ETF auf den Overnight-Geldmarktzins eignen sich als bequeme Alternative für Tagesgeld – allerdings mit Einschränkungen. Unsere Analyse.
Wer immer die besten Zinsen für Tagesgeld will, muss öfter mal die Bank wechseln. Mit einem geldmarktähnlichen Fonds gibts die Marktzinsen automatisch. Wir haben uns drei ETF angesehen, die die Euro Short-Term Rate nachzeichnen – abgekürzt auch €STR, ESTR oder ESTER. Die Fonds sind:
- Amundi EUR Overnight Return (Isin FR0010510800)
- Amundi Lyxor Smart Overnight Return (LU1190417599, LU2082999306)
- Xtrackers EUR Overnight Rate Swap (LU0290358497, LU0335044896)
Überblick über die Zinssätze am Geldmarkt
In der Tabelle und den Grafiken geben wir Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Geldmarktsätze. €STR ist ein von der EZB berechneter Geldmarktsatz, den vorwiegend Banken für über Nacht geparktes Geld zahlen. Er hat den EONIA-Zins abgelöst. Euribor steht für Euro Inter Bank Offered Rate, ein Zinssatz, zu dem europäische Banken sich untereinander Geld leihen. Den Euribor gibt es in verschiedenen Laufzeiten (1 Woche, 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate und 1 Jahr).
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Wie die Tagesgeld-ETF funktionieren
Die Fonds bilden die Euro Short-Term Rate ab, zuzüglich 0,085 Prozentpunkte bei Amundi und Xtrackers. Stand 21. November 2023 lag der Zinssatz bei 3,9 Prozent pro Jahr. Er kann sich täglich ändern, vor der Zinswende war er lange negativ. Die Fonds nutzen Swaps (Tauschgeschäfte). Mehr über Swaps finden Sie im Beitrag Risiken von ETF. Der Amundi Lyxor Smart Overnight Return wird aktiv gemanagt, läuft letztlich aber wie die beiden anderen Fonds. In den ETF von Amundi und Xtrackers liegen vor allem Staatsanleihen, der Lyxor investiert ersatzweise in Aktien.
Wertentwicklung der Tagesgeld-ETF
Der folgende Chart vergleicht die Entwicklung der fünf untersuchten Tranchen der Overnight-Fonds. Wie der Verlauf der Kurven zeigt, haben die Fonds zunächst Kursverluste gebracht. Erst seit der Zinswende im zweiten Halbjahr 2022 haben sie wieder ins Plus gedreht. Seither steigt ihr Kurs stetig an.
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Was Overnight-ETF kosten
Anders als für Tagesgeld müssen Anleger und Anlegerinnen für Fonds Verwaltungsgebühren zahlen. Die Overnight-Fonds sind allerdings sehr günstige Fonds. Die beiden genannten Tranchen des Lyxor Smart Overnight Return Fonds kosten 0,05 Prozent pro Jahr, die ETF von Amundi und Xtrackers je 0,1 Prozent pro Jahr. In den genannten Renditen sind diese Gebühren bereits berücksichtigt.
Risiken von Overnight-ETF höher als bei Tagesgeld
Die Overnight-ETF bilden ab, was auf dem Interbankenmarkt passiert. In Krisenzeiten kann es zu Verwerfungen kommen. Das Geld in den Fonds ist anders als Tagesgeld nicht durch die gesetzliche Einlagensicherung geschützt. Fonds sind Sondervermögen, doch wenn der Swap-Partner ausfallen sollte und die Papiere in den Fonds Kursverluste erleiden, können Anleger Verluste machen.
Fazit: Die Renditen der Overnight-Fonds sind meist nicht ganz so hoch wie beim jeweils besten Tagesgeld – doch das lästige Springen von Anbieter zu Anbieter bleibt einem erspart. Anders als bei Tagesgeld üblich können die Zinsen auch unter Null sinken.
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Geldmarktfonds als Alternative
Anlegende können statt in Overnight-ETF auch Geldmarktfonds beziehungsweise geldmarktnahe Fonds kaufen, die in Anleihen mit maximal einem Jahr Restlaufzeit investieren. Anlegende haben die Wahl zwischen Fonds, die dazu nur in Staatsanleihen investieren, nur in Unternehmensanleihen oder in einen Mix aus beiden.
Staatsanleihenfonds haben in den letzten zwölf Monaten gut 2 Prozent gebracht. Besser abgeschnitten haben ETF mit Unternehmensanleihen. Sie haben im selben Zeitraum gut 3 Prozent gebracht. Aus Risikogesichtspunkten würden wir am ehesten Staatsanleihenfonds empfehlen, auf Wunsch mit einer Beimischung von Unternehmensanleihen.
Echte Geldmarktfonds müssen übrigens bestimmte Regeln einhalten, in welche Papiere und mit welcher Laufzeit sie investieren. Sonst dürfen sie sich nicht „Geldmarktfonds“ nennen. Wir führen in unserer Datenbank bisher nur einen echten Geldmarkt-ETF, den Deka Deutsche Börse Eurogov Germany Money Market, auf deutsche Staatsanleihen.* Anleger finden in unserer Fondsdatenbank aber auch günstige, aktiv verwaltete Geldmarktfonds.
Kurzläufer-Rentenfonds mit langfristig besseren Renditechancen
Für die kurzfristige Geldanlage eignen sich auch Fonds, die in Anleihen mit Restlaufzeiten bis zu drei Jahren investieren. Die Schwankungen sind hier jedoch leicht höher als bei geldmarktnahen Fonds, die längerfristigen Renditechancen ebenfalls. Auch hier haben Anleger die Wahl zwischen Staatsanleihen- und Unternehmensanleihenfonds sowie Fonds mit einem Mix aus beidem. Das vergangene Jahr haben die Fonds mit einem Minus abgeschlossen – auch sie litten unter dem Zinsanstieg.
Zinsen jetzt höher als in den vergangenen fünf Jahren
Anlegende sollten nicht den Fehler begehen, bei den Rentenfonds von vergangenen auf künftige Renditen zu schließen. So haben Fonds, die kurzfristige Zinssätze abbilden, lange verloren, weil auch die EZB „Strafzinsen“ auf Einlagen verlangte, statt Zinsen zu zahlen. Doch die Fonds können von nun an von den inzwischen besser verzinsten Papieren profitieren.
Interessant: Zurzeit erhält man mit kurzlaufenden Anleihen relativ hohe Zinsen. Es lohnt sich in solchen Situationen nur, längere Laufzeiten zu wählen, wenn man bald schon wieder sinkende Zinsen erwartet. Tatsächlich gehen Marktteilnehmer auf längere Sicht von wieder sinkenden Zinsen aus. Diese sogenannte inverse Zinsstruktur kommt selten vor, normalerweise ist es umgekehrt. Ob das dann wirklich so kommt, steht auf einem anderen Blatt.
Währungsrisiken vermeiden und Kosten beachten
Wer eine sichere Anlage sucht, sollte darauf achten, dass die Fonds in Euro-Anleihen investieren oder in Euro abgesichert sind. Die Absicherung lässt sich am Zusatz Euro-hedged erkennen. Sie finden die Fonds in unserer großen Fondsdatenbank. Filtern Sie nach „Geldmarkt/Geldmarktnah“ sowie nach „Staatsanleihen einzelne Laufzeiten“ oder „Unternehmensanleihen einzelne Laufzeiten“. Achten Sie unbedingt darauf, dass die Fonds nicht mehr als 0,2 Prozent pro Jahr kosten.
Tipp: In unserem ETF-Spezial Anlegen mit ETF präsentieren wir Ihnen die verschiedenen Geldmarkt- und Rentenfondsgruppen in einem kompakten Tabellenteil.
*Korrigiert am 25. Januar 2024.
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Kommentarliste
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@Ethidium: Wir vergleichen 5 Produkte, davon 2 mit jeweils 2 Anteilsklassen, die identisch laufen. Das sieht also aus wie drei Kurven. Und wie man sieht, laufen auch eindeutig vergleichbare ETF nicht identisch (hier die zwei, die €STR + 0,085 abbilden wollen). Denn neben den ausgewiesenen Kosten kann es bei jedem Produkt noch weitere Unterschiede geben, die zu (leicht) anderen Kursverläufen führen. So kann auch di Kostenstruktur in der Vergangenheit leicht unterschiedlich gewesen sein. Hier ergibt sich ein Unterschied zwischen 0,05 und 0,1 %-Punkten pro Jahr - das ist nicht viel. ETF auf den MSCI World Index zeigen aktuell unterschiedliche Wertentwicklungen von 0,5 %-Punkten auf.
Warum gibt es im Diagramm mit der Wertentwicklung der ETFs drei verschiedene Kurvenverläufe? Ich hätte zwei Verläufe erwartet: (1) Amundi & Xtrackers (beide €STR plus 0,085 Punkte minus 0,1%/a) (2) Amundi Lyxor (€STR minus 0,05%/a)
@infochros: Als Sicherheitsbaustein empfehlen wir immernoch vorwiegend Staatsanleihen (oder Tagesgeld usw.). Overnight sind vorwiewiegend Interbanken-Geldgeschäfte - also Unternehmensanleihen, einfach gesprochen. Aber der Wert eines Overnight-ETF sinkt nicht, wenn die Zinsen steigen (oder umgekehrt) – wie bei normalen Anleihen. Wenn die Zinsen sinken sollten, wird ein Overnight-ETF weniger verzinst, d.h. er gewinnt von Tag zu Tag weniger dazu. Aber der Gesamtwert sinkt nicht. Nur wenn der Overnightzins so weit sinkt, dass noch nicht einmal die ETF-Kosten gedeckt sind, wird der ETF anfangen zu verlieren. Das war bis vor 2 Jahren der Fall.
Sind Overnight-ETF als Sicherheitsbaustein für ein Pantoffel Portfolio aktuell wirklich eine gute Idee? Es wird über Zinssenkungen berichtet, damit ist ein Kursrückgang des Overnight-ETF verbunden - korrekt? - Der Kurs folgt fast direkt dem Zins. Gleichzeitig empfehlen Sie sich die aktuell hohen Zinsen mit der Zinstreppe zu sichern.
Bei Tagesgeldkonten sinkt nur der Zinssatz (ausser Negativzinsen), das angelegte Kapital bleibt erhalten. D.h., neben dem Risiko eines sinkenden Zinses des Overnight-ETF habe ich zusätzlich das Risiko eines Kapitalverlustes. Habe ich das richtig verstanden?
Um das Risiko eines Kapitalverlustes zu verhindern, denke ich, 10 % des Aktienanteils als Rebalance Reserve in Tagesgeld zu parken. den Rest in der Zinstreppe.