Stürze im Alter Sorge vor Stürzen in Griff bekommen

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Stürze im Alter - Sorge vor Stürzen in Griff bekommen

Schritt für Schritt. Wer Muskeln trainiert, verringert das Sturzrisiko. © IMAGO / Michael Gstettenbauer

Aus Angst vor Stürzen schränken ältere Menschen oft Aktivitäten ein. Eine Verhaltens­therapie kann das wohl verringern. Wir nennen weitere Maßnahmen, die helfen können.

Sturz­angst kann das Risiko steigern, tatsäch­lich zu stürzen

Schät­zungen zufolge stürzt jeder dritte zu Hause lebende über 85-Jährige einmal im Jahr. Meist geht es glimpf­lich aus: Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der Stürze kommt es zu schwereren Verletzungen. Dennoch haben viele ältere Menschen Angst zu fallen, sich dabei etwas zu brechen und pflegebedürftig zu werden. Diese Sorge kann so über­mäßig werden, dass Betroffene ihre täglichen Aktivitäten einschränken.

So entsteht ein Teufels­kreis aus Verunsicherung und körperlicher Schwächung. Damit steigt die Wahr­scheinlich­keit, tatsäch­lich zu stürzen. Ob eine kognitive Verhaltens­therapie einen Beitrag leisten kann, den Teufels­kreis zu durch­brechen und die Sturz­angst zu verringern, hat ein Team des Cochrane Netzwerks untersucht.

Kognitive Verhaltens­therapie: leicht erklärt

Die kognitive Verhaltens­therapie ist ein psycho­therapeutisches Verfahren. Ziel dieser Therapie ist es, seelische Erkrankungen wie etwa Angst­störungen zu lindern, indem sie die Gedanken, Gefühle, körperlichen Reaktionen und das Verhalten der Betroffenen verändert. Die Idee ist, durch Gespräche und Übungen erlerntes Verhalten wieder zu verlernen. Was die kognitive Verhaltens­therapie von anderen Psycho­therapie-Verfahren unterscheidet, lesen Sie in unserem Artikel zu verschiedenen Therapieformen.

Behand­lungs­maßnahmen bei 2 300 Senioren ausgewertet

Forsche­rinnen und Forscher aus Deutsch­land, der Schweiz und den Nieder­landen analysierten zwölf Studien mit insgesamt mehr als 2 300 selbst­ständig lebenden 73- bis 83-Jährigen. Diese erhielten unterschiedliche Behand­lungs­maßnahmen über einen Zeitraum von acht bis 48 Wochen. Die verhaltens­therapeutischen Maßnahmen fanden meist in Gruppen statt, teil­weise mit zusätzlichem Bewegungs­training.

Besserung nach Therapie beob­achtet

Das Ergebnis ist hoff­nungs­voll: Die Betroffenen trauten sich nach der Therapie wieder mehr Aktivitäten zu. Auch Depressionssymptome ließen nach. Die Verbesserungen schienen in den ersten sechs Monaten nach der Behand­lung und auch darüber hinaus anzu­halten. Daher schluss­folgern die Forschenden: Eine kognitive Verhaltens­therapie verringert wahr­scheinlich die Sturz­angst bei älteren, selbst­ständig lebenden Menschen.

Selbst kleine Verbesserungen zählen

Unklar blieb, ob nach einer Therapie weniger Stürze auftreten. Auch sei schwer abschätz­bar, ob die positiven Effekte im Alltag der Betroffenen deutlich spür­bar sind. Doch angesichts der körperlichen, psychischen und sozialen Folgen einer Sturz­angst könnte selbst eine gering­fügige Verbesserung wichtig sein, so die Forschenden.

Tipp: Interes­sierte wenden sich an einen Psycho­therapeuten oder eine Psycho­therapeutin. Bei einer diagnostizierten Angststörung zahlen die Krankenkassen die Kosten. Auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, kann eine Psychotherapie im höheren Alter helfen.

Mit konkreten Maßnahmen das Sturzrisiko senken

Um Stürzen im Alter vorzubeugen, ist es wichtig, mögliche Ursachen zu erkennen. Typische Stol­perfallen sind Türschwellen, eine rutschige Badewanne oder locker sitzende Hausschuhe. Auch gesundheitliche Probleme wie Schwindel, Demenz, Diabetes und eine Reihe von Medikamenten wie Blutdrucksenker können das Sturzrisiko erhöhen.

Diese Maßnahmen können helfen:

  • kleinere Stol­perfallen wie Teppichkanten und Kabel beseitigen
  • Schuhe – auch Hausschuhe – mit festem Halt tragen
  • die Wohnung anpassen, etwa Türschwellen beseitigen oder Haltegriffe im Bad anbringen (mehr siehe Stürzen im Alter vorbeugen)
  • Gehhilfen wie Wanderstöcke oder einen Rollator nutzen
  • bei veränderter Sehstärke die Brille beim Optiker anpassen lassen
  • mit Arzt oder Ärztin über die Medikamente sprechen, die man regel­mäßig einnimmt
  • Bewegungs­kurse zur Sturz­prävention nutzen. Manche Krankenkassen bieten sie kostenfrei an, andere beteiligen sich an den Kosten.

Tipp: Viele Ratschläge zum Gestalten von Bad, Küche, Schlaf- und Wohn­zimmer geben wir in unserem Artikel Barrierefrei Wohnen.

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