WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Geschichte
  3. Tower Bridge: In 43 Meter Höhe boten Prostituierte ihre Dienste an

Geschichte Tower Bridge

Oben boten Prostituierte ihre Dienste an, unten explodierten Wasserleichen

Um den Verkehr in der boomenden Metropole London zu entlasten, wurde im Juni 1894 die Tower Bridge eröffnet. Der Bau war ein Meisterwerk der Ingenieurkunst. Aber seine Lage im East End machte ihn auch zum Hotspot von Kriminalität und ihren Opfern.
The opening ceremony of Tower Bridge in London, 30th June 1894. The ceremony was carried out by the Prince of Wales (the future King Edward VII) and his wife, Alexandra. (Photo by Francis Frith/Hulton Archive/Getty Images) The opening ceremony of Tower Bridge in London, 30th June 1894. The ceremony was carried out by the Prince of Wales (the future King Edward VII) and his wife, Alexandra. (Photo by Francis Frith/Hulton Archive/Getty Images)
Die offizielle Einweihung am 30. Juni 1894 zog zehntausende Zuschauer an
Quelle: Getty Images
Hier können Sie unsere WELT-Podcasts hören
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Der Auftrag hatte es in sich. Weil die altehrwürdige London Bridge den Verkehr über die Themse nicht mehr bewältigen konnte – London wuchs gerade zur größten Stadt der Welt – , wurde 1870 ein Wettbewerb für einen Brückenneubau im East End ausgeschrieben. Das Knifflige daran war, dass viele Hafenanlagen und Speicher, der sogenannte Pool of London, flussaufwärts lagen, sodass die Konstruktion die Durchfahrt großer Schiffe mit hohen Masten ermöglichen musste. Außerdem sollte sie sich in das Stadtbild mit der nahen Tower-Festung einfügen.

Es dauerte bis 1884, bis sich das Special Bridge or Subway Committee auf einen Entwurf einigen konnte. Dass mit Horace Jones ausgerechnet der Stadtbaumeister der City of London und damit ein Mitglied der Jury den Zuschlag erhielt, sorgte für ein gewisses Geschmäckle. Aber die Kombination aus Hänge- und Klappbrücke, die nach dem Tod von Jones von seinem Oberingenieur John Wolfe Barry innerhalb von acht Jahren fertiggestellt wurde, überzeugte schließlich das Publikum. Bei ihrer offiziellen Eröffnung am 30. Juni 1894 galt die Tower Bridge als Meisterwerk innovativer Ingenieurkunst und Symbol britischer Weltmacht.

Schon die Dimensionen beeindrucken noch heute. Die Länge beträgt 244, die Breite 76 und die beiden Türme messen 65 Meter. Die Fahrbahn liegt neun Meter über der Themse. Für die riesigen Pfeiler wurden 70.000 Tonnen Beton im Flussbett versenkt. Die Herstellung des Brückengerüsts erforderte 11.000 Tonnen Stahl, der mit Granit aus Cornwall und Portland-Stein im neugotischen Stil verkleidet wurde. Um Fußgängern eine Querung des Flusses auch während der Öffnung der beiden beweglichen Teile in der Mitte zu ermöglichen, überspannen zwei Stege in 43 Meter Höhe die Konstruktion. 432 Arbeiter von fünf Bauunternehmen trieben den Bau voran.

The construction of Tower Bridge, London, which was completed in 1894. (Photo by London Stereoscopic Company/Hulton Archive/Getty Images)
Achte Jahre dauerte der Bau
Quelle: Getty Images

Doch das eigentliche Wunderwerk war im Inneren verborgen. Zwei Kolbendampfmaschinen mit 360 PS betrieben das hydraulische System, das die Brücke binnen zwei Minuten vollständig hochklappen konnte. Da nur wenige Schiffsriesen dies erforderlich machten, behinderten der Verkehr auf Straße und Fluss einander nur mäßig. Seit 1974 wird der Mechanismus elektrisch betrieben, und die hydraulischen Elemente sind mit Öl statt mit Wasser befüllt.

Lesen Sie auch

Zehn Tage nach der feierlichen Eröffnung durch Queen Victorias Sohn und Kronprinz Eduard (der spätere Eduard VII.) und seiner Ehefrau Alexandra von Dänemark wurde die Tower Bridge für den Verkehr freigegeben. Bereits in den ersten Stunden stürmten 140.000 Menschen die Brücke, die bald zu einem Wahrzeichen der Metropole avancierte. Heute werden pro Jahr 500.000 Besucher gezählt, die die Fußgängerstege (deren Böden seit 2014 aus Glas bestehen) nutzen und die Ausstellungen der City Bridge Foundation besuchen.

Die kurzen Stopps, die das häufige Hochziehen der Brücke erzwang, förderten allerdings auch ein Gewerbe, das im Londoner Osten seit jeher Konjunktur hatte: Taschendiebstahl und Prostitution. Vor allem in den Zugängen zu den beiden Fußgängerstegen der Tower Bridge und den Wegen selbst boten Sexarbeiterinnen ihre Dienste an.

Denn weil Öffnen und Schließen der Brücke nur kurze Zeit erforderte, verzichteten die meisten Passanten auf den mühsamen Aufstieg, sodass sich einigermaßen ungestörte Möglichkeiten zur schnellen Lustbefriedigung eröffneten. Um das unmoralische Treiben zu stoppen, wurden die Fußwege daher 1910 bis 1982 geschlossen. Seitdem sind sie Teile der Dauerausstellung „The Tower Bridge Experience“.

Auch ein anderes Phänomen warf Schatten auf das technische Wunderwerk. An der Nordseite der Brücke bildeten die Fundamente nämlich eine Ecke, die als „Dead Man’s Hole“ für traurige Berühmtheit sorgte. Denn hier schwemmte die Themse zahllose Tote an, die als Opfer von Verbrechen, Unfällen oder Selbstmord das Leben verloren hatten. Ebbe und Flut sorgten dafür, dass die Körper der Unglücklichen ausgerechnet an dieser Stelle antrieben.

N24 Doku – Der Sender für Dokumentationen und Reportagen

Von Geschichte, Natur und Wissenschaft bis hin zu Technik, Gesellschaft und Kultur bietet N24 Doku den Zuschauerinnen und Zuschauern eine Vielfalt an tiefgründigen und fesselnden Programmen.

Quelle: N24 Doku

Um sie einigermaßen sicher bergen zu können, wurden Stufen angelegt, von denen aus die Toten mit einem Stock an Land gezogen wurden. Dort wurden sie im „Dead Man’s Hole“ ausgestellt, um von Angehörigen oder Zeugen identifiziert zu werden. Da die Gase im Inneren manchmal die unangenehme Angewohnheit hatten, die Wasserleichen zur Explosion zu bringen, wurde die Nische mit weißen Kacheln verkleidet, um eine leichte Säuberung zu ermöglichen.

Anzeige

Wiederholt bewiesen Piloten ihren Mut, indem sie ihre Fluggeräte zwischen geschlossener Brücke und Fußgängerstege steuerten. Auch der Busfahrer Albert Gunton schrieb sich in die Annalen der Furchtlosen ein. Als er nämlich am 30. Dezember 1952 mit seinem Doppeldecker mit der Nummer 78 auf die Brücke zufuhr, musste er erkennen, dass diese sich bereits hob. Denn das übliche Warnsignal war nicht ausgelöst worden.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Also gab Gunton Gas und konnte glücklich über den klaffenden Abgrund springen. Er sei im Zweiten Weltkrieg Panzerfahrer gewesen, erklärte er den verschreckten Passagieren anschließend seine Reaktion. Und da ein Panzer keine Probleme mit dem Manöver gehabt hätte, war er der Meinung, dass ein Doppeldecker das auch können sollte.

US-Präsident Bill Clinton blieb 1997 eine solche Mutprobe erspart. Weil das Hochziehen der Tower Bridge in seinem Besuchsprogramm nicht vorgesehen war, musste die Wagenkolonne des hohen Gastes einen Stopp einlegen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema