Lebens­erwartung in Deutsch­land Krankheiten werden zu spät behandelt

1
Lebens­erwartung in Deutsch­land - Krankheiten werden zu spät behandelt

Rentner in Deutsch­land. Sowohl Männer als Frauen leben im Schnitt kürzer als Alters­genossen in anderen west­europäischen Ländern. © Getty Images / Avel Mitja Varela

Deutsch­land ist in West­europa eines der Schluss­lichter bei der Lebens­erwartung – und fällt weiter zurück, so eine Studie. Warum das so ist und wie sich vorbeugen lässt.

Lebens­erwartung hier­zulande fast 2 Jahre kürzer

Bei der durch­schnitt­lichen Lebens­erwartung liegt Deutsch­land im west­europäischen Vergleich hinten und verliert weiter an Anschluss. Dies zeigt eine aktuelle Studie zur Sterb­lich­keits­entwick­lung vom Bundes­institut für Bevölkerungs­forschung und Max-Planck-Institut für demogra­fische Forschung.

Demnach haben 2022 in Deutsch­land geborene Kinder eine durch­schnitt­liche Lebens­erwartung von 80,55 Jahren. Das sind 1,7 Jahre weniger im restlichen West­europa. Der Abstand hat sich in den letzten Jahren vergrößert: Im Jahr 2000 betrug der Unterschied noch 0,7 Jahre. Spitzenreiter im west­europäischen Vergleich ist übrigens die Schweiz: Dort sind im Schnitt 83,53 Lebens­jahre erwart­bar.

Viele Todes­fälle durch Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen

Laut der Studie sind Frauen in Deutsch­land ab einem Alter von 75 Jahren von höherer Sterb­lich­keit betroffen als Gleich­altrige im west­europäischen Ausland. Bei Männern treten die Rück­stände bereits früher auf, insbesondere im Alter zwischen 55 und 74 Jahren.

Die Autoren der Studie sehen dafür im Wesentlichen eine Ursache: eine erhöhte Zahl von Todes­fällen aufgrund von Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen im fort­geschrittenen Erwachsenen- beziehungs­weise Renten­alter. Sie sind mit gut einem Drittel aller Sterbefälle die häufigste Todes­ursache in Deutsch­land, wie Zahlen des Statistischen Bundes­amts zeigen. Zu den Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen zählen etwa Herz­insuffizienz, koronare Herz­erkrankungen, Angina Pectoris oder Herzrhythmusstörungen.

Tipp: Unser Ratgeber Hallo, starkes Herz bietet konkrete und leicht umsetz­bare Hand­lungs­empfehlungen für alle, die ihr Herz gesund halten wollen sowie für Menschen mit Herz­erkrankungen .

Die wichtigsten Risiko­faktoren für Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen sind hinreichend bekannt: Blut­hoch­druck, Diabetes, Rauchen, Überge­wicht und ein ungesundes Ernährungs­verhalten.

Kardiovaskuläre Erkrankungen werden zu spät erkannt

Laut den Forschenden ist das Potenzial in Deutsch­land groß, die Sterb­lich­keit zu senken. „Es liegt nicht daran, dass kardiovaskuläre Erkrankungen in Deutsch­land nicht gut behandelt werden“, sagt Pavel Grigoriev, Leiter der Forschungs­gruppe Mortalität am Bundes­institut für Bevölkerungs­forschung und Erst­autor der aktuellen Studie. Die medizi­nische Versorgung hier­zulande sei sehr gut.

„Diese Erkrankungen werden aber zu spät erkannt und daher zu spät behandelt“, so Grigoriev. Der hohe Prozent­satz an Herz-Kreis­lauf-Patienten, die erst in fort­geschrittenen Krank­heits­stadien und mit weiteren Erkrankungen in Kliniken kommen, deute auf Versäum­nisse bei der Prävention, Früh­erkennung und Behand­lung hin.

Land­leben birgt Risiken fürs Herz

Auf dem Land erleiden mehr Menschen einen Herz­infarkt als in der Stadt. Das zeigt eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung, gestützt auf deutsche Statistiken zu Erkrankungs- und Todes­fällen. Als möglichen Grund nennt die Unter­suchung ein Gefälle bei der Krank­heits­vorbeugung. Die sei auf dem Land zu verbessern, etwa durch vermehrte haus- und fach­ärzt­liche Versorgung. So lassen sich Risiko­faktoren für Infarkte wie Blut­hoch­druck oder Diabetes behandeln.

Aktiv um die eigene Gesundheit kümmern

Anlass zur Sorge gäbe, dass die wichtigsten Risiko­faktoren lange bekannt sind und sich zumindest teil­weise durch Verhaltens­änderungen beein­flussen ließen. Dazu gehören Bluthochdruck, Diabetes, Rauchen, Übergewicht und ein ungesundes Ernährungs­verhalten.

Die Forschenden appellieren einer­seits an die Politik, die Prävention und Früh­erkennung auszubauen, und anderer­seits an jeden Einzelnen: „Wir sollten uns nicht nur auf das Gesund­heits­system verlassen, sondern aktiv um die eigene Gesundheit kümmern“, sagt Grigoriev.

Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen lässt sich vorbeugen

  • Blut­hoch­druck ist Risiko­faktor Nummer 1. Um Blut­hoch­druck recht­zeitig zu erkennen, ist ein zuver­lässiges Blutdruckmessgerät unerläss­lich. Mit welchen Wirk­stoffen Sie erhöhten Blut­druck in den Griff kriegen, lesen Sie in unserem Blutdrucksenker-Test.
  • Nicht­raucher werden. Wir geben Tipps, wie es gelingen kann, mit dem Rauchen aufzuhören und sagen, ob Nichtraucher-Apps dabei helfen können.
  • Ernährung umstellen. Welche Ernährungs­konzepte lang­fristig geeignet sind, sagen wir in unserem Test von Diätkonzepten.

Welt­weit nehmen Erkrankungen des Nerven­systems zu

Welt­weit haben übrigens Erkrankungen des Nerven­systems wie Alzheimer und andere Demenzerkrankungen, Migräne oder Schlag­anfälle in den vergangenen drei Jahr­zehnten stark zugenommen. Laut einer im Fachjournal The Lancet Neurology veröffent­lichten Studie liegen sie damit noch vor Herz- und Kreis­lauf­erkrankungen.

1

Mehr zum Thema

1 Kommentar Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.

Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Loveandpeace am 29.05.2024 um 05:52 Uhr
    Na denn…

    Joo,gerade noch rechtzeitig. Bevor dann der Infarkt kam.Bin ich zum Kardio. Seitdem ,ein Stent
    u. in einer Herzstudie . Mit zwei Terminen beim Fachmann pro Jahr. „Komplikationen gibt es meist in den ersten 2 Jahren nach dem Eingriff“ war der Kommentar vom Kardiologen.
    Bis dahin waren meine Sportschuhe der beste Berater.
    „Bei ihnen liegt es an der Genetik“ meint der Fachmann. „Familienerbe „.
    Na denn…

  • WittyPitty am 27.05.2024 um 09:19 Uhr

    Kommentar vom Administrator gelöscht. Grund: Verstoß gegen die Netiquette