Schokolade Alles, was Sie über die süße Versuchung wissen müssen

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Schokolade - Alles, was Sie über die süße Versuchung wissen müssen

Von hell bis dunkel. Am beliebtesten ist Voll­milch­schokolade, auf Platz zwei folgt Bitterschokolade. © StockFood / Finley, Marc O.

Schokolade hat eine Menge Kalorien, egal welche Sorte. Dunkle Schokolade gilt als gesünder als helle – aber stimmt das auch? Wie sieht es mit Fett und Zucker aus? Wie wird Schokolade eigentlich hergestellt? Und wie steht es um die Arbeits­bedingungen im Kakao­anbau? Seit wann gibt es neben weißer auch rosa Schokolade? Unsere kleine Waren­kunde stellt die wichtigsten Fakten zur süßen Versuchung zusammen.

Schokolade: Das darf drin sein

Die Verordnung über Kakao- und Schokoladenerzeugnisse definiert verschiedene Schoko­laden­sorten, aber auch Pralinen, Kuver­türe und Kakao­pulver. In der Verordnung ist etwa fest­gelegt, dass in Schokolade kakao­fremde Fette wie Palmöl oder Sheabutter bis maximal 5 Prozent erlaubt sind. Weitere Vorgaben betreffen einzelne Sorten.

Wie die Schokolade zu uns kam

Bitter.
Der gefiederte Gott Quetz­alcóatl soll der Legende nach dem Volk der Azteken die Kakao­bohne gebracht haben. Mit Zucker war damals noch nicht viel: Das aztekische Wort xocóatl, aus dem schließ­lich Schokolade wurde, heißt so viel wie „bitteres Wasser“. Das erste kakao­haltige Getränk der Geschichte kam also aus Mittel­amerika und war eine Mischung aus Wasser, Kakao, Vanille und Cayenne­pfeffer. Forscher gehen davon aus, dass mittel­amerikanische Völker wie die Olmeken bereits im Jahre 1500 vor Christus Kakao­bäume ernteten. Die Maya begannen um 600 nach Christus damit, Kakao plan­mäßig anzu­bauen. Den Azteken diente die Kakao­bohne auch als Zahlungs­mittel.
Süß.
Erst Anfang des 16. Jahr­hunderts fand die Kakao­bohne den Weg nach Europa. Mit Honig und Rohr­zucker gesüßt, wurde Kakao ein bei Hofe beliebtes Getränk. Doch erst im frühen 19. Jahr­hundert begann man Schokolade hier­zulande industriell für die breite Masse herzu­stellen: die Halloren Schoko­laden­fabrik AG in Halle (Saale) ist der älteste heute noch existierende Schoko­laden­hersteller.

Voll­milch, zartbitter, weiß: Was Schoko­laden­sorten unterscheidet

Weiße Schokolade

Sie ist ein Sonderfall: Der einzige Kakao­bestand­teil in dieser Schoko­laden­sorte ist Kakao­butter. Diesem gelb­lichen Samen­fett der Kakao­bohne fehlen die typischen Farb- und Geschmacks­stoffe des Kakaos. Weiße Schokolade enthält laut Kakao­ver­ordnung mindestens 20 Prozent Kakao­butter sowie 14 Prozent Trockenmilch­anteil. Sie hat einen hohen Zucker­gehalt, um die 60 Prozent, und kommt auf etwa 540 Kilokalorien pro 100 Gramm.

Milch- und Voll­milch­schokolade

Diese Sorten haben gemäß Kakao­ver­ordnung einen Gesamt­kakao­anteil von mindestens 25 beziehungs­weise 30 Prozent. Doch zieht man die Kakao­butter davon ab, bleibt nicht mehr viel. Der vorgeschriebene Mindest­gehalt an fett­freier Kakao­trockenmasse beträgt gerade mal 2,5 Prozent. Der Gesamt­fett­gehalt, bestehend aus Kakao­butter und Milch­fett, darf bei Milch-, Voll­milch- und Sahneschokolade nicht unter 25 Prozent liegen. Die Milch kommt als Pulver in die Schokolade, denn nur so ist sie technologisch zu verarbeiten. Der Kalorien­gehalt ist ordentlich: Im Schnitt hatten die Schoko­laden im letzten Test von Milchschokolade (12/2018) auf 100 Gramm gerechnet 563 Kilokalorien.

Zartbitter- und Bitterschokolade

Wie hoch ihr Kakao­anteil ist, regelt nicht die Verordnung, sondern der Handels­brauch der deutschen Schoko­laden­hersteller. Bei einem Kakao­anteil von etwa 50 Prozent spricht man von Halb- oder Zartbitterschokolade, ab etwa 60 Prozent von Bitterschokolade. Bitterschokolade enthält kaum oder gar keine Milch und weniger Zucker als Milch­schokolade. Zum Vergleich: Im letzten Test Bitterschokolade kamen die Tafeln im Schnitt auf 28 Prozent Zucker, im Test Milchschokolade auf rund 50 Prozent. Auch weil dunkle Schokolade weniger Zucker als Milch­schokolade enthält, gilt sie als die gesündere Schokolade. Kalorisch gesehen ist sie aber nicht besser als Milch­schokolade: Der Energiegehalt pro Tafel (100 Gramm) lag im letzten Test von Bitterschokolade (12/2020) im Schnitt bei 572 Kilokalorien.

Die Neue: Ruby-Schokolade

Seit 2018 gibt es auch rosarote Schokolade: die Ruby. Manche Kakao­bäume tragen vereinzelt diese speziellen Ruby-Früchte. Sie werden auch auf besondere Weise verarbeitet. Ruby ist nicht in der Kakao­ver­ordnung erfasst. Streng genommen ist sie auch kein Kakao­erzeugnis, weil die Bohnen nicht geröstet werden (So entsteht Schokolade). Ruby-Schokolade schmeckt fruchtig-säuerlich, weniger nach Kakao, eher nach weißer Schokolade. Sie hat auch einen hohen Zucker­gehalt, um die 50 Prozent. Im Rahmen unseres Tests von Bitterschokolade haben wir drei Produkte untersucht.

So entsteht Schokolade

1. Kakao­bohnen ernten und fermentieren

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© Getty Images

Eine Kakao­frucht enthält Frucht­fleisch und 20 bis 60 Bohnen. Nach der Ernte fermentieren sie – zwischen Bananen­blättern oder in Holz­kisten. Das ist ein Gärprozess, bei dem sich das Frucht­fleisch von den Bohnen ablöst und die typischen Kakao­aromen entstehen.

2. Trocknen

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Anschließend werden die Bohnen getrocknet. So lässt sich der Rohkakao gut lagern.

3. Bohnen rösten und Kakao­masse herstellen

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Zur weiteren Verarbeitung werden die Bohnen gereinigt, geröstet und gebrochen. Dabei wird die Schale entfernt, es bleiben die sogenannten Kakao­nibs übrig – geschälte, in kleine Stücke gebrochene Kakao­bohnen. Beim anschließenden Mahlen des Kakao­bruchs entsteht eine feine Kakao­masse. Sie ist das Ausgangs­produkt für Kakao­butter und -pulver. Für Schokolade wird die Kakao­masse mit weiteren Zutaten wie Zucker oder Milch­pulver vermischt und verrührt. Die dabei entstehende Schoko­laden­masse reiben Walzen fein.

4. Conchieren

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© Getty Images / deyangeorgiev

Eine Conchier­maschine, auch Conche genannt, knetet und verfeinert die Schoko­laden­masse weiter. Es verflüchtigen sich Restfeuchte und Bitter­stoffe, der Schmelz entsteht.

5. Schokolade in Form bringen

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Nach dem Conchieren muss die Schokolade lang­sam temperiert werden. Das ist etwa wichtig für Glanz, Schmelz und Knackig­keit. Auf der Rüttel­strecke verteilt sich die Schokolade in der Form. Dann geht es ab in die Kühlung und zur Verpackung.

Schokolade und Nach­haltig­keit

Noch immer liegt im Kakao­anbau vieles im Argen: Die meisten Bauern leben in Armut, die gefähr­liche Kinder­arbeit hat in West­afrika sogar weiter zugenommen. In den letzten Tests von Milchschokolade (12/2018) und Bitterschokolade (12/2020) trug jedes dritte Produkt ein Nach­haltig­keits­siegel. Im Test von Nachhaltigkeitssiegeln (5/2016) attestierten wir „Fairtrade“ eine hohe Aussagekraft, „Natur­land Fair“ eine sehr hohe. Unabhängig von Siegeln verheißen Schoko­laden­anbieter auf ihren Verpackungen etwa faire Preise oder den Schutz des Regen­waldes. Im Test von Bitterschokoladen baten wir diese Anbieter um Nach­weise. Alle belegten ihre Angaben trans­parent und plausibel. Ob Kinder­arbeit tatsäch­lich ausgeschlossen oder Schmetterlinge geschützt werden, können wir anhand von Papier aber nur begrenzt über­prüfen.

Drei Baustellen: Entwaldung, Land­nutzungs­rechte, Preise

„Im Kakao­sektor können Händler nur begrenzt in die Lieferkette eingreifen“, sagt Michael Wind­fuhr, stell­vertretender Direktor des Deutschen Instituts für Menschen­rechte. Die Regierungen vor Ort müssten mitspielen. Einiges könne der Sektor gemein­sam angehen: „Entwaldung stoppen, Land­nutzungs­rechte stärken, Preise erhöhen. Vom Preis hängt das Familien­einkommen ab.“ In Ghana und Elfen­beinküste setzen jetzt die Kakao­behörden pro Tonne einen Aufschlag von 400 US-Dollar auf den Welt­markt­preis durch und geben 70 Prozent davon an die Bauern weiter. „Man darf nun nicht Über­produktion forcieren, sonst sinkt der Preis“, sagt Torben Erbrath, Geschäfts­führer des Bundes­verbands der Deutschen Süßwaren­industrie.

Reicht ein Zertifikat?

Tritt das geplante Lieferkettengesetz in Kraft, müssen Hersteller künftig dokumentieren, wie sie Menschen­rechte einhalten. Bisher ist das freiwil­lig. Noch sagt Verbands­chef Erbrath: „Es sollte reichen, wenn Hersteller nach­weisen, dass sie nach­haltig zertifizierten Kakao einkaufen“. Das dürfte zu wenig sein.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Utopiaa am 24.03.2024 um 16:08 Uhr
    Fehlende Test von gesunder Ernährung

    Ich vermisse bei Stiftung Warentest einige Lebensmittel, die heute vermehrt gekauft werden und gesund sein sollen.
    Wie Kakaonibs, Kakaopulver stark entölt ohne Zucker
    Yukon Sirup oder Pulver (mit Ballaststoffen) als gesündere Alternative zu Zucker, Erythrit usw.
    Auch der Test von Nüssen und Samen ist lange her.
    Hülsenfrüchte getocknet und in Glas und Dosen
    Getreidekörner, wie Gerste, Roggen, Hafer
    Gesunde Kohlenhydrate wie Quinoa, Hirse, Sorghum, Buchweizen usw.
    Gerade weil soviel aus China kommt, will man wissen, wenn man sich schon gesund ernährt, was auf dem Teller kommt.