Nach­haltige Geld­anlage Wie gut beraten Banken?

1
Nach­haltige Geld­anlage - Wie gut beraten Banken?

Bank­beratung: Nach­haltig­keit ist inzwischen ein großes Thema. © WRK / Dortmund / Andrea Weber

Wir haben grüne Bank­beratung ausprobiert. Unser Fazit: Gute Ansätze, mittel­mäßige Fonds. Wirk­lich nach­haltig wird Ihr Depot mit den Top-Fonds aus unserem Fondsvergleich.

Nach­haltige Fonds verwalten fast eine halbe Billion Euro

Es ist das Anlage­thema über­haupt: Nach­haltig­keit. Der Fonds­verband BVI vermeldet laufend neue Rekorde. Im Jahr 2021 betrugen die Neuzuflüsse in nach­haltige Fonds 60 Milliarden Euro – dreimal mehr als 2020. Im vierten Quartal 2021 verwalteten die Fonds 463 Milliarden Euro nach 91 Milliarden im Jahr zuvor.

Sozial und ökologisch orientierte Geld­anlage

Einer der Haupt­gründe für die hohe Nach­frage sind die vielen Anle­gerinnen und Anleger, die nicht mehr nur investieren, sondern ihr Geld bewusst ohne Kohle, Atom­kraft, Waffen oder Kinder­arbeit vermehren wollen. Uns hat interes­siert, ob sie dabei auch von ihrer Bank gut beraten werden.

Praxis-Check: Verdeckte Recherchen bei sechs Banken

Dazu haben wir drei verdeckte Kunden losgeschickt. Sie waren unterwegs in Köln und Berlin und haben sich in verschiedenen Bank­filialen beraten lassen, einmal auch telefo­nisch. Insgesamt haben wir neun Gespräche geführt. Wir wurden bei der Commerz­bank vorstel­lig, bei der Deutschen Bank, der GLS Bank, der Hypo­ver­eins­bank, einer Sparkasse und einer Volks­bank. Bei der GLS herrscht wohl Andrang: Hier mussten wir mehrere Wochen auf den Termin warten.

Um es klar zu sagen: Das war kein Test. Unsere Besuche sind Moment­aufnahmen und nicht repräsentativ. Sie sollen einen Eindruck vermitteln, wie Banken an das Trend­thema nach­haltige Geld­anlage heran­gehen. Weder ein gutes noch ein miss­glücktes Gespräch lässt Rück­schlüsse auf die gesamte Bank zu.

Beratung zu nach­haltigen Fonds kein Nischen­thema mehr

In der Gesamt­schau können wir aber eines fest­halten: Anders als noch vor wenigen Jahren ist Beratung zu nach­haltigen Fonds kein Nischen­thema mehr. Bei allen Banken kam das Thema ungefragt auf den Tisch. Ein Wermuts­tropfen: Obwohl unsere Kunden hohe Ansprüche hatten, waren die angebotenen Fonds oft mehr hell- als dunkelgrün.

Erfreulich: Ein Berater der Deutschen Bank hatte im Vorfeld schon eine Mappe mit Unterlagen zu nach­haltigen Fonds vorbereitet – obwohl wir unser Interesse daran gar nicht verraten hatten. Es war Teil unseres Plans abzu­warten, was die Banken von sich aus anbieten.

Unser Plan: Lang­fristig Geld anlegen

Die Idee war, 40 000 Euro für längere Zeit anzu­legen, einen Teil davon durch­aus riskant. Die Termine versuchten wir online zu vereinbaren. Eigentlich wollten wir uns auch online beraten lassen, doch das war für Neukunden nirgendwo möglich.

Wir sind zu unterschiedlichen Zeiten auf Tour gegangen, einmal vor, einmal nach dem Jahres­wechsel. Was uns aufgefallen ist: Die Banken bieten umfang­reiche Informationen zur nach­haltigen Anlage auch auf ihren Internet­seiten. Wer mag, kann sich dort vorab schon schlau machen. Die Deutsche Bank zum Beispiel bietet online auch die Möglich­keit, sich für ein nach­haltiges Beratungs­gespräch anzu­melden.

Termine nicht für jeden

40 000 Euro – das ist aus unserer Sicht eine statt­liche Summe. Die Deutsche Bank Berlin wollte uns allerdings keinen Beratungs­termin in der Filiale geben, sondern hat uns an den konzern­eigenen Robo-Advisor Robin verwiesen. Ein Robo ist ein digi­taler Helfer bei der Geld­anlage. Der Kunde gibt seine Daten online ein und erhält eine auto­matisierte Vermögens­verwaltung mit Fonds. In unserem Robo-Advisor-Test hat Robin zwar gut abge­schnitten, ein nach­haltiges Angebot gibt es dort allerdings nicht.

Bei der Hypo­ver­eins­bank in Berlin blieben wir ebenfalls erfolg­los. Die Berater sagten die vereinbarten Beratungs­termine jeweils kurz­fristig ab. Ersatz­termine Fehl­anzeige. Bei der Deutschen Bank und der Hypo­ver­eins­bank in Köln lief es besser, hier waren wir will­kommen.

Abfrage hat geklappt

Über­all gut funk­tioniert hat das, was für jedes Beratungs­gespräch essenziell ist: die Kennen­lern­phase. Die Berater haben nach persönlichen und finanziellen Verhält­nissen gefragt, nach Einkommen, Krediten, anderen Geld­anlagen, nach Anla­gebetrag, Anlagedauer und Risiko­bereitschaft.

Bei unserem Beratungstest nach der welt­weiten Finanz­krise (Finanztest 1/2010) hatten wir hier noch erhebliche Defizite fest­gestellt. Damals hatten viele, vor allem ältere Menschen, große Verluste erlitten, weil ihre Banken sie falsch beraten und ihnen zu riskante Papiere empfohlen hatten.

Bei unserer jetzigen Tour passten die Empfehlungen. Mitt­leres Risiko wollten wir eingehen, mitt­leres Risiko bekamen wir.

Eigene Fonds first

Ebenfalls eine Erfahrung aus früheren Tests ist die Unsitte, dass Banken bevor­zugt haus­eigene Produkte anbieten – selbst wenn es bessere Alternativen gibt. Die Berliner Sparkasse etwa hat nur Fonds ihrer Tochter Deka empfohlen wie den Deka-Global Champions (Isin DE 000 DK0 ECU 8) und den Deka-Nachhaltigkeit Multi Asset (DE 000 DK0 V5F 0).

Der Deka-Global Champions ist ein welt­weit anlegender Aktienfonds, geeignet als Basis fürs Depot. Der Fonds hat vier Punkte in der Finanztest-Bewertung des Anlage­erfolgs, das ist die zweit­beste Note. Schade nur, dass es sich um einen konventionellen Fonds handelt – dabei gibt es mit dem Deka-Nachhaltigkeit Aktien (LU 070 371 090 4) eine Alternative mit drei Nach­haltig­keits­punkten. Das ist in unserer Bewertung mittel­grün, fünf Punkte ist die Bestnote (Das Fondsrating von Finanztest).

Der Deka-Nach­haltig­keit Multi Asset ist ein ausgewogener Misch­fonds. Er ist noch jung, daher haben wir den Anlage­erfolg nicht bewertet. Seine Nach­haltig­keit schätzen wir in etwa so ein wie die des Deka-Nach­haltig­keit Aktien – er legt an Unter­nehmens­wert­papiere ähnlich strenge Ausschluss­kriterien an.

Geächtete Waffen bleiben außen vor

Der Sparkassenberater sagte, dass im Grunde alle Fonds der Deka nach­haltig seien. Richtig ist, dass die Deka für das ganze Haus keine Investitionen in Streumunition erlaubt. Auch Kohl­einvestments sind ausgeschlossen, wenn auch mit einer erheblichen Toleranz­schwelle. Damit keine Miss­verständ­nisse entstehen: Solche generellen Nach­haltig­keits­leit­linien sind wert­voll – doch um einen Fonds als nach­haltig einzustufen, reichen sie aus unserer Sicht noch nicht aus. Dafür sind mehr Kriterien nötig (So testen wir nachhaltige Fonds).

Berliner Volks­bank berät kompetent ...

Auch Union Investment, der Fondsanbieter der Volks- und Raiff­eisen­banken, schließt geächtete Waffen sowie teil­weise Kohl­einvestments für sämtliche Fonds aus. Der Berater der Berliner Volks­bank erwähnte, sein Haus arbeite schon lange nach­haltig und er kenne sich gut damit aus. Tatsäch­lich weiß er einiges, erläutert Ausschlus­sprinzip, Bewertung von Geschäfts­modellen und sagt, dass sich nach­haltige Anlagen ähnlich rentieren wie konventionelle.

... aber teuer

Angeboten bekamen wir keine einzelnen Fonds, sondern eine Vermögens­verwaltung mit dem Namen „VermögenPlus Nach­haltig Strategie 2“. Das ist relativ teuer. In welche Fonds investiert wird, erfahren Anleger zudem erst, nachdem sie schon unter­schrieben haben.

Es sind verschiedene Aktien- und Rentenfonds, gemanagte Fonds sowie ETF. Rund zwei Drittel des Geldes fließen in zwei nach­haltige Misch­fonds, die eigens für die Vermögens­verwaltung aufgelegt wurden.

In puncto Nach­haltig­keit ist das Portfolio eher hell- als dunkelgrün: Einer der ETF – der Xtrackers MSCI World ESG (IE 00B MY7 613 6) – hat bei uns nur zwei von fünf Nach­haltig­keits­punkten. Die Fonds, in die die Misch­fonds investieren, werden zwar nach Nach­haltig­keit ausgewählt, doch die genaueren Kriterien hierfür sind aus der Dokumentation nicht ersicht­lich. Einer der Misch­fonds investiert zum Beispiel unter anderem in Gold.

Die Beratung der Groß­banken

Auch die Deutsche Bank bot im Wesentlichen haus­eigene Fonds an. Zum einen gab es den Fonds DWS Invest ESG Equity Income (LU 161 693 294 0), ein Aktienfonds Welt mit zwei Punkten bei der Nach­haltig­keit. Für die Bewertung des Anlage­erfolgs ist er noch zu jung. Zum anderen war das der Misch­fonds db Privatmandat Comfort-Balance ESG (LU 019 317 315 9), der von uns für den Anlage­erfolg nur einen Punkt bekommt – die schlechteste Note. Der Fonds beachtet den Unterlagen zufolge für Unter­nehmens­papiere dieselben Ausschluss­kriterien wie der DWS Invest ESG Equity Income. Zur Beimischung empfahl der Berater den Branchenfonds Allianz Global Water (LU 222 624 851 1), der zum Beispiel in Unternehmen investiert, die für sauberes Trink­wasser sorgen.

Thematisch ausgerichtete Fonds gab es auch bei der Hypo­ver­eins­bank, etwa den CPR Food for Generations (LU 165 374 932 2) vom französischen Anbieter CPR. Der Fonds kauft Aktien des Nahrungs­mittel­sektors. Ein Viertel des Geldes sollte in den Amundi Private Banking Vermögensportfolio Nachhaltig (DE 000 A0M 03Y 9) fließen, einen ausgewogenen Misch­fonds. Er hat einen Punkt beim Anlage­erfolg. Wie nach­haltig er ist, können wir anhand der Unterlagen nicht einschätzen.

Bei der Commerz­bank sollte der Haupt­teil der Anlagesumme in den von der Allianz aufgelegten flexiblen Misch­fonds Vermögens­management Wachs­tum (LU 032 102 131 2) investiert werden. Mit laufenden Kosten von zuletzt 2,63 Prozent pro Jahr ist der Fonds sehr teuer. Wir bewerten den Anlage­erfolg mit einem Punkt. Den Fonds gibt es schon länger, als nach­haltig einge­stuft ist er seit Früh­jahr 2021. Allerdings sind die Zielfonds – die Fonds, die der Misch­fonds kauft – noch nicht alle nach­haltig.

Top-Fonds und Top-Beratung bei der GLS Bank

Den besten Nach­haltig­keits­fonds gab es erwartungs­gemäß bei der GLS Bank – den GLS Bank Aktienfonds (DE 000 A1W 2CK 8). Er zählt mit fünf Nach­haltig­keits­punkten zu den besten nach­haltigen Welt­aktienfonds. Auch sein Anlage­erfolg – drei Punkte – ist okay.

Ein Viertel des Geldes sollte in den FairWorldFonds (LU 045 853 888 0) fließen, ein weiteres Viertel in den GLS Klimafonds (DE 000 A2D TNA 1), beides Misch­fonds. Beide Fonds folgen strengen Anla­gegrund­sätzen, beim Klimafonds sind sie wie beim GLS Bank Aktienfonds. Allerdings hat der FairWorld­Fonds nur einen Punkt beim Anlage­erfolg.

Die Beraterin nahm sich viel Zeit, hatte die Beratung auf drei Termine verteilt und erklärte gut die Grund­lagen des Anlegens. Einsteiger sind so prima aufgehoben.

Anleger haben wenig Auswahl

Die Anla­geberatungen als solche klappten gut. Die Risiko­einstufung stimmte, die Anlage­vorschläge passten dazu. Außer den Risiken wurden in der Beratung auch die Kosten angesprochen. Allerdings verwiesen manche Institute dazu vor allem auf die schriftlichen Unterlagen.

Uns kam es bei der verdeckten Beratung vor allem auf die Nach­haltig­keit an. Wir sind zufrieden, dass Berater das Thema nun auf dem Schirm haben und es selbst ansprechen. Teils waren die Fonds­empfehlungen von vorn­herein darauf ausgerichtet, noch ehe das Gespräch begann.

Oft differenzieren die Banken nicht genug

Was im Gespräch fehlte, waren Detail­informationen über nach­haltige Fonds. Hier würden wir uns mehr Fachwissen wünschen. Im Grunde läuft es so: Bei den Banken gibt es nur nach­haltig oder nicht, zwischen streng und weniger streng unterscheiden sie nicht. Doch wenn der haus­eigene Fonds im Fokus steht, haben Anleger ohnehin keine Wahl.

1

Mehr zum Thema

1 Kommentar Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • JuergenWuerzburg am 11.04.2022 um 17:41 Uhr
    Nachhaltige Geldanlage

    Ich werde gefragt, Nachhaltigkeit oder wollen Sie Rendite? Dann kann ich entscheiden, was ich möchte. Diese Beratung genügt mir, um eine Entscheidung treffen zu können.