Tier­patenschaften im Vergleich Spenden für Tiere – auf Trans­parenz achten

3
Tier­patenschaften im Vergleich - Spenden für Tiere – auf Trans­parenz achten

Rund­umver­sorgung. Eine Tier­patenschaft für Ziege Lenchen im bmt-Tierheim Bad Karls­hafen gibt es ab 10 Euro monatlich. © bmt Tierschutz

Ab 10 Euro im Jahr kann man eine Patenschaft für ein Tier zum Beispiel in einem Zoo über­nehmen. Im Test von 15 Organisationen blieben allerdings Fragen offen.

Tier­patenschaften im Vergleich Alle Testergebnisse für Tier­patenschaften freischalten

Wie eine Tier­patenschaft funk­tioniert, lässt sich gut an einem konkreten Beispiel erklären: Ziegendame Lenchen lebt seit Dezember 2020 im Tierhafen Bad Karls­hafen, weil der frühere Besitzer sie und fünf Kamerunschafe nach einem Schicksals­schlag nicht behalten konnte. Ihr neues Heim gehört zum Verein bmt Bund gegen Miss­brauch der Tiere. Für Futter, Unterkunft und Pflege im Tierheim benötigt der bmt finanzielle Unterstüt­zung und lässt die Ziege bitten: „Werde mein Pate!“ Ab 10 Euro im Monat ist das möglich.

Unser Rat

Auswählen. Spendengelder für eine Patenschaft nutzen die meisten untersuchten Organisationen auch für andere Tiere derselben Art oder für Projekte zum Schutz ihres natürlichen Lebens­raumes. Bmt Bund gegen Miss­brauch der Tiere, Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land (BUND) und Deutsche Umwelt­hilfe schnitten im Test am besten ab. Sie haben eine mitt­lere bis hohe Trans­parenz und legten uns ihre Finanzen offen.

Informieren. Mit der Check­liste können Sie jede Spenden sammelnde Organisation prüfen. Schauen Sie, ob die Organisation auf ihrer Internetseite umfassend über die Projekte informiert, ihre Einnahmen und Ausgaben angibt, Leitung und Kontakt­adressen nennt und einen aktuellen Jahres­bericht veröffent­licht. Jähr­liche Kosten für Verwaltung und Werbung sollten getrennt ausgewiesen sein.

Verteilen. Jede Spende verursacht Verwaltungs­kosten, die Ihren Beitrag zu Projekten schmälern. Beträge bis 150 Euro sollten Sie deshalb auf ein oder zwei Organisationen konzentrieren. Die Spenden können Sie steuerlich absetzen.

Fürsorge zum Beispiel für ein Tier im Tierheim

Bei einer Patenschaft spenden Interes­sierte nicht allgemein an eine Tierschutzorganisation, sondern suchen sich einzelne Tiere oder eine Tier­art aus, für deren Wohl­ergehen sie konkret sorgen wollen. Meist bekommen sie eine individuell gestaltete Paten­urkunde, beim bmt werden sie auch auf der Internet- oder Facebook-Seite erwähnt.

Tier­patenschaften im Test

Finanztest hat zusammen mit dem Deutschen Zentral­institut für soziale Fragen (DZI) zehn Spenden­organisationen sowie fünf Zoos befragt, die Tier­patenschaften anbieten. Die Experten von Finanztest wollten wissen, ob das Spendengeld tatsäch­lich den gewählten Tieren zugute kommt, ob die Organisationen die Gelder wirt­schaftlich einsetzen und ob sie offen über ihre Tätig­keit Auskunft geben. Gemein­sam mit dem DZI untersucht die Stiftung Warentest seit vielen Jahren regel­mäßig die Spendenbranche. Das DZI prüft seit 1893 bei sozialen und karitativen Nicht­regierungs­organisationen in Deutsch­land, wie sie ihre Spendengelder verwenden.

Organisationen mäßig auskunfts­bereit

Das Test­ergebnis bei den Tier­patenschaften wirft kein gutes Licht auf die Branche: Nur fünf Spenden­organisationen und ein Zoo antworteten auf unsere Fragen umfassend. Die anderen waren mäßig auskunfts­bereit, reagierten sehr zögerlich und erst auf mehr­fache Nach­fragen. Die Antworten waren dann teil­weise immer noch unzu­reichend oder gar unpassend.

Infos über das Patentier

Konzept einer Tier­patenschaft: Paten erhalten regel­mäßig Infos über die Entwick­lung des Tieres und werden manchmal exklusiv zu Veranstaltungen einge­laden. Wer die Patenschaft beenden will, muss meist aktiv kündigen. Nur bei Zoos läuft sie regel­mäßig nach einem Jahr aus. Stirbt „ihr“ Tier, werden Paten in der Regel informiert. Dann können sie entscheiden, ob sie ihr Engagement einstellen oder auf ein anderes Tier über­tragen. Das alles soll Spendende emotional und lang­fristig an die Organisation binden.

Tier­patenschaft als Türöffner

Unsere Unter­suchung ergab, dass die meisten Organisationen diese Spenden nicht nur für ein einzelnes Tier einsetzen, auch wenn sie mit konkreten Fällen um eine Patenschaft bitten. Nur der bmt Bund gegen Miss­brauch der Tiere nutzt das Geld ausschließ­lich für den ausgewählten Vier­beiner. Bei der Tier­schutz­liga Stiftung Tier und Natur ist laut Internetseite auch vereinzelt eine konkrete Tier­patenschaft möglich. Bestätigt haben sie uns das nicht.

Bei den anderen ist das Angebot eher der „Türöffner“ für eine allgemeine Spende. Das Geld dient dann dazu, eine Tiergruppe regel­mäßig zu versorgen, ihren Lebens­raum zu erhalten oder andere Projekte im Zusammen­hang damit zu finanzieren. Bei der Deutschen Umwelt­hilfe können Spender zum Beispiel „Orang-Utan-Retter werden“. Das Geld fließt in eine Anti-Palmöl-Kampagne.

Mit Spendengeld seriös wirt­schaften

Wer spendet, möchte, dass die Empfänger­organisation seriös ist, möglichst viel davon dem eigentlichen Zweck zugute kommt und nicht in großem Stil für Werbung oder die Verwaltung ausgegeben wird. Unser Maßstab dafür ist die Verwaltungs- und Werbe­kostenquote nach DZI-Verfahren. Sie sollte nicht über 30 Prozent liegen. Das bedeutet: Von jedem Euro kommen mindestens 70 Cent dem Spenden­zweck zugute. Bis zu 30 Cent dürfen in notwendige Ausgaben fließen. Dazu zählen zum Beispiel das Gehalt der Mitarbeiter in der Verwaltung, Marketing und Werbung, das Anfertigen des Jahres­berichts und der Steuererklärung.

Auskünfte reichten nicht immer aus

Die gute Nach­richt: Die sechs Organisationen im Test, die alle Kenn­zahlen geliefert haben, arbeiten nach unseren Berechnungen wirt­schaftlich. Sie über­steigen die 30-Prozent-Marke nicht. Beim Deutschen Tier­schutz­bund, dem NABU (Natur­schutz­bund Deutsch­land) und WWF Deutsch­land mussten wir aber mit geschätzten oder teil­weise nicht über­prüf­baren Angaben rechnen. Diese Quoten stehen nicht in den Test­ergeb­nissen, weil das unfair gegen­über den Organisationen gewesen wäre, die alle erforderlichen Finanzzahlen über­mittelt haben.

Die Auskünfte, die wir von der Tier­schutz­liga Stiftung Tier und Natur und vom Zoo Berlin bekommen haben, reichten für eine Berechnung über­haupt nicht aus. Der Zoo Berlin hat uns auf den Geschäfts­bericht verwiesen, wo die benötigten Finanzzahlen aber nicht zu finden waren.

Quoten nicht genau vergleich­bar

Die nied­rigste Verwaltungs- und Werbe­kostenquote hat der bmt Bund gegen Miss­brauch der Tiere. Der Bund für Umwelt und Natur­schutz Deutsch­land (BUND) liegt mit 30 Prozent an der kritischen Grenze. Aber er machte uns alle Zahlen zugäng­lich. Allerdings: Die Verwaltungs- und Werbe­kostenquoten sind nicht aufs Komma genau vergleich­bar. Es kommt unter anderem auf die Ausrichtung, die Struktur und die Rahmenbedingungen an. Manche Organisationen erhalten Werbe- und Verwaltungs­leistungen gratis oder zusätzlich öffent­liche Zuwendungen. Sie werben unter verschiedenen Bedingungen und für verschiedene Zwecke.

Keine oder spärliche Rück­meldung

Es gibt für Spenden­organisationen zumindest die mora­lische Pflicht, Auskunft darüber zu geben, wie sie mit dem Geld umgehen. Wir haben nach allen wichtigen Daten zur Organisation, zur Geschäfts­führung und Rechnungs­legung sowie zu den Patenschaften gefragt, haben auf den jeweiligen Internet­seiten recherchiert und bei fehlenden Angaben auch – teil­weise mehrere Male – nachgefragt. Doch die Rück­meldungen waren spärlich oder blieben ganz aus.

Trans­parenz nur bei einer Organisation hoch

Da wir namhafte Organisationen untersucht haben, die als gemeinnützig anerkannt sind, haben wir erwartet, dass sie besser mitarbeiten und sich trans­parenter präsentieren. Nur bei der Deutschen Umwelt­hilfe haben wir die Trans­parenz als hoch bewertet. Sie hat auch als einzige das Spendensiegel des DZI erhalten. Das DZI analysiert die Spenden­organisationen dafür gründlich und berechnet die Verwaltungs- und Werbe­kostenquote nach festen Vorgaben.

Zoos waren wenig auskunfts­bereit

Enttäuscht hat uns die geringe Auskunfts­bereitschaft der befragten Zoos, die wir erst­mals in unserer Unter­suchung hatten. Einzig der Kölner Zoo hat voll­umfäng­lich auf unsere Fragen geant­wortet. Ihm konnten wir trotzdem nur eine sehr nied­rige Trans­parenz gegen­über Spendern bescheinigen. Denn er hat – wie auch die anderen Zoos im Test – weder das DZI-Siegel noch ist er vom Spendenrat zertifiziert. Er hat auch die Selbst­verpflichtung der Initiative Trans­parente Zivilgesell­schaft (ITZ) nicht unterzeichnet, eine Reihe von Informationen zugäng­lich zu machen. Die Labels des Deutschen Spendenrats und der ITZ stehen zumindest für ein Mindest­maß an Transparenz. Außerdem veröffent­licht der Kölner Zoo auf der Internetseite keine Satzung und keine Angaben zur Vorstands­vergütung.

Da die Zoos Unternehmen sind, veröffent­lichen sie ihre Gewinne oder Verluste sowie Bilanzen. Wichtiger sind für Spender aber detaillierte Angaben zu Kosten für Verwaltung und Werbung. Beim Kölner Zoo sind immerhin Ausgaben für Verwaltung sowie für Marketing, Veranstaltungen und Gebühren für den externen Karten­verkauf zu finden.

Intrans­parentes Vorgehen

Der Münchener Tier­park Hella­brunn, der Zoo Frank­furt am Main, der Förderver­ein des Tier­parks Hagenbeck in Hamburg sowie die Vier Pfoten Stiftung für den Tier­schutz haben uns auch nach mehr­maligen Nach­fragen nicht auf unsere Fragen geant­wortet. Deshalb stehen sie in der Über­sicht der Organisationen, die sich nicht testen ließen. Wir halten ihr Vorgehen uns gegen­über für intrans­parent und diese Organisationen für nicht unterstützens­wert.

Spenden von der Steuer absetzen

Einen schönen Neben­effekt haben Spenden wie etwa für die Tier­patenschaften: Sie verhelfen allen, die ein zu versteuerndes Einkommen haben, zu geringeren Steuerzahlungen. Das Finanz­amt erkennt Spenden als Sonder­ausgaben an. Sie müssen dafür aber an Organisationen fließen, die steuer­begüns­tigt sind, die also ausschließ­lich und unmittel­bar mild­tätige, gemeinnützige oder kirchliche Zwecke verfolgen. Bis zu 20 Prozent des Gesamt­betrags der Einkünfte sind in einem Jahr absetz­bar. Waren die Spenden höher, können sie im folgenden Jahr Abzüge bringen.

Gilt eine Organisation als steuer­begüns­tigt, heißt das aber nicht, dass sie die Spendengelder sinn­voll einsetzt. Auch bei gemeinnützigen Einrichtungen sollten Spenderin und Spender vorher prüfen – mit unserer Checkliste.

Tipp: Steuern. Mit unserem Spendenrechner (mit Flatrate kostenlos) ermitteln Sie, wie viel Ihnen das Finanz­amt erlässt.

3

Mehr zum Thema

3 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • masterhelper am 23.01.2024 um 13:42 Uhr
    Test ist für Westdeutschland.

    Abgesehen von Berlin [Zoo, WTG, Tierschutzliga, BOS] als neutralen Boden sitzen alle anderen 11 verbleibenden Organisationen in Westdeutschland, davon 5 regionale Anbieter, die einfach zu weit weg sind. Immerhin sind 9 Anbieter Bundesweit/Weltweit tätig.
    Zur Überschrift "Gutes für Tiere tun" passen zwar Zoos nicht unbedigt, aber ein Leipziger Zoo hätte dabei stehen sollen.
    Die Deutsche Wildtierstiftung fehlt. Hier wünsche ich mir einen Nachtest.

  • strega_di_misura am 21.12.2023 um 17:13 Uhr
    Auch an den örtlichen Tierschutz denken

    Man kann auch Tierpate beim ortsansässigen Tierheim werden.

  • Ceniker am 16.12.2023 um 15:24 Uhr
    www.orang-utans-in-not.org

    Einen Verein, der nicht zu den kleinsten zählt und durchaus prominente Förderer hat, wurde von Stiftung Warentest leider nicht berücksichtigt. Transparent und sehr informativ kommt https://www.orang-utans-in-not.org/ daher, auch über die Entwicklung "meines" Tieres wird regelmäßig berichtet. Aus meiner Sicht ist schon ein erster Blick auf die Homepage gut investierte Zeit. Ihnen/Euch allen ein besinnliches Weihnachtsfest!