Ernährung

Die bessere Butter? Ghee hat viele Vorteile – besonders für die Darmgesundheit

In Indien ist es ein ayurvedisches Heilmittel und darf in der Küche nicht fehlen. Aber auch hierzulande ist Ghee wegen seiner Eigenschaften und gesundheitlichen Vorteile immer beliebter geworden.
Ghee Butter
HMVart

Ghee ist eine gesündere Version von Butter, die außerdem noch gut schmeckt.

In Indien gilt es nicht nur als Superfood, sondern als wahres Lebenselixier. In der westlichen Hemisphäre ist es vor allem bei Vertreter:innen der ketogenen Diät beliebt. Die Rede ist von Ghee, der antioxidativen und entzündungshemmenden Butter, die seit Jahrtausenden ein fester Bestandteil der indischen Küche ist und in letzter Zeit auch bei uns immer mehr an Beliebtheit gewinnt. Und das aus gutem Grund: Ghee gehört zu den nährstoffreichsten gesättigten Fetten, pflegt die Haut, stärkt das Immunsystem, fördert die Verdauung und hat eine entgiftende Wirkung. Und dann gibt es noch den Trend, einen Teelöffel davon in den Kaffee zu mischen und so den sogenannten "Bulletproof Coffee" zu machen. Dieser ist unter anderem bei Ketogeniker:innen sehr beliebt, weil er dem Kaffee eine cremige und leckere Note verleiht, außerdem sättigt er besser, fördert die Konzentration und versorgt das Gehirn mit Nährstoffen.

Was genau ist Ghee?

Ghee ist geklärte Butter, die ursprünglich aus Indien stammt, wo die Butter wegen der hohen Temperaturen nicht lange gelagert werden konnte. Dies führte zu der Tradition, die Butter zu klären, also zu kochen, bis die Flüssigkeit verdampft ist und sich die Feststoffe abtrennen, woraufhin sie durch ein Sieb gestrichen wird. Das so gewonnene Produkt wird nicht ranzig wie klassische Butter und kann lange Zeit außerhalb des Kühlschranks gelagert werden. Ghee wird in ganz Südasien und im Nahen Osten verwendet und ist wegen seiner zahlreichen heilenden und nahrhaften Eigenschaften hoch geschätzt, insbesondere in Indien. Wir haben Vasudha Rai, Journalistin, Podcasterin und Autorin von Ritual, einem fesselnden Buch, das die täglichen Gesundheits- und Schönheitsrituale der indischen Tradition enthüllt, gefragt, warum dieses Lebensmittel in der indischen Kultur und der ayurvedischen Medizin eine so wichtige Rolle spielt.

Ghee ist in der indischen Tradition ein Superfood und ein ayurvedisches Heilmittel

"Ghee ist für uns Inder:innen das, was Olivenöl für die Italiener:innen ist. Indien ist ein äußerst vielfältiges Land: Jeder Bundesstaat hat eine eigene Sprache und unterschiedliche Gerichte und Geschmäcker. Aber eines haben wir gemeinsam: die Verwendung von Ghee. Wir verwenden es wirklich für alles: über Linsencurry, unter Reis gemischt, für Süßigkeiten wie Halva und in vielen ayurvedischen Heilmitteln", sagt Vasudha Rai. "Ghee hat die Kraft, die sogenannten 'Nadis' zu erreichen, das sind die Energiekanäle im Ayurveda, ähnlich wie die Meridiane in der chinesischen Medizin. Deshalb nehmen viele Menschen in Indien medizinisches Ghee, ein Ghee mit einem bestimmten Gewürz oder Kräutern darin. Ghee ist ein ausgezeichnetes 'Anupama', ein Trägermittel für Heilkräuter. Deshalb wird beim 'Panchakarma', einer ayurvedischen Entgiftungskur, im ersten Schritt medizinisches Ghee getrunken, das stundenlang mit Kräutern gekocht wurde, die tief in das Gewebe eindringen und den Körper auf Zellebene entgiften. Ghee wird auch bei vielen anderen ayurvedischen Ritualen verwendet, wie zum Beispiel bei der allabendlichen Fußmassage oder bei der 'nabhi chikitsa', bei der einige Tropfen warmes Ghee in den Nabel gegossen werden, um das Gewebe des gesamten Körpers zu nähren."

Was ist der Unterschied zwischen Ghee und Butterschmalz?

Beides ist der fettere Teil der klassischen Butter, unterscheidet sich aber in der Art der Herstellung und in bestimmten Eigenschaften: Ghee hat ein intensiveres Aroma und ist goldener als Butterschmalz.

  • Ghee verbrennt bei höheren Temperaturen als klassische Butter (es hat einen hohen Rauchpunkt von ca. 250 Grad), was bedeutet, dass es bei sehr hohen Temperaturen keine giftigen und krebserregenden Stoffe freisetzt. Es ist daher ideal zum Braten und Frittieren.
  • Da es ein reines Fett ist, hält es sich länger als Butter und Öl.
  • Ghee enthält weder Kasein noch Laktose und ist daher auch für Menschen mit Laktoseintoleranz geeignet.
  • Ghee ist leichter verdaulich als herkömmliche Butter.
  • Ghee enthält weniger Cholesterin als Butter (nur 8 mg pro Teelöffel), sodass es auch von Menschen mit hohem Cholesterinspiegel verzehrt werden kann.

Eigenschaften und Vorteile von Ghee

  • Es enthält Antioxidantien und fettlösliche Vitamine wie Vitamin A, D, E und K, die für eine gesunde Haut wichtig sind, sowie Mineralstoffe wie Magnesium, Kalzium, Phosphor und Kalium
    Stärkt das Immunsystem
  • Wirkt entgiftend und blutreinigend
  • Fördert die Verdauung und die Nährstoffaufnahme
  • Beruhigt die Darmwände und wird zur Behandlung von Kolitis und Magen-Darm-Geschwüren eingesetzt
  • Pflegt und beruhigt die Haut und das Gewebe im ganzen Körper
  • Es ist vorteilhaft für das Gehirn, fördert die Konzentration und verbessert das Gedächtnis
  • Es besteht aus kurzkettigen Fettsäuren, die schnell in Energie umgewandelt werden können und ist daher für Sportler:innen geeignet, die ihre Muskelmasse erhöhen wollen
  • Enthält Buttersäure, die die Darmzellen vor Tumoren schützt
  • Aufgrund seiner pflegenden Wirkung ist es auch zur äußerlichen Anwendung geeignet, um Haut und Haar mit Feuchtigkeit zu versorgen und zu schützen

So sollten Sie Ghee verzehren

Ghee ist ein sehr kalorienreiches Lebensmittel (ein Esslöffel enthält etwa 120 Kalorien), daher sollte es in Maßen verzehrt werden, wenn Sie Ihr Gewicht halten wollen. Es ist die gesündeste Butter, die es gibt, und kann im Rahmen einer angemessenen Ernährung konsumiert werden.

Ghee zum Kochen: Hierfür können Sie es verwenden

Ghee kann für folgende Lebensmittel zum Kochen genauso verwendet werden wie traditionelle Butter:

  • Für Fleisch, Fisch und Gemüse in der Pfanne gebraten: Das Ghee verleiht einen volleren Geschmack als herkömmliche Butter
  • Risotto: Ein Hauch von Ghee am Ende des Kochens gibt dem Gericht zusätzliche Cremigkeit und ein besonderes Aroma
  • Ofengerichte: Ob Gemüse wie Blumenkohl, Kartoffeln, Kürbis oder Süßkartoffeln oder Fleisch wie Hähnchen oder Pute, wenn Sie Ghee zum Backen im Ofen verwenden, erhalten Sie eine schöne Kruste und einen nussigen Geschmack
  • Suppen und Eintöpfe: Lösen Sie am Ende des Kochens einen Teelöffel Ghee in Ihrer Suppe auf, um ihr eine besondere Note zu verleihen, sowohl was die Textur als auch den Geschmack betrifft
  • Backwaren: Auf warmes Brot gestrichen unter Marmelade oder Aufschnitt
  • Gerichte mit Hülsenfrüchten: Ein Hauch von Ghee macht ein Gericht aus Hülsenfrüchten mit Bohnen und Linsen nahrhafter und schmackhafter

Ghee selber machen: das Rezept

  • Geben Sie ein Stück ungesalzene und vorzugsweise Biobutter in einen kleinen Topf und erhitzen Sie sie auf kleiner Flamme (oder noch besser auf einem Wasserbad), bis die Butter leicht zu kochen beginnt.
  • Dabei entsteht ein knisterndes Geräusch und es bildet sich ein leichter weißer Schaum, den Sie nach und nach entfernen.
  • Lassen Sie die Butter etwa 20 Minuten lang köcheln, bis die gesamte Flüssigkeit verdampft ist und sich an der Oberfläche ein dünner Film und darunter eine feste Masse gebildet hat.
  • Schalten Sie den Herd aus und lassen Sie das Ghee etwa 1 Stunde lang im Topf ruhen.
  • Gießen Sie es durch ein Sieb in ein Glasgefäß und stellen Sie es in den Kühlschrank.
  • Das so entstandene Ghee hat eine schöne goldene Farbe und ist bis zu drei Monate haltbar.

Dieser Artikel erschien im Original auf Vogue.it.

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