Klima­versprechen auf Lebens­mitteln im Test Klima-Claimern auf der Spur

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Klima­versprechen auf Lebens­mitteln im Test - Klima-Claimern auf der Spur

Viele Claims, wenig Klarheit. Die Klima-Versprechen von zwölf Lebens­mittel­packungen, denen die Stiftung Warentest nachgegangen ist. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser

In Supermarkt­regalen herrscht Wild­wuchs an Klimalabels. Im Test belegten uns einige Anbieter ihr Engagement, sechs verweigerten Einblicke.

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Wer klimafreundliche Produkte kaufen möchte, stößt auf den Packungen auf unterschiedliche Versprechen, viele in Form firmen­eigener Logos: von „100% CO2-neutral“ bis „klima­positiv“. Was steckt dahinter? Sind sie mehr als Greenwashing?

Wir fragten die Anbieter von zwölf Lebens­mitteln mit Klima­versprechen, wie sie diese einlösen und baten um entsprechende Nach­weise. Das Ergebnis ist ernüchternd: Die Hälfte der Anbieter zeigte sich intrans­parent und wies uns kein Engagement für den Klima­schutz nach. Es gibt aber auch Anbieter, die uns belegten, dass sie sich keineswegs bloß ein grünes Image erkaufen.

Warum sich unser Test von Klima-Claims für Sie lohnt

Test­ergeb­nisse

Die Stiftung Warentest hat 12 verschiedene Lebens­mittel ausgewählt, die auf der Verpackung einen Klima-Claim tragen. Darunter sind unter anderem Hipp-Früchtebrei, Hohes-C-Orangensaft, Kölln-Haferflocken, Volvic-Mineral­wasser und Wasa-Knäckebrot. Wir befragten die Anbieter, wie sie ihr Klima­versprechen umsetzen und baten um Belege. Die Hälfte belegte ihre Claims, die andere verweigerte die Teil­nahme.

12 Anbieter im Test

Unsere Tabelle zeigt, welche Klima­versprechen sich im Test als nach­voll­zieh­bar erwiesen und welche Anbieter die Teil­nahme verweigerten. Zudem bewerten wir den Informations­gehalt der Verbraucher­information auf Verpackung und Webseiten.

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Versprechen von „CO2-neutral“ bis „klima­positiv“

Auf vielen Lebens­mitteln finden sich umwelt- oder klimabezogene Werbeaussagen. Für den Test haben wir nur solche ausgewählt, die ein klar erkenn­bares Versprechen tragen, dass das Produkt einen Beitrag zum Klima­schutz leistet. Dazu gehören unter anderem Claims wie „100 % Klima­neutral“, „CO2-neutrale Produktion“ oder „klima­positiv“. Unter den Produkten sind unter anderem Getränke wie Mineralwasser und Orangensaft, Baby­nahrung und vegane Lebens­mittel.

Tipp: Schon vor dem Frei­schalten des Tests können Sie alle Produkte und die dazugehörigen Klima-Claims sehen, die wir geprüft haben.

Lebens­mittel-Anbieter im Test sollten C02-Reduktion belegen

Medienrecherchen weckten Zweifel, dass auf Klima­versprechen Verlass ist. Eine häufige Kritik lautet: Die Aussagen seien miss­verständlich, unge­regelt und nicht nach­voll­zieh­bar. Von ihnen geht eine große Greenwashing-Gefahr aus, sagt Achim Spiller, Professor für Lebens­mittel-Marketing an der Uni Göttingen. Im Interview (nach Frei­schaltung verfügbar) sagt er, was sich ändern müsste, damit Klimaangaben hilf­reich und glaubwürdig werden.

Im Test prüften wir, wie verständlich die Anbieter den Klima­vorteil ihres jeweiligen Produkts auf Verpackungen und Webseiten erklären. Außerdem wollten wir wissen, ob die Anbieter belegen können, dass sie sich nicht bloß ein grünes Image durch Ausgleichs­zahlungen in Klima­schutz­projekte erkaufen. Sie sollten unter anderem nach­weisen, wie sie ihren CO2-Ausstoß berechnet und mit welchen Maßnahmen sie ihre CO2-Emissionen verringert haben.

Selbst aktiv werden

Unabhängig von den Klima-Versprechen der Anbieter lässt sich die Ernährung klimafreundlich gestalten:

Weniger tierische Lebens­mittel. Fleisch, Wurst, Milch – was vom Tier stammt, verursacht meist hohe Emissionen. Wer vorwiegend Pflanzen­kost isst, kann seinen CO2-Fußabdruck effektiv verkleinern. Weitere Tipps stehen in unserem Buch Klimafreundlich essen mit der CO2-Challenge.

Saisonal und regional einkaufen. Wer saison­ales Obst und Gemüse aus der Region kauft, vermeidet energie­intensive Treib­haus­produktion und lange Trans­porte. Südfrüchte, die per Flugzeug zu uns kommen, haben einen besonders hohen CO2-Fußabdruck. Genaue Daten zu verschiedenen Lebens­mitteln stehen in unserem Special So genießen Sie nachhaltig.

Anforderungen an Kompensation könnten höher sein

Im Lebens­zyklus eines jeden industriell hergestellten Lebens­mittels entstehen CO2-Emissionen. Daher lässt sich Klima­neutralität heute nur durch Investitionen in Klima­schutz­projekte erreichen. Solche Projekte und Dienst­leister für CO2-Kompensation haben wir in diesem Test nicht untersucht (siehe dazu CO2-Kompensation: Mit diesen Anbietern helfen Sie dem Klima­schutz). Wir haben aber bewertet, welche Anforderungen die Anbieter im Test an die Kompensation und bei der Auswahl ihrer Klima­schutz­projekte stellen. Der Test zeigt: Hier besteht bei allen noch Verbesserungs­potenzial.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • marotoma am 01.02.2024 um 11:34 Uhr
    Marketing Gags

    Verbraucher sollten eigentlich wissen, dass solche Siegel fast ausschließlich marketing-getrieben sind und zur Verdummung dienen. So wie mit vielen anderen Siegeln Schindluder getrieben wird. Zu den Spitzenreitern zählt das des World Wide Fund for Nature (WWF), mit dem sich Konzerne von Lidl bis Edeka schmücken und das überhaupt nichts bedeutet, da der WWF sich jedem andient der genug zahlt.