WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Kultur
  3. Documenta: Ein kleiner Schritt auf der Suche nach der neuen Leitung ist gemacht

Kultur Documenta

Ein kleiner Schritt auf der Suche nach der neuen Leitung ist gemacht

Freier Mitarbeiter im Feuilleton
Mitglieder der Findungskommission: Yilmaz Dziewior darf den nächsten Documenta-Kurator aussuchen Mitglieder der Findungskommission: Yilmaz Dziewior darf den nächsten Documenta-Kurator aussuchen
Yilmaz Dziewior darf nächsten Kurator mit aussuchen
Quelle: Falko Alexander
Der Direktor des Museum Ludwig und fünf weitere Experten stehen vor einer verantwortungsvollen Aufgabe. Sie müssen die Person finden, der es gelingt, die Documenta wieder zu dem Kunstfestival zu machen, auf das die Welt wartet.
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Die Documenta 16 hat endlich eine Findungskommission gefunden. Die wiederum muss eine künstlerische Leitung für das Kunstfestival finden, das turnusgemäß im Jahr 2027 (geplant für die Zeit vom 12. Juni bis 19. September) in Kassel stattfinden soll. Auf Vorschlag des Geschäftsführers der Documenta und Museum Fridericianum gGmbH, Andreas Hoffmann, hat der Aufsichtsrat sechs Personen benannt.

Yilmaz Dziewior, Sergio Edelsztein, N‘Goné Fall, Gridthiya Gaweewong, Mami Kataoka und Yasmil Raymond haben nun die gemeinsame Aufgabe, „wegweisende Persönlichkeiten der zeitgenössischen Kunst einzuladen“, sich mit einem kuratorischen Konzept zu bewerben und „das vielversprechendste Format für die Umsetzung auszuwählen“.

Viel Zeit bleibt dafür nicht, denn die Aufarbeitung der Documenta hat viel Zeit gekostet und ist längst nicht abgeschlossen. Nach der Ausstellung teilweise antiisraelischer und antisemitischer Kunstwerke, der Entfernung der Bilder, dem Rücktritt der damaligen Geschäftsführung, dem kuratorischen Versagen und allgemein kommunikativer Schwierigkeiten, war auch der Prozess der Findung eines neuen Kurators ins Stocken geraten.

Ein Mitglied der ursprünglich berufenen Findungskommission hatte ein antisemitisches Pamphlet unterschrieben, ein anderes Kommissionsmitglied wurde die Bitte um Aufschub des Zeitplans angesichts der Hamas-Angriffe auf Israel verwehrt. Daraufhin war die gesamte Kommission zurückgetreten. Das war im November 2023.

Schutz der Kunstfreiheit, Wahrung der Menschenwürde

Nun gut eineinhalb Jahre später ist man in Kassel zumindest einen Schritt weiter. Vorausgegangen war die Vorlage eines Verhaltenskodex mit Maßnahmen unter anderem gegen Antisemitismus durch den Aufsichtsrat der Documenta im Mai 2024. Er wurde dafür kritisiert, dass er nur für die Geschäftsführung gilt, nicht aber für die künstlerische Leitung. Immerhin wird der Kasseler Trägergesellschaft damit eine Sorgfaltspflicht auferlegt, der den Organisatoren der vergangenen Ausstellung nur unzureichend nachgekommen war.

Diese Sorgfaltspflicht hinsichtlich der Auswahl der künstlerischen Leitung sollte aber auch die Findungskommission nachkommen, denn – so der Kompromiss – künftige Kuratoren werden verpflichtet, ihr künstlerisches Konzept vorab der Öffentlichkeit vorzustellen. Hessens Kunstminister Timon Gremmels (SPD) hofft damit, „eine praktikable Balance zwischen dem Schutz der Kunstfreiheit und der Wahrung der Menschenwürde zu finden“.

Lesen Sie auch

Wer sind die Mitglieder der Findungskommission? Andreas Hoffmann beschreibt sie in der gewundenen Sprache zeitgenössischer Institutionspolitik so: „Die Beteiligten stehen mit ihrer ausgewiesenen Expertise und der Vielfalt ihrer Hintergründe in besonderer Weise für die Internationalität und Diversität der documenta Ausstellungen.“

Er sei sich sicher, dass „die multiperspektivische fachliche Zusammensetzung der neuen Findungskommission“, zu einem „zukunftsweisenden Vorschlag“ führen werde. Damit werde „der Grundstein dafür gelegt, dass die internationale Kunstwelt wieder gewohnter und willkommener Gast in Kassel sein wird“.

Documenta-Wunsch: international und vielfältig

Erfahren in der deutschen Kunstwelt ist vor allem Yilmaz Dziewior. Im Jahr 1964 in Bonn geboren, leitet der Kunsthistoriker seit neun Jahren das Museum Ludwig in Köln, zuvor war er Direktor am Kunsthaus Bregenz und am Hamburger Kunstverein. Im Documenta-Jahr 2022 war er Kurator des deutschen Beitrags auf der Kunstbiennale von Venedig.

Yasmil Raymond - Städelschule
Yasmil Raymond
Quelle: picture alliance/dpa/Valentina Knežević/Städelschule
Gridthiya Gaweewong
Gridthiya Gaweewong
Quelle: Angkrit Ajachariyasophon
Mami Kataoka
Mami Kataoka
Quelle: Ito Akinori
N‘Goné Fall
N'Goné Fall
Quelle: F. Diouf
Sergio Edelsztein
Sergio Edelsztein
Quelle: Albi Serfaty
Anzeige

Die 1978 geborenen Amerikanerin Yasmil Raymond ist noch bis Ende Juli 2024 Rektorin der Frankfurter Städelschule und Direktorin des Portikus. Im Januar hatte Raymond dort eine Ausstellung zeitweise schließen müssen, weil die iranische Regisseurin und BDS-Unterstützerin Maryam Tafakory ihre Filme im proisraelischen Deutschland nicht mehr zeigen wollte. Nach nur vier Jahren Amtszeit tritt sie jetzt zurück.

Es wurde kolportiert, sie habe propalästinensische Solidaritätsbekundungen der Studenten nicht mittragen wollen. „Kunst in Zeiten des Krieges zu machen“, sei für Künstler „eines der schwierigsten ethischen Dilemmas“, erklärte Raymond. Ihnen gegenüber habe sie immer empfohlen, „dass sie ihre Weltsicht erweitern, indem sie etablierte Meinungen hinterfragen, sich vor Dogmen in der Kunst hüten“. Diese Erkenntnis dürfte sie in die Findungskommission einbringen.

Dazu gehören außerdem der argentinische Kurator Sergio Edelsztein (*1956). In Tel Aviv hatte er das Center for Contemporary Art gegründet und war bis 2018 dessen Direktor. Zweimal kuratierte er die israelischen Pavillons auf der Biennale von Venedig. Die Thailänderin Gridthiya Gaweewong (*1964) arbeitet als Kuratorin hauptsächlich in Südostasien. Gemeinsam mit Rirkrit Tiravanija leitete sie im vergangenen Jahr die Thailand Biennale.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Die 1967 in Dakar im Senegal geborene N‘Goné Fall wird als unabhängige Kuratorin und Expertin für Kulturpolitik vorgestellt. Sie war Redaktionsleiterin der Kunstzeitschrift „Revue Noire“ in Paris, lehrte an Universitäten in Ägypten, Südafrika und Niger und wurde 2018 vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron zur Kommissarin der Veranstaltungsreihe „Africa2020 Season“ ernannt.

Das Sextett der Vielfalt vervollständigt noch die 1965 geborene Japanerin Mami Kataoka. Sie ist seit 2019 Direktorin des Mori Art Museum in Tokio, wo sie zuvor lange Kuratorin war. Sie hat zudem selbst Erfahrung als künstlerische Leiterin großer internationaler Kunstausstellungen, etwa der Biennale von Sydney und der Aichi Triennale. Als langjähriges Vorstandsmitglied des Internationalen Komitees für Museen und Sammlungen moderner Kunst CIMAM soll sie nun internationale Institutionserfahrung in die Documenta-Kommission bringen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema