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Geschichte Karl der Große

Mit seinem Zug über die Alpen lockte er die Langobarden in eine Falle

Als Schwiegervater des jungen Frankenkönigs Karl fühlte sich der Langobarde Desiderius als mächtigster Herrscher Lateineuropas. Aber er unterschätzte seinen Schwiegersohn, der ihn militärisch ausmanövrierte und ihn 774 in Pavia aushungerte.
Freier Autor Geschichte
Charlemagne enters Pavia, (1936). 'Einzug Karls Des Grossen in Pavia', 774 AD. The Lombards surrender to Charlemagne, King of the Franks (742-814 AD) after he besieged the city of Pavia in northern Italy. From "Bilder Deutscher Geschichte", (Pictures of German History), No.12, cigarette card album. [Cigaretten-Bilderdienst, Altona-Bahrenfeld, Hamburg, Germany, 1936] (The Print Collector/Heritage Images) Charlemagne enters Pavia, (1936). 'Einzug Karls Des Grossen in Pavia', 774 AD. The Lombards surrender to Charlemagne, King of the Franks (742-814 AD) after he besieged the city of Pavia in northern Italy. From "Bilder Deutscher Geschichte", (Pictures of German History), No.12, cigarette card album. [Cigaretten-Bilderdienst, Altona-Bahrenfeld, Hamburg, Germany, 1936] (The Print Collector/Heritage Images)
Am 4. Juni 774 zog der Frankenkönig Karl als Sieger in Pavia ein
Quelle: picture alliance / Heritage-Images
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Wenn der König der Langobarden, Desiderius, im Jahr 770 eine Bilanz seiner bisherigen Herrschaft gezogen hätte, wäre er äußerst zufrieden gewesen. Obwohl er nicht aus dem hohen Adel stammte und seine Thronbesteigung 13 Jahre zuvor vor allem den chaotischen Verhältnissen im Reich geschuldet war, hatte er die Macht des Königtums wiederhergestellt. Die weitgehend unabhängigen Herzogtümer Spoleto und Benevent waren wieder enger an die Zentrale in Pavia angebunden worden, Papst Stephan III. in Rom galt gezwungenermaßen als Partner.

Das bewies auch, wie weit Desiderius die außenpolitische Stellung der Langobarden verbessert hatte. Zwei Jahre vor seinem Amtsantritt hatte der fränkische König, der Karolinger Pippin der Jüngere, den Langobardenkönig Aistulf besiegt und das ehemalige byzantinische Exarchat Ravenna, das 751 endlich von den Langobarden erobert worden war, an den Papst weitergereicht, was als „Pippinische Schenkung“ zur Grundlage des Kirchenstaats werden sollte.

Nun, 770, hatte Pippins junger Sohn und Teilerbe Karl eine Tochter des Desiderius geheiratet. Da dieser eine andere Tochter zuvor dem Bayernherzog Tassilo III. zur Frau gegeben hatte, wurden zwei mächtige nordalpine Länder von seinen Schwiegersöhnen regiert. Da die Rivalität zwischen Karl und seinem jüngeren Bruder Karlmann, der den südöstlichen Teil von Pippins Reich geerbt hatte, die Franken an den Rand eines Bürgerkriegs trieb, durfte sich der Langobarde mit einigem Recht für den mächtigsten Herrscher Lateineuropas halten.

Das bezeugte auch ein ebenso wütender wie oft zitierter Brief, mit dem Papst Stephan III. das Heiratsbündnis von 770 hatte verhindern wollen, das ihn vollends in die Abhängigkeit von Desiderius zwingen würde: „Euer herrliches Volk der Franken, das über alle Völker erhaben ist ... werde besudelt durch das treulose und stinkende Volk der Langobarden, das nicht einmal unter die Völker gezählt werden kann, und aus dessen Volksstamm die Leprakranken entsprungen sind.“

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Karl legte den wenig diplomatischen Brief zu den Akten, trennte sich von seiner ersten Frau und heiratete die langobardische Prinzessin, die vielleicht den Namen Desiderata trug. Doch schon ein Jahr später wendete sich das Blatt erneut. Am 4. Dezember 771 starb Karlmann unerwartet im Alter von nur 20 Jahren.

Circa 800 AD, Charlemagne (742 - 814), or Charles the Great, King of the Franks and Emperor of the West from 800 until his death. He is holding an orb and a jewelled sword, and wearing a crown. (Photo by Stock Montage/Getty Images) Getty ImagesGetty Images
Karl der Große (742–814), König der Franken und ab 800 römischer Kaiser
Quelle: Getty Images

Karl zeigte umgehend, warum er bald als „der Große“ in die Geschichte eingehen würde. Umgehend ließ er sich vom Adel beider Teilreiche als neuer Herrscher der Franken huldigen, womit er die Rechte von Karlmanns kleinen Söhnen überspielte. Dessen Witwe Gerberga floh daraufhin mit ihren Kindern an den Hof des Desiderius, was diesen schneller als erwartet vor die Entscheidung stellte, wie er auf die veränderte Lage reagieren sollte.

Dass der Langobarde Karlmanns Familie Asyl gewährte, hatte wenig mit Selbstüberschätzung, sondern mit politischem Kalkül zu tun. Wie schon Pippins Siegeszug gezeigt hatte, war ein geeintes Frankenreich ein höchst gefährlicher Nachbar. Als Anwalt von Karlmanns Erben konnte Desiderius auf dessen Parteigänger bei den Franken setzen, deren Zahl immerhin so bedeutend war, dass Karl die Kampfansage nicht umgehend mit einer Kriegserklärung, sondern mit Verhandlungen beantwortete. Schließlich hatte keine Geringere als Karls Mutter Bertrada einst das Bündnis mit den Langobarden eingefädelt.

Vielleicht wollte Karl auch nur Zeit gewinnen. Denn er sammelte ein Heer und führte es gegen die Sachsen. Dort wurde mit der Irminsul ein zentrales Heiligtum geplündert und zerstört. Die heidnischen Opfergaben vergrößerten Karls Königsschatz nicht unerheblich. „So konnte er sich für die Treue erkenntlich zeigen, die ihm seine Gefolgsleute während der Spannungen mit Karlmann erwiesen hatten“, erklärt der Mediävist Matthias Becher Karls überlegten Schachzug. Außerdem konnte er sich als siegreicher Heerführer beweisen, was seine Anhänger erfreute und Gegner seines Regimes in die Defensive trieb.

Desiderata (754-776), coming back to her father Desiderius (?- ca 774), King of the Lombards, after being repudiated by her husband Charlemagne (742-814), King of the Franks, 771, engraving by Sabattini from an illustration by Lodovico Pogliaghi to the booklet The Middle Ages by Francesco Bertolini, from L'Illustrazione Italiana, year 18, no 3, January 18, 1891. Getty ImagesGetty Images
So darf man sich die Rückkehr Desideratas zu ihrem Vater Desiderius wohl vorstellen
Quelle: De Agostini via Getty Images

Papst Hadrian I., der Stephan 772 nachgefolgt war, reagierte umgehend. Er erinnerte Karl an das alte Bündnis mit den Franken und bat um Hilfe gegen Desiderius, der mit einem Heer gegen Rom vorrückte, um seine Position dort wiederherzustellen. Indem Hadrian den Söhnen Karlmanns die Weihe zu Königen verweigerte, rollte er dem Franken den roten Teppich aus.

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Vielleicht hatte Desiderius darauf gesetzt, mit den Verhandlungen Zeit gewinnen zu können. Als er sich aber dort jeglichem Kompromiss verweigerte, kam die Antwort unerwartet schnell. Karl trennte sich von seiner Frau und mobilisierte noch im Spätsommer seine Truppen. Mit einer Heeressäule zog er von Genf aus über den Mont Cenis nach Italien. Sein Onkel Bernhard nahm den Weg über den Großen St. Bernhard.

Desiderius setzte darauf, Karl bei den Klausen von St. Michael, einer Befestigung am Ausgang des Susatals, den Weg zu versperren. Aber mit dem Durchbruch ihres zweiten Kontingents überspielten die Franken ihre Gegner, die sich auf die schwer befestigten Königsstädte der Langobarden zurückziehen mussten. Während Desiderius mit seiner Frau Ansa in Pavia aushielt, verlor sein Sohn Adelgis, der sich mit Karlmanns Familie nach Verona geflüchtet hatte, die Nerven. Er lieferte Gerberga und ihre Söhne aus und setzte sich nach Konstantinopel ab, wo sich seine Spur verliert.

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Noch während die Belagerung von Pavia andauerte, zog Karl mit einem Teil seines Heeres nach Rom. Dort empfing ihn der Papst als Schutzherrn der Stadt, der als Gegengabe die „Pippinische Schenkung“ seines Vaters erneuerte. In der Zwischenzeit dezimierten Hunger und Krankheiten die Verteidiger von Pavia.

Am 4. Juni 774, nach neunmonatiger Belagerung, kapitulierte Desiderius. Während der Verlierer und seine Frau in fränkischen Klöstern verschwanden, übernahm der Sieger Krone und Königsschatz der Langobarden und nannte sich von da an „König der Franken und Langobarden“. Erbe der fränkischen Herrschaft über weite Teile Nord- und Mittelitaliens wurde später das Heilige Römische Reich deutscher Nation.

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Warum die führende Rolle des Desiderius binnen weniger Jahre Geschichte wurde, erklärt sich zum einen mit Karls Überlegenheit als Politiker und Militär. Auf der anderen Seite war das Langobardenreich viel schwächer, als es den Anschein hatte, erklärt Matthias Becher den schnellen Zusammenbruch: Die innere Einheit des Adels war im Laufe der Zeit verlorengegangen; viele langobardische Herzöge betrieben seit mehreren Jahrzehnten eine eigene Politik und opponierten offen oder insgeheim gegen die Zentralmacht.

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