1. „Lesen im Halbdunkel schadet den Augen.“
So warnten uns schon unsere Eltern, wenn wir abends Pippi Langstrumpf oder Harry Potter gelesen haben. Oder das Buch, das am nächsten Tag Thema in der Klausur war ...
Stimmt das? „Mit Sicherheit nicht“, sagt Rüdiger Schwartz von der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gegenüber der DPA. „Wenn das Licht nicht ausreicht, ist das Lesen anstrengender, und die Augen ermüden schneller“, erklärt Schwartz. „Aber Schaden nimmt das Auge in keinem Fall“, so der Mediziner.
Doch mit einem anderen Problem hast du sicher auch schon Bekanntschaft gemacht: Beim Lesen im Halbdunkel wird die Pupille größer, dadurch die Tiefenschärfe schlechter. Deswegen musst du dich mehr konzentrieren – und kannst Kopfschmerzen bekommen. Dann doch lieber bei Tageslicht lesen.
2. „Haare werden durch häufiges Rasieren dicker.“
Männer mit spärlichem Bartwuchs glauben es, zumindest heimlich – und du?
Stimmt das? Leider nein. Wie häufig man sich rasiert, hat keinen Einfluss. Doch, beim Barte des Propheten, wie kam es zu diesem Irrglauben? Zwei Gründe:
- Das Haar wird zur Spitze hin immer dünner. Schneidet man die dünne Spitze ab, ist nur noch das kürzere dickere Haar zu sehen.
- Das Haar bleicht durch Lichteinwirkung mit der Zeit etwas aus. Frisch nachgewachsene Stoppeln sind davon noch unberührt und daher etwas dunkler. Das lässt sie ebenfalls dicker erscheinen.
3. „Kaffeesatz ist ein guter Blumendünger.“
Kaffee ist nicht nur ein Genuss für uns Menschen, sondern auch noch nützlich für die Pflanzen. Lässt man ihn trocknen, um die Schimmelgefahr zu beseitigen, kann man damit prima im Blumenkasten oder Garten düngen.
Stimmt das? Klares Jein. Der Kaffeesatz enthält Stickstoff, welcher als Dünger das Blattwachstum unterstützt. Im Kaffeesatz enthaltenes Phosphor regt die Blütenbildung und Fruchtreife an. Kalium unterstützt den Zellaufbau und verleiht der Pflanze Stabilität. Hortensien, Rhododendron und Blaubeeren mögen saure Böden und freuen sich über einen Kaffee.
Aber: Beim Einsatz von zu viel Kaffeesatz droht eine Übersäuerung des Bodens. Frühlingsblüher wie Krokusse, Narzissen oder Tulpen vertragen das gar nicht, weil sie eher kalkhaltige Böden bevorzugen. Auch viele Gemüsesorten wie Kohl oder Zwiebeln sollte man nicht mit Kaffee düngen.
4. „Blitze schlagen niemals zweimal an derselben Stelle ein.“
Ob damit nun ein und derselbe Blitz gemeint ist oder mehrere Blitze hintereinander – darüber brauchen wir nicht zu sinnieren. Denn schon für ein und denselben Blitz gilt: Er kann zweimal an derselben Stelle einschlagen.
Die Aussage, Blitze schlagen nicht zweimal an derselben Stelle ein, ist also falsch. Das fanden Atmosphären-Forscher der University of Arizona schon 1997 heraus, als sie 386 Blitzeinschläge analysierten. Zunächst stellten sie fest: Ein Blitz schlägt häufig an mehreren Stellen gleichzeitig ein. Maximal konnte ein Blitz den Boden bis zu viermal treffen (im Schnitt waren es 1,45 Mal). Der zweite Blitzeinschlag nahm meist einen leicht anderen Weg als der erste und schlug einige Meter entfernt ein.
Die dritten und vierten Einschläge hingegen folgten der Route des ersten – und landeten an genau derselben Stelle einen Volltreffer wie der erste Einschlag.
5. „Stress macht anfälliger für Krankheiten.“
Heutzutage gibt es viele Gründe für Stress: Arbeitsverdichtung (mehr Arbeit in gleicher Zeit oder gleich viel Arbeit in weniger Zeit), mediale Reizüberflutung und ... warte kurz ... warum vibriert eigentlich schon wieder mein Handy? ... Wir sind häufiger gestresst und werden dadurch schneller krank.
Stimmt das? Ja. Und das liegt förmlich auf der Hand, wo Studien doch immer neue Stresssymptome aufdecken: Hautausschläge, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, erhöhte Leberwerte, Magen-Darm-Erkrankungen, Burn-out oder Depression können die Folge von Stress in der Familie oder im Beruf sein.
Deswegen: Probier‘s mal mit Gemütlichkeit.
6. „Napoleon Bonaparte war klein (für seine Zeit).“
Nicht nur die Porträts von Napoleon Bonaparte scheinen es zu bestätigen, es passt auch ins Bild: Schließlich haben gerade die kleineren Männer großen Hunger. Auf Macht.
Stimmt das? Nein, nicht klein. Der deutsche Journalist und Napoleon-Experte Günter Müchler berichtet in der Biografie „Napoleon. Revolutionär auf dem Kaiserthron“: Zweimal wurde Napoleons Größe festgestellt, allerdings erst nach seinem Tod am 5. Mai 1821. Bei einer Vermessung seines Leichnams kurz nach seinem Tod kam man auf 1,68 Meter Körpergröße. Später kamen Schneider auf Basis seines Reitermantels auf 1,65 Meter.
Dass Napoleon mindestens 1,65 Meter groß war, zeigt: Der Kaiser der Franzosen war sogar überdurchschnittlich groß für die damalige Zeit! Seine Proportionen (breiter Rumpf, kaum Hals) lassen ihn aber kleiner wirken.
7. „Hühnersuppe hilft gegen Erkältung.“
Schon Oma hat sie uns gekocht, wenn die Nase lief. Danke Omi, schließlich hilft Hühnersuppe gegen Schnupfen und Co.
Stimmt das? Ja. US-Wissenschaftler der University of Nebraska stellten fest, dass die Inhaltsstoffe der Hühnersuppe weiße Blutkörperchen (Neutrophile) hemmen, die entscheidend an den Erkältungsprozessen und Entzündungen der Nasen-, Nebenhöhlen- und Rachenschleimhaut beteiligt sind. Außerdem stellt eine Hühnersuppe Vitamine, Zink und Eisen bereit, die dein Immunsystem stärken.
Und warme Getränke und viel Trinken sind bei Erkältungen sowieso immer gut.
8. „Stiere werden von roter Farbe aggressiv.“
Das Lernen wir schon in Zeichentrickfilmen. Und schließlich ist das Tuch des Toreros im letzten Teil des grausamen Stierkampfes, die Muleta, meistens dunkelrot. Ergo: Bei Rot „werden die Stiere zum Stier.“
Stimmt das? Nein. Die Augen aller Rinder haben keine Zapfen für rotes Licht und sind dementsprechend „rot-farbenblind“. Es ist also nicht die rote Farbe des Tuches, die den Stier aggressiv macht.
Vielmehr machen die Stiere die schnellen Bewegungen fuchsteufelswild, die der Torero mit der Muleta vollführt.
9. „Fledermäuse sind blind.“
„Blind as a bat“ heißt es sogar im Englischen.
Stimmt das? Das Sprichwort gibt es, aber das macht die Fledermäuse auch nicht blind. Bei derartigen Irrtümern kann man nur schrill zirpend davon flattern! Ja, gut, der Sehsinn spielt bei Fledermäusen eher eine untergeordnete Rolle. Die Flattermänner und -frauen orientieren sich zum Großteil per Echoortung.
Aber die Tiere können schwarz-weiß sehen und manche Arten erkennen auch UV-Licht, das von Blüten reflektiert wird. Zusätzlich verfügen Fledermäuse über einen Magnetsinn. Wie Zugvögel orientieren die Säugetiere sich bei Langstreckenflügen an den Linien des Erdmagnetfeldes.
10. „Im Alter kann der Penis schrumpfen.“
Mann wird nicht nur kleiner im Alter, auch sein Johannes wird größentechnisch bescheidener.
Stimmt das? Hart, aber wahr: Auch wenn es keine genauen Zahlen gibt, wird von ein bis zwei Zentimetern Längeneinbußen ab dem 40. Lebensjahr ausgegangen. Mittel zur Prävention: Häufige Benutzung – egal ob beim Masturbieren, Vorspiel oder Geschlechtsverkehr.
Denn laut Urologe Dr. Edward Zimmerman aus Las Vegas hänge das Schrumpfen auch damit zusammen, dass Leute im Alter weniger Sex haben würden. Dadurch käme es zu weniger Erektionen, weniger Sexualhormone würden produziert und das beste Stück schrumpfe.
Nun, da dir die Augen geöffnet wurden, bist du dran: Hast du noch weitverbreitete Irrtümer für uns? Dann rein damit in die Kommentare.