![Werbung für Kinderlebensmittel - Influencer empfehlen zu häufig Zuckerbomben](https://cdn.statically.io/img/cdn.test.de/file/image/46/62/6218f886-7a3a-4d11-8618-45c62c4ceff6-web/6131955_influencer-suesses-teures-a202406.jpg)
Will ich haben! Werden Lebensmittel online als lecker und gesund für Kinder beworben, sollten Eltern kritisch sein. © Westend61 / HalfPoint
Mütter und Väter bewerben als Influencer Snacks und Getränke für Familien. Vieles davon ist ungesund, sagt die Verbraucherzentrale Hamburg nach einem Produkt-Check.
Sie sind selbst Eltern, wollen für den Nachwuchs vorgeblich nur das Beste und sprechen darüber gern mit allen, die es interessiert: Sogenannte Mom- und Dadfluencer. Sie nutzen Social-Media-Kanäle wie Instagram, Tik Tok oder Youtube, um persönliche Produktempfehlungen zu geben. Häufig geht es bei dieser Art der personalisierten Werbung auch um Lebensmittel, die Familien und Kinder ansprechen sollen – weil sie bunt und lustig aufgemacht sind, Spaß beim Essen versprechen oder eine gesunder Alternative sein sollen.
13 Lebensmittel im Nährwert-Check
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat 13 Lebensmittel ausgewählt, die durch reichweitenstarke Influencer und Influencerinnen beworben werden, und sich die Aufmachung und Zusammensetzung der Produkte genauer angesehen.
Auf der Liste finden sich unter anderem Frühstücksflocken, Softdrinks, Snacks für zwischendurch und Gummibärchen. Das Fazit ist wenig erfreulich: In mehreren Punkten sehen die Hamburger Verbraucherschützer Grund zur Kritik.
Viel Zucker in Snacks für zwischendurch
Die Mom- und Dadfluencern präsentieren zum Beispiel Schokolade oder bunte Gummidrops als Snacks – die allerdings wahre Zuckerbomben sind: 100 Gramm der Leckereien bringen mehr als 50 Gramm Zucker mit sich. Ebenfalls empfohlen werden gefriergetrocknete Erdbeeren, die 47 Gramm Zucker pro 100 Gramm enthalten. Sie sind damit rund zehnmal kalorien- und zuckerreicher als frische Erdbeeren – und keine gesunde und praktische Alternative zu frischem Obst.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfehlen, maximal 10 Prozent der täglichen Energie aus freiem Zucker aufzunehmen. Das bedeutet, dass Kinder von 1 bis 4 Jahren höchstens 30 Gramm freien Zucker pro Tag zu sich nehmen sollten, Kinder zwischen 4 und 7 Jahren maximal 39 Gramm.
Als „freier Zucker“ gilt sowohl Zucker, der zugesetzt wird, als auch jener, der von Natur aus in Sirup, Honig oder Säften enthalten ist.
Süßungsmittel keine gute Alternative
Häufig werben die Anbieter der Produkte explizit mit Aussagen wie „zero sugar“ oder „ohne Zuckerzusatz“. Zu empfehlen sind aber auch diese Produkte nicht. „Stattdessen sind Süßstoffe enthalten, die in der Kinderernährung nichts zu suchen haben. Sie führen zu einer Gewöhnung an süße Lebensmittel“, schreiben die Hamburger Verbraucherschützer.
Einige Produkte sind mithilfe von Saftkonzentraten oder Datteln gesüßt, was zunächst gesünder wirken mag. Das sei jedoch nicht der Fall, denn Zucker bleibe Zucker. Überdies prägten auch solche Snacks den Geschmack und die Vorliebe für Süßes.
Zu viel Zucker kann Karies, Übergewicht und Fettleibigkeit fördern. Mit dem Gewicht steigen die Risiken für Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck, langfristig auch für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Mit unnötigen Vitaminen angereichert
Bei zwei beworbenen Gummibärchensorten handelt es sich nicht einfach um Naschereien, sondern um Nahrungsergänzungsmittel, die mit verschiedenen Vitaminen angereichert wurden. Kinder sollten ohne ärztlichen Rat keine Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, da es zu gesundheitsschädlichen Überdosierungen kommen könne, sagt die Verbraucherzentrale Hamburg. Die meisten Kinder seien ohnehin ausreichend mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgt.
Geht ins Geld: 50 Euro pro Kilo Fruchtgummis
Ein weiterer Kritikpunkt: „Die Preise der beworbenen Lebensmittel sind meist exorbitant hoch.“ So kosteten die beworbenen Fruchtgummis gut 50 Euro pro Kilogramm – ein Vielfaches von dem, was Fruchtgummis üblicherweise kosten. Für die gefriergetrockneten Erdbeeren lag der Grundpreis bei rund 250 Euro pro Kilogramm.
Wohlgemeinte Empfehlung? Am Ende auch Werbung!
Die Hamburger Verbraucherschützer raten: Familien sollten grundsätzlich kritisch bleiben und bedenken, dass Influencerinnen und Influencer in der Regel Geld damit verdienen, wenn sie für Produkte Werbung machen – auch wenn die wie eine persönliche Ansprache oder wohlgemeinte Empfehlung daherkommt.
Gutes für die Kleinen: Wissen, was drin steckt
- Wie viel steckt drin? Unser Ernährungsrechner errechnet, wie viel Prozent Zucker von der maximalen Obergrenze Ihr Kind mit seinem Lieblingssnack aufnimmt.
- Zuckeralarm zum Frühstück: Die Stiftung Warentest hat 110 Kinder-Cerealien einem Nährwert-Check unterzogen. Nur 24 davon sollten morgens wirklich im Schälchen landen. Denn die meisten Schoko-Chips, Honig-Pops oder Baby-Müslis sind überzuckert und ungesund.
- Von Babybrei über Fischstäbchen bis Pommes: Auf unserer Themenseite Baby- und Kinderernährung finden Sie Wissenswertes und Testergebnisse zu vielem, was die Kleinsten gerne essen.
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- Üppiger Nachtisch oder süßes Getränk – mit dem Ernährungsrechner der Stiftung Warentest können Sie ermitteln, wie viel Zucker, Fett und Kalorien Kinder am Tag aufnehmen.
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- Eistee liegt im Trend – und schmeckt oft süß. Wie viel Zucker steckt drin? Bis zu 22 Gramm pro Glas, zeigt unser Check von 20 Tees, darunter Marken wie Lipton und Nestea.
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- Light-Produkte werben mit weniger Zucker oder Fett als herkömmliche Lebensmittel. Halten Sie Ihre Versprechen? Und lassen sich mit ihnen auch Kalorien sparen? Die...
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Glauben Sie etwa, dass irgendwer, der auf Influencer hört, sich jemals auf diese Website verirrt und sich missionieren lässt? Informieren Sie sich doch mal bei Neurowissenschaftlern, ob es Sinn macht, das Verhalten anderer Menschen per Artikel "ändern" zu wollen (nennen Sie es gern auch informieren, aufmerksam machen etc). Das könnte eine unschöne Überraschung geben. Jedenfalls für hoffnungsvolle Gesellschaftsverbesser*innen.
Als Eltern fühlen wir uns vollkommen machtlos gegenüber der Werbung / Lebensmittelindustrie.
Schade, dass die Politik nichts dagegen tut!