Private Kranken­versicherung Stan­dard­tarif, Basis­tarif, Notlagen­tarif

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Private Kranken­versicherung - Stan­dard­tarif, Basis­tarif, Notlagen­tarif

Hohe Kosten. Manchmal können Menschen ihre private Kranken­versicherung (PKV) nicht mehr bezahlen. Es gibt Wege, wie sie ihre medizi­nische Versorgung auch in solchen Fällen sichern können. © Getty Images / SVETIKD

Reicht das Geld nicht für die PKV-Beiträge, heißt es schnell zu handeln. Stan­dard­tarif und Basis­tarif können Auswege sein, der Notlagen­tarif ist nur eine Zwischenlösung.

Ob im Renten­alter oder als Solo-Selbst­ständige – manchmal ist es kaum mehr möglich, die Beiträge der privaten Kranken­versicherung weiter aufzubringen. Das zeigte nicht zuletzt das Beispiel des Schauspielers Heinz Hoenig. Privatversicherte sollten dann rasch handeln, bevor sich Schulden auftürmen. Die sogenannten Sozial­tarife können in einigen Fällen eine Lösung bieten. Wir erklären wann dann Stan­dard- oder Basis­tarif passen können, wann jemand im „normalen“ Tarif bleiben kann und in welchen Fällen nur noch die Versicherung im Notlagen­tarif möglich ist. In Kurz­beschreibungen aller Sozial­tarife erfahren Sie: Wer kann rein? Was kostet es? Für wen ist das gut? Wie kommt man wieder raus?

Unsere ausführ­lichen Tabellen über alle Leistungs­bereiche vom Kranken­haus über Arzt- und Zahn­arzt­behand­lung bis hin zu Medikamenten, Heil- und Hilfs­mitteln zeigen, was Basis-, Stan­dard- und Notlagen­tarif hier jeweils bieten. Sie stellen gegen­über, was in der privaten und der gesetzlichen Kranken­versicherung üblich ist.

Private Kranken­versicherer (PKV) bieten Sozial­tarife

Unterschieden wird bei den Sozial­tarifen in Stan­dard-, Basis- und Notlagen­tarif. Im Jahr 2022 waren rund 171 000 Menschen in einem dieser Tarife versichert. Mit dem Stan­dard­tarif oder dem Basis­tarif können sich Kundinnen und Kunden einen voll­ständigen Versicherungs­schutz auf dem Niveau der gesetzlichen Kranken­versiche­rung erhalten. Der Notlagen­tarif ist allenfalls eine Zwischenlösung, um vorüber­gehende Engpässe zu über­brücken. 2023 befanden sich 87 000 Menschen in dieser Lage.

Stan­dard­tarif: Oft eine gute Lösung für ältere Versicherte

Vor allem Menschen im Renten­alter haben das Problem, dass Einkünfte und Erspartes für die laufenden Kosten reichen, doch die Beiträge der privaten Kranken­versicherung zunehmend zur Belastung werden. Sie können gegen­steuern, indem sie in einen güns­tigeren Tarif ihres Versicherers oder in den Stan­dard­tarif wechseln. Der Stan­dard­tarif für Rentner bietet Leistungen, die sich grob an denen der gesetzlichen Kranken­versicherung (GKV) orientieren. Die Beiträge sind für lang­jährig Versicherte oft besonders nied­rig. Laut PKV-Verband zahlen Stan­dard­tarif-Versicherte ab Juli 2024 durch­schnitt­lich rund 400 Euro im Monat.

Staatliche Hilfe ist möglich

Hilfebedürftig­keit. In finanziellen Notlagen gibt es auch Hilfe vom Amt. Wir geben Hinweise, wie privat Kranken­versicherte vorgehen sollten, wenn sie Hilfe vom Jobcenter oder Sozial­amt (zum Beispiel Bürgergeld oder Grundsicherung) benötigen. Unsere tabellarische Über­sicht zeigt die Vor- und Nachteile von Basis­tarif, Stan­dard­tarif und dem Verbleiben im „normalen“ privaten Tarif für finanziell Hilfebedürftige.

Schritt-für-Schritt-Anleitung. Was tun, wenn‘s brennt? Unsere Kurz­anleitung gibt Tipps, wie Betroffene Weg aus der Notlage finden und sich ihren Kranken­versicherungs­schutz erhalten können.

Notlagen­tarif: Hilft bei Beitrags­schulden für kurze Zeit

Nur in Ausnahme­fällen und für kurze Zeit ist der Notlagen­tarif die passende Lösung. Für diesen Sozial­tarif kann sich niemand aktiv entscheiden. Die Versicherungs­gesell­schaften stufen Kundinnen und Kunden auto­matisch in den Not­lagen­tarif um, wenn sie über mehrere Monate ihre Beiträge nicht zahlen konnten. Dort erhalten sie nur die Kosten für die nötigsten medizi­nischen Leistungen erstattet, zum Beispiel eine Behand­lung im Kranken­haus in akuten, nicht aufschieb­baren Fällen. Laut PKV-Verband wären damit beispiels­weise auch die OPs an Speise­röhre und Aorta des Schauspielers Heinz Hoenig abge­deckt gewesen. Da seine Frau dafür Spenden sammelte, vermutete ein Sprecher aber, dass er gar nicht mehr versichert war.

Aus medizi­nischer Sicht ist die Versicherung im Notlagen­tarif wegen des stark einge­schränkten Leistungs­umfangs riskant. Zahn­ersatz oder Psycho­therapie werden nicht über­nommen. Auch aus finanzieller Sicht ist er dauer­haft nicht empfehlens­wert. Denn im Notlagen­tarif entnehmen Versicherer Geld aus den angesparten Alterungs­rück­stel­lungen des normalen Tarifs. Je länger jemand im Notlagen­tarif verbleibt, umso teurer wird es später im Normal­tarif.

Basis­tarif: Sinn­voll mit Hilfe vom Jobcenter oder Sozial­amt

Wer auf längere Sicht nicht genug Geld hat, um die Kranken­versiche­rung zu bezahlen, sollte sich schnell ans Jobcenter oder den Sozial­hilfeträger wenden, bevor Schulden entstehen. Für Hilfebedürftige im Sinne der Sozialgesetze ist der Basis­tarif oft die passende Lösung. Der bietet Leistungen, die fast exakt denen der GKV nachgebildet sind und die Versicherer müssen seinen Beitrag halbieren, solange finanzielle Hilfebedürftig­keit vorliegt oder droht.

Endet die Hilfebedürftig­keit, ist die optimale Lösung oft nicht der PKV-Basis­tarif. Die monatlichen Kosten liegen für die meisten beim Höchst­beitrag von 843,52 Euro im Monat (Wert für 2024). Rentner zahlen im Stan­dard­tarif meist deutlich weniger.

Unser Rat

Gegen­steuern. Handeln Sie früh­zeitig, wenn es Ihnen schwerfällt, Ihre private Kranken­versicherung auf Dauer zu finanzieren. Oft können Sie Ihre Beiträge senken, indem Sie in einen güns­tigeren Tarif Ihres Versicherer wechseln. In unserem Special „Tarif in der privaten Krankenversicherung wechseln“ lesen Sie, wie es geht. Sind Sie unter 55 Jahren, lohnt es zu prüfen, ob Sie in die ‧gesetzliche Krankenkasse zurück können.

Vorsicht beim Selbst­behalt. Lassen Sie sich nicht auf hohe Selbst­behalte von einigen Tausend Euro ein, um Beiträge zu sparen. Erkranken Sie ernst­haft, können hohe Kosten auf Sie zukommen, und Sie können den Selbst­behalt dann nicht mehr rück­gängig machen.

Stan­dard­tarif für Ältere. Sind Sie 55 Jahre oder älter und finden bei Ihrem Versicherer keine geeignete Wechsel­möglich­keit, bietet der Stan­dard­tarif oft einen Ausweg. Er bringt in der Regel eine deutliche Beitrags­senkung bei geringerem Leistungs­umfang.

Basis­tarif. Ein Wechsel in den ­Basis­tarif entlastet Sie nicht genügend, wenn Sie den Höchst­beitrag von derzeit rund 844 Euro im Monat zahlen müssen. Der Basis­tarif ist sinn­voll, wenn Sie Sozial­leistungen wie Bürgergeld oder Grundsicherung beziehen oder diese Hilfen wegen der Kranken­versicherungs­beiträge voraus­sicht­lich benötigen werden.

Geringere Leistungen akzeptieren

Wer aus einem PKV-Hoch­leistungs­tarif kommt, muss sich umstellen: Alle drei Sozial­tarife bieten zum Beispiel keine Chef­arzt­behand­lung im Kranken­haus sowie keine oder begrenzte Leistungen beim Zahn­ersatz. Eine Versorgungs­garantie gibt es nur bei Praxen mit Kassen­zulassung. Die kassen­ärzt­lichen und -zahn­ärzt­lichen Vereinigungen müssen sicher­stellen, dass Patientinnen und Patienten in den Sozial­tarifen medizi­nisch versorgt werden. Wer keine Praxis findet, kann sich an diese Stellen wenden.

Ihre Erfahrungen sind uns wichtig

Die Beitrags­ersparnis in den Sozial­tarifen ist allerdings nur ein Gesichts­punkt. Wichtig ist auch, wie es Stan­dard-, Basis- oder Notlagen­tarif-Versicherten beim Arzt oder Zahn­arzt ergeht und wie die Abrechnung mit dem Versicherer läuft. Bitte berichten Sie uns über Ihre Erfahrungen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 10.07.2023 um 12:22 Uhr
    PKV-Standardtarif/Höhe

    @tanteherma: Die individuelle Beitragashöhe kann nur der Anbieter selbst ermitteln. Sie ist abhängig von der Vorversicherungszeit und dem Alter. Altersrückstellungen aus dem Altvertrag müssen voll angerechnet werden.

  • tanteherma am 10.07.2023 um 05:11 Uhr
    Die Höhe in der PKV-Standard?

    Wie errechnet sich diese?