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  3. Erster Weltkrieg: „Die Leute sind vor Schrecken sinnlos geworden“ – die Isonzo-Schlachten von 1915

Geschichte Isonzo-Schlachten 1915

„Die Leute sind vor Schrecken sinnlos geworden“

Nach der Kriegserklärung Italiens an Österreich 1915 wurden am Fluss Isonzo insgesamt zwölf Schlachten geschlagen. Trotz drückender Überlegenheit gelang den italienischen Truppen kein Durchbruch. Die Splitterwirkung machte den Karst zur Todeszone.
Freier Autor Geschichte
Ein italienischer Nachtangriff an der Isonzofront. Vermutlich eine Filmszene. (Aufnahmedatum: 01.01.1915-31.12.1917) Ein italienischer Nachtangriff an der Isonzofront. Vermutlich eine Filmszene. (Aufnahmedatum: 01.01.1915-31.12.1917)
Italienischer Sturmangriff am Isonzo
Quelle: picture alliance / SZ Photo
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Trotz der schweren Verluste, die die Armeen Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg bereits erlitten hatten, erfasste Mitte 1915 noch einmal ein regelrechter Rausch das Land. Denn am 23. Mai hatte Italien dem Kaiserreich den Krieg erklärt, der Partner, mit dem man seit 1882 im sogenannten Dreibund zusammen mit Deutschland verbunden gewesen war. Hatte man in Wien die latenten Differenzen um Südtirol und Istrien mit Rom bis dahin heruntergespielt und sich im Interesse der Bündnissicherung betont zurückhaltend gegeben, gewann nun der Wunsch nach Rache für den offenkundigen Verrat die Oberhand.

Dass den k.u.k-Truppen zusammen mit deutschen Verbänden kurz zuvor bei Gorlice-Tarnow ein tiefer Einbruch in die russische Front gelungen war, tat ein Übriges. Allerdings reichten Emotionen und die sie anfeuernde Propaganda nicht aus, um die tatsächlichen Probleme zu lösen, die die neue Front gegen Italien für den Kaiserstaat bedeuteten. Denn im Gegensatz zur italienischen Armee hatte die österreichische kaum Vorbereitungen für einen Waffengang unternommen, um dem unschlüssigen Dreibund-Partner kein Argument für einen Bündniswechsel zu liefern.

Die Niederlagen in den ersten Kriegsmonaten gegen Russland und Serbien hatten zudem zu einem dramatischen Mangel an Menschen und Material geführt. Da Italien gegenüber dem Deutschen Reich weiterhin Neutralität wahrte (die Kriegserklärung an Berlin erging erst am 27. August 1916), ließen sich die Löcher auch nicht mit Divisionen des großen Verbündeten schließen. Der Krieg gegen Italien wurde Österreichs eigener Krieg. Und er musste nach Lage der Dinge aus der Defensive heraus gegen „diesen perfiden Staat“ geführt werden, wie der österreichische Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf den abtrünnigen Partner zu bezeichnen pflegte.

Da die Gebirgsgeografie Tirols großräumige Bewegungen unmöglich machte, konzentrierte Conrads italienischer Gegenspieler Luigi Cadorna zwei Armeen mit rund 250.000 Mann und 700 Geschützen westlich des Flusses Isonzo. Von hier schien ein schneller Durchbruch über die Julischen Alpen nach Ungarn möglich, zum anderen gerieten Graz und als Fernziel Wien ins Visier.

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Tatsächlich gelang den italienischen Armeen im Juni 1915 der Vormarsch an den Isonzo. Den nicht einmal halb so starken österreichischen Truppen gelang es nur, bei Görz (heute Gorica) und Tolmein (Tolmin) Brückenköpfe zu halten. Um den Durchbruch zu erzwingen, bereitete Cadorna eine Offensive vor, die erste sogenannte Isonzo-Schlacht. Elf weitere sollten bis 1918 folgen.

Dafür ließ die italienische Führung ein ganzes Arsenal an modernen Geschützen auffahren. Obwohl der bisherige Kriegsverlauf zumal in Belgien und Frankreich bewiesen hatte, dass gut eingegrabene Verteidiger, die über genügend Maschinengewehre verfügten, selbst großangelegte Durchbruchsversuche zum Scheitern bringen konnten, sah Cadorna sein Heil in der Offensivstrategie.

Während der elften Isonzoschlacht: Umgeben von gefallenen Kameraden verteidigt ein österreichischer Soldat, der Fähnrich i.d.R. Johann Prelipcean, selbst bereits verwundet, die Stellung gegen italienische Truppen. (Aufnahmedatum: 01.08.1917-30.09.1917)
Österreichische MG-Stellung am Isonzo
Quelle: picture alliance / SZ Photo

Dabei zeigte sich schnell, dass die Ausstattung mit MGs ungenügend war. Italienische Regimenter hatten nur zwei im Bestand, so viele wie jedes österreichische Bataillon führte. „Moral gegen Maschinengewehre war immer ein unendlich verlustreiches Konzept“, urteilt der österreichische Historiker Manfried Rauchensteiner in seinem Standardwerk „Der Erste Weltkrieg und das Ende der Habsburger-Monarchie“.

Nachdem die erste Isonzo-Schlacht am 23. Juni schließlich eröffnet worden war, verlegten sich manche Einheiten trotz drückender zahlenmäßiger Überlegenheit lieber aufs Abwarten. Doch auch als Cadorna daran ging, zögerliche Offiziere – allein 27 Generäle binnen weniger Wochen – abzusetzen und vor ein Kriegsgericht zu stellen, wollten sich durchschlagende Erfolge nicht einstellen.

Als die Erste Isonzo-Schlacht am 7. Juli 1915 auslief, hatten die Italiener 15.000 Verluste zu beklagen, gegenüber 10.000 bei den Österreichern. Diese werteten ihr Standhalten als Erfolg und verzichteten auf den weiteren Ausbau ihrer Stellungen. Mit fatalen Folgen. Denn als Cadorna bereits am 17. Juli die Zweite Isonzo-Schlacht startete, verwandelte seine inzwischen verstärkte Artillerie das Karsthochland in eine Todeszone, zumal Stahlhelme als Kopfschutz noch nicht zur Verfügung standen.

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Quelle: N24 Doku

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Ein österreichischer Offizier schrieb in sein Tagebuch: „Die Zahl der Verwundeten ist ungeheuer ... Die Leute sind vor Schrecken sinnlos geworden ... Eine beispiellose Schlächterei ... Blut fließt überall und rings im Kreise liegen die Toten und Stücke von Leichen.“ Der Mann fiel.

Sein Armeebefehlshaber Svetozar Boroević notierte: „Ich verlor in den zwei Schlachten an Toten, Verwundeten und Gefangenen 40.000 Mann ... Die infernalisch wirkende feindliche Artillerie profitiert noch durch die Splitterwirkung des zertrümmerten Gesteins. Hinzu kommt, dass man die Leichen nicht bestatten kann. Sie verpesten die Luft, Leichenteile fliegen herum im Feuer, was zur Folge hat, dass unsere Leute den Hunger verlieren vor Ekel und trotz reichlichster Nahrung herabkommen.“

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Dennoch musste Cadorna auch die Zweite Isonzo-Schlacht Anfang August abbrechen. Auch die beiden folgenden Schlachten führten bis zum Ende des Jahres zum gleichen Ergebnis: „Der Erfolg bestand in der Gewinnung einiger Grabenstücke“, resümiert Rauchensteiner. Bis zum Jahreswechsel beliefen sich die italienischen Verluste an dieser Front auf 175.000 Soldaten, die der Österreicher auf 123.000.

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