Die Abnehmspritze Wegovy des dänischen Herstellers Novo Nordisk kann einer Studie zufolge Symptome von Herzinsuffizienz bei stark übergewichtigen Menschen lindern. Nach einjähriger Behandlung mit dem Wegovy-Wirkstoff Semaglutid habe sich der Gesundheitszustand der Probanden, gemessen an einer auf Fragebögen basierenden 100-Punkte-Skala, um 16,6 Punkte verbessert, teilte der dänische Pharmakonzern am Freitag mit.
Eine wöchentliche Dosis des Mittels reduzierte die Beschwerden der Patienten, zu denen Kurzatmigkeit, Müdigkeit und ein unregelmäßiger Herzschlag gehören können. Bei der Vergleichsgruppe mit einem Placebo-Mittel waren es nur 8,7 Punkte. Damit seien die mit Herzinsuffizienz einhergehenden Symptome stark reduziert worden.
In die Studie von Novo Nordisk wurden zwischen März 2021 und März 2022 529 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 69 Jahren untersucht. Mehr als die Hälfte von ihnen waren Frauen, zwei Drittel stark übergewichtig. Bei den Patienten, die Wegovy erhielten, kam es zu signifikanten Verbesserung der Symptome der Herzschwäche und der damit verbundenen körperlichen Einschränkungen. Im Vergleich zu den Patienten, die ein Placebo erhielten, wiesen sie außerdem einen niedrigeren Blutdruck und einen Rückgang der Entzündungswerte auf, zwei wichtige Marker für die Herzgesundheit.
Menschen mit Fettleibigkeit haben in der Regel ein höheres Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln. In Deutschland leiden fast vier Millionen Menschen an einer solchen Herzschwäche – also etwa jeder Zwanzigste. Die Krankheit tritt am häufigsten bei älteren Menschen auf und kann tödlich enden.
Die im „New England Journal of Medicine“ veröffentlichte Studie war mit 529 Patienten relativ klein. Eine über fünf Jahre laufende Studie mit rund 17.600 Erwachsenen, die Novo Nordisk kürzlich veröffentlichte, hatte ein sinkendes Risiko von Schlaganfällen und Herzinfarkten bei Übergewicht ergeben.
Das dänische Unternehmen blickt mit Spannung auf die für das vierte Quartal erwarteten Ergebnisse einer Studie zur Wirksamkeit von Wegovy bei Herzinsuffizienz-Patienten mit Typ-2-Diabetes, so Martin Lange, Entwicklungschef von Novo Nordisk. Sollten diese positiv ausfallen, plane der Arzneimittelhersteller eine Erweiterung der Zulassung auf die Behandlung von Herzinsuffizienz bei Adipositas.
Novo Nordisk stellt mit den Studienergebnissen die gesundheitsfördernde Wirkung des Abnehmmittels heraus, um das Image eines Lifestyle-Medikaments loszuwerden. Bisher übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten von monatlich gut 300 Euro für das auch in Deutschland erhältliche Mittel nicht. Auch Novartis und AstraZeneca haben neue Medikamente gegen Herzinsuffizienz in der Pipeline.