Zins­erhöhungen und Aktienmärkte Wie steigende Zinsen die Bewertung von Aktien beein­flussen

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Zins­erhöhungen und Aktienmärkte - Wie steigende Zinsen die Bewertung von Aktien beein­flussen

Zins­erhöhungen. Zins­sparer freuen sich, Aktionäre sowie Fonds­anlegerinnen und -anleger erleiden durch steigende Zinsen hingegen oft Verluste. © Getty Images / twomeowes

Ein Grund für die schwachen Börsen sind die anhaltenden Zins­erhöhungen der Noten­banken. Wir erläutern den Zusammen­hang zwischen Zinsen und Aktienmärkten.

Die US-Noten­bank Fed hat am 21. September eine weitere Zins­erhöhung um 0,75 Prozent­punkte angekündigt. Dies ist die fünfte Zins­erhöhung in diesem Jahr, der von der Fed angestrebte Zins liegt nun zwischen 3 und 3,25 Prozent – und weitere Zins­erhöhungen können folgen. Der US-Aktienmarkt sackte nach der jüngsten Zins­erhöhung ab. Wir nehmen das zum Anlass, einen Blick auf den lang­fristigen Zusammen­hang zwischen Zins­niveau und Aktien­preisen zu werfen.

Hohe Zinsen – Gift für Aktien?

Zins­steigerungen führen zu fallenden Aktien­kursen – diese Warnung hören Aktien- und Aktienfonds-Investoren gerade jetzt wieder häufiger. Die Über­legungen dahinter sind unter anderem folgende:

  • Steigende Zinsen können die Finanzierung der Unternehmen in Zukunft erschweren – schließ­lich werden Kredite für die Unternehmen teurer. Das verringert die Wachs­tums­aussichten, in der Folge sinken die Aktien­kurse.
  • Steigende Zinsen verteuern auch die Kredite für Privathaushalte, deren Konsum­ausgaben sinken, was auch zu sinkenden Unter­nehmens­umsätzen und damit geringeren Aktien­kursen führt.
  • Höhere (risikofreie) Zinsen sorgen dafür, das Zins­anlagen relativ attraktiver werden im Vergleich zu riskanten Anlagen. Anleger schichten ihr Geld verstärkt aus Aktien in Zins­produkte um, das drückt auf die Aktien­kurse.

In der Theorie sollten also steigende Zinsen zu fallenden Aktien­kursen führen und umge­kehrt. Eine Möglich­keit, dies zu über­prüfen, ist der historische Vergleich der Zinsen für zehnjäh­rige Staats­anleihen mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Aktienindizes. Stimmt die Theorie, sollte das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei steigenden Zinsen sinken und bei fallenden Zinsen steigen. Wir führen den historischen Vergleich einmal für die USA und einmal für Deutsch­land durch.

USA: Meist sanken die Aktien, wenn die Zinsen stiegen

Die zwei folgenden Charts zeigen die Entwick­lung des KGV für den S&P 500 im Vergleich mit der Zins­entwick­lung für zehnjäh­rige US-Staats­anleihen. Der S&P 500 Composite Index umfasst die 500 größten US-Unternehmen und ist wie der MSCI USA ein passendes Börsen­barometer für den US-Aktienmarkt. Im ersten Chart sind die tatsäch­lichen Werte dargestellt, im zweiten Chart normieren wir die Werte, so dass Phasen mit steigenden und fallenden Werten besser verglichen werden können.

Welche Kenn­zahlen wir verwenden:

  • Das Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV genannt, kann für einzelne Aktien oder auch als Durch­schnitt für Aktienindizes berechnet werden. Wir verwenden das KGV, welches den aktuellen Kurs ins Verhältnis zum Unter­nehmens­gewinn der vergangenen zwölf Monate setzt.
  • Die Endfäl­ligkeits­renditen zehnjäh­riger Staats­anleihen sind ein typischer Grad­messer für das Zins­niveau in einem Land. Die Noten­banken können die Renditen von Staats­anleihen nicht direkt setzen; sie beein­flussen jedoch mit ihrer Geld­politik das Zins­niveau am Anleihenmarkt.

Was Sie aus den Charts ablesen können:

  • In den 80ern und in den 90ern war der Zusammen­hang zwischen Zinsen und KGV eher negativ, so wie es die Theorie vorher­sagt. Im Zeitraum fallender Zinsen stiegen die Aktienbe­wertungen.
  • In den Nullerjahren fielen die Aktienbe­wertungen trotz nied­riger Zinsen – die Dotcom-Krise und die Immobilien- und Finanz­krise – ließen die Aktienmärkte einbrechen.
  • In den Zehner­jahren war die Korrelation wieder eher negativ, so wie die Theorie es sagt.
  • In den bisherigen 20er-Jahren stiegen die Zinsen stark an, die Kurse brachen ein. Auch hier ist bisher die Theorie bestätigt.

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Deutsch­land: Ähnliches Bild wie in den USA

Auch für den deutschen Aktienmarkt zeigen wir zwei Charts. Der erste vergleicht die tatsäch­lichen Werte des KGV des Dax mit den Zinsen für zehnjäh­rige Bundes­anleihen, der zweite normiert die Werte zwischen -1 und 1. Der Vergleich zeigt ein ähnliches Bild wie in den USA: Es gab Jahr­zehnte, in denen der Zusammen­hang zwischen KGV und Zinsen negativ war. Auch hier waren jedoch die Neue-Markt-Krise sowie die welt­weite Finanz­krise eine Ausnahme.

Fazit

Die vergangenen 30 Jahren waren geprägt von tendenziell fallenden Zinsen, sowohl in den USA als auch in Deutsch­land beziehungs­weise der Eurozone. Dies ging, wie in der Theorie behauptet, mit steigenden Aktienmarkt­bewertungen einher – die Ausnahme davon waren die krisengefüllten Nullerjahre.

Drastische Zins­erhöhungen wie in diesem Jahr gab es dagegen lange nicht mehr. In den kurzen Phasen steigender Zinsen seit 1980 fielen tendenziell die Aktienbe­wertungen. Anleger müssen sich daher bei weiteren Zins­erhöhungen auf eher gedämpfte Kurs­zuwächse an den Aktienmärkte einstellen.

Tipp: Sie finden die aktuellen Kurs-Gewinn-Verhält­nisse der Aktienmärkte aller Industrieländer auf unserer Informationsseite zum MSCI World.

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