Finanz­bildung Mit Kindern über Geld sprechen

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Finanz­bildung - Mit Kindern über Geld sprechen

Ins Spar­schwein. Das Interesse an Geld und den Themen „Bezahlen“ und „Sparen“ beginnt meist im Kleinkindalter. © mauritius images / photononstop / Catherine Delahaye

Tabu­thema Geld? Bitte nicht! Sechs Grund­sätze, wie Eltern ihren Kindern einen gesunden Umgang mit Geld vermitteln. Mit Tipps zur Höhe des Taschengelds.

Kinder sollen weder unsym­pathische Geizkragen noch leicht­fertige Verschwender werden, klar. Nicht so miss­günstig und knick­rig wie die Schwieger­eltern und nicht voller Sorgen wie die eigenen Eltern. Geredet haben sie zwar nie darüber, schließ­lich galt: Über Geld spricht man nicht! Angst, Neid oder Scham wirken sich aber auf den eigenen Umgang mit Geld aus – und damit wiederum auf den des eigenen Nach­wuchses.

Wie schaffen es die engsten Bezugs­personen, Kindern das Thema so nahe­zubringen, dass weder Angst noch Leicht­sinn im Vordergrund stehen? Verschiedene Grund­sätze helfen dabei. Der Wichtigste: „Vorbild sein“, sagen Heidy de Blum, Sozialpädagogin und Geschäfts­führerin des Familien­beratungs­netz­werkes familylab Deutsch­land, und ihr Ehemann Rolf Sesselmann, Diplom-Kauf­mann, Steuerberater und Finanzleiter eines Auto­mobil­zulieferers, im Interview mit Finanztest.

Unser Rat

Vorbild. Hinterfragen Sie Ihre Einstel­lungen zum Geld. Gehen Sie selbst positiv, offen und aufgeklärt damit um, können Sie diese Haltung an Ihre Kinder weitergeben und so Ängste rund um das Thema vermeiden.

Hilfe. Professionelle Beratung für Eltern zu verschiedenen Themen online und durch Experten vor Ort bietet unter anderem das deutsch­land­weite Netz­werk familylab Deutschland.

Den eigenen Umgang mit Geld hinterfragen

„Kinder schauen sich wahn­sinnig viel von den Eltern ab. Auch deshalb ist es wichtig, verantwortungs­voll und gut zu handeln und zu kommunizieren“, sagt Heidy de Blum. Eltern sollten sich Fragen stellen wie:

  • Wie gehe ich mit Geld um?
  • Wie war das in meiner Herkunfts­familie?
  • Gab es Schulden, über die nicht gesprochen wurde?
  • Habe ich Geld­sorgen, die vielleicht heute gar nicht mehr rational zu erklären sind?
  • Welche Werte vertrete ich beim Thema Geld und welche Werte möchte ich vertreten?
  • Wer war oder ist für die Finanzen zuständig in meiner Familie, in meiner Part­nerschaft?
  • Wie können wir eine Lösung finden, wenn wir in einer Part­nerschaft unterschiedlich mit Geld umgehen?

Treten ernst­hafte Probleme zutage, ist es angebracht, professionelle Hilfe zu suchen.

Tipp: Sie können sich das Minus auf dem Konto nicht recht erklären? Ein Haus­halts­buch, analog oder digital, schafft Über­blick über die Ausgaben. Finanztest hat 13 Haushaltsbuch-Apps getestet.

Die Kinder bei Entscheidungen mit einbeziehen

Meist geht es mit vier oder fünf Jahren los; ein Kauf­manns­laden eröffnet die ersten Erfahrungen mit Einkaufen und Bezahlen. Später zählen die Kinder ihre Münzen und über­legen, was sie beispiels­weise mit dem Geld von Oma oder Opa anstellen möchten.

„Wie teile ich mir mein Geld ein? Was wünsche ich mir, und was brauche ich wirk­lich?“ Wenn Eltern ihre Kinder bei solchen Fragen begleiten, ist viel gewonnen. Herrscht ein offener Umgang, bekommen Kinder viel mit und stellen Fragen. Diese sollten offen und kindgerecht beant­wortet werden.

Tipp: Beziehen Sie Ihre Kinder ein, wenn Sie für etwas Größeres wie den Familien­urlaub sparen und deshalb für eine Weile auf andere Dinge verzichten. Sprechen Sie kindgerecht darüber, aber über­tragen Sie den Kindern nicht die Verantwortung.

Mit Taschengeld einsteigen und Wirt­schaften lernen

Als Einstieg ins eigene Wirt­schaften eignet sich Taschengeld. Anfangs gibt es die Cents und Euros meist wöchentlich in die Hand, später oft monatlich aufs erste eigene Konto. Oft behauptet der Nach­wuchs, „alle anderen“ bekämen mehr. Dann liegt es nahe, beim Deutschen Jugendinstitut (DJI) nach­zusehen. Es veröffent­licht Empfehlungen, gestaffelt nach Alter. Im Herbst 2024 will es sie aktualisieren.

Tipp: Das DJI bietet für Jugend­liche auch Empfehlungen für ein monatliches Budgetgeld. Das ist Geld für fest­gelegte Ausgaben zusätzlich zum Taschengeld, zum Beispiel 20 bis 30 Euro für Essen außer Haus. Das Budgetgeld können Sie als Eltern verwalten oder älteren Kindern aufs Giro­konto über­weisen.

So viel Taschengeld empfiehlt das Deutsche Jugend­institut*

Alter des Kindes

Summe (in Euro)

Taschengeld pro Woche

Unter 6 Jahre

50 Cent bis 1 Euro

 6 Jahre

1 bis 1,50

 7 Jahre

1,50 bis 2

 8 Jahre

2 bis 2,50

 9 Jahre

2,50 bis 3

Taschengeld pro Monat

10 Jahre

16 bis 18,50

11 Jahre

18,50 bis 21

12 Jahre

21 bis 23,50

13 Jahre

23,50 bis 26

14 Jahre

26 bis 31

15 Jahre

31 bis 39

16 Jahre

39 bis 47

17 Jahre

47 bis 63

ab 18 Jahre

63 bis 79

Legende

* Quelle: Deutsches Jugend­institut, Stand 2020. Es passt die Summen alle vier Jahre an, das nächste Mal im Herbst 2024.

Beim Thema Geld nicht auf die Schule verlassen

Drei Viertel der Jugend­lichen wünschten sich 2021 in einer Studie des Bundesverbandes Deutscher Banken einen höheren Stellen­wert für Wirt­schafts­themen in der Schule. Besonders wichtig: praxis­nahe Informationen, etwa zur Steuererklärung oder Geld­anlage. Solche Angebote sind selten. Eltern und Kinder sind auf engagierte Lehr­kräfte angewiesen.

Tipp: Lehr­kräfte finden unter test.de/schule kostenfrei Unterrichts­material zur Verbraucher- und Finanz­bildung, etwa zu Versicherungen und zum Berufs­einstieg. Ein Jahr können Klassen die jeweils aktuellen test- und Finanztest-Hefte für den Unter­richt erhalten.

Ein Kinder­konto auf Guthabenbasis eröffnen

Kinder- und Jugend­konten funk­tionieren nur auf Guthabenbasis. Teenies kommen nur an so viel Geld, wie vorher einge­zahlt oder über­wiesen wurde. Sie lernen so den Umgang mit einem Konto, ohne ins Minus zu rutschen.

Wann brauchen sie ein eigenes Giro­konto? „Den idealen Zeit­punkt gibt es nicht“, sagt Finanztest-Expertin Kathy Elmen­thaler. „Viele Angebote sind vor dem siebten Lebens­jahr erhältlich. Bei Minderjäh­rigen müssen beide Eltern die Konto­eröff­nung aber begleiten.“

Tipp: Alle 175 untersuchten Jugend­konten können Sie unter test.de/jugendkonten nach diversen Kriterien filtern; 149 gibt es ohne jähr­lichen Grund­preis.

Schulden verstehen und richtig damit umgehen

Warum kann es sinn­voll sein, Schulden für einen Hauskauf zu machen, aber nicht für einen Urlaub? Und warum kann es gefähr­lich sein, übers Smartphone spontan gekaufte Dinge in Raten zu bezahlen? Wie teuer die „Buy-now-pay-later“-Funk­tion bei Portalen wie Paypal und Klarna werden kann, können Sie im Test von Ratenkauf-Angeboten nach­lesen.

Die Rolle von Schulden und Zinsen sollten Eltern sehr genau erläutern. Wachsen Kinder und Jugend­liche ohne gutes Vorbild auf, steigt die Gefahr, dass sie sich später über­schulden.

Tipp: Taschengeld-Apps gewähren einen Über­blick und eine gewisse Kontrolle. Holen Sie Hilfe bei ernsten Problemen. Schuldnerberatungs­stellen helfen Jugend­lichen kostenlos. Die Caritas bietet jungen Leuten ein kostenloses Finanzcoaching an.

Anlegen für Kinder. Unter test.de/kinderdepot lesen Sie, wie Sie für Ihre Kinder und Enkel­kinder sparen und anlegen.

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