![Immobilienprojekte - One Group setzt Zinszahlungen aus](https://cdn.statically.io/img/cdn.test.de/file/image/38/59/e139fb72-f7c4-40d5-a9d5-8848929bcce8-web/6081586_onegroup-aussetzung-zinszahlung-a2312.jpg)
Baustelle. Das Anlegergeld der ProReal-Vermögensanlagen war für Immobilienprojekte gedacht. © Getty Images / iStockphoto
Bei vier Namensschuldverschreibungen der Serie ProReal werden Zinszahlungen für das vierte Quartal 2023 ausgesetzt. Eine soll aber vertragsgemäß zurückgezahlt werden.
Überraschender Schritt
Die One Group aus Hamburg hat im Dezember 2023 überraschend mitgeteilt, dass sie die Zinszahlung bei vier Namensschuldverschreibungen der Serie ProReal für das vierte Quartal 2023 aussetzt:
- ProReal Deutschland 7
- ProReal Deutschland 8 – Exklusives Folgeangebot
- ProReal Europa 9 und
- ProReal Europa 10.
In die vier Vermögensanlagen haben 11 000 Anleger 409 Millionen Euro investiert. Das Geld diente dazu, Immobilienprojekte zu finanzieren. Die One Group gehört zum Immobilienkonzern Soravia aus Österreich.
Für weitere Angebote aus der ProReal-Serie (Deutschland 7 – Exklusives Folgeangebot, Private 10, Private 11, Secur 3 und Secur 4) nimmt die One Group keine weiteren Zeichnungen von Anlegerinnen und Anlegern an.
Umfassende Risikoanalyse
Als Grund für die Zinsaussetzung nannte die One Group in einer Information an Vermittler eine „umfassende Risikoanalyse des Portfolios“ gemeinsam mit den Projektpartnern. Der Markt befinde sich „in einer massiven Korrekturphase“, die viele Marktteilnehmer vor große Herausforderungen stelle. Vergangene Krisen hätten gezeigt, dass sich insbesondere die Immobilienmärkte schnell wieder erholen könnten. Die Analyse soll im ersten Quartal 2024 abgeschlossen sein und „mögliche Portfolioschwachstellen in einzelnen Projektgesellschaften rechtzeitig“ identifizieren. Bezüglich möglicher Maßnahmen will die One Group unter anderem prüfen, Vermögenswerte vorzeitig zu verwerten.
Nachzahlungspflicht für Zinsen
Bei ProReal Deutschland 7 sind variable Zinszahlungen bis zu 6 Prozent im Jahr vereinbart, formal sind sie jeweils erst zum 30. Juni des Folgejahres fällig. Bei den bisher geleisteten Zahlungen im April, Juli und Oktober handelt es sich um Abschlagszahlungen. Bei den drei weiteren betroffenen Namensschuldverschreibungen sind die Zinsen quartalsweise binnen zehn Bankarbeitstagen des Folgequartals fällig. Für die Vermögensanlagen gilt eine Nachzahlungspflicht, wie die One Group gegenüber test.de erläuterte: „Kann somit keine oder keine vollständige Zinszahlung geleistet werden, so erhöhen die nicht zu zahlenden Beträge den Zahlungsanspruch des Folgequartals entsprechend“.
Was würde bei einer Zahlung passieren?
Heißt das, dass die Gesellschaften hinter den vier Namensschuldverschreibungen nicht leisten können? Kann One Group die Zinsen einfach aussetzen? Der Verkaufsprospekt für ProReal Europa 9 führt die Verzinsung ausdrücklich als ein Recht der Anleger auf. Doch bei den vier Vermögensanlagen ist ein qualifizierter Rangrücktritt vereinbart. Das bedeutet, dass Anlegende schon dann Ansprüche auf Zahlungen nicht durchsetzen können, wenn durch die Zahlung bei den jeweiligen Emittentinnen ihrer Namensschuldverschreibungen eine Insolvenz drohen oder eintreten würde, und zwar zeitlich unbegrenzt, wie es im Verkaufsprospekt für ProReal Europa 9 heißt. Auf Anfrage von test.de, ob durch die ausgesetzten Zahlungen eine Insolvenz drohen oder eintreten würde, erklärte die One Group, in erster Linie die Stabilisierung des Projektportfolios sicherstellen zu wollen: „Wir wollen erreichen, dass in Bau befindliche Projekte fertig gestellt werden können und bereits fertiggestellte Objekte nicht unmittelbar einem Verkauf zugeführt werden müssen, solange befriedigende Verkaufserlöse nicht erzielbar sind.“
Insbesondere Projektentwicklungen ohne signifikante laufenden Mieteinnahmen seien darauf angewiesen, Zinsen für die laufenden Namensschuldverschreibungsverzinsungen auch aus Verkaufserlösen oder Refinanzierungen zu bedienen, „was derzeit marktbedingt nur sehr eingeschränkt möglich ist.“
Rückzahlung ProReal Deutschland 7
Für Anlegerinnen und Anleger der Namensschuldverschreibung ProReal Deutschland 7 stellt sich die Frage der Rückzahlung. Denn die Laufzeit endet mit Ablauf des 31. Dezember 2023. Die One Group versicherte dazu gegenüber test.de: „Die Rückzahlung soll vertragsgerecht gemäß der Schuldverschreibungsbedingungen des ProReal Deutschland 7 erfolgen.“ Das bedeutet gemäß Paragraph 4, Punkt 3 der Bedingungen für die Namensschuldverschreibungen im Verkaufsprospekt spätestens sechs Monate nach Ende der in diesem Fall verlängerten Laufzeit.
Lage im September 2022 rosig beschrieben
Die Laufzeit für ProReal Deutschland 7 war Ende September 2022 um zwölf Monate verlängert worden. Damals wurde den Anlegerinnen und Anleger angekündigt, dass nicht nur weiterhin quartalsweise die versprochenen 6 Prozent pro Jahr ausgezahlt würden: „Zusätzlich ergibt sich aus dem wirtschaftlichen Ergebnis per heute bereits ein Anspruch auf einen endfälligen gewinnabhängigen Sonderzins.“ Von rund 1 Prozent war die Rede, die genaue Berechnung sollte zu Laufzeitende erfolgen. Die wirtschaftliche Lage der GmbH bezeichnete die One Group damals als „äußerst gut“.
Das gesamte Portfolio der ProReal-Serie bestehe aus 30 fortgeschrittenen Projekten in 13 Metropolen. Der österreichische Immobilienkonzern Soravia, zu dem die One Group gehört, erwarte aus diesen Projekten einen kumulierten Gesamtgewinn von über 800 Millionen Euro. Die Soravia bezeichnet sich selbst als einen der führenden Immobilienkonzerne in Deutschland und Österreich mit 7,6 Milliarden Euro realisiertem Projektvolumen, 40 000 Investoren und 5,7 Milliarden Euro Investitionsvolumen.
Ungewöhnliches Vorgehen
Fazit: Das Vorgehen ist ungewöhnlich. Zinszahlungen für ein Quartal werden ausgesetzt, obwohl die dafür erforderlichen Mittel im Verhältnis zur Größe der Projekte eher überschaubar sein dürften. Die Rückzahlung einer Vermögensanlage soll dagegen vertragsmäßig erfolgen. Laut Information an die Vermittler will die One Group zudem unter anderem prüfen, Vermögenswerte vorzeitig zu verwerten. Dagegen antwortete sie test.de, sie wolle vermeiden, bereits fertiggestellte Objekte unmittelbar verkaufen zu müssen, solange befriedigende Verkaufserlöse nicht erzielbar seien.
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