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Medien Krise bei Sky Deutschland

„Babylon Berlin“ läuft hier nicht mehr

Medienredakteur
Die ARD hält zu ihm: Volker Bruch als Gereon Rath in „Babylon Berlin“ Die ARD hält zu ihm: Volker Bruch als Gereon Rath in „Babylon Berlin“
Die ARD hält zu ihm: Volker Bruch als Gereon Rath in „Babylon Berlin“
Quelle: picture alliance/dpa/X-Filme/ARD/SKY
Sky Deutschland steckt in einer schweren Krise. Jetzt hat der Unterhaltungskonzern alle Eigenproduktionen gestoppt. Das „Boot“ läuft noch einmal aus, „Babylon Berlin“ wird wohl von der ARD fortgesetzt. Eine ganze Branche ist in Alarmstimmung.
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Die Originals sind der Stoff, aus dem Streaming-Plattformen gemacht sind. Gemeint sind die Serien und Filme, die Unterhaltungsgiganten wie Netflix, Amazon und Disney exklusiv für ihre Nutzer produzieren lassen und die es nirgends sonst gibt. Solche Highlights müssen neue zahlende Zuschauer anlocken und bestehende Nutzer halten, sie sind der Nährboden für ein irgendwann mal profitables Geschäft.

Der Bezahlsender Sky war relativ spät in die Produktion aufwendiger Eigenproduktionen eingestiegen – und konnte dann gemeinsam mit der ARD die Erfolgsserie „Babylon Berlin“ präsentieren. Es folgten etwa die Neuauflage von „Das Boot“ und der Alpenkrimi „Der Pass“. Nicht alles, was Sky anfasste, war ein Erfolg, doch das ist in einem derart umkämpften Wettbewerbsumfeld auch gar nicht möglich.

Positiv zu nennen ist neben den fiktionalen Stoffen, das Sky sich zuletzt mit einigen hervorragenden Dokumentationen hervorgetan hat, beispielsweise zum Olympia-Attentat von 1974 in München, einem Porträt des spanischen Monarchen Juan Carlos und einer Recherche zum Fall Relotius beim „Spiegel“.

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Doch jetzt ist Schluss. Devesh Raj, der CEO von Sky Deutschland, erklärte in der vergangenen Woche den Stopp von Eigenproduktionen, fertiggestellt werden nur noch die vierte „Boot“-Staffel, die Dystopie „Helgoland 513“ und die dritte Staffel der Comedy „Die Wespe“. „Die Entertainmentbranche, die Content-Landschaft sowie das Nutzungsverhalten der Zuschauerinnen und Zuschauer“ habe sich „rapide verändert und weiterentwickelt“. Vor allem die Kosten seien deutlich gestiegen.

Klar zum Auslaufen: Szene aus „Das Boot“
Klar zum Auslaufen: Szene aus „Das Boot“
Quelle: Sky

Die Entscheidung kam überraschend und ist ein Schlag – für Sky Deutschland und für die Produktionsbranche insgesamt. Sky bleiben als Argumente, das Angebot zu abonnieren, noch die wichtigen, aber kostspieligen Sportübertragungen und ein gut kuratiertes Angebot für Filme und Serien. Doch ob das bei dem aktuellen Überangebot im Markt reicht, ist sehr fraglich. Wie viele Abonnenten das deutsche Sky-Angebot hat, ist nicht offiziell bekannt. Der Pay-TV-Anbieter brauchte viele Jahre, um überhaupt profitabel zu werden, wurde dann aber, kaum endlich in der Gewinnzone, von den günstigeren Streaming-Anbietern unter Druck gesetzt.

Hausgemachte Krise

Der Rückzug ist zu einem guten Teil hausgemacht – der Eigentümer von Sky, seit etwa fünf Jahren das amerikanische Großunternehmen Comcast, will sich laut Branchenberichten von Sky Deutschland trennen. Als Käufer wurde zuletzt die Privatsendergruppe ProSiebenSat.1 gehandelt – doch wer deren Hauptversammlung in der vergangenen Woche verfolgt hat, muss sich fragen, ob das eine gute Transaktion wäre. Ein Aktionärsvertreter bescheinigte dem Management, eine „schlecht inszenierte Reality-Show“ zu produzieren. Bei einer Übernahme wäre vor allem die Technologie von Sky für einen Käufer interessant – der Produktionsstopp belegt diese Einschätzung.

Düstere Kost: „Der Pass“
Düstere Kost: „Der Pass“
Quelle: Sky

Ist das Signal aus München-Unterföhring aber auch Ausdruck eines größeren Trends? Die Ankündigung einer Streaming-Implosion? Schwer zu sagen. Klar ist, dass sich das Angebot reguliert – in dem Maße, wie sich die Überforderung der Zuschauer in einer stagnierenden Nutzung niederschlägt. Die Sky-Entscheidung ist aber jenseits einer größeren Kostendisziplin radikal – und zwar radikal selbstschädigend. Die Produktionsbranche muss nun mit den Neben- und Wechselwirkungen fertig werden.

„Die Entscheidung von Sky Deutschland hinterlässt eine Spur der Verwüstung in der deutschen Produzentenlandschaft“, kritisiert Björn Böhning. Der Geschäftsführer der Allianz Deutscher Produzenten rechnet mit einer „vierstelligen Zahl von Mitarbeitern der Produktionsfirmen, die kurzfristig keine Arbeit haben werden.“ Und ergänzt: „Ob Produzenten, Mitarbeiter und Kreative nun noch von Sky bezahlt werden, ist fraglich.“ Die Branche sei „in Alarmstimmung“, sagt Böhning: „Ich glaube, dass wir hier nur die Spitze des Eisberges sehen.“

Der Wettkampf um zahlende Abonnenten wird allerdings trotz des Wolkenbruchs bei Sky anhalten. Bei Netflix heißt es beispielsweise auf Nachfrage: „Netflix wird auch 2024 massiv in den deutschen Markt investieren mit Serien, Filmen Reality-Shows und Dokumentationen.“ Konkrete Aussagen über die Übernahme von Sky-Formaten macht das Unternehmen allerdings nicht.

Doch die gut laufenden Sky-Stoffe werden die Fans voraussichtlich woanders sehen können, hier soll es bereits Gespräche im Hintergrund geben. Und die ARD wird die Erfolgsserie „Babylon Berlin“, von der eine fünfte Staffel eigentlich gesetzt war, wahrscheinlich fortsetzen – vielleicht mit einem neuen Partner. Die Show muss weitergehen.

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