Monsey ist ein Städtchen im Bundesstaat New York, in dem sich viele Satmarer Chassidim angesiedelt haben – Kennzeichen: Schläfenlöckchen, Pelzhüte, schwarze Anzüge. Gerade eben ist ein Mann in das Haus eines chassidischen Rabbiners eingedrungen, der neben einer der vielen Synagogen in Monsey wohnt. Er hatte ein Messer, das laut einem Augenzeugenbericht „so lang war wie ein Besenstiel“, in der Hand und stach auf fünf Juden ein. Zwei von ihnen schweben in Lebensgefahr.
Dieser antisemitische Angriff steht in einer Reihe von Attacken, die in den vergangenen paar Tagen in New York verzeichnet wurden: Schläge, Pöbeleien, Ohrfeigen, Drohungen. Davor lag eine Schießerei in Jersey City mit antisemitischem Hintergrund; vier Tote. Die Opfer waren immer ultraorthodoxe Juden, die aufgrund ihrer Kleidung leicht als solche zu erkennen sind.
Viele der Täter sind Schwarze oder Latinos. Besonders beunruhigend ist diese Form des Antisemitismus, weil kein Mensch sie so recht versteht. Die Täter sind weder Muslime noch Neonazis. Vielleicht sind sie von antisemitischen Theorien der „Nation of Islam“ – einer schwarzen Sekte – beeinflusst, vielleicht auch nicht. In Internetforen wird die Schuld an den Angriffen den Opfern gegeben: Die Juden seien arrogant, außerdem hätten sie Jesus gekreuzigt.
Zum Glück sprechen sowohl Bürgermeister Bill de Blasio als auch Andrew Cuomo, der Gouverneur des Bundesstaates New York (beide übrigens Demokraten), eine andere Sprache. Sie sind entsetzt und versprechen, dass sie hart gegen die Täter vorgehen werden. Die Verbrechen gelten als „hate crimes“, was automatisch höhere Strafen nach sich zieht.
13 Prozent der Einwohner von New York City sind Juden. Jüdische Einrichtungen in Amerika verschanzen sich – anders als Synagogen und jüdische Schulen in Europa – nicht hinter Panzerglas und Betonbarrikaden. Es gehört nicht zum Alltag, dass man vor dem Besuch eines jüdischen Gottesdienstes eine Sicherheitskontrolle passieren muss. Wie lange noch?