Im Jubiläumsjahr des Frauenwahlrechts

Von Berlin bis Washington: Diese Forderungen stellten Frauen beim Women's March 2019

Zum dritten Mal fand am 19. Januar der Women's March statt. Wir zeigen die Forderungen aus Städten rund um die Welt.
Demonstrators hold placards during the Berlin chapter of the Women's March Global near the Brandenburg Gate in Berlin...
Demonstrators hold placards during the Berlin chapter of the Women's March Global near the Brandenburg Gate in Berlin, Germany, on Saturday, Jan. 19, 2019. Womens March Global was created to bring together a passionate, diverse global community of women and allies who seek to create a future of equality, justice, and compassion for all. Photographer: Jacobia Dahm/Bloomberg via Getty ImagesBloomberg
Deutschland

Der Women's March 2019 fiel mit einem besonderen Jubiläum zusammen: Deutschland feiert in diesen Tagen 100 Jahre Frauenwahlrecht. Aus heutiger Sicht ist es kaum vorstellbar, aber erst 1919 – also zu Lebzeiten unserer Großmütter – durften Frauen hierzulande zum ersten Mal wählen und gewählt werden. Bis es soweit kommen konnte, brauchte es den Kampf selbstloser Aktivistinnen, die bereit waren, sich für ihr Anliegen verhaften zu lassen, mit ihren Familien zu brechen und schlimmsten Anfeindungen zu trotzen. Zumindest letzteres müssen Frauen, die für ihre Rechte einstehen, auch im Jahr 2019 noch immer, was zeigt, wie wichtig es bleibt, gemeinschaftlich dafür einzustehen, dass unser aller Leben freier wird, und nicht rückwärtsgewandt, wie es viele Stimmen (aus der Politik) gerne hätten.

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Dass die Forderungen des Women's March nicht nur Frauen, sondern alle Menschen angehen, zeigte auch das Motto der diesjährigen Veranstaltung: "Frauenrechte sind Menschenrechte". Am Samstag zogen die Teilnehmenden vom Brandenburger Tor bis zum Alexanderplatz und demonstrierten gegen Gewalt an Frauen, ungleiche Bezahlung und den Paragraphen 219a. Der viel diskutierte Abschnitt im deutschen Strafgesetzbuch verbietet Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft, schränkt aber auch die freie Information darüber ein. Auch LGBTQ-Anliegen, die Rechte von Migrantinnen und die Situation von Frauen in der Wissenschaft waren im Fokus der Demo.

Was auffiel: Wie viele Männer und Familien unter den Demonstrierenden waren. Auch Nike Jane vom Blog "Thisisjanewayne" war mit ihrem Sohn gekommen. "Kinder sind unsere Zukunft und sogar die Kleinen verstehen, für was sie da marschieren", schrieb sie auf Instagram. "Es ist niemals zu früh, sie einzubinden und für politische und gesellschaftliche zu interessieren. Vermutlich wissen sie sogar am besten, was #equality tatsächlich heißt."

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Washington

Auch in Washington, dem Geburtsort des Women's March, fand an diesem Wochenende eine Demonstration statt – nur zwei Tage vor dem Martin Luther King Day, an dem einen der wichtigsten Bürgerrechtler der USA gedacht wird. Das sei ein Zeichen, war sich Alexandria Ocasio-Cortez sicher. Die Rede der Kongressabgeordneten der Demokraten war der wohl bewegendste Moment des Protests. "Dieser Moment, an dem wir uns gerade befinden, ist ein Wiederaufleben der Bürgerrechtsproteste von damals. Wir sind hier, um die Fackel weiterzutragen", verkündete sie. Und sie betonte, dass es bei den derzeitigen Protesten nicht ausschließlich um Geschlechterfragen gehe, sondern auch um Fragen der sozialen Gerechtigkeit und des Umweltschutzes – eben um alle Themen, die wichtig sind, um eine bessere Zukunft für alle Menschen zu schaffen.

"Gerechtigkeit ist kein abstraktes Konzept, über das wir in Büchern lesen. Bei Gerechtigkeit geht es um das Wasser, das wir trinken. Um die Luft, die wir atmen. Es geht darum, zu wählen. Und darum, wie viele Frauen anständig bezahlt werden. Gerechtigkeit bedeutet, dass höflich zu sein, nicht dasselbe ist, wie still zu sein. Die gerechteste Sache, die man tun kann, ist, an den Tischen zu rütteln." Ihre Worte würden sich auch an die Abgeordneten in der Menge richten, sagte Alexandria Ocasio-Cortez am Ende ihrer Rede. Vielleicht befinde sich ja der nächste Präsident oder die Präsidentin unter ihnen, mit dem oder der diese Anliegen endlich verwirklicht werden könnten.

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Was ist der Women's March?

"Grab them by the pussy" – das Bekanntwerden dieser und noch vieler anderer sexistischer Bemerkungen von US-Präsident Donald Trump war der Tropfen, der 2017 das Fass aus Frustration, das viele Frauen und Männer in Amerika mit sich herum trugen, zum überlaufen brachte. Rund eine halbe Million Menschen versammelten sich damals in Washington, um gegen die Politik ihres Präsidenten zu protestieren, die sich nicht nur gegen Frauen, sondern auch Minderheiten und zukunftsgewandte Ziele richtete. Bald entstanden Ableger in europäischen Großstädten wie London, Paris, Amsterdam und auch in Deutschland unter anderem in Berlin, München und Frankfurt.

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