen das eigentliche Filmförderungsgesetz (FFG), das umgeschrieben werden soll, dazu liegt ein Gesetzentwurf vor, der im September beschlossen werden könnte. Dazu kommt das Steueranreizmodell und eine Investitionsverpflichtung für Sender und Streamingdienste. Diese beiden Bausteine sind umstritten – müssten aber mit dem reformierten FFG beschlossen werden, um sinnvoll zu wirken. Und hier gibt es noch keine Gesetzentwürfe.

Woran hakt es? Das Steueranreizmodell ist bei den Bundesländern, deren Sache die Filmförderung eigentlich ist, noch nicht akzeptiert. An sich erkennen alle Experten die Notwendigkeit an, doch die Länder müssten sich mit 50 Prozent an den Kosten beteiligen. Es sieht bisher nicht so aus, als ob die Bereitschaft dazu da ist. Wegen ohnehin knapper Kassen. Solche Bedenken teilt Björn Böhning nicht. Die tatsächlichen Mittel, die aufgebracht werden müssten, seien nicht sehr hoch, maximal lägen die Steuerausfälle (zumindest derzeit) zwischen 200 und 300 Millionen Euro, davon die Hälfte und verteilt auf 16 Bundesländer sei das „am Ende nicht viel Geld“ – aber im Interesse Deutschlands.

Die Investitionsverpflichtung wird dagegen vor allem von Streamern und Sendern kritisiert. Hier sollen, vereinfacht gesagt, Anbieter von Videodiensten bis zu 20 Prozent ihres Nettoumsatzes in deutschsprachige Produktionen reinvestieren. In dieser Regelung sehen Sender und Streamer einen Eingriff in die Freiheit des Marktes und unabhängiger Entscheidungen. Insgesamt 13 Länder in Europa haben eine solche Investitionsverpflichtung, aber in unterschiedlicher Höhe. Als deutsches Vorbild dient Frankreich.

Für Anbieter wie etwa Sky Deutschland, die ganz auf fiktionale Eigenproduktionen verzichtet haben, könnte ein solches Gesetz Probleme bedeuten, andere wollen sich schlicht keine Quoten diktieren lassen. Auf Ablehnung trifft auch das Ziel der Produzenten, dass die Rechte an Produktionen ganz oder teilweise nach fünf Jahren von den Auftraggebern wieder an sie zurückfallen. Dies wird von Streamern wie Netflix und Amazon als eine andere Form der Enteignung gewertet, schließlich hätten sie bezahlt – auf der anderen Seite verweisen Produzenten auf einen Anteil an ihrer Urheberschaft.

Anzeige

Die Produktionsallianz legt nun eine Kampagne für die Reform auf, da heißt es beispielsweise: „Ohne Filmförderungsreform 2025 bleibt das Kino leer“, oder: „Ohne Filmförderungsreform 2025 bleibt der Bildschirm schwarz!“. Zur (relativ komplexen) Wahrheit gehört allerdings auch, dass die federführende Behörde von Claudia Roth zwar einen weitreichenden Vorschlag ausgearbeitet hat – der aber offensichtlich mit den Bundesländern nicht ausreichend abgesprochen war. Jetzt hakt es bei der Umsetzung.

Das Finanzministerium von FDP-Chef Christian Lindner – dem Modell von Steuererleichterungen sicher nicht abgetan – sei jetzt „tief eingestiegen“, sagt Verbandschef Böhning. Die BKM befinde sich zudem in intensiven Gesprächen sowohl mit den Bundesländern wie mit Sendern und Streamern. Es sei jetzt „Crunch Time“.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema