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Meinung Toto in Berlin

Meine Band zum Erwachsenwerden

Politischer Korrespondent
Joseph Williams von Toto Joseph Williams von Toto
Joseph Williams von Toto
Quelle: Redferns
Unser Autor hat lange gebraucht, um die Dad-Rock-Gruppe Toto lieben zu lernen – ganze dreißig Jahre. Beim Konzert in Berlin zeigt die Band, warum sie von Musik-Snobs unterschätzt wird. Und warum sie ideal für Berufstätige ist.
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Wenn man jung ist, ist man im kenntnislosen Übermut oft besonders anspruchsvoll und unangepasst – oder man hält sich zumindest dafür. Mit 13 Jahren hatte ich nur ein Schmunzeln für den Vater eines Freundes übrig, der der Meinung war, dass die Band „Toto“ eine der fünf besten Bands aller Zeiten sei.

Wirklich? Überproduzierter Kitsch-Rock soll gut sein? Da fühlte ich mich geschmacklich mit meinem kleinen Plattenregal, auf dem „Master of Puppets“ von Metallica, „Killers“ von Iron Maiden und die „Remasters“-Compilation von Led Zeppelin standen, ja wohl um einiges reifer als Toto-Hörer.

Aber man wird älter. Und irgendwann, vielleicht auch bedingt durch den sinkenden Hormonspiegel, kann man dem Erwachsenen-Rock dann doch etwas abgewinnen. Und nicht nur als ironische Reminiszenz an die „80s-Forever“-CDs, die früher täglich im Fernsehen angepriesen wurden. Denn Toto ist einfach eine hervorragende Band.

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Am Dienstag konnte ich mich davon persönlich überzeugen. Die Kultband aus Los Angeles spielte Open Air in Spandau. Was mir als Erstes auffiel: Toto klingen live genauso wie auf ihren Studioalben. Das mag man langweilig finden – aber es zeigt, wie perfekt die Band technisch und musikalisch aufgestellt ist. Bandleader Steve Lukather, im silbernen Sakko, schnitt mit seinen Gitarren-Soli wie mit einem warmen Messer durch Butter, ohne sich ein einziges Mal hörbar zu verspielen. Sänger Joseph Williams verschluckte keine Note. Im Refrain zum Hit „Hold the Line“ lag niemand auch nur einen Halbton daneben.

Mitglieder der Band wurden und werden nicht umsonst gern als Gastmusiker engagiert. Studio-Zeit ist teuer, da heuert so mancher Künstler gern einen Profi an, der in wenigen Takes kreativen Input und eine perfekte Aufnahme liefert. Lukather spielte zum Beispiel die Gitarre (allerdings nicht das Solo) bei Michael Jacksons „Beat it“.

Trotzdem sind Bands wie Toto, Foreigner oder Survivor unter eher versnobbten Musikfans teils verpönt. Zu kommerziell, findet man. Vorurteile zeigen sich schon in den leicht abwertenden Genre-Bezeichnungen für deren Musikstil. „Arena-Rock“ nennen es einige, so als ginge es nur um die niederschwellige Bespaßung eines Massenpublikums – oder gar „Dad“-Rock – so als würden nur peinliche Familienväter mittleren Alters diese Art von Musik hören.

Was die Band zu bieten hat

Die Ressentiments werden genährt durch die radiotauglichen Arrangements der „Arena“-Rocker. Jeder kennt Lieder wie „Don’t stop believin“ von Journey oder „I want to know what Love is“ von Foreigner. Synthesizer, Liebes-Drama-Texte und Mitsingrefrains zeichneten das Genre aus, während rohere Bands (zum Beispiel Guns N Roses) auf einen ungeschliffenen Sound, Exzesse, Vulgarität und ein Assi-Image setzten.

Natürlich fand auch ich den Stinkefinger-Rock als Jugendlicher identitätsstiftender, aber wie mir ein Konzertbesuch bei Guns N’ Roses vor einigen Jahren vor Augen führte, ist es eine Musik, die Jahrzehnte später von gealterten und von Substanzmissbrauch gezeichneten Musikern kaum mehr spielbar ist, ohne dass man Fremdscham empfindet. Die besungenen Eskapaden sind längst nur noch eine verschwommene Erinnerung – für Musiker und Publikum.

Bei Toto ist das anders. Ja, auch die Dad-Rocker sind älter und dicker geworden, aber die Liebeslieder funktionieren genauso gut wie vor 40 Jahren. „Du sorgst für die Nacht, Baby, Ich sorg’ für die Liebe“ schallte es von der Bühne. Und mehr braucht es nicht.

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Eigentlich … Aber die Band hat einiges mehr zu bieten. Das hörte man zum Beispiel bei „Jake to the Bone“– einem Instrumentalstück, das auch von der Avantgarde-Band Dream Theater oder von dem Gitarristen Guthrie Govan stammen könnte. Lukather kündigte den Song so an: „Habt ihr unsere Fehler bisher gehört? Die haben wir absichtlich eingebaut für die Musiker hier. Dieses Lied ist für euch.“ Ein wenig scheint sich die Band dessen bewusst zu sein, dass sie zumindest bei den Musikliebhabern ohne Berührungsängste Kultstatus genießt.

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Beim Groove des Super-Hits „Rosanna“ etwa geht selbst erfahrenen Schlagzeugern das Herz auf. Ein eigentlich langweiliger Country-Shuffle, vom verstorbenen Schlagzeuger Jeff Porcaro aufgepeppt mit Ghost Notes (die man kaum hört, aber spürt), so locker und flockig gespielt, dass die Leute trotzdem tanzen. Wer Toto für eine musikalisch uninteressante Band hält, sollte selbst einmal probieren, die Instrumentalparts nachzuspielen.

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Und kaum jemand wird von sich behaupten können, noch nie betrunken „Africa“ mitgegrölt zu haben. Natürlich kam der Weltmusik-Klassiker, den noch heute jeder mit Toto verbindet, ganz zum Schluss. Keyboarder David Paich war zur Entstehungszeit des Songs übrigens noch nie in Afrika gewesen. Die Lyrics über den Kilimandscharo und die Serengeti exzerpierte er aus einer „National Geographic“-Reportage. Die Sehnsucht nach „Weit weg“ und Exotik, romantischer eingefangen als die Realität je sein könnte. Quasi ein Karl-May-Roman als Song.

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Das Publikum lag sich in den Armen und sang „I bless the rains down in Africa“, bevor um 22 Uhr Abpfiff war. So kam jeder rechtzeitig ins Bett. Die Spielzeit-Planung von Toto ist so rücksichtsvoll wie ihre Musik. Man freut sich eben als arbeitstätiger Mensch darüber, wenn eine Band pünktlich (auf die Minute um 20 Uhr) auf die Bühne kommt, nach zwei Stunden mit ihrem Programm durch ist – und zwischendurch nicht zugekokst von der Bühne fällt.

So ist es eben mit dem Erwachsenen-Rock. Man wächst rein und lernt ihn zu schätzen. Bei mir hat es 30 Jahre gebraucht. Aber wenn ich den Vater meines alten Kumpels bald einmal wieder sehe, werde ich ihm sagen, dass er recht hatte. Toto ist super.

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