Veränderungen der Schild­drüse Seltener bösartig als angenommen

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Veränderungen der Schild­drüse - Seltener bösartig als angenommen

Ultra­schall. Die Unter­suchung sollte nur bei Verdacht auf Veränderung der Schild­drüse erfolgen. © mauritius images / OLEKSANDR MALOVICHKO

Durch Jodmangel können Knoten an der Schild­drüse entstehen. Sollten diese entfernt werden? Eine aktuelle Lang­zeitstudie zeigt: Nur selten entsteht daraus Krebs.

Jodmangel oft Ursache für Schild­drüsen­ver­änderungen

Fast jeder zweite Erwachsene in Deutsch­land hat laut Deutscher Gesell­schaft für Endokrinologie (DGE) knotige Veränderungen an der Schild­drüse. Häufigste Ursache: Jodmangel in der Nahrung. Die Schild­drüse reagiert dann, in dem sie wächst und versucht, die Hormon­produktion durch mehr Schild­drüsengewebe auszugleichen.

Knoten machen selten Beschwerden. Erst wenn sie groß sind, können sie zu einem Druck­gefühl oder Schluck­problemen führen. Müssen sie entfernt werden?

Geringeres Risiko als angenommen

Bislang ging man davon aus, dass bis zu 15 Prozent der Knoten bösartig sind oder entarten könnten. Tatsäch­lich ist das viel seltener der Fall, wie eine aktuelle deutsche Langzeitstudie an über 17 500 Patientinnen und Patienten mit Knoten zeigt: Im Verlauf von bis zu 23 Jahren erhielten nur 1,1 Prozent der Teilnehmenden die Diagnose Schild­drüsen-Krebs.

Operation gut abwägen

Die Autoren raten, die neuen Zahlen in die Entscheidung für oder gegen eine Operation einfließen zu lassen. Diese zeigten, dass das vorsorgliche Entfernen vieler Knoten über­flüssig sei.

Jedes Jahr würden rund 56 000 Schild­drüsen­operationen in Deutsch­land durch­geführt. Dabei können Stimm­band-Nerv oder Neben­schild­drüsen geschädigt werden. Eine Operation sollte erst nach gründlicher Diagnostik erfolgen, so die DGE.

Welche Schild­drüsenmedikamente geeignet sind

Wer eine vergrößerte Schild­drüse (Kropf) hat, die ausschließ­lich auf Jodmangel beruht, sollte Jod zuführen. Mangelt es gleich­zeitig an Jod und an Schild­drüsenhormon, ist zunächst das synthetisch hergestellte Schilddrüsenhormon Levothyroxin zu empfehlen. Dass eine fest­gelegte Kombi aus Schild­drüsenhormon und Jod nennens­werte Vorteile hat, können bislang vorliegende Studien­ergeb­nisse nicht ausreichend belegen.

Kein Routine-Scree­ning

Die Fachgesell­schaft empfiehlt, die Schild­drüse nur bei begründetem Verdacht auf eine behand­lungs­bedürftige Erkrankung per Ultra­schall zu unter­suchen – nicht routine­mäßig.

Wird ein Knoten mit mehr als einem Zenti­meter Durch­messer nachgewiesen, sollte er per Ultra­schall beur­teilt und der Wert des Hormons TSH im Blut bestimmt werden. Weitere Schritte richten sich nach den Befunden. Wer sich mit Arzt oder Ärztin für eine Beob­achtung des Knotens entscheidet, sollte ihn nach sechs bis zwölf Monaten erneut per Ultra­schall kontrollieren lassen.

Tipp: Beugen Sie Jodmangel vor, mit Meeresfisch ein- bis zweimal pro Woche und Jodsalz. Unser Test von Speisesalz zeigt: Top-Jodsalz gibt es schon für 6 Cent pro 100 Gramm. Für Schwangere und Stillende ist eine ausreichende Jodzufuhr besonders wichtig. Jod ist neben Folsäure daher ein wichtiger Bestand­teil von Nahrungsergänzungsmitteln für Schwangere.

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Kommentarliste

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  • Thorsten.Maverick am 22.01.2023 um 14:20 Uhr
    Jodsalz reicht nicht

    Man kann Jod im Urin bezogen auf Kreatinin testen lassen. Keine Kassenleistung aber ein brauchbarer Indikator für die Jodversorgung. Jodsalz liefert nicht genug Jod, man braucht Tabletten oder Jodlösung. Das ist ein schwieriges Thema, da künstliche Hormone mehr Gewinn bringen als Jod und Kenntnisse in Regelungstechnik benötigt werden, die Ärzte generell nicht haben. Dazu findet sich deshalb in der Literatur beliebig viel inkompetenter Blödsinn. Unter mäßiger Jodgabe sollte sich ein erhöhtes TSH langsam vermindern. Vitamin D-Mangel supprimiert übrigens das TSH.