Die FBI-Agenten Rupert Anderson und Alan Ward erhalten 1964 den weniger erfreulichen Auftrag, den Verbleib von drei jungen Bürgerrechtlern im US-Bundesstaat Mississippi zu klären, die Afroamerikaner zur Einschreibung in die Wählerlisten bewegen wollten. Im amerikanischen Süden herrscht immer noch das rassistische System der „zweiten Sklaverei“. Repression von Schwarzen prägt den Alltag, weißer Terror in Form des zwar illegalen aber höchst lebendigen Ku-Klux-Klans trifft jeden, der dagegen aufbegehrt. Schließlich fällt der sarkastische Satz „Der Klan ... große Kapuzen, aber nichts darunter!“, und mit weniger legalen Methoden wie der Androhung von Folter und Lynchmord beginnen Anderson und Ward das große Aufräumen.
Das ist in Kürze der Inhalt des Spielfilms „Mississippi Burning“ (1988) von Alan Parker mit Gene Hackman und Willem Dafoe in den Hauptrollen. Obwohl „Mississippi Burning“ in sieben Kategorien für den Oskar nominiert war, gewann er nur die Trophäe für die beste Kamera. Dafür provozierte er eine heftige Kontroverse über weiße Retterfiguren, fehlende schwarze Vorbilder in Hollywood-Filmen und die Vermischung von Realität und Fiktion.
Denn der Film beruhte auf einem historischen Fall, der sich 1964 im Neshoba County (Mississippi) ereignete. Damals, im sogenannten „Freedom-Summer“, zogen Tausende von Freiwilligen los, um die Bürgerrechte in den US-Südstaaten zu stärken. Dabei wurden die Weißen Michael Schwerner (24) und Andrew Goodman (20) aus New York sowie der Afro-Amerikaner James Chaney (21) aus Mississippi am 21. Juni von Mitgliedern des Ku-Klux-Klans brutal ermordet.
Zuvor hatten sich die drei Bürgerrechtler mit Mitgliedern der von Schwarzen besuchten „Mt. Zion Methodist Kirche“ in Neshoba getroffen, die von Klansmen niedergebrannt worden war. Anschließend nahm der stellvertretende Sheriff Cecil Price sie unter dem Vorwand einer Geschwindigkeitsübertretung fest. Nachdem sie ihre Strafe bezahlt hatten und gegen 22 Uhr freigelassen worden waren, verlor sich ihre Spur, sodass Mitarbeiter des Kongresses für Rassengleichheit mit Nachforschungen begannen und schließlich das FBI informierten. Denn die lokalen Polizeibehörden galten als stramme Parteigänger weißer Interessen. Umgehend machten die Medien den Fall landesweit bekannt.
Zunächst fand das FBI-Team unter Führung von John Proctor den ausgebrannten Ford der Bürgerrechtler. Nachdem die Bundespolizei weitere Agenten für die Operation „MIBURN“ (Mississippi Burning) entsandt und Marineeinheiten wochenlang die Sümpfe der Gegend abgesucht hatten, wurden am 4. August auf einem Erddamm auf einer Farm in Philadelphia (Mississippi) die Leichen der Drei entdeckt; der Hinweis eines anonymen „Mister X“, wie er in den Akten genannt wurde, gab dabei den Ausschlag. Die Untersuchungen zeigten, dass die drei jungen Männer erschossen worden waren und sich nicht, wie einheimische Politiker behaupteten, nach Kuba abgesetzt hatten.
Für den demokratischen US-Präsidenten Lyndon B. Johnson kam die Sache höchst ungelegen. Wahlen standen an. Die Bürgerrechtsbewegung wuchs. Johnson befürwortete Reformen, vorsichtig freilich und schrittweise. Denn viele Weiße in den Südstaaten, die es traditionell mit den Demokraten hielten, widersetzten sich. Die große Rochade in der amerikanischen Parteienlandschaft, die aus der Antisklaverei-Partei des Nordens, den Republikanern Abraham Lincolns, die Partei des tiefen Südens (und Donald Trumps) machte, kündigte sich an.
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Mithilfe von 30.000 Dollar Belohnung konnte das FBI die Wand des Schweigens durchbrechen. 19 Verdächtige wurden vom US-Justizministerium wegen Verschwörung gegen die Bürgerrechte angeklagt. Da davon auszugehen war, dass ein regionales Gericht in Mississippi auf Freispruch plädieren würde, wurde das Verfahren vor einem Bundesgericht in Meridian eröffnet.
Dabei kam heraus, dass Deputy Price den Anführer des örtlichen Ku-Klux-Klans Edgar Ray Killen, Sägewerksbesitzer und Baptistenprediger, von der Verhaftung und Entlassung der jungen Bürgerrechtler informiert hatte. Einige Ku-Kluxer zwangen deren blauen Ford zum Anhalten und erschossen sie. Sieben Männer wurden schuldig gesprochen und zu Haftstrafen zwischen drei und zehn Jahren verurteilt, darunter Price. Killen wurde erst 2005 bei einem weiteren Prozess verurteilt.
Neshoba bleibt ein mächtiges Symbol. Das große Aufsehen um die Morde stärkte die Bürgerrechtsbewegung. Präsident Johnson unterzeichnete 1965 ein nationales Wahlrechtsgesetz. Seitdem haben alle US-Amerikaner das Recht zu wählen, unabhängig von Herkunft, Einkommen und Hautfarbe.