Insbesondere ältere Menschen haben ein großes Risiko, sich bei einem Unfall zu verletzen. Mit unseren acht Tipps machen Sie sich und Ihr E-Bike so fit, dass es im besten Fall gar nicht zum Unfall kommt.
1. Motivation und Fitness hinterfragen
Wenn Sie sich ein E-Bike kaufen wollen, sollten Sie sich ehrlich fragen, warum: Haben Sie das Autofahren aufgegeben, weil Sie nicht mehr fit genug sind? Dann ist der Umstieg aufs Pedelec der falsche Schritt. Die Drehbarkeit des Kopfes, ein gutes Hör- und Sehvermögen, die Fähigkeit die Balance zu halten und in kritischen Situationen schnell zu reagieren, sind ein Muss, damit Sie sich und andere nicht gefährden.
2. Passendes Pedelec kaufen
Die Motoren der Pedelecs werden durch höhere Drehmomente tendenziell immer leistungsfähiger. Solche Motoren waren für E-Mountainbikes gedacht, sind nun aber auch in Tiefeinsteigern zu finden. Insbesondere wenn Sie nicht ganz fit sind oder sich mit einem Pedelec wieder ans Fahrradfahren heranwagen, kann das ungewohnt sein und sogar gefährlich werden. Fragen Sie beim Kauf direkt nach einem schwächeren Antrieb. Wenn Sie nicht gerade in den Bergen wohnen, reicht das völlig aus und hat auch den Vorteil, dass Sie mit dem Akku in der Regel weiter kommen.
Ein weiterer Faktor ist das Gewicht: Stürzen Sie mit dem Rad oder müssen Sie es über Stufen wuchten, besteht bei an die 30 Kilogramm Fahrradgewicht große Verletzungsgefahr. Achten Sie daher beim Kauf aufs Gewicht und verzichten Sie beispielsweise auf den XXL-Akku – der ist vor allem schwer und für den Alltag nicht notwendig.
Empfehlenswerte Modelle und eine umfangreiche Kaufberatung finden Sie im E-Bike-Test der Stiftung Warentest.
3. Finger weg von Tuning-Sätzen fürs E-Bike!
Tuning ist bei E-Bikes ein weit verbreitetes Problem. Tuning-Sätze für Pedelecs sind einfach zu bekommen. Sie sorgen dafür, dass der Motor nicht bei Tempo 25, sondern später abschaltet oder dafür, dass der Motor auch läuft, wenn der Radelnde nicht mit tritt. Was sich gut anhört, ist gefährlich, unter Umständen richtig teuer und strafbar.
Die höhere Geschwindigkeit birgt gleich mehrere Risiken: Auf die permanent hohen Geschwindigkeiten kann das Pedelec technisch mitunter gar nicht ausgerichtet sein. Andere Verkehrsteilnehmer schätzen Ihre Geschwindigkeit falsch ein. Außerdem sind bei einem Sturz deutlich schwerere Verletzungen möglich.
Da man damit in die Elektronik eingreift, entfällt außerdem die Garantie. Viele Anbieter können das Tuning etwa bei der Wartung durch Auslesen erkennen. Nicht selten entziehen sie die Garantie und sperren das getunte Pedelec für die Reparatur in eigenen Werkstätten.
Darüber hinaus gilt ein getuntes E-Bike nicht mehr als Fahrrad, bräuchte also ein Kennzeichen und eine Versicherung. Kommt es zu einem Unfall oder fällt ein getuntes Rad zum Beispiel bei einer Verkehrskontrolle auf, wird es richtig bitter: Denn man begeht eine Straftat, Freiheitsstrafen von bis zu einem Jahr sind möglich. Außerdem zahlt die private Haftpflichtversicherung in der Regel nicht für entstandene Schäden.
4. Helm tragen
Ein Helm ist für alle sinnvoll. Ganz besonders für Menschen ab 45 Jahren, egal, ob sie Rad oder Pedelec fahren. Im Alter sind Gefäße im Gehirn weniger elastisch, hinzu kommen bei vielen blutverdünnende Medikamente. Beides erhöht beim Sturz das Risiko schwerer Hirnverletzungen.
Empfehlenswerte Helme finden Sie in unserem Fahrradhelm-Test. Für die schnelleren S-Pedelecs reicht ein normaler Fahrradhelm nicht – welche Spezialhelme gut sind, steht im Partnertest der S-Pedelec-Helme.
5. Langsam an das Fahrverhalten gewöhnen
Ein E-Bike ist kein normales Fahrrad. Um sich ans Fahrverhalten heranzutasten sind organisierte Fahrsicherheitstrainings optimal. Bei ihnen werden Gefahrensituationen unter Anleitung geübt.
Gibt es bei Ihnen in der Nähe keine organisierten Trainings können Sie aber auch selbstständig üben. Probieren Sie doch folgende Übungen auf einem Parkplatz aus – sie können den Umgang mit dem Pedelec spielerischer und so oft auch sicherer machen.
- Fahren Sie eine Strecke so langsam wie möglich und schulen Sie so Ihre Balance.
- Stellen Sie zwei Gegenstände, zum Beispiel zwei Flaschen, mit einigen Metern Abstand auf und fahren Sie Achten. Klappt das gut, können Sie die Gegenstände enger zusammenstellen und engere Achten fahren.
- Wiederholen Sie diese Übungen mit schweren Packtaschen am Gepäckträger.
6. Bremsen trainieren
Bremsen ist kinderleicht, oder? Keineswegs, denn der Bewegungsablauf einer Vollbremsung ist hochkomplex: Vorder- und Hinterradbremse bedienen, Po nach hinten, vorn das Körpergewicht abstützen, sicher stehen – und das blitzschnell, aber nicht in Panik.
Eine Vollbremsung bedarf Übung, die aber nur wenige aktiv angehen. Folgende Übung können Sie auf einem Parkplatz oder in einem verkehrsberuhigten Bereich ausprobieren:
Markieren Sie mit Klebeband oder Kreide zwei Linien mit wenigen Metern Abstand. Fahren Sie dann mit zügigem Tempo auf die Linien zu. Beginnen Sie den Bremsvorgang bei der ersten Linie und versuchen Sie, bis zur zweiten zum Stehen zu kommen. Wiederholen Sie das so lange, bis Sie sicher sind. Dann können Sie die Übung mit näher zusammen liegenden Linien wiederholen. So tasten Sie sich langsam an die Vollbremsung heran und lernen, wie Ihr Fahrrad reagiert.
7. Umsichtig fahren und sichtbar machen
Fahren Sie umsichtig und gehen Sie stets davon aus, dass andere Verkehrsteilnehmer Sie nicht oder erst zu spät wahrnehmen. Auffällige Kleidung hilft insbesondere in der dunklen Jahreszeit, auf sich aufmerksam zu machen.
Ganz besonders vorsichtig sollten Sie sein, wenn Sie ein Pedelec haben, auf dem Sie aufrecht und komfortabel sitzen oder wenn Sie ein S-Pedelec fahren: In beiden Fallen ist die Gefahr groß, dass andere Verkehrsteilnehmer Ihre Geschwindigkeit völlig falsch einschätzen. Das birgt Unfallgefahr, zum Beispiel wenn diese rechts abbiegen.