Ökobilanz von Trink­flaschen Plastik schlägt Edelstahl

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Ökobilanz von Trink­flaschen - Plastik schlägt Edelstahl

Über­raschend vorn: Plastikflaschen haben die beste Ökobilanz aller Wieder­verwend­baren. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

Wieder­verwend­bare Trink­flaschen sind nach­haltig. Doch die Größe des ökologischen Fußabdrucks hängt entscheidend vom Material ab.

Den kleinsten Fußabdruck verursacht Plastik

Trink­flaschen aus Edelstahl sind robust, lang­lebig, leicht zu reinigen − haben aber eine vergleichs­weise schlechte Ökobilanz. Das fanden Forschende im Auftrag von sechs europäischen Verbraucher­organisationen unter Federführung unserer portugiesischen Part­nerzeit­schrift Deco Proteste heraus.

Den güns­tigsten Fußabdruck hinterlassen demnach wieder­verwend­bare Plastikflaschen. Eine doppelwandige Stahl­flasche belastet die Umwelt bis zu 80-mal mehr. Das heißt: Wer eine Stahl­flasche kauft und 80 Jahre lang nutzt, verhält sich nicht nach­haltiger als jemand, der 80 Jahre lang jähr­lich eine wieder­verwend­bare Plastikflasche kauft.

Viele Faktoren fließen ein

Was den Flaschen aus Stahl die Bilanz verhagelt, sind krebserregende Substanzen, die während des Produktions­prozesses freigesetzt werden können. In dieser Hinsicht sind doppelwandige Stahl­flaschen 72- bis 85-mal so schädlich wie Flaschen aus Poly­ethylen.

Die Forschenden berück­sichtigten für die Ökobilanz zahlreiche weitere Faktoren aus dem Lebens­zyklus der Flaschen: von der Herstellung, über Trans­port und Nutzung bis hin zur Entsorgung. Sie ermittelten die Wirkung auf die Erderwärmung, den Verbrauch von Land, Wasser und fossilen Ressourcen sowie auf die Gesundheit der Menschen.

Die Produktion hat den größten Einfluss

Den größten Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck der Flaschen hat die Produktion, den geringsten Entsorgung und Trans­port.

Insgesamt am besten schlugen sich Flaschen aus den Materialien Poly­ethylen (PE) und Poly­propylen (PP). Im Mittel­feld liegen Flaschen aus Glas und Aluminium. Sie müssten etwa viermal so lange genutzt werden wie die Plastikflaschen, um auf eine gleich gute Ökobilanz zu kommen.

Im Vergleich mit PET-Einwegflaschen schneiden alle wieder­verwend­baren Flaschen besser ab, egal aus welchem Material sie sind.

Österrei­chische Warentester sehen Glasflaschen vorn

Auch die Experten unserer österrei­chischen Part­nerzeit­schrift Konsument haben Mehrweg-Alternativen untersucht, allerdings mit einem anderen Unter­suchungs­ansatz. Sie prüften die Flaschen etwa auf Dicht­heit, Stabilität, Hand­habung und Schad­stoffe und berück­sichtigten den ökologischen Fußabdruck nicht. Im Test: Elf Trink­flaschen aus Kunststoff, Metall oder Glas für Kinder und Erwachsene.

Zur Besten kürten die Tester die Glasflasche Emil Bio-Stern für rund 19 Euro. Die 400-Milliliter-Glasflasche steckt in einem schützenden Beutel, ist spül­maschinen­fest, absolut dicht und geschmacks­neutral. Nachteil: Glas ist recht schwer. Emil wiegt mit 275 Gramm doppelt so viel wie viele Modelle aus Metall oder Kunststoff.

Empfehlens­werte aus Metall

Sehr gut schnitten die Flaschen Sigg Glow Moon Dinos (400 Milliliter, 20 Euro) aus Aluminium und Klean Kanteen Classic (532 Milliliter, 28 Euro) aus Edelstahl ab. Auch das größte Modell im Test über­zeugte: Die McKinley Edelstahl­flasche fasst 750 Milliliter und kostet nur 10 Euro. Allerdings verkantet sie leicht beim Zudrehen und verbeulte im Fall­test. Danach stand sie wackelig.

Gute aus Kunststoff

Die besten Plastikflaschen waren die Tupperware EcoEasy (500 Milliliter, 12 Euro) sowie die Camelbak Eddy (400 Milliliter, 17 Euro). Aus beiden lässt sich einfach trinken, sie sind frei von Schad­stoffen, hielten aber nicht hundert­prozentig dicht.

Tipp: Einweg-PET-Flaschen nicht wiederbefüllen. Beim Einfüllen, Schütteln oder Knicken können sich Mikro­plastikpartikel lösen, so die österrei­chischen Tester. Den kompletten Testbe­richt finden Sie auf der Website konsument.at.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • m.gremmelmaier am 06.04.2024 um 00:52 Uhr
    Haltbarkeit

    Zwar keine Flasche, aber im Prinzip gilt das gleiche: Vor über 25 Jahren kaufte ich eine Plastikbrotdose um die Papier- und Plastiktüten und das Gematsche meiner Handwerkerbrotzeit darin abzulösen. Am zweiten Tag fiel mir diese hin und war kaputt. Dann kaufte ich für das fünffache eine aus Edelstahl, und die nutze ich immer noch, obwohl sie x-mal hingefallen ist.
    Auch meine Edelstahlthermoskanne ist schon über 20 Jahre alt, allmählich machen die Kunststoffteile davon schlapp.
    Meine Edelstahlgefäße werden im Gegensatz zu Kunststoffteilen irgendwann recycelt, und dann fällt die hohe Belastung der Erst-Produktion nicht mehr an!

  • marotoma am 02.04.2024 um 10:03 Uhr
    Prioritäten

    Wer mit der realen Realität vertraut ist weiß, dass das entscheidende Kriterium bei einer Trinkflasche nicht ihre Ökobilanz ist oder ob man mit ihr die Welt retten kann, sondern dass es auf Dichtigkeit, Geschmacksneutralität und Haltbarkeit ankommt. Wer erklärt es den zeitgeistkontaminierten "Forschenden"?

  • ruperts am 22.03.2024 um 19:56 Uhr
    Stahlproduktion krebserregend?

    "Was den Flaschen aus Stahl die Bilanz verhagelt, sind krebserregende Substanzen, die während des Produktions­prozesses freigesetzt werden können." Das lese ich hier zum ersten Mal und müsste dann ja für jedes Produkt aus Stahl gelten, inklusive Autos und Besteck.

  • A.Schmidt am 21.03.2024 um 19:04 Uhr
    Flaschen aus Alu sind innen beschichtet

    Alle Flaschen aus Alu sind innen beschichtet, sonst würde der Inhalt schnell metallisch schmecken.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 18.03.2024 um 10:04 Uhr
    Ökobilanz von Tritan

    @senna089: Tritan war tatsächlich Bestandteil der Studie. Es hinterlässt einen nur unwesentlich schlechteren ökologischen Fußabdruck als PE und PP.
    Geht man bei PE von einer Nutzungsdauer von einem Jahr aus, müsste man die Flasche aus Tritan ein Jahr und drei Monate nutzen, um die geringfügig größeren Umweltauswirkungen auszugleichen. Es schneidet also ähnlich gut ab wie die Testbesten aus PE und PP.