Ob ein Elektrogerät vor Umwelteinflüssen geschützt ist, zeigt ein vierstelliger Code, der die IP-Schutzart definiert. Wir erklären, wie der Code zu lesen ist.
Eine Smartwatch, die Tauchgänge ohne Schäden übersteht. Ein eBook-Reader, dem der Sand vom Badestrand nichts ausmacht: Viele Anbieter werben mit solchen Nutzungsszenarien und berufen sich dabei auf IP-Schutzarten. Das sind vierstellige Codes, die Auskunft darüber geben sollen, was man einem Gerät zumuten kann. Auch Smartphones, Kopfhörer, Überwachungskameras oder Lampen tragen häufig einen IP-Code. Viele Anbieter lassen ihre Produkte nach einer Norm prüfen und zertifizieren.
Was bedeutet der Code der IP-Schutzart?
Der Code beginnt mit den Buchstaben IP, was für International Protection (deutsch: internationaler Schutz) steht. Es folgen zwei Ziffern:
- Die erste Ziffer beschreibt den Schutz gegen das Eindringen fester Fremdkörper. In einer Lampe für den Außenbereich mit der Schutzart IP44 können sich beispielsweise keine Spinnen oder Insekten einnisten. Ab der Ziffer 5 darf Staub dem Gerät nichts ausmachen. Und ist die erste Ziffer eine 6, darf kein Staub in das Gehäuse eindringen. Außerdem sagt diese Ziffer aus, inwiefern das Gehäuse Nutzer vor dem Innenleben des Geräts schützt. Ist die erste Ziffer eine 2 oder höher, darf zum Beispiel kein Finger gefährliche Teile berühren können.
- Die zweite Ziffer gibt an, inwiefern das Gerät gegen Eindringen von Wasser geschützt ist. Eine 3 bedeutet Schutz vor üblichem Regen, bei einer 5 ist das Gerät vor einem Wasserstrahl aus dem Wasserhahn geschützt und bei einer 8 ist dauerhaftes Untertauchen ohne Schaden möglich. Bis zur zweiten Ziffer 6 schließt der Schutz auch die Anforderungen der darunterliegenden Ziffern mit ein. Es ist aber möglich, dass ein Gerät beispielsweise gegen Strahlwasser (IPX5) sowie gegen zeitweiliges Untertauchen (IPX7) geschützt ist, jedoch nicht gegen starkes Strahlwasser (IPX6).
Besteht kein Schutz gegen Fremdkörper oder Wasser, ist die entsprechende Ziffer 0 oder wird durch ein X ersetzt.
Wo finde ich den Code?
Die Anbieter schreiben die IP-Schutzart selten groß auf die Verpackung. Meist ist der Code auf der Produktwebseite oder in der Anleitung zu finden – oft als Fußnote oder im Abschnitt zu den technischen Daten.
Tipp: In mehreren unserer Tests können Sie nach wassergeschützten Geräten filtern. So können Sie sich beispielsweise wassergeschützte Smartphones oder zum Schwimmen geeignete Smartwatches anzeigen lassen.
Sind die Angaben verlässlich?
Bei verschiedenen Produkten prüfen wir den Wasserschutz, etwa bei Smartphones. In den allermeisten Fällen stimmt die Anbieterangabe, zuletzt fiel aber das Motorola Edge 40 durch unseren Tauchtest, obwohl der Anbieter den Schutz mit IP68 angibt.
Die Schutzart gilt nur für Geräte im Neuzustand. Mit der Zeit kann die Dichtheit nachlassen. Beim Wasserschutz lieber auf Nummer sicher gehen – die Norm bezieht sich nur auf Leitungswasser. Salzwasser, gechlortes Wasser im Schwimmbad oder mit Badesalz versehenes Wasser kann Dichtungen und andere Teile angreifen. Auch Seife oder Spülmittel kann die Dichtheit beeinflussen. Wer vom 10-Meter-Turm springt, sollte die Smartwatch lieber vorher ablegen: Durch die hohe Geschwindigkeit wirkt ein höherer Druck.
Die erste Ziffer gibt übrigens keinen Hinweis darauf, wie kratzempfindlich ein Gehäuse etwa gegen gegenüber Sand ist.
Welche Normen zu IP-Schutzarten gibt es?
Es gibt zwei Normen über IP-Schutzarten, die sich im Detail unterscheiden. Wir testen in der Regel in Anlehnung an die Norm Din EN 60529. Daneben gibt es die Norm Iso 20653.
Was ist der Unterschied zu Schutzklassen?
Teils wird auch fälschlicherweise von „IP-Schutzklassen“ gesprochen, die gibt es jedoch nicht. „Schutzklasse“ ist ein Begriff aus der Elektrotechnik – er informiert darüber, ob von einem Gerät die Gefahr eines elektrischen Schlags ausgeht. Schutzklassen sind in der Norm Din EN 61140 definiert.
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Das wäre doch mal eine schöne journalistische Aufgabe für jemand aus der Medienbranche, herauszufinden wer mit dem Unfug anfing, die sinnvolle Bedeutung für die IP Codes von Ingress Protection (also Eindringschutz) auszutauschen gegen die in dem Zusammenhang sinnlose "International Protection".
Das gehört z.B . in der EU in die Kategorie "Migration and Home Affairs", denn da hat es ja wirklich seinen Sinn.
Ich kann nur vermuten, dass irgend ein im Englischen schwacher, aber fantasievoller Mensch das vor Jahren irgendwo hinschrieb und dann wurde es immer wieder abgeschrieben z.B. in Wikipedia und, so wie Sie erwähnen, sogar in einer Din Norm. Aber dadurch wird es nicht sinnvoller, denn diese technische Beschreibung hat doch nichts mit Nationen zu tun, auch wenn es afaik weltweit verwendet wird.
@Golf_1_Diesel: In der für uns relevanten Norm Din 60529 steht IP für International Protection. In verschiedenen Normen werden unterschiedliche Bedeutungen für die Abkürzung IP genannt.
Hier ist sogar der entsprechende Wikipedia-Artikel leider falsch.
Die IP Ratings werden von der IEC definiert und herausgegeben.
Im offiziellen, englischsprachigen Text heißt es Ingress Protection, was ja auch mehr Sinn macht, als International Protection.
https://www.iec.ch/ip-ratings
@John67: Ihr Beispiel Iso leuchtet uns ein, entsprechend korrigieren wir unsere Schreibweise auf "Iso". Vielen Dank!
@John67: Die Fünf steht für Schutz gegen Strahlwasser, die Sechs an zweiter Stelle stünde für Schutz gegen starkes Strahlwasser, bei der Sieben geht es dann um was anderes, nämlich ums zeitweilige Untertauchen. Es macht also Sinn, zwei Klassen anzugeben, wenn das Gerät vor starkem Strahlwasser nicht geschützt ist, aber gegen das zeitweilige Untertauchen.
Bei uns gibt es einen Test mit Beregnung und einen mit Untertauchen. Die Widerstandsfähigkeit gegen Strahlwasser oder Hochdruck testen wir nicht. Was wir alles bei Smartphones testen und wie, das beschreiben wir ausführlich im "So haben wir getestet" unter
www.test.de/Handys-und-Smartphones-im-Test-4222793-4222875/