Timothée Chalamet im Gespräch mit VOGUE über seine Haare, Rollen und sein neuestes Projekt: Die Zusammenarbeit mit Chanel.
Timothée Chalamet wird selten über seine Beauty-Routine ausgefragt. Dennoch kommt man um die Frage nach seinem exquisit zerzausten Haar nicht herum. Als wir uns an einem nieseligen Frühlingsmorgen in New York treffen, sitzt er in einem schwarzen Ledersessel und ist ganz in Schwarz gekleidet – Nike-T-Shirt, Arbeitshose, Craig-Green-Sneakers – und seine leicht zerzausten, seitlich gescheitelten Locken spielen ohne Frage die Hauptrolle. "Sie sind tatsächlich der erste Mensch, der mich nach meinen Haaren fragt. Was ist das Geheimnis?", wiederholt er, verwirrt von meinem Opener. "Es gibt eigentlich keins. Wenn ich aufwache, ist es ein bisschen wie ein Glücksspiel", sagt Chalamet und kommt meiner nächsten Frage zuvor: "Meine Haare habe ich von meinem Vater."
Timothée Chalamet im Interview
Wenn Chalamet seine Laissez-faire-Locken seinem französischen Vater zu verdanken hat, dann verdankt er seinen Riecher für Düfte seiner amerikanischen Großmutter: "Ich erinnere mich, dass sie meiner Schwester Chanel No. 5 geschenkt hat – ich glaube, es war zum Geburtstag meiner Schwester – und sie hatte auch diese kleine Chanel-Tasche", sagt er über seine verstorbene Großmutter, die in demselben Apartmenthaus in Hell's Kitchen lebte, in dem Chalamet aufwuchs. Sie war eine sehr, sehr elegante Dame im besten Sinne des Wortes – subtil elegant, ohne zu prahlen.
Sie hätte den Duft, den er heute trägt, zweifellos zu schätzen gewusst: Bleu de Chanel: "Ich mag es, dass es ein wenig zurückhaltend ist, subtil, aber dennoch durchsetzungsfähig", sagt er und hält sein Handgelenk an sein Gesicht, um die aromatischen Noten von Sandelholz aufzunehmen. "Ich bin nicht jemand, der ständig Parfüm trägt. Für mich geht es darum, einen Moment zu unterstreichen."
Heute Nachmittag wird der 27-jährige Schauspieler seinen ersten großen Moment als neues Gesicht des Chanel-Herrendufts haben. Obwohl die Atmosphäre in dem Fotostudio in Midtown relativ gedämpft ist, brodelt die Aufregung um die Kampagne bereits. Im Laufe der Woche werden Paparazzi-Bilder von Chalamet bei den Dreharbeiten zu dem von Martin Scorsese inszenierten Werbespot in den Boulevardblättern auftauchen. Seit Baz Luhrmann 2004 Nicole Kidman für Chanel No. 5 vor der Kamera hatte, wurde keine Kampagne mehr mit so viel Spannung erwartet. Wie Kidman vor ihm hat auch Chalamet das seltene Talent, sowohl Hollywood als auch die Modewelt zu verzaubern. Außerdem ist er einer der wenigen Männer, die von Chanel unter Vertrag genommen werden.
Timothée Chalamet über die Zusammenarbeit mit Martin Scorsese
"Ich habe einige Freunde, die sich nicht so sehr für Mode interessieren, aber wenn ich ihnen erzähle, dass ich in New York einen Kurzfilm mit Martin Scorsese drehe, werden sie hellhörig", sagt Chalamet, der Scorsese über Robbie Robertson, den Gitarristen der Band, die mit Bob Dylan auf Tournee war, kennengelernt hat. "Er lebt und atmet das Filmemachen", sagt er über den legendären Regisseur, "die Gespräche, die wir über Zoom geführt haben, waren super enthusiastisch."
Chalamet kommt gerade aus einer langen Reihe aufregender Filmprojekte, die er selbst in Angriff genommen hat. Im November kommt der zweite Teil der Dune-Trilogie in die Kinos, die ein Kassenschlager ist. Im Dezember kommt dann Wonka unter der Regie von Paul King (Paddington) in die Kinos, in dem der Schauspieler den titelgebenden, verrückten und beliebten Chocolatier spielt: "An etwas zu arbeiten, das ein unzynisches, junges Publikum anspricht, war eine große Freude. In einer Zeit und in einem Klima intensiver politischer Rhetorik, in der es ständig so viele schlechte Nachrichten gibt, wird dies hoffentlich ein Stück Schokolade sein", sagt er.
Im Sommer startet Timothée Chalamet die Bob-Dylan-Dreharbeiten
Weitere gute Nachrichten: Die Dreharbeiten für die lang erwartete Bob-Dylan-Biografie werden diesen Sommer hier in New York beginnen, wobei Chalamet alle Vocals für die Hauptrolle selbst aufgenommen hat: "Ich bereite mich schon ewig darauf vor", sagt er mit einem Seufzer. Im Moment gehören dazu tägliche Sitzungen mit einem Stimmtrainer, obwohl er sich, wie er sagt, schon seit seiner Zeit an der Schauspielschule darauf vorbereitet hat. "Ich kann nicht erwarten, dass irgendjemand außerhalb des öffentlichen Schulsystems von New York City das weiß, aber es gibt eine Produktion von Cabaret an der LaGuardia, Klasse von 2013, die man sich auf YouTube ansehen kann", sagt er stolz – ein tieferer Blick auf YouTube zeigt, dass er auch ein guter Tänzer ist. "Ich erinnere mich, dass der Kritiker der New York Times, Ben Brantley, sehr nette Dinge darüber gesagt hat, deshalb möchte ich das betonen."
Als Teenager kaufte Chalamet am Broadway ein – wenn auch etwas weiter in der Innenstadt: "Ehrlich gesagt waren es Sachen aus der Damenabteilung von Topshop, die ich kaufte", sagt Chalamet über den inzwischen in New York geschlossenen britischen Mode-Import. "Das waren die einzigen Sachen, die einfach passten, als ich aufwuchs." Sein Stil ist mit dem Alter nur noch progressiver geworden. Das Repertoire des Schauspielers an Looks für den roten Teppich umfasst Perlenhalsbänder, das rückenfreie, feuerrote Haider Ackermann-Outift, das er letztes Jahr bei den Filmfestspielen in Venedig trug, und seinen Lieblingslook aller Zeiten: die weiße Jogginghose und Chucks, die er 2021 mit einer passenden Smokingjacke zur Met Gala trug.
Was wird er also bei seiner großen Herbst-Pressetour tragen? Außer vielleicht Bleu de Chanel. "Ich hatte vor etwa anderthalb Jahren diese verrückte Anprobe mit Craig Green. Er ist eine Art Genie, und jetzt geht es darum, herauszufinden, wann", sagt er. Und obwohl er während der Dreharbeiten in New York kaum Zeit haben wird, neue Looks zu shoppen, wird er durch die Vogue Runway App scrollen und seine Lieblingslooks per Screenshot festhalten. Schließlich hat Chalamet keine:n Stylist:in. Und wenn doch, dann ist es ein Geheimnis. Als ich ihn auf das Thema anspreche, schweigt er.
Timothée Chalamet: Endlich kennen wir das Geheimnis hinter seinem Haar
Erst am Ende unseres Gesprächs, als Chalamet zum Drehort gerufen wird, plaudert er aus dem Nähkästchen: "Wissen Sie, Jamie kennt tatsächlich alle Geheimnisse... über meine Haare", sagt er. "Jamie wer?", frage ich. "Die Leute wissen es...", sagt er und zeigt ein schiefes Lächeln. Ich könnte gut der letzte Mensch auf Erden sein, der von Jamie Taylor erfährt, die seit sechs Jahren als Chalamets Groomerin arbeitet, ein Wort, von dem wir uns beide einig sind, dass es ihre Arbeit nicht richtig beschreibt. "Ich meine, das Wort erinnert an ein... Pferd!", sagt Chalamet lachend, bevor er seine Stimme senkt und zu flüstern beginnt: "Ich habe Channing Tatum auf dieser Jay-Z-Party gesehen. Er arbeitet schon viel länger mit Jamie zusammen als ich. Also habe ich mich bei ihm bedankt. Und er sagte: 'Oh, nein, es ist alles gut, du hast sie nicht gestohlen, keine Sorge!' Dann sagte diese Person – ich werde nicht sagen, wer – "Redet ihr wirklich über euren Hundefriseur?!'", erzählt er. “Ich dachte: 'Oh, Scheiße, da haben wir's.'”
Dieser Artikel erschien ursprünglich auf VOGUE.com
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