ThomasLloyd-Gruppe Riskante Anlagen mit rätselhaften Renditen

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ThomasLloyd-Gruppe - Riskante Anlagen mit rätselhaften Renditen

Die 2003 gegründete ThomasLloyd-Gruppe mit Haupt­sitzen in London und in Zürich bietet unter anderem geschlossene Fonds, Alternative Investmentfonds und Direktbe­teiligungen. Im grauen Kapitalmarkt hat sie Gewicht. Mit Infrastruktur­projekten in Asien will die global tätige Gruppe attraktive Ergeb­nisse erzielen. Das ist zweifelhaft.

[Update 5.11.20] Ausschüttungen verspätet

Anleger von drei Thomas-Lloyd-Gesell­schaften haben unterjäh­rige Vorab-Ausschüttungen für Juni, Juli und August später als geplant erhalten. Das Emissions­haus begründete dies mit Geldbedarf für eine Beteiligung an drei Solar­kraft­werken auf den Philippinen, Islasol, die ThomasLloyd 2015 verkauft hatte. Von der Verspätung betroffen waren Anleger der Cleantech Infrastruktur-, Dritte Cleantech Infrastruktur- und Fünfte Cleantech Infrastrukturgesell­schaft mbH & Co. KG. [Ende Update]

„Attraktive Renditen bei kalkulier­barem Risiko“?

Die Story von ThomasLloyd klingt verführerisch: Anleger bekämen Zugang zum Wachs­tums­markt Infrastruktur in Asien mit „lang­fristig plan­baren und attraktiven Renditen bei kalkulier­barem Risiko“, weit­gehend unabhängig von Konjunktur, Inflations­entwick­lung und Zins­niveau. Die Thomas­Lloyd-Gruppe führte ein Ranking der Zeit­schrift Cash für 2018 in ihrer Sparte an, weil Privat­anleger 147,8 Millionen Euro zeichneten, etwa über Finanz­vermittler. Sie hat mehr als 50 000 Anleger und rühmt sich, „viele Tausend neue, dauer­hafte Arbeits­plätze vor Ort“ zu schaffen.

Irritierend wenige aktuelle Vermögens­werte

Doch bei unserer Recherche ließen sich aus Veröffent­lichungen der Gruppe irritierend wenige aktuelle Vermögens­werte aus dem Bereich Infrastruktur in Asien entnehmen (siehe Grafik). Dafür fanden wir auf unübliche Art berechnete Renditen und schwer verständliche Kenn­zahlen. Auch beunruhigend: 2019 sollten Anleger nach Kündigungen nur 0 Euro Rück­zahlungs­betrag erhalten.

Unser Rat

Hohe Risiken.
Anleger gehen mit etlichen Angeboten von ThomasLloyd unternehmerische Risiken bis hin zum Total­verlust ein und müssen sich über viele Jahre binden. Die geschlossenen Fonds CTI 5 D, CTI 9 D und CTI Vario D wurden aufgelegt, bevor das strenge Kapital­anlagegesetz­buch im Juli 2013 in Kraft trat.
Warn­liste.
Wegen der hohen Risiken und der eigenwil­ligen, kaum nach­voll­zieh­baren Darstellung der Ergeb­nisse gegen­über Anlegern setzen wir die geprüften Angebote von ThomasLloyd auf unsere Warnliste Geldanlage. Beim Fonds CTI Vario D ist zudem Ratenzahlung möglich, sie ist unge­eignet für solche Beteiligungs­angebote. Fünf Anleihen, die ThomasLloyd auf seiner Internetseite Privat­anlegern anbietet, konnten wir bis Redak­tions­schluss nicht mehr analysieren.

Philippi­nische Solar­anlagen bereits verkauft

Im Internet zeigt die Gruppe eine „Auswahl“ aktueller Infrastruktur­projekte: drei Biomasse- und drei Solar­kraft­werke auf den Philippinen und sieben Solar­kraft­werke in Indien. Die philippi­nischen Solar­anlagen hat die Gruppe aber 2015 verkauft. Sie erklärt dazu gegen­über Finanztest, sie weise Projekte als aktuell aus, solange eine finanzielle Beteiligung (exposure) bestehe, etwa weil ein Teil des Kauf­preises später gezahlt werde. Zum ausstehenden Volumen äußert sie sich nicht.

Beteiligt an Solarfirma in Indien

Die Parks in Indien entwickelt oder betreibt das indische Unternehmen SolarArise über Projektgesell­schaften. An ihm ist ThomasLloyd seit Herbst 2018 „maßgeblich“ beteiligt. Bis einschließ­lich März 2019 meldeten indische Behörden nur 14 Millionen US-Dollar (12,7 Millionen Euro) Direkt­investitionen von ThomasLloyd-Firmen an SolarArise. Weiteres Kapital sei an SolarArise geflossen, teilt ThomasLloyd mit, ohne die Höhe zu beziffern.

Viel Geld – wenige Projekte in Asien

Anleger haben in großem Umfang Angebote der ThomasLloyd-Gruppe gezeichnet. Deutlich weniger hat die Gruppe investiert. Sie begründet es unter anderem mit Platzierungs­kosten und dem Abfluss durch Kündigungen, gewinn­unabhängige Entnahmen, Ausschüttungen sowie Zinsen.

ThomasLloyd-Gruppe - Riskante Anlagen mit rätselhaften Renditen

© Stiftung Warentest / René Reichelt

Zwei Biomasse­kraft­werke im Bau

Mit dem über­wiegenden Teil des investitions­fähigen Kapitals hat Thomas Lloyd 2018 nach eigenen Angaben die südost­asiatischen Biomasse­kraft­werke weiter aus- und aufgebaut. Zwei auf den Philippinen sind im Bau und sollen 2019 in Betrieb gehen. Falls nicht, gebe es für sie keinen Anspruch auf die Ende 2019 auslaufende philippi­nische Einspeise­vergütung, warnt ThomasLloyd. Das wirt­schaftliche Risiko sei aber zum Beispiel durch Versicherungen und durch Bank­garan­tien „weitest­gehend abge­sichert“.

Kaum Konkretes

Mehr konkrete Infrastruktur­projekte ergeben sich aus den veröffent­lichten Unterlagen nicht, darunter eine Portfolio-Über­sicht vom Juni 2019. Das erscheint wenig angesichts drei­stel­liger Millionen­beträge von Anlegern, mit denen sie über Anla­geangebote ab etwa 2008 am Erfolg der Thomas­Lloyd Cleantech Infra­structure Holding teilhaben sollten.

Anleger haben kein Mitspracherecht

Von 2003 bis etwa 2008 legte ThomasLloyd vor allem Genuss­rechte, Genuss­scheine und stille Beteiligungen auf, deren Rendite vom Unter­nehmens­erfolg abhängt. Anleger haben kein Mitspracherecht. Bis Ende 2017 hatten Anleger 243 Millionen Euro einge­zahlt, teilt ThomasLloyd mit. Bei diesen Angeboten ließ sich nicht fest­stellen, dass ihnen die genannten Infrastruktur­projekte auch nur mittel­bar als Vermögens­werte zuzu­rechnen wären. ThomasLloyd argumentiert, eine „Vielzahl unterschiedlicher Ertrags­kategorien“ zu haben.

Rück­zahlungs­betrag 0 Euro

Als Anleger Genuss­rechte, Genuss­scheine oder stille Beteiligungen von zwei ThomasLloyd-Firmen kündigten, sollte ihnen im Februar 2019 nur „0,00“ Euro als Rück­zahlung zustehen. Die beiden Firmen verschmolzen auf die CT Infra­structure Holding (CTIH) aus London. Der Vertrag wies „0 Euro“ als Wert der Anlegerbe­teiligungen für März 2019 aus.

Aktien ohne Stimm­recht – Verdruss bei Anlegern

Die Gruppe bot Anlegern als Alternative zur Kündigung Aktien der CTIH ohne Stimm­recht an. Damit sei es möglich, den Wert des ursprüng­lichen Einsatzes wieder zu erreichen – falls sich ein „Aufwertungs­potenzial“ realisiere. Von den nicht börsennotierten, schwer einschätz­baren Aktien waren etliche Anleger nicht begeistert und zogen vor Gericht.

Einzahlungen schrumpften unter anderem durch Verluste

ThomasLloyd erklärt, die von Anlegern einge­zahlten 243 Millionen Euro seien durch Rück­zahlungen an Kündiger, Ausschüttungen, Entnahmen durch Gesell­schafter und Verluste geschrumpft. Bei der Verschmel­zung habe das Anleger­kapital etwa 73 Millionen Euro betragen, aber wegen Bilanzierungs­vorgaben nicht ausgewiesen werden können. Per Ende 2018 weise CTIH 73 Millionen Euro Eigen­kapital aus, sodass Anleger je 1 Euro Anteil 1 Euro Gegen­wert erhalten hätten.

Unübliche Renditebe­rechnung

Eine Werbeinformation für die geschlossenen Fonds CTI 5D, CTI 9D und CTI Vario D nennt eine „(Netto-)Rendite“ von 10,80 Prozent bis 11,40 Prozent seit Auflage 2012 und 2013. Eine Fußnote enthüllt, dass sie „Aufwertungs­potenzial“ beziehungs­weise stille Reserven enthalten. „Aufwertungs­potenzial“ bezieht ThomasLloyd auf bekannte Entwick­lungen nach dem Bewertungs­stichtag. Ob diese sich realisieren lassen, ist unsicher.

„Blind Pools“ unge­eignet für Privat­anleger

Ihre Verkaufs­prospekte stammen aus 2012 und der ersten Jahres­hälfte 2013, als die Regulierung laxer war als heute. Darin heißt es, alle konkreten Investments stünden noch nicht fest. Solche „Blind Pools“ sind aus Sicht von Finanztest unge­eignet für Privat­anleger. ThomasLloyd argumentiert, es gebe „kein klassisches Blind-Pool-Risiko“, da Anleger sich an einem bestehenden Initialportfolio beteiligten. Über dieses hinaus bleibt aber ein Blind-Pool-Risiko. Das gilt auch für das unter die strengere Regulierung fallende Beteiligungs­modell CTI 6 A/D und die Direktbe­teiligung 4/2018.

Stiftung Warentest kritisierte ThomasLloyd bereits 2013

Finanztest schloss 2013 drei geschlossene Fonds von ThomasLloyd von einem Test aus, weil die Investments nicht fest­standen, und kritisierte die Risikodar­stellung in Informations­blättern (Vermögensanlagen: Die Anbieter informieren schlecht).

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Kommentarliste

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  • Causa1 am 21.08.2020 um 16:03 Uhr
    @ Prijany

    Na, haben Sie noch Geld von TL bekommen?
    Dieses Unternehmen ist auf Betrug aufgebaut.
    Ich kann da mitreden, denn ich hatte für die Vorgänger-Firma (DKM: Deutsche Kapital Management) gearbeitet und auch die Umwandlung in TL voll miterlebt.
    Ich kenne niemanden, der jemals Geld von denen bekommen hat. Nur jährliche Verlustzuweisungen.
    Oder begründet sich Ihr Lob darauf, dass Sie bei der Firma sind?

  • Prijany am 18.11.2019 um 11:09 Uhr
    Causa1 - unrichtige Aussage

    Vor 20 Jahren gab es ThomasLloyd noch nicht. Auch TL war später von der Finanzkrise nicht ausgeschlossen, wäre die einzige gewesen. Umstellung auf Cleantech Infrastruktur ist eine gute Sache. Verluste werden wieder aufgefüllt. Es dauert halt. Der Cleantechfonds hat alle Zusagen eingehalten. Ich habe für meine ersten Verträge schon 135 % meiner Einlagen wieder auf meinem Konto. Besser geht es nicht. Bitte besser informieren.

  • Causa1 am 18.09.2019 um 12:53 Uhr
    Thomas Lloyd <-> DKM

    vor ca, 20 Jahren habe ich bei der Vorgängerfirma DKM einen Sparplan mit 2.500 € gezeichnet. Ich sollte am Ende der Laufzeit diese Summe + Gewinne erhalten. Zwischenzeitlich wurde die Firma in Thomas Lloyd umfirmiert und mein Sparplan bei dieser neuen Firma geführt. Die Umwandlung wurde selbstherrlich ohne mein Einverständnis gemacht.
    Ergebnis: alles Geld ist weg. Begründung: es wären Aktien gewesen und es wäre nichts mehr zum Auszahlen da.
    Auf meinen Hinweis, dass das ja wohl Betrug wäre, wurde mir mit einer Anzeige gedroht.
    Ich kann nur raten: Finger weg von dieser Firma.