![Finanzbildung - Mit Kindern über Geld sprechen](https://cdn.statically.io/img/cdn.test.de/file/image/61/81/83aa45d3-c3b6-4b81-aa8a-45cecac1f75a-web/6071017_kinder-geld-a2311.jpg)
Ins Sparschwein. Das Interesse an Geld und den Themen „Bezahlen“ und „Sparen“ beginnt meist im Kleinkindalter. © mauritius images / photononstop / Catherine Delahaye
Tabuthema Geld? Bitte nicht! Sechs Grundsätze, wie Eltern ihren Kindern einen gesunden Umgang mit Geld vermitteln. Mit Tipps zur Höhe des Taschengelds.
Kinder sollen weder unsympathische Geizkragen noch leichtfertige Verschwender werden, klar. Nicht so missgünstig und knickrig wie die Schwiegereltern und nicht voller Sorgen wie die eigenen Eltern. Geredet haben sie zwar nie darüber, schließlich galt: Über Geld spricht man nicht! Angst, Neid oder Scham wirken sich aber auf den eigenen Umgang mit Geld aus – und damit wiederum auf den des eigenen Nachwuchses.
Wie schaffen es die engsten Bezugspersonen, Kindern das Thema so nahezubringen, dass weder Angst noch Leichtsinn im Vordergrund stehen? Verschiedene Grundsätze helfen dabei. Der Wichtigste: „Vorbild sein“, sagen Heidy de Blum, Sozialpädagogin und Geschäftsführerin des Familienberatungsnetzwerkes familylab Deutschland, und ihr Ehemann Rolf Sesselmann, Diplom-Kaufmann, Steuerberater und Finanzleiter eines Automobilzulieferers, im Interview mit Finanztest.
Unser Rat
Vorbild. Hinterfragen Sie Ihre Einstellungen zum Geld. Gehen Sie selbst positiv, offen und aufgeklärt damit um, können Sie diese Haltung an Ihre Kinder weitergeben und so Ängste rund um das Thema vermeiden.
Hilfe. Professionelle Beratung für Eltern zu verschiedenen Themen online und durch Experten vor Ort bietet unter anderem das deutschlandweite Netzwerk familylab Deutschland.
Den eigenen Umgang mit Geld hinterfragen
„Kinder schauen sich wahnsinnig viel von den Eltern ab. Auch deshalb ist es wichtig, verantwortungsvoll und gut zu handeln und zu kommunizieren“, sagt Heidy de Blum. Eltern sollten sich Fragen stellen wie:
- Wie gehe ich mit Geld um?
- Wie war das in meiner Herkunftsfamilie?
- Gab es Schulden, über die nicht gesprochen wurde?
- Habe ich Geldsorgen, die vielleicht heute gar nicht mehr rational zu erklären sind?
- Welche Werte vertrete ich beim Thema Geld und welche Werte möchte ich vertreten?
- Wer war oder ist für die Finanzen zuständig in meiner Familie, in meiner Partnerschaft?
- Wie können wir eine Lösung finden, wenn wir in einer Partnerschaft unterschiedlich mit Geld umgehen?
Treten ernsthafte Probleme zutage, ist es angebracht, professionelle Hilfe zu suchen.
Tipp: Sie können sich das Minus auf dem Konto nicht recht erklären? Ein Haushaltsbuch, analog oder digital, schafft Überblick über die Ausgaben. Finanztest hat 13 Haushaltsbuch-Apps getestet.
Die Kinder bei Entscheidungen mit einbeziehen
Meist geht es mit vier oder fünf Jahren los; ein Kaufmannsladen eröffnet die ersten Erfahrungen mit Einkaufen und Bezahlen. Später zählen die Kinder ihre Münzen und überlegen, was sie beispielsweise mit dem Geld von Oma oder Opa anstellen möchten.
„Wie teile ich mir mein Geld ein? Was wünsche ich mir, und was brauche ich wirklich?“ Wenn Eltern ihre Kinder bei solchen Fragen begleiten, ist viel gewonnen. Herrscht ein offener Umgang, bekommen Kinder viel mit und stellen Fragen. Diese sollten offen und kindgerecht beantwortet werden.
Tipp: Beziehen Sie Ihre Kinder ein, wenn Sie für etwas Größeres wie den Familienurlaub sparen und deshalb für eine Weile auf andere Dinge verzichten. Sprechen Sie kindgerecht darüber, aber übertragen Sie den Kindern nicht die Verantwortung.
Mit Taschengeld einsteigen und Wirtschaften lernen
Als Einstieg ins eigene Wirtschaften eignet sich Taschengeld. Anfangs gibt es die Cents und Euros meist wöchentlich in die Hand, später oft monatlich aufs erste eigene Konto. Oft behauptet der Nachwuchs, „alle anderen“ bekämen mehr. Dann liegt es nahe, beim Deutschen Jugendinstitut (DJI) nachzusehen. Es veröffentlicht Empfehlungen, gestaffelt nach Alter. Im Herbst 2024 will es sie aktualisieren.
Tipp: Das DJI bietet für Jugendliche auch Empfehlungen für ein monatliches Budgetgeld. Das ist Geld für festgelegte Ausgaben zusätzlich zum Taschengeld, zum Beispiel 20 bis 30 Euro für Essen außer Haus. Das Budgetgeld können Sie als Eltern verwalten oder älteren Kindern aufs Girokonto überweisen.
So viel Taschengeld empfiehlt das Deutsche Jugendinstitut*
Alter des Kindes |
Summe (in Euro) |
Taschengeld pro Woche |
|
Unter 6 Jahre |
50 Cent bis 1 Euro |
6 Jahre |
1 bis 1,50 |
7 Jahre |
1,50 bis 2 |
8 Jahre |
2 bis 2,50 |
9 Jahre |
2,50 bis 3 |
Taschengeld pro Monat |
|
10 Jahre |
16 bis 18,50 |
11 Jahre |
18,50 bis 21 |
12 Jahre |
21 bis 23,50 |
13 Jahre |
23,50 bis 26 |
14 Jahre |
26 bis 31 |
15 Jahre |
31 bis 39 |
16 Jahre |
39 bis 47 |
17 Jahre |
47 bis 63 |
ab 18 Jahre |
63 bis 79 |
Legende
* Quelle: Deutsches Jugendinstitut, Stand 2020. Es passt die Summen alle vier Jahre an, das nächste Mal im Herbst 2024.
Beim Thema Geld nicht auf die Schule verlassen
Drei Viertel der Jugendlichen wünschten sich 2021 in einer Studie des Bundesverbandes Deutscher Banken einen höheren Stellenwert für Wirtschaftsthemen in der Schule. Besonders wichtig: praxisnahe Informationen, etwa zur Steuererklärung oder Geldanlage. Solche Angebote sind selten. Eltern und Kinder sind auf engagierte Lehrkräfte angewiesen.
Tipp: Lehrkräfte finden unter test.de/schule kostenfrei Unterrichtsmaterial zur Verbraucher- und Finanzbildung, etwa zu Versicherungen und zum Berufseinstieg. Ein Jahr können Klassen die jeweils aktuellen test- und Finanztest-Hefte für den Unterricht erhalten.
Ein Kinderkonto auf Guthabenbasis eröffnen
Kinder- und Jugendkonten funktionieren nur auf Guthabenbasis. Teenies kommen nur an so viel Geld, wie vorher eingezahlt oder überwiesen wurde. Sie lernen so den Umgang mit einem Konto, ohne ins Minus zu rutschen.
Wann brauchen sie ein eigenes Girokonto? „Den idealen Zeitpunkt gibt es nicht“, sagt Finanztest-Expertin Kathy Elmenthaler. „Viele Angebote sind vor dem siebten Lebensjahr erhältlich. Bei Minderjährigen müssen beide Eltern die Kontoeröffnung aber begleiten.“
Tipp: Alle 175 untersuchten Jugendkonten können Sie unter test.de/jugendkonten nach diversen Kriterien filtern; 149 gibt es ohne jährlichen Grundpreis.
Schulden verstehen und richtig damit umgehen
Warum kann es sinnvoll sein, Schulden für einen Hauskauf zu machen, aber nicht für einen Urlaub? Und warum kann es gefährlich sein, übers Smartphone spontan gekaufte Dinge in Raten zu bezahlen? Wie teuer die „Buy-now-pay-later“-Funktion bei Portalen wie Paypal und Klarna werden kann, können Sie im Test von Ratenkauf-Angeboten nachlesen.
Die Rolle von Schulden und Zinsen sollten Eltern sehr genau erläutern. Wachsen Kinder und Jugendliche ohne gutes Vorbild auf, steigt die Gefahr, dass sie sich später überschulden.
Tipp: Taschengeld-Apps gewähren einen Überblick und eine gewisse Kontrolle. Holen Sie Hilfe bei ernsten Problemen. Schuldnerberatungsstellen helfen Jugendlichen kostenlos. Die Caritas bietet jungen Leuten ein kostenloses Finanzcoaching an.
Anlegen für Kinder. Unter test.de/kinderdepot lesen Sie, wie Sie für Ihre Kinder und Enkelkinder sparen und anlegen.
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