Umfrage - Zusatzbeitrag der Krankenkasse
Das Jahresende 2020 ist geprägt von flächendeckenden Erhöhungen beim Zusatzbeitrag der Krankenkassen, 48 Millionen Versicherte sind betroffen. Verivox hatte gesetzlich Versicherte im November 2020 nach ihrer Stimmung befragen lassen. Das Ergebnis der repräsentativen Umfrage: Viele sind in Sorge. Aber zahlreiche Mitglieder der Krankenkassen sind auch bereit zum Wechsel.
63 Prozent kennen den Zusatzbeitrag nicht
Führende Vertreter der Krankenkassen hatten im Herbst 2020 vor einer Verdopplung des Zusatzbeitrages in der gesetzlichen Krankenversicherung gewarnt. 47 Prozent der Befragten in der Umfrage bereitet diese Entwicklung große oder sehr große Sorge. 44 Prozent antworteten, sie würden sich deshalb keine oder geringe Sorgen machen.
Krankenkassen warnen vor einer Verdopplung des Zusatzbeitrages. Bereitet Ihnen diese Entwicklung Sorge?
Antwort
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Gesamt
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Männer
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Frauen
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Überhaupt keine Sorge | 11.0% | 11.2% | 10.9% |
Geringe Sorge | 32.6% | 35.6% | 29.9% |
Große Sorge | 29.9% | 28.4% | 31.3% |
Sehr große Sorge | 17.0% | 18.6% | 15.4% |
Weiß nicht | 9.5% | 6.3% | 12.5% |
Der erste Schritt zu diesem Anstieg erfolgt Ende 2020. Wie alljährlich üblich beschließen die Krankenkassen auf ihren Verwaltungsratssitzungen die Zusatzbeiträge, die für das folgende Jahr gelten sollen. Zum Jahresende haben 31 der 76 Krankenkassen einen höheren Zusatzbeitrag festgelegt. Rund 48 Millionen Versicherte sind betroffen. Die Krankenkassenmitglieder dürfte diese Mitteilung unvorbereitet treffen. 70 Prozent der Frauen und 56 Prozent der Männer in der Umfrage kennen den Zusatzbeitrag ihrer Krankenkasse nicht.
Kennen Sie die Höhe des Zusatzbeitrags bei Ihrer Kasse?
Antwort
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Gesamt
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Männer
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Frauen
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Nein | 63.2% | 55.7% | 70.1% |
Ja | 36.8% | 44.3% | 29.9% |
… bis 0,5% | 6.3% | 7.4% | 5.2% |
… 0,5 - unter 1,0% | 15.2% | 19.0% | 11.7% |
… 1,0 - unter 1,5% | 11.0% | 12.1% | 10.0% |
… 1,5 - unter 2,0% | 3.5% | 4.7% | 2.3% |
mehr als 2,0% | 0.9% | 1.1% | 0.6% |
100 Euro Ersparnis – für 29 Prozent ein Wechselgrund
2020 liegt der durchschnittliche Zusatzbeitrag bei 1,0 Prozent – je zur Hälfte bezahlt von Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Nach den Erhöhungen zum Jahresende steht fest: Der Zusatzbeitrag liegt 2021 im Schnitt bei 1,3 Prozent. Verivox hat dabei die Zusatzbeiträge der Krankenkassen, gewichtet nach ihren Mitgliederzahlen, ausgewertet. Große Krankenkassen mit vielen Mitgliedern fallen also stärker ins Gewicht.
Ein Anstieg um 0,2 Prozent sorgt dafür, dass der Arbeitnehmeranteil bei einem Jahreseinkommen von 47.928 Euro (Bundesdurchschnitt ohne Sonderzahlungen für Vollzeitstellen laut Statistischem Bundesamt) im Jahr um 48 Euro steigt. Bei 0,4 Prozent sind es schon 96 Euro. Für eine Ersparnis bis 100 Euro pro Jahr könnten sich 29 Prozent der Umfrageteilnehmer vorstellen, ihre Krankenkasse zu wechseln.
Ab welcher Ersparnis beim Beitrag könnten Sie sich vorstellen, die Krankenkasse zu wechseln?
Antwort
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Gesamt
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Männer
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Frauen
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Unter 50 € p.a. | 6.4% | 6.0% | 6.7% |
50 € - < 100 € p.a. | 22.2% | 20.6% | 23.8% |
100 € - < 150 € p.a. | 19.2% | 23.9% | 14.8% |
150 € - < 200 € p.a. | 13.6% | 13.2% | 14.0% |
200 € - < 250 € p.a. | 5.5% | 6.3% | 4.8% |
Ab 250 € p.a. | 7.6% | 8.5% | 6.7% |
Würde nicht wechseln | 25.5% | 21.5% | 29.2% |
Der günstigste überregionale Anbieter verlangt 2021 0,39 Prozent Zusatzbeitrag. Wer von einer Krankenkasse mit durchschnittlichem Zusatzbeitrag dorthin wechselt, spart sogar 218 Euro bei 47.928 Euro Einkommen. Bei einer Ersparnis bis 200 Euro pro Jahr kommt für insgesamt 61 Prozent der Befragten ein Wechsel der Krankenkasse in Frage. 26 Prozent schließen einen Wechsel aufgrund der Beitragshöhe generell aus. 218 Euro weniger Beitrag bedeuten dabei nicht automatisch 218 Euro mehr Nettoeinkommen. Da Krankenversicherungsbeiträge komplett steuerlich absetzbar sind, liegt die Nettoersparnis niedriger.
Rund drei Viertel: „Sparpotenzial unter 100 Euro“
Die mögliche Ersparnis durch einen Wechsel schätzen viele Versicherte aber falsch ein. 22 Prozent der Befragten vermuten, dass sie schon bei der günstigsten Krankenkasse sind. Tatsächlich haben die Krankenkassen mit den regional günstigsten Zusatzbeiträgen aber nur einen Marktanteil von zwei Prozent an den Versicherten. 28 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass sie maximal 50 Euro pro Jahr sparen könnten. 24 Prozent hielten ein Sparpotenzial von 50 bis 100 Euro für plausibel.
Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung haben im Schnitt Einkommen, die unter dem Durchschnittslohn für eine Vollzeitstelle liegen – 25.992 Euro im Jahr 2019 laut Bundesministerium für Gesundheit. Dann beträgt die Ersparnis 118 Euro. Selbst dann läge die Ersparnis höher als drei Viertel der Befragten vermuten.
Bitte schätzen Sie: Wie viel würden Sie mit einem Wechsel in die günstigste Krankenkasse sparen?
Antwort
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Gesamt
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Männer
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Frauen
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Bin schon bei der günstigsten | 21.9% | 20.4% | 23.4% |
Unter 50 € pro Jahr | 28.1% | 23.9% | 31.9% |
50 € bis unter 100 € pro Jahr | 23.5% | 26.4% | 20.9% |
100 € bis unter 150 € pro Jahr | 13.2% | 15.2% | 11.3% |
150 € bis unter 200 € pro Jahr | 6.6% | 6.0% | 7.1% |
200 € bis unter 250 € pro Jahr | 3.8% | 4.9% | 2.7% |
Ab 250 € pro Jahr | 2.9% | 3.1% | 2.7% |
Leichterer Wechsel ab Januar
„Der Gesetzgeber hat den Wechsel der Krankenkasse ab 2021 vereinfacht“, sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Die Kündigung des alten Anbieters übernimmt ab Januar die neue Krankenkasse automatisch. Eine verbraucherfreundliche Regelung, wie sie beim Wechsel des Stromanbieters schon lange funktioniert. Außerdem sind Versicherte künftig nur noch 12 Monate an eine neue Krankenkasse gebunden.“
Methodik
Für die Studie wurden Ende November 2020 deutschlandweit online 1.000 Personen im Alter von 18 bis 69 Jahren befragt. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit und wurde vom Marktforschungsinstitut Innofact erhoben. 926 Teilnehmer sind in einer gesetzlichen Krankenversicherung versichert. Ihre Antworten bilden die Basis der Studie.