Work-Life-Balance

Act your wage: Dieser TikTok-Trend soll im Job vor einem Burn-out schützen

Mit der neuen "Act your wage"-Bewegung möchte Gen Z der Hustle Culture oder Leistungsgesellschaft entgegenwirken und die Arbeitswelt revolutionieren.
Burnout im Job vermeiden
Jamie Griffin

"Act your wage" oder doch eher Hustle Culture? So spaltet sich die Meinung zu Arbeit bei Gen Z

Bei keiner Generation scheint sich die Arbeitseinstellung so zu teilen wie bei Generation Z. Während die eine Hälfte der Mittzwanziger im Berufsleben ankommt, ehrgeizig die Karriereleiter erklimmt und ihren Platz in der "Hustle-Culture" einnimmt, konzentriert sich die andere Hälfte darauf, dieser Arbeits- und Lohn-orientierten Welt entgegenzuwirken. Eine Gegenbewegung zur kapitalistischen Hustle Culture etabliert sich, in der es nicht mehr darum geht, immer größer, besser, schneller zu sein, sondern sein Arbeitspensum an seinen Lohn und an seine Kapazitäten anzupassen: Act your wage.

"Act your wage" und "Quiet Quitting": So möchte Gen Z die Arbeitswelt verändern

Die vorrangig durch TikTok bekannt gewordene Arbeitseinstellung kann auch mit dem Begriff "Quiet Quitting" verglichen werden. Beide wollen das Gleiche ausdrücken: Arbeiten Sie nur so viel, wie Sie auch verdienen. Dabei wird darauf abgezielt, im Job nur das zu leisten, was auch wirklich im Arbeitsvertrag vereinbart wurde. Anstatt zu arbeiten, um zu beeindrucken und Erwartungen von Arbeitgeber:innen zu übertreffen, will Gen Z arbeiten, um das bloße Minimum zu erfüllen. Während diese Arbeitseinstellung oft negativ konnotiert oder mit Faulheit verglichen wird, ist das Ziel eigentlich, sich vom Druck des Jobs zu befreien und genug Zeit für sich selbst und seine Freizeit einzuräumen. Mental Health wird hierbei großgeschrieben. 

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Mit "Act your wage" Prioritäten und Grenzen richtig setzen

Natürlich ist normales Arbeiten eine essenzielle Notwendigkeit in unserer Welt – Stichwort Kapitalismus. Wie wir diesen Arbeitsalltag jedoch gestalten, liegt ganz bei uns. Besonders große Aufmerksamkeit mit der "Act your wage"-Einstellung hat TikTokerin Sarai Soto erregt. Auf ihrem Kanal möchte sie darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, im Beruf Grenzen zu setzen, seine Kapazitäten zu kennen und auch mal Nein zu sagen, wenn es darauf ankommt. Arbeitgeber:innen sollten sich an diese Rahmenbedingung halten, keine Überstunden oder Termine außerhalb der Arbeitszeiten erwarten. 

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Die "Act your wage"-Bewegung möchte also keinesfalls motivieren, einen schlechteren Job zu leisten, nur eben so viel, wie nötig ist, um emotional und physisch nicht darunter zu leiden – z.B. durch ein Burn-out. Auch möchte es darauf aufmerksam machen, dass Arbeitgeber:innen, die sich nicht um ihre Arbeitnehmer:innen kümmern und ihre Leistung für selbstverständlich halten, Verständnis aufbauen und ihre Erwartungen runterschrauben. 

Warum Hustle Culture nicht langfristig erfolgreich sein kann

Hustle Culture macht Arbeit zum Mittelpunkt des Lebens. Wir leben nur für die Arbeit, für den Erfolg, für die Leistung. Es ist inzwischen kein Geheimnis mehr, dass das – so sehr wir unsere Arbeit auch lieben – langfristig gesehen krank machen kann, psychisch und physisch. Natürlich klingt der Gedanke auch etwas romantisch: für den Job leben, immer produktiv sein. Nicht umsonst sind "That Girl"-Videos, in denen vorwiegend Cis-Frauen zeigen, wie produktiv sie innerhalb von 24 Stunden sein können, indem sie um fünf Uhr morgens aufstehen, täglich Sport machen und Green Smoothies trinken, beliebter denn je. "That Girl" ist somit ebenfalls nur ein Teil der Hustle Culture, die versucht, uns Produktivität und Erfolg als die wichtigsten Werte innerhalb einer leistungsorientierten Gesellschaft darzustellen. 

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Doch die Menschen sind müde, durch Pandemie, Wirtschaftskrisen und Kriege auch außerhalb der Arbeit schon gestresst genug. Laut einer neuen internationalen Erhebung des Slack Future Forums gaben 35 Prozent der befragten Arbeitnehmer:innen an, sich wegen zu viel Arbeit "ausgebrannt" zu fühlen. 55 Prozent sogar, dass sie unzufrieden mit ihrem Job seien, aufgrund mangelnder Flexibilität und Stress am Arbeitsplatz. 

Vor allem Generation Z scheint mehr auf Flexibilität statt feste Routine setzen zu wollen, und so findet die "Act your wage"-Bewegung immer mehr Anhänger:innen: Der Hashtag #actyourwage hat inzwischen schon 222,6 Millionen Aufrufe auf TikTok. Doch diese Bewegung ist nicht Neues. Schon seit den 70ern versucht die Menschheit, die Stellung der Arbeit und Leistung auf eine neue Position rücken zu wollen. Das Verhältnis zur Arbeit wird somit wohl weiterhin ein heiß diskutierter Diskurs bleiben, der sich kontinuierlich verändern wird. 

Wichtig ist nur: Orientieren Sie sich nicht nur an den neusten Trends, sondern finden Sie die Routine, die am besten zu Ihnen passt. 

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