Mit Over­night-ETF am Geldmarkt anlegen Tages­geld für Fort­geschrittene

4
Mit Over­night-ETF am Geldmarkt anlegen - Tages­geld für Fort­geschrittene

Geldmarkt­fonds. Um gute Zinsen fürs Geld­parken zu bekommen, können Anleger von Tages­geld zu Tages­geld hüpfen oder sich einen passenden ETF aussuchen. © Stocksy / Giada Canu

ETF auf den Over­night-Geldmarkt­zins eignen sich als bequeme Alternative für Tages­geld – allerdings mit Einschränkungen. Unsere Analyse.

Wer immer die besten Zinsen für Tagesgeld will, muss öfter mal die Bank wechseln. Mit einem geldmarkt­ähn­lichen Fonds gibts die Markt­zinsen ­auto­matisch. Wir haben uns drei ETF angesehen, die die Euro Short-Term ­Rate nach­zeichnen – abge­kürzt auch €STR, ESTR oder ESTER. Die Fonds sind:

Über­blick über die Zins­sätze am Geldmarkt

In der Tabelle und den Grafiken geben wir Ihnen einen Über­blick über die wichtigsten Geldmarkt­sätze. €STR ist ein von der EZB berechneter Geldmarkt­satz, den vorwiegend Banken für über Nacht geparktes Geld zahlen. Er hat den ­EONIA-Zins abge­löst. Euribor steht für Euro Inter Bank Offered Rate, ein Zins­satz, zu dem europäische Banken sich unter­einander Geld leihen. Den Euribor gibt es in verschiedenen Lauf­zeiten (1 Woche, 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate und 1 Jahr).

{{data.error}}

{{accessMessage}}

Wie die Tages­geld-ETF funk­tionieren

Die Fonds bilden die Euro Short-Term Rate ab, zuzüglich 0,085 Prozent­punkte bei Amundi und Xtra­ckers. Stand 21. November 2023 lag der Zins­satz bei 3,9 Prozent pro Jahr. Er kann sich täglich ändern, vor der Zins­wende war er lange negativ. Die Fonds nutzen Swaps (Tausch­geschäfte). Mehr über Swaps finden Sie im Beitrag Risiken von ETF. Der Amundi Lyxor Smart Over­night Return wird aktiv gemanagt, läuft letzt­lich aber wie die beiden anderen Fonds. In den ETF von Amundi und Xtra­ckers liegen vor allem Staats­anleihen, der ­Lyxor investiert ersatz­weise in Aktien.

Wert­entwick­lung der Tages­geld-ETF

Der folgende Chart vergleicht die Entwick­lung der fünf untersuchten Tranchen der Over­night-Fonds. Wie der Verlauf der Kurven zeigt, haben die Fonds zunächst Kurs­verluste gebracht. Erst seit der Zins­wende im zweiten Halb­jahr 2022 haben sie wieder ins Plus gedreht. Seither steigt ihr Kurs stetig an.

{{data.error}}

{{accessMessage}}

Was Over­night-ETF kosten

Anders als für Tages­geld müssen Anleger und Anle­gerinnen für Fonds Verwaltungs­gebühren zahlen. Die Over­night-Fonds sind allerdings sehr güns­tige Fonds. Die beiden genannten Tranchen des Lyxor Smart Over­night Return Fonds kosten 0,05 Prozent pro Jahr, die ETF von Amundi und Xtra­ckers je 0,1 Prozent pro Jahr. In den genannten Renditen sind diese Gebühren bereits berück­sichtigt.

Risiken von Over­night-ETF höher als bei Tages­geld

Die Over­night-ETF bilden ab, was auf dem Inter­bankenmarkt passiert. In ­Krisen­zeiten kann es zu Verwerfungen kommen. Das Geld in den Fonds ist ­anders als Tages­geld nicht durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Fonds sind Sonder­vermögen, doch wenn der Swap-Partner ausfallen sollte und die Papiere in den Fonds Kurs­verluste erleiden, können Anleger Verluste machen.

Fazit: Die Renditen der Over­night-Fonds sind meist nicht ganz so hoch wie beim jeweils besten Tagesgeld – doch das lästige Springen von Anbieter zu An­bieter bleibt einem erspart. Anders als bei Tages­geld üblich können die Zinsen auch unter Null sinken.

{{data.error}}

{{accessMessage}}

Geldmarkt­fonds als Alternative

Anlegende können statt in Over­night-ETF auch Geldmarkt­fonds beziehungs­weise geldmarkt­nahe Fonds kaufen, die in Anleihen mit maximal einem Jahr Rest­lauf­zeit investieren. Anlegende haben die Wahl zwischen Fonds, die dazu nur in Staats­anleihen investieren, nur in Unter­nehmens­anleihen oder in einen Mix aus beiden.

Staats­anleihenfonds haben in den letzten zwölf Monaten gut 2 Prozent gebracht. Besser abge­schnitten haben ETF mit Unter­nehmens­anleihen. Sie haben im selben Zeitraum gut 3 Prozent gebracht. Aus Risikogesichts­punkten würden wir am ehesten Staats­anleihenfonds empfehlen, auf Wunsch mit einer Beimischung von Unter­nehmens­anleihen.

Echte Geldmarkt­fonds müssen übrigens bestimmte Regeln einhalten, in welche Papiere und mit welcher Lauf­zeit sie investieren. Sonst dürfen sie sich nicht „Geldmarkt­fonds“ nennen. Wir führen in unserer Daten­bank bisher nur einen echten Geldmarkt-ETF, den Deka Deutsche Börse Eurogov Germany Money Market, auf deutsche Staats­anleihen.* Anleger finden in unserer Fondsdatenbank aber auch güns­tige, aktiv verwaltete Geldmarkt­fonds.

Kurz­läufer-Rentenfonds mit lang­fristig besseren Rendite­chancen

Für die kurz­fristige Geld­anlage eignen sich auch Fonds, die in Anleihen mit Rest­lauf­zeiten bis zu drei Jahren investieren. Die Schwankungen sind hier jedoch leicht höher als bei geldmarkt­nahen Fonds, die länger­fristigen Rendite­chancen ebenfalls. Auch hier haben Anleger die Wahl zwischen Staats­anleihen- und Unter­nehmens­anleihenfonds sowie Fonds mit einem Mix aus beidem. Das vergangene Jahr haben die Fonds mit einem Minus abge­schlossen – auch sie litten unter dem Zins­anstieg.

Zinsen jetzt höher als in den vergangenen fünf Jahren

Anlegende sollten nicht den Fehler begehen, bei den Rentenfonds von vergangenen auf künftige Renditen zu schließen. So haben Fonds, die kurz­fristige Zins­sätze abbilden, lange verloren, weil auch die EZB „Strafzinsen“ auf Einlagen verlangte, statt Zinsen zu zahlen. Doch die Fonds können von nun an von den inzwischen besser verzinsten Papieren profitieren.

Interes­sant: Zurzeit erhält man mit kurz­laufenden Anleihen relativ hohe Zinsen. Es lohnt sich in solchen Situationen nur, längere Lauf­zeiten zu wählen, wenn man bald schon wieder sinkende Zinsen erwartet. Tatsäch­lich gehen Markt­teilnehmer auf längere Sicht von wieder sinkenden Zinsen aus. Diese sogenannte inverse Zins­struktur kommt selten vor, normaler­weise ist es umge­kehrt. Ob das dann wirk­lich so kommt, steht auf einem anderen Blatt.

Währungs­risiken vermeiden und Kosten beachten

Wer eine sichere Anlage sucht, sollte darauf achten, dass die Fonds in Euro-Anleihen investieren oder in Euro abge­sichert sind. Die Absicherung lässt sich am Zusatz Euro-hedged erkennen. Sie finden die Fonds in unserer großen Fondsdatenbank. Filtern Sie nach „Geldmarkt/Geldmarkt­nah“ sowie nach „Staats­anleihen einzelne Lauf­zeiten“ oder „Unter­nehmens­anleihen einzelne Lauf­zeiten“. Achten Sie unbe­dingt darauf, dass die Fonds nicht mehr als 0,2 Prozent pro Jahr kosten.

Tipp: In unserem ETF-Spezial Anlegen mit ETF präsentieren wir Ihnen die verschiedenen Geldmarkt- und Rentenfonds­gruppen in einem kompakten Tabellen­teil.

*Korrigiert am 25. Januar 2024.

4

Mehr zum Thema

4 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild test_de-Projektleiter_Stoffel am 19.02.2024 um 19:56 Uhr
    Diagramm mit der Wertentwicklung der ETFs

    @Ethidium: Wir vergleichen 5 Produkte, davon 2 mit jeweils 2 Anteilsklassen, die identisch laufen. Das sieht also aus wie drei Kurven. Und wie man sieht, laufen auch eindeutig vergleichbare ETF nicht identisch (hier die zwei, die €STR + 0,085 abbilden wollen). Denn neben den ausgewiesenen Kosten kann es bei jedem Produkt noch weitere Unterschiede geben, die zu (leicht) anderen Kursverläufen führen. So kann auch di Kostenstruktur in der Vergangenheit leicht unterschiedlich gewesen sein. Hier ergibt sich ein Unterschied zwischen 0,05 und 0,1 %-Punkten pro Jahr - das ist nicht viel. ETF auf den MSCI World Index zeigen aktuell unterschiedliche Wertentwicklungen von 0,5 %-Punkten auf.

  • Ethidium am 19.02.2024 um 19:15 Uhr
    Diagramm mit der Wertentwicklung der ETFs

    Warum gibt es im Diagramm mit der Wertentwicklung der ETFs drei verschiedene Kurvenverläufe? Ich hätte zwei Verläufe erwartet: (1) Amundi & Xtrackers (beide €STR plus 0,085 Punkte minus 0,1%/a) (2) Amundi Lyxor (€STR minus 0,05%/a)

  • Profilbild test_de-Projektleiter_Stoffel am 16.12.2023 um 20:12 Uhr
    Kursverluste bei Over­night-ETF wahrscheinlich?

    @infochros: Als Sicherheitsbaustein empfehlen wir immernoch vorwiegend Staatsanleihen (oder Tagesgeld usw.). Overnight sind vorwiewiegend Interbanken-Geldgeschäfte - also Unternehmensanleihen, einfach gesprochen. Aber der Wert eines Overnight-ETF sinkt nicht, wenn die Zinsen steigen (oder umgekehrt) – wie bei normalen Anleihen. Wenn die Zinsen sinken sollten, wird ein Overnight-ETF weniger verzinst, d.h. er gewinnt von Tag zu Tag weniger dazu. Aber der Gesamtwert sinkt nicht. Nur wenn der Overnightzins so weit sinkt, dass noch nicht einmal die ETF-Kosten gedeckt sind, wird der ETF anfangen zu verlieren. Das war bis vor 2 Jahren der Fall.

  • infochros am 14.12.2023 um 13:05 Uhr
    Kursverluste bei Over­night-ETF wahrscheinlich

    Sind Over­night-ETF als Sicherheitsbaustein für ein Pantoffel Portfolio aktuell wirklich eine gute Idee? Es wird über Zinssenkungen berichtet, damit ist ein Kursrückgang des Over­night-ETF verbunden - korrekt? - Der Kurs folgt fast direkt dem Zins. Gleichzeitig empfehlen Sie sich die aktuell hohen Zinsen mit der Zinstreppe zu sichern.
    Bei Tagesgeldkonten sinkt nur der Zinssatz (ausser Negativzinsen), das angelegte Kapital bleibt erhalten. D.h., neben dem Risiko eines sinkenden Zinses des Over­night-ETF habe ich zusätzlich das Risiko eines Kapitalverlustes. Habe ich das richtig verstanden?
    Um das Risiko eines Kapitalverlustes zu verhindern, denke ich, 10 % des Aktienanteils als Rebalance Reserve in Tagesgeld zu parken. den Rest in der Zinstreppe.