Profit Builder Wie Bitcoinportale Kunden abzo­cken

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Profit Builder - Wie Bitcoinportale Kunden abzo­cken

Das wars. Der Traum vom Reichtum platzt schnell, wenn Anleger auf dubiosen Handels­platt­formen in Bitcoins investieren. © Getty Images / Andriy Onufriyenko

Dubiose Internetportale werben mit gefälschten Botschaften von Prominenten für Investitionen in Bitcoins. Wer darauf reinfällt, verliert sein Geld.

Mit Promiwerbung zum Erfolg

Profit Builder - Wie Bitcoinportale Kunden abzo­cken

Fake. Friedrich Merz hat weder in der Sendung von Markus Lanz noch bei Zeit Online für die dubiose Handels­platt­form Profit Builder geworben. © Quelle: www.bcc-news.co; Screenshot Stifung Warentest

Anbieter dubioser Handels­platt­formen werben immer häufiger mit Prominenten für Investitionen in Kryptowährungen wie Bitcoin, Ether­eum, Ripple, Litecoin und Co. Die Platt­form Profit Builder hat den CDU-Politiker Friedrich Merz ausgewählt, um Anle­gerinnen und Anleger zu bewegen, sich dort anzu­melden. Schon mit einer Erst­investition von nur 250 Euro in Kryptowährungen wie Bitcoins könne man in wenigen Tagen reich werden. Laut Anzeigenwerbung im Internet soll das Trading Start-Up Profit Builder bereits rund 43 000 Deutsche reich gemacht haben.

Merz: „Krimineller Miss­brauch mit meinem Namen“

Doch Merz kennt die Platt­form nicht einmal und hat auch nie für Investitionen in Bitcoins Werbung gemacht. „Hier wird seit langer Zeit ganz systematisch krimineller Miss­brauch mit meinem Namen getrieben. Es gibt keinerlei auto­risierte Werbung von mir für irgend­welche Finanz­produkte“, erklärte Merz auf Anfrage von test.de.

Abzo­ckerplatt­form Profit Builder arbeitet mit ZDF-Logo

Dennoch tauchen bei vielen Menschen auf PCs und Smartphones plötzlich Pop-Up-Anzeigen auf, in denen neben einem ZDF-Logo und dem Foto des Politikers steht: „Die Gerüchte haben sich bestätigt. Jeder Deutsche erhält 7 475 Euro.“ Doch das ist natürlich gelogen.

Auftritte von Merz bei Markus Lanz mit erfundenen Gesprächs­inhalten

Die zu Werbe­zwecken im Online-Marketing einge­setzten Pop-Ups sind bei Abzo­ckerportalen im Internet weit verbreitet. Sie lassen sich nur schwer schließen. Meist landen Nutzer bei dem Versuch, sie vom Bild­schirm zu entfernen, auf Werbeseiten. Bei Profit Builder landet man auf einer Seite, die Friedrich Merz zusammen mit Markus Lanz in dessen Talk­show zeigt. Unter dem Foto steht ein Bericht mit frei erfundenen Aussagen von Merz, die dieser angeblich in der Sendung gemacht hat.

Frauen und Männer schwärmen von Erfolgen

Um Fake-Werbung handelt es sich auch bei den Aussagen der abge­bildeten Männer und Frauen, die neben dem Bericht über die Lanz-Sendung stehen. Unisono berichten diese, wie sie mit der auto­matisierten Handels­platt­form in wenigen Wochen viel Geld gemacht hätten. Ob die abge­bildeten Personen die Werbung mit ihrem Foto kennen, ist zweifelhaft. Bei einigen Platt­formen stellten wir fest, dass es sich bei den abge­bildeten Personen um Models der interna­tionalen Bild­agentur istock handelt, deren Fotos Unternehmen für ihre Werbung kaufen können.

Unser Rat

Betrug.
Viele Handels­platt­formen im Internet, die Ihnen Reichtum versprechen, sind unseriös. Die meisten legen Ihr Geld gar nicht erst an.
Ausland.
Betrügerische Handels­platt­formen sitzen oft im Ausland. Viele haben keine für den Handel mit Kryptowährungen in Deutsch­land vorgeschriebene Erlaubnis der Bundes­anstalt für Finanz­dienst­leistungs­aufsicht (Bafin) zum Betreiben von Geschäften mit Kryptowährungen.
Warn­signale.
Typisch für unseriöse Portale sind falsche oder fehlende Angaben zum Firmen­namen und Sitz der Handels­platt­form. Häufig gibt es gar kein Impressum, sondern nur ein Anmeldeformular. So bleiben die Verantwort­lichen für den Betrug im Dunkeln.
Handels­register.
Kriminelle Anbieter nutzen häufiger falsche Namen und Handels­register­nummern. Über­prüfen Sie Firma und Nummer mithilfe einer Online-Handels­register­abfrage.
Falsche Helfer.
Fallen sie nicht auf Anrufer herein, die Ihnen anbieten, verlorenes Geld zurück­zuholen. Meist arbeiten sie mit den ursprüng­lichen Tätern zusammen und wollen Sie ein zweites Mal betrügen.
Daten
. Teilen Sie Anrufern niemals ihre Konto­daten mit. Seriöse Anbieter fragen danach nicht am Telefon.
Warn­liste.
In unserer Warnliste finden Sie im Abschnitt „Warnungen von Aufsichts­behörden“ zahllose dubiose Handels­platt­formen. Auf derWebseite der Bafin stehen unter der Rubrik „Verbraucher“ weitere Warnungen vor Betreibern unseriöser Handels­platt­formen.

Die üblen Tricks von Profit Builder, Bitcoin Profit und Bitcoin Code

Dubiose Handels­platt­formen wie Profit Builder, Bitcoin Profit oder Bitcoin Code nutzen viele Tricks, um Kundinnen und Kunden vom Erfolg ihrer auto­matisierten Handels­software zu über­zeugen. So werden angebliche Testbe­richte von Experten, die dem Handels­system Seriosität bescheinigen, auf der Website veröffent­licht. Dazu gehören ausführ­liche Listen mit häufig gestellten Fragen – sogenannte FAQs (Frequently Asked Questions) – und der Einsatz spezieller Software, die einen glaubhaften aktiven Handel und Kurs­gewinne vortäuscht. Auch werden Fake-Kommentare von begeisterten Usern unter gefälschte Fernsehbe­richte gestellt, die angeblich im ZDF, bei RTL oder Vox gesendet worden sein sollen.

Anbieter werben mit „extrem hoher Medien­nach­frage“

Zudem machen die hinter den Platt­formen steckenden Betrüger mächtig Druck. Kunden müssten sich ganz schnell bei der Platt­form anmelden, wenn sie sich an dem lukrativen Handel mit dem Kryptogeld beteiligen wollen. Es gäbe nur noch für ganz wenige Kunden einen Teil­nahme­platz. Öfter ist auch von Warte­schlangen die Rede. Zuletzt warnte das Portal Profit Builder Kundinnen und Kunden, dass es „aufgrund der extrem hohen Medien­nach­frage“ geschlossen werden müsse. Die Warnung erscheint täglich neu, stets mit aktuellem Datum.

Telefonterror nach der Anmeldung

Sobald Kunden sich über ein Formular bei der Platt­form registriert haben, werden sie von Telefon­nummern aus dem Ausland angerufen. Die Telefon­verkäufer fordern schnelle Über­weisungen, teil­weise fragen sie nach den Kreditkarten­daten. Gleich­zeitig sichern die Anbieter Kunden auf ihren Websites eine sichere Handels­umgebung und den Schutz ihrer persönlichen und finanziellen Daten zu. Angerufene berichten, dass sie nach ihrer Registrierung einem regelrechten Telefonterror ausgesetzt waren. Sie wurden immer wieder aufgefordert, Geld zu über­weisen – möglichst mehr­mals. Der Telefonterror endet in der Regel, wenn die Platt­form abge­schaltet und die Betreuer nicht mehr erreich­bar sind. Das Geld ist dann aber auch weg.

Hinweise auf die Verantwort­lichen fehlen

Typisch für solche Betrug­sportale ist das Fehlen eines Impressums, das Verantwort­liche für das Portal benennt. Oft werden die Portale auch bei einer anonymen Domain angemeldet, um zu verschleiern, wer dahinter steht. Aber auch Handels­platt­formen, die ein Impressum angeben, sind in vielen Fällen nicht seriös. Das betrifft sehr häufig Anbieter aus dem Ausland. Sehr viele von ihnen haben keine Lizenz für den Handel mit Kryptowährungen, warnt die Bundes­anstalt für Finanz­dienst­leistungs­aufsicht (Bafin).

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