Wiederverwendbare Trinkflaschen sind nachhaltig. Doch die Größe des ökologischen Fußabdrucks hängt entscheidend vom Material ab.
Den kleinsten Fußabdruck verursacht Plastik
Trinkflaschen aus Edelstahl sind robust, langlebig, leicht zu reinigen − haben aber eine vergleichsweise schlechte Ökobilanz. Das fanden Forschende im Auftrag von sechs europäischen Verbraucherorganisationen unter Federführung unserer portugiesischen Partnerzeitschrift Deco Proteste heraus.
Den günstigsten Fußabdruck hinterlassen demnach wiederverwendbare Plastikflaschen. Eine doppelwandige Stahlflasche belastet die Umwelt bis zu 80-mal mehr. Das heißt: Wer eine Stahlflasche kauft und 80 Jahre lang nutzt, verhält sich nicht nachhaltiger als jemand, der 80 Jahre lang jährlich eine wiederverwendbare Plastikflasche kauft.
Viele Faktoren fließen ein
Was den Flaschen aus Stahl die Bilanz verhagelt, sind krebserregende Substanzen, die während des Produktionsprozesses freigesetzt werden können. In dieser Hinsicht sind doppelwandige Stahlflaschen 72- bis 85-mal so schädlich wie Flaschen aus Polyethylen.
Die Forschenden berücksichtigten für die Ökobilanz zahlreiche weitere Faktoren aus dem Lebenszyklus der Flaschen: von der Herstellung, über Transport und Nutzung bis hin zur Entsorgung. Sie ermittelten die Wirkung auf die Erderwärmung, den Verbrauch von Land, Wasser und fossilen Ressourcen sowie auf die Gesundheit der Menschen.
Die Produktion hat den größten Einfluss
Den größten Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck der Flaschen hat die Produktion, den geringsten Entsorgung und Transport.
Insgesamt am besten schlugen sich Flaschen aus den Materialien Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP). Im Mittelfeld liegen Flaschen aus Glas und Aluminium. Sie müssten etwa viermal so lange genutzt werden wie die Plastikflaschen, um auf eine gleich gute Ökobilanz zu kommen.
Im Vergleich mit PET-Einwegflaschen schneiden alle wiederverwendbaren Flaschen besser ab, egal aus welchem Material sie sind.
Österreichische Warentester sehen Glasflaschen vorn
Auch die Experten unserer österreichischen Partnerzeitschrift Konsument haben Mehrweg-Alternativen untersucht, allerdings mit einem anderen Untersuchungsansatz. Sie prüften die Flaschen etwa auf Dichtheit, Stabilität, Handhabung und Schadstoffe und berücksichtigten den ökologischen Fußabdruck nicht. Im Test: Elf Trinkflaschen aus Kunststoff, Metall oder Glas für Kinder und Erwachsene.
Zur Besten kürten die Tester die Glasflasche Emil Bio-Stern für rund 19 Euro. Die 400-Milliliter-Glasflasche steckt in einem schützenden Beutel, ist spülmaschinenfest, absolut dicht und geschmacksneutral. Nachteil: Glas ist recht schwer. Emil wiegt mit 275 Gramm doppelt so viel wie viele Modelle aus Metall oder Kunststoff.
Empfehlenswerte aus Metall
Sehr gut schnitten die Flaschen Sigg Glow Moon Dinos (400 Milliliter, 20 Euro) aus Aluminium und Klean Kanteen Classic (532 Milliliter, 28 Euro) aus Edelstahl ab. Auch das größte Modell im Test überzeugte: Die McKinley Edelstahlflasche fasst 750 Milliliter und kostet nur 10 Euro. Allerdings verkantet sie leicht beim Zudrehen und verbeulte im Falltest. Danach stand sie wackelig.
Gute aus Kunststoff
Die besten Plastikflaschen waren die Tupperware EcoEasy (500 Milliliter, 12 Euro) sowie die Camelbak Eddy (400 Milliliter, 17 Euro). Aus beiden lässt sich einfach trinken, sie sind frei von Schadstoffen, hielten aber nicht hundertprozentig dicht.
Tipp: Einweg-PET-Flaschen nicht wiederbefüllen. Beim Einfüllen, Schütteln oder Knicken können sich Mikroplastikpartikel lösen, so die österreichischen Tester. Den kompletten Testbericht finden Sie auf der Website konsument.at.
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Zwar keine Flasche, aber im Prinzip gilt das gleiche: Vor über 25 Jahren kaufte ich eine Plastikbrotdose um die Papier- und Plastiktüten und das Gematsche meiner Handwerkerbrotzeit darin abzulösen. Am zweiten Tag fiel mir diese hin und war kaputt. Dann kaufte ich für das fünffache eine aus Edelstahl, und die nutze ich immer noch, obwohl sie x-mal hingefallen ist.
Auch meine Edelstahlthermoskanne ist schon über 20 Jahre alt, allmählich machen die Kunststoffteile davon schlapp.
Meine Edelstahlgefäße werden im Gegensatz zu Kunststoffteilen irgendwann recycelt, und dann fällt die hohe Belastung der Erst-Produktion nicht mehr an!
Wer mit der realen Realität vertraut ist weiß, dass das entscheidende Kriterium bei einer Trinkflasche nicht ihre Ökobilanz ist oder ob man mit ihr die Welt retten kann, sondern dass es auf Dichtigkeit, Geschmacksneutralität und Haltbarkeit ankommt. Wer erklärt es den zeitgeistkontaminierten "Forschenden"?
"Was den Flaschen aus Stahl die Bilanz verhagelt, sind krebserregende Substanzen, die während des Produktionsprozesses freigesetzt werden können." Das lese ich hier zum ersten Mal und müsste dann ja für jedes Produkt aus Stahl gelten, inklusive Autos und Besteck.
Alle Flaschen aus Alu sind innen beschichtet, sonst würde der Inhalt schnell metallisch schmecken.
@senna089: Tritan war tatsächlich Bestandteil der Studie. Es hinterlässt einen nur unwesentlich schlechteren ökologischen Fußabdruck als PE und PP.
Geht man bei PE von einer Nutzungsdauer von einem Jahr aus, müsste man die Flasche aus Tritan ein Jahr und drei Monate nutzen, um die geringfügig größeren Umweltauswirkungen auszugleichen. Es schneidet also ähnlich gut ab wie die Testbesten aus PE und PP.