![Stürze im Alter - Sorge vor Stürzen in Griff bekommen](https://cdn.statically.io/img/cdn.test.de/file/image/f8/42/d7a068df-70b3-4a06-927e-d9c2b88f0228-web/6105668_sturzangst-t202404.jpg)
Schritt für Schritt. Wer Muskeln trainiert, verringert das Sturzrisiko. © IMAGO / Michael Gstettenbauer
Aus Angst vor Stürzen schränken ältere Menschen oft Aktivitäten ein. Eine Verhaltenstherapie kann das wohl verringern. Wir nennen weitere Maßnahmen, die helfen können.
Sturzangst kann das Risiko steigern, tatsächlich zu stürzen
Schätzungen zufolge stürzt jeder dritte zu Hause lebende über 85-Jährige einmal im Jahr. Meist geht es glimpflich aus: Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der Stürze kommt es zu schwereren Verletzungen. Dennoch haben viele ältere Menschen Angst zu fallen, sich dabei etwas zu brechen und pflegebedürftig zu werden. Diese Sorge kann so übermäßig werden, dass Betroffene ihre täglichen Aktivitäten einschränken.
So entsteht ein Teufelskreis aus Verunsicherung und körperlicher Schwächung. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich zu stürzen. Ob eine kognitive Verhaltenstherapie einen Beitrag leisten kann, den Teufelskreis zu durchbrechen und die Sturzangst zu verringern, hat ein Team des Cochrane Netzwerks untersucht.
Kognitive Verhaltenstherapie: leicht erklärt
Die kognitive Verhaltenstherapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren. Ziel dieser Therapie ist es, seelische Erkrankungen wie etwa Angststörungen zu lindern, indem sie die Gedanken, Gefühle, körperlichen Reaktionen und das Verhalten der Betroffenen verändert. Die Idee ist, durch Gespräche und Übungen erlerntes Verhalten wieder zu verlernen. Was die kognitive Verhaltenstherapie von anderen Psychotherapie-Verfahren unterscheidet, lesen Sie in unserem Artikel zu verschiedenen Therapieformen.
Behandlungsmaßnahmen bei 2 300 Senioren ausgewertet
Forscherinnen und Forscher aus Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden analysierten zwölf Studien mit insgesamt mehr als 2 300 selbstständig lebenden 73- bis 83-Jährigen. Diese erhielten unterschiedliche Behandlungsmaßnahmen über einen Zeitraum von acht bis 48 Wochen. Die verhaltenstherapeutischen Maßnahmen fanden meist in Gruppen statt, teilweise mit zusätzlichem Bewegungstraining.
Besserung nach Therapie beobachtet
Das Ergebnis ist hoffnungsvoll: Die Betroffenen trauten sich nach der Therapie wieder mehr Aktivitäten zu. Auch Depressionssymptome ließen nach. Die Verbesserungen schienen in den ersten sechs Monaten nach der Behandlung und auch darüber hinaus anzuhalten. Daher schlussfolgern die Forschenden: Eine kognitive Verhaltenstherapie verringert wahrscheinlich die Sturzangst bei älteren, selbstständig lebenden Menschen.
Selbst kleine Verbesserungen zählen
Unklar blieb, ob nach einer Therapie weniger Stürze auftreten. Auch sei schwer abschätzbar, ob die positiven Effekte im Alltag der Betroffenen deutlich spürbar sind. Doch angesichts der körperlichen, psychischen und sozialen Folgen einer Sturzangst könnte selbst eine geringfügige Verbesserung wichtig sein, so die Forschenden.
Tipp: Interessierte wenden sich an einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin. Bei einer diagnostizierten Angststörung zahlen die Krankenkassen die Kosten. Auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, kann eine Psychotherapie im höheren Alter helfen.
Mit konkreten Maßnahmen das Sturzrisiko senken
Um Stürzen im Alter vorzubeugen, ist es wichtig, mögliche Ursachen zu erkennen. Typische Stolperfallen sind Türschwellen, eine rutschige Badewanne oder locker sitzende Hausschuhe. Auch gesundheitliche Probleme wie Schwindel, Demenz, Diabetes und eine Reihe von Medikamenten wie Blutdrucksenker können das Sturzrisiko erhöhen.
Diese Maßnahmen können helfen:
- kleinere Stolperfallen wie Teppichkanten und Kabel beseitigen
- Schuhe – auch Hausschuhe – mit festem Halt tragen
- die Wohnung anpassen, etwa Türschwellen beseitigen oder Haltegriffe im Bad anbringen (mehr siehe Stürzen im Alter vorbeugen)
- Gehhilfen wie Wanderstöcke oder einen Rollator nutzen
- bei veränderter Sehstärke die Brille beim Optiker anpassen lassen
- mit Arzt oder Ärztin über die Medikamente sprechen, die man regelmäßig einnimmt
- Bewegungskurse zur Sturzprävention nutzen. Manche Krankenkassen bieten sie kostenfrei an, andere beteiligen sich an den Kosten.
Tipp: Viele Ratschläge zum Gestalten von Bad, Küche, Schlaf- und Wohnzimmer geben wir in unserem Artikel Barrierefrei Wohnen.
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