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Uhren Zehn Minuten Zeit

Keine Schweizer Uhr kann so understated wirken

Ein Werk, so präzise wie kaum ein anderes: Seikos Klassiker 9F in der Fertigung Ein Werk, so präzise wie kaum ein anderes: Seikos Klassiker 9F in der Fertigung
Ein Werk, so präzise wie kaum ein anderes: Seikos Klassiker 9F in der Fertigung
Quelle: Seiko/Katsunori Kishida
Vor 25 Jahren brachte Seiko ein Quarzwerk heraus, das neue Präzisionsmaßstäbe setzte. Nun ist es wieder da – und beschäftigt Kenner, die es unauffällig mögen. Zum Jubiläum des Klassikers 9F.

Die Tradition der Uhren-Branche ist so lang, dass ein 25. Geburtstag nicht sonderlich weit zurückreicht. Noch dazu wirkt das Jahr 1993 ästhetisch nicht unbedingt erwähnenswert. Doch entstand gerade damals eine wegweisende Hightech-Uhr: Seiko präsentierte nach fünfjähriger Entwicklungsarbeit ein besonders leistungsfähiges Quarzwerk, das Kaliber 9F83 – weit präziser und robuster als alles, was bis dahin in Armbanduhren zu finden war. Eingeschalt wurde es in „Grand Seiko“-Modelle – und blieb außerhalb Japans nahezu unbemerkt. Die mit großem Aufwand hergestellte Linie wurde nur in der Heimat angeboten.

In Europa hatte man sich seinerzeit längst entschieden: Ein hochwertiger Zeitmesser hatte über ein mechanisches Werk zu verfügen, das noch dazu durch die aufkommenden Glasböden sichtbar wurde. Ein zuverlässiges System, von Menschenhand gemacht – das hatte mehr romantisches Potenzial als maschinelle Präzision, man galt damit als kultiviert.

Den Japanern war die Trennung in höher- und minderwertig immer fremd

Dabei war noch wenige Jahre zuvor die Begeisterung für elektronische Zeitmesser weltweit groß. Weil mit der zunehmenden Frequenz des Oszillators die Präzision eines Uhrwerks zunimmt, die mechanischen Schnellschwinger aber wartungsintensiv waren, schien der noch weit höherfrequente Schwingquarz als perfekter Taktgeber. Es hatte ein halbes Jahrhundert gedauert, bis aus den schrankgroßen Quarzuhren europäischer Wissenschaftler tragbare Modelle geworden waren. Bei den Chronometer-Wettbewerben der späten 60er-Jahre übertrafen die Schweizer Prototypen oft die Konkurrenz aus Fernost, und es war das Traditionshaus Girard-Perregaux, das den bis heute gültigen Takt von 32.768 Hz einführte.

Die erste Serien-Quarzuhr aber kam 1969 von Seiko. Die „Astron“ hatte noch den Preis eines Kleinwagens, aber bald darauf fielen die Preise für die industriell herstellbaren Modelle dieser Bauart ins Bodenlose – und die europäische Uhrenindustrie schlitterte in eine existenzielle Krise. Sie erfand sich neu, als Hersteller eines mechanischen Luxusguts, als Hüter wahrer Werte.

In Europa kaum bekannt, deswegen für Fachleute begehrenswert: Die „Grand Seiko“
In Europa kaum bekannt, deswegen für Fachleute begehrenswert: Die „Grand Seiko“
Quelle: Seiko

Den Japanern dagegen war diese Trennung in höher- und minderwertig, Gut und Böse offenbar immer fremd. Schon 1969 hatte man die Mitbewerber nicht nur mit der „Astron“, sondern auch bei der Markteinführung des ersten automatischen Chronographen überholt. Und dass die Quarztechnologie bald preiswert wurde, diskreditierte sie in Japan nicht. Die Ingenieure machten sich vielmehr daran, sie zu perfektionieren. Das hieß vor allem, sie an die hohen Ansprüche der Premiumlinie „Grand Seiko“ anzupassen, die man seit 1960 zunächst mit hochfeinen mechanischen Werken ausstattete. 

Optisch waren diese Uhren sorgfältig ausgewogen. Um ihre langen Zeiger bewegen zu können, musste das neue Quarzwerk über ein besonderes Drehmoment verfügen; und es sollte nach jedem Sekundenschritt exakt und ohne jedes Nachzittern auf eine Markierung in der Minuterie weisen.

Auch ein Klassiker: Eisenbahn-Minuterie
Ein Unikat mit anreibeversilbertem Zifferblatt: "Senator Chronograph" von Glashütte
Rund um die Uhr

Verantwortlich dafür sind keine elektronischen, sondern mechanische Finessen. Akribisch wurde auch am blitzartigen Datumssprung gearbeitet. Vor allem aber lief das Kaliber 9F genauer als seine Vorgänger. Hatte die „Astron“ die plus/minus fünf Sekunden täglicher Gangabweichung sehr guter mechanischer Uhren zur monatlichen Toleranzgrenze erhoben, galt sie jetzt für ein ganzes Jahr.

Im Shizukuishi Watch Studio in Morioka, Japan, werden die „Grand Seiko“-Uhren hergestellt
Im Shizukuishi Watch Studio in Morioka, Japan, werden die „Grand Seiko“-Uhren hergestellt
Quelle: Seiko

Heute sind die mechanischen Produkte aus Japan auch in Europa zumindest ein Thema für Kenner, die es unauffällig mögen. Schweizer Uhren kennt jeder, bei den Modellen aus Japan ist das nicht der Fall. Keine Schweizer Uhr kann deshalb so understated wirken wie dieses Fernost-Produkt. Seit 2010 ist die Premium-Linie auch in Europa zu kaufen. In Deutschland unterhält das Unternehmen zwei Boutiquen und hat „Grand Seiko“ von der Linie fast zur Marke erhoben: Die Initialen „GS“ stehen jetzt auf dem Zifferblatt bei zwölf Uhr, der Herstellername viel kleiner bei sechs Uhr. Vielleicht haben auch die kürzlich vorgestellten Quarz- und Hybridwerke Schweizer Hersteller zur Rehabilitierung der Elektronik beigetragen. Die zwei Seiko-Sondermodelle, die zum 25. Geburtstag des Originals erscheinen, bewirbt man jedenfalls auch in Europa. 

Das auf 1500 Exemplare limitierte Edelstahl-Modell ist nur wenig größer als der Vorgänger von 1993, folgt ihm sonst treu in jedem Detail des Stahlbands, der Lanzettzeiger und strengen Stabindizes. Neu ist aber das mit dem Quarz-Symbol strukturierte Blatt. Eine Stahl-Gold-Variante, von der nur 600 Stück entstehen, zeigt das Hochleistungs-Quarzkaliber unter einem Glasboden (5000 Euro). Dass sich der Schwingquarz darin viele Tausend Male pro Sekunde hin- und herbewegt, bleibt dem Auge verborgen. Aber man weiß es als Experte ja auch so.

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