WELTGo!
Ihr KI-Assistent für alle Fragen
Ihr KI-Assistent für alle Fragen und Lebenslagen
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Geschichte
  3. Angriff auf die „San José“: Mit dem Schiff versanken 600 Mann und bis zu 17 Milliarden Dollar

Geschichte Untergang der „San José“

Mit dem Schatzschiff versanken 600 Mann und bis zu 17 Milliarden Dollar

Im Spanischen Erbfolgekrieg wurde die „San José“, das Flaggschiff der spanischen Silberflotte, 1708 von einem Geschwader der Royal Navy in der Karibik angegriffen. Ihre Explosion riss sagenhafte Schätze in die Tiefe. Sie wecken Begehrlichkeiten.
Freier Autor Geschichte
Action off Cartagena, 28 May 1708. Undatiertes Ölgemälde von Samuel Scott (1702–1772), National Maritime Museum. Dargestellt ist die Explosion der San José. Action off Cartagena, 28 May 1708. Undatiertes Ölgemälde von Samuel Scott (1702–1772), National Maritime Museum. Dargestellt ist die Explosion der San José.
Eine letzte Salve der britischen "Expedition" ließ die "San José" explodieren
Quelle: Wikipedia/Public Domain

Dass der Krieg, der im Jahr 1701 in Europa losbrach, von manchen Autoren als „Weltkrieg“ bezeichnet wird, hat viel mit der „Erbschaft“ zu tun, für die Ludwig XIV. von Frankreich und seine Gegner mobil machten. Denn mit der Nachfolge auf dem Thron in Madrid war auch die Herrschaft über das größte Kolonialreich verbunden, über das Spanien nach wie vor gebot. Obwohl das Land längst nicht mehr in der ersten Reihe der europäischen Mächte stand, stellten seine Flotten, die die Schätze Südamerikas transportierten, weiterhin ein überaus lukratives Ziel dar.

Da der einigermaßen unzurechnungsfähige spanische Habsburger Karl II. mit Philipp von Anjou einen Enkel Ludwigs XIV. testamentarisch als seinen Nachfolger bestimmt hatte, waren Spanien und Frankreich (und Bayern) die Verbündeten, gegen die sich Österreich, England, die Niederlande und weitere Partner (wie Brandenburg) zusammengeschlossen hatten. Ihr Kandidat für den Thron war der österreichische Habsburger Karl (III.).

Abfahrt spanischer Silberflotte / Holzst Geschichte Amerikas: Ausbeutung der Silbergruben in Mexiko und Peru (insbesonders nach Entdeckung der Gruben von Cerro de Potosi 1545). - "Abfahrt einer spanischen Silber- flotte". - Holzstich, um 1860.
Vor Cartagena sammelten sich die spanischen Schiffe zur Überfahrt nach Europa
Quelle: picture-alliance / akg-images

Auch im siebten Kriegsjahr, 1708, versammelte sich vor dem Hafen Portobelo in Panama eine Flotte von einem guten Dutzend Handels- und Kriegsschiffen, um die Lieferungen an Gold, Silber, Edelsteinen sowie Luxusgütern wie Kakao und Kaffee aus Spaniens nördlichen Kolonien aufzunehmen und ins Mutterland zu schaffen. Diese abzufangen, war das Ziel des britischen Commodore Charles Wager.

Mit seinen drei Linienschiffen war er zwar dem Geschwader des Franzosen Jean-Baptiste du Casse deutlich unterlegen, der mit zehn Schiffen die „Silberflotte“ eskortieren sollte. Aber als Wager erkannte, dass du Casse zu spät vor Portobelo eintreffen würde, um die britischen Besitzungen in der Karibik anzugreifen, verließ er seine Basis auf Jamaika und legte sich vor Cartagena auf die Lauer. Denn er wusste, dass die Schatzschiffe demnächst zum zentralen Sammelpunkt in Kolumbien nach Europa aufbrechen würden.

Lesen Sie auch

Flaggschiff der Spanier war die Galeone „San José“, ein Linienschiff von gut 1000 Tonnen und rund 600 Mann Besatzung. Weitere Passagiere und die Ladung von 344 Tonnen Silber- und Goldmünzen sowie 200 Tonnen Edelsteinen und anderen Kleinodien schränkten ihre Mobilität erheblich ein. 64 Kanonen schienen dieses Manko aber wettzumachen. Da auch ein königliches Schreiben aus Madrid sowie die drohende Hurrikan-Saison zum Aufbruch drängten, gab der spanische Befehlshaber José Fernández de Santillán y Quesada Anfang Juni 1708 den Befehl zum Auslaufen, obwohl er vor der Anwesenheit der Royal Navy in der Gegend gewarnt worden war.

Kneller, Godfrey; Sir Charles Wager (1666-1743); National Maritime Museum; http://www.artuk.org/artworks/sir-charles-wager-16661743-174905
Charles Wager (1666–1743) führte die britischen Schiffe in der Schlacht von Cartagena. Später stieg er zum Ersten Lord der Admiralität auf
Quelle: Wikipedia/Public Domain

Die Flotte war nur noch 20 Seemeilen von Cartagena entfernt, als sie auf die Briten stieß. Wegen einer Flaute dauerte es bis in den frühen Abend, bis die Schiffe auf Schussweite herangekommen waren. Dann nahm Wager von seinem Flaggschiff „Expedition“ aus die „San José“ unter Feuer.

Eigentlich war es das Ziel der englischen Schiffe, einige Gegner zu entern, um ihre wertvolle Ladung zu erbeuten. Aber eine Kugel aus einer letzten Salve schlug in der Pulverkammer des spanischen Flaggschiffs ein und brachte dieses zur Explosion. Das überladene Schiff soll binnen weniger Minuten mit Mann und Maus gesunken sein. Nur wenige Besatzungsmitglieder überlebten die Katastrophe.

Wager konnte den Verlust seiner erhofften Beute etwas verschmerzen, weil ihm noch in der Nacht die Kaperung eines kleineren Transporters gelang, was ihm nicht nur ein kleines Vermögen, sondern auch die Beförderung zum Admiral eintrug. Die meisten Schiffe der Silberflotte konnten sich nach Cartagena durchschlagen. Da du Casse sie anschließend weitgehend intakt nach Spanien brachte, wurde auch er mit einem hohen Orden ausgezeichnet.

HANDOUT - 24.05.2024, Kolumbien, --: Auf diesem undatierten, vom kolumbianischen Kulturministerium zur Verfügung gestellten Bild sind beim Wrack der Galeone «San Jose» vor der kolumbianischen Küste Tassen zu sehen. Jetzt beginnt Kolumbien mit der systematischen Erforschung des gesunkenen Schiffes. (zu dpa «Wrack der Galeone «San José» wird erforscht») Foto: ---/Kulturministerium Kolumbien/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++
Erste Unterwasseraufnahmen zeigen Teile der Ladung der "San José"
Quelle: dpa

Seit dieser Schlacht vor Cartagena (spanisch: Batalla de Barú) haben Rechenkünste und Fantasie das Wrack der „San José“ zu einem heiligen Gral von Schatzsuchern und Unterwasserarchäologen gemacht. Inzwischen wird der aktuelle Wert ihrer Ladung auf mindestens drei Milliarden Dollar geschätzt, manche nennen sogar 17 Milliarden, doch verurteilte die Wassertiefe von 600 Metern an der Stelle ihres Untergangs lange jegliche Suche zum Scheitern.

Anzeige

Bis 1981 das amerikanische Unternehmen Sea Search Armada, das sich auf die Suche nach wertvollen Wracks spezialisiert hat, die Lokalisierung des Wracks meldete. Bevor es jedoch zu einem Bergungsversuch kommen konnte, blockierten Prozesse über Eigentumsfragen das Unternehmen. 2011 wies ein US-Gericht die Forderungen der Firma zurück und gab Kolumbiens Ansprüchen statt.

2015 meldete ein Team des Kolumbianischen Instituts für Anthropologie und Geschichte (ICANH), das Wrack der „San José“ präzise lokalisiert zu haben. Kolumbiens damaliger Präsident Juan Manuel Santos sprach umgehend vom „wertvollsten Schatz, der in der Geschichte der Menschheit gefunden wurde“, und fügte stolz hinzu: „Wir werden ein großes Museum in Cartagena bauen im Stil der skandinavischen Länder, die dort weit unbedeutendere Funde als unseren ausstellen“, was von seinem aktuellen Nachfolger Gustavo Petro wiederholt bestätigt wurde.

N24 Doku – Der Sender für Dokumentationen und Reportagen

Von Geschichte, Natur und Wissenschaft bis hin zu Technik, Gesellschaft und Kultur bietet N24 Doku den Zuschauerinnen und Zuschauern eine Vielfalt an tiefgründigen und fesselnden Programmen.

Quelle: N24 Doku

Soweit ist es jedoch noch lange nicht. Jetzt hat das ICANH mitgeteilt, mit der systematischen Erforschung des Wracks zu beginnen. Zunächst sollen mit ferngesteuerten Sensoren Bilder, anschließend ein Katalog mit allen Fundstücken erstellt werden. Später könnten auch ein U-Boot und ferngesteuerte Roboter zum Einsatz kommen, um Filmaufnahmen zu machen, das Wrack zu vermessen und weitere Daten zu sammeln.

Eine Bergung des Wracks oder seiner wertvollen Ladung sei derzeit nicht vorgesehen, schreibt das ICANH. Die kolumbianische Regierung hat die Fundstelle inzwischen zu einer geschützten archäologischen Stätte erhoben. „Die Erklärung stellt eine einzigartige Gelegenheit dar, die wissenschaftlichen Herausforderungen der Tiefseeforschung zu bewältigen“, hieß es in einer Mitteilung des Kulturministeriums. „Insbesondere wird es das Wissen über den transozeanischen Handel, die Anfänge der Globalisierung und die Silberflotte im frühen 18. Jahrhundert vertiefen und das Verständnis für den Übergang zwischen den Schiffstechnologien dieser Epoche fördern.“

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.

Möglicherweise will sich Kolumbien mit der Ausweisung der Fundstätte als archäologisches Schutzgebiet aber auch auf künftige juristische Auseinandersetzungen vorbereiten. „Es ist das erste Mal in unserem Land, dass eine versunkene Kulturstätte zum archäologischen Schutzgebiet erklärt wird“, sagte Kulturminister Juan David Correa. „Das gibt uns rechtliche Mittel und einen Plan zum Schutz des Gebietes an die Hand.“

Spanien hat bereits Ansprüche auf das Wrack angemeldet und vorgeschlagen, es als „kulturelles Erbe“ an Ort und Stelle zu belassen. Madrid beruft sich auf eine Unesco-Konvention über den Schutz von Gütern auf dem Meeresgrund. Nach diesem Abkommen gehören gesunkene Kriegsschiffe dem Staat ihrer Herkunft. Kolumbien hat die Konvention allerdings nicht unterzeichnet. Auch das indigene Volk der Qhara Qhara aus Bolivien, dessen Vorfahren einst zur Arbeit in den Silberminen von Potosí gezwungen wurden, hat Forderungen angemeldet.

mit dpa

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema