Infrarothei­zung Notlösung ohne Spar­potenzial

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Infrarothei­zung - Notlösung ohne Spar­potenzial

Schick, aber teuer. Infrarothei­zungen gehen ins Geld. © picture alliance / Severin Wurnig

Wer eine Alternative zu Gas und Pellets sucht und sich keine Wärmepumpe leisten kann, denkt vielleicht über Infrarothei­zungen nach − doch Heizen mit Strom ist teuer.

Zugegeben: Es klingt verlockend einfach. Infrarothei­zungen kosten nur ein paar Hundert Euro und müssen nur wie ein Bild an die Wand gehängt und in die Steck­dose gesteckt werden. Sie lassen sich je nach Anbieter auch individuell gestalten, etwa mit dem Wunsch­motiv, als Spiegel oder Tafel. Mit einer Leistung zwischen 200 und 2 000 Watt erzeugen sie Strahlungs­wärme, die sofort auf der Haut spür­bar ist. Sie erwärmen zudem nicht die Luft, sondern die Gegen­stände im Raum, die dann ihrer­seits die Wärme wieder abgeben.

Geld verheizt

Klingt gemütlich − doch Heizen mit Strom kann richtig teuer werden. Mal angenommen, Sie möchten eine 100-Quadrat­meter-Wohnung nur noch per Infrarothei­zung wärmen. Dann müssten Sie mehrere Infrarothei­zungen in der gesamten Wohnung verteilen, mit einer Gesamt­leistung von etwa 8 000 Watt Leistung. Laufen die Geräte in der kalten Jahres­hälfte täglich acht Stunden, kämen 11 680 Kilowatt­stunden im Jahr zusammen − macht bei 40 Cent pro Kilowatt­stunde knapp 4 700 Euro im Jahr.

Zum Vergleich: Der Gaspreis lag im Jahr 2023 durch die Gaspreisbremse im Mittel bei zirka 13 Cent pro Kilowatt­stunde. Eine Gasheizung würde auf 100 Quadrat­metern wohl 16 000 Kilowatt­stunden im Jahr verheizen. Mit Kosten von 13 Cent pro Kilowatt­stunde wären das gut 2 000 Euro.

Auch andere Alternativen, die mit Strom heizen, rechnen sich nicht unbe­dingt, wie unser Special Elektrisch heizen zeigt.

Nur mit Strom heizen, wenn Personen im Raum sind

Um die Strom­kosten im Rahmen zu halten, sollten Infrarothei­zungen also am besten nur laufen, wenn sich Menschen im Raum aufhalten. Das schont auch das Stromnetz − denn Fach­verbände wie der VDE warnen: Wenn etwa morgens oder abends viele Elektrohei­zungen gleich­zeitig laufen, könnte es zu Strom­ausfällen kommen.

Nach­haltig nur mit selbst erzeugtem Strom

Und nicht zuletzt sind Infrarothei­zungen in der Regel auch nicht nach­haltig, denn ein großer Teil des Stroms stammt immer noch aus fossilen Energieträgern wie Braunkohle. Wer einen Teil seines Stroms selbst erzeugt, etwa mit einer Photovoltaikanlage auf dem Balkon, kann die Ökobilanz verbessern und auch bei den Strom­kosten sparen − zumindest ein biss­chen.

Fazit: Infrarothei­zungen können eine Notlösung sein, wenn beispiels­weise die Gasversorgung vorüber­gehend ausfällt. Doch nach der vergleichs­weise güns­tigen Anschaffung kann ihr Strom­verbrauch gehörig ins Geld gehen.

Heiz­kosten verringern

Mit der Optimierung der Heiz­anlage kann der Energieverbrauch deutlich sinken. Je besser ein Haus zudem gedämmt ist, desto weniger muss die Heizung arbeiten, um es aufzuwärmen und warm­zuhalten. Und auch in Miet­wohnungen, in denen die Heiz- und Warm­wasser­technik vom Vermieter vorgegeben sind, lässt sich mit der richtigen Einstellung der Heizung viel sparen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 20.12.2023 um 10:36 Uhr
    Infrarotheizung nicht teuer rechnen

    @serengeti: Vielen Dank für Ihren Hinweis zu unserer Kostenrechnung und Ihre guten Wünsche an Herrn Primus.

  • serengeti am 17.12.2023 um 18:42 Uhr
    Infrarotheizung nicht teuer rechnen

    Guten Tag, Sie erwähnen bei Ihrer Kostenrechnung nicht, dass man Infrarotheizungen auch mit Thermostat betreiben kann und selbst mit simplen Zeitschaltuhren. So spare ich bei meiner einzigen Infrarotheizung von 600 W bestimmt Kosten. Meine Nutzungszeit ist allerdings so gering, dass mir diese Cent-Mehrkosten egal sind: mein Vermieter lässt die Heizung von 7 bis 21 Uhr laufen - ich habe zugestimmt. Morgens will ich am Frühstückstisch warm haben und lasse von 6 bis 7 Uhr die Infrarotheizung laufen und sitze direkt davor. Gelegentlich benutze ich die Heizungsplatte (60 x 100 cm) auch im Bad für hohe Temperaturen vor einem Vollbad.
    Ich finde, unter dem Aspekt des unterschiedlichen Nutzungsverhaltens sollte sich Warentest die Infrarotheizungen doch mal genauer ansehen.
    Und übrigens, Herr Primus: alles Gute in der Rentenzeit.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 14.12.2023 um 10:56 Uhr
    Testwunsch Wandheizungen

    @ninick: Vielen Dank für den interessanten Testwunsch, den wir gerne an das zuständige Untersuchungsteam zur Kenntnisnahme und internen Diskussion weitergeleitet haben.

  • ninick am 13.12.2023 um 21:36 Uhr
    Wandheizungen

    Bringen Sie doch mal etwas über Wandheizungen bzw. mit Wasser, die auch über Strahlungswärme funktionieren bei niedrigen Vorlauftemperaturen, das ist eine zwar selten eingesetzte (da aufwändig im Einbau), aber ziemlich interessante Technologie mit hohem Wohlfühl-Charakter (https://de.wikipedia.org/wiki/Wandheizung).

  • meerwind7 am 04.11.2023 um 00:21 Uhr
    Infrarot hat sinnvolle Anwendungen

    Infrarotstrahlung macht Sinn in hohen Hallen mit viel Luftaustausch oder bei nur kurzzeitiger Benutzung (z.B. einer Kirche am Sonntag). Ich frage mich allerdings, ob solche Flächenheizkörper wie auf dem Bild die Energie tatsächlich vorwiegend mit Infrarot-Strahlung abgeben oder nicht doch hauptsächlich über Konvektion die Luft erwärmen.
    Für Kirchen wären ggf. Sitzheizungen eine gute Ergänzung. Die Feuchte (u.a. der ausgeatmeten Luft) muss natürlich auch heraus. Für die Gastronomie im Freien wären Sitzheizungen wenigstens energiesparender als Heizpilze.