Geldmarkt-Portfolio und Zins­Invest Gute Idee, aber zu teuer

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Geldmarkt-Portfolio und Zins­Invest - Gute Idee, aber zu teuer

Sicher­heits­baustein. Wer Geld sicher anlegt, sollte darauf achten, dass die Kosten die Rendite nicht unnötig schmälern. © Getty Images / We Are

Statt Tages­geld: Scalable und Welt­sparen bieten Portfolios mit Anleihen-ETF an. Das könnte sich lohnen – wenn die Kosten nicht so hoch wären. Unsere Analyse.

Das Come­back der Anleihen

Anleihen feiern ein Come­back. Für einjährige Bundes­anleihen gibt es derzeit rund 3 Prozent Zinsen pro Jahr. Vor einem Jahr waren sie noch negativ. Das Zinsportal Welt­sparen und der Neobroker Scalable Capital bieten ihren Kundinnen und Kunden nun Anleiheportfolios als Alternative zu Tages­geld an. Das Produkt Zins­invest ist wähl­bar im Rahmen des Robo Advisors von Scalable. Das Geldmarkt-Portfolio von Welt­sparen können Kunden und Kundinnen des ETF-Konfigurators auswählen.

Werbung für Renditen von mehr als 3 Prozent

Beide Anbieter setzen auf ETF mit kurz­laufenden Euro-Staats- und Unter­nehmens­anleihen. Anders als bei Tages­geld kann es hier allerdings zu leichten Kurs­schwankungen kommen. Beim Geldmarkt-Portfolio von Welt­sparen liegt der Fokus auf ETF mit Anleihen, die kürzer als ein Jahr laufen. Scalable setzt mit Zins­invest auf ETF mit etwas längeren Anleihel­aufzeiten. Das führt zu leicht höheren Rendite­chancen, aber auch zu mehr Schwankungen. Trotzdem zählen beide Angebote zu den defensiven und sichereren Geld­anlagen. Welt­sparen wirbt mit 3,4 Prozent laufender Verzinsung (Stand 19. April), Scalable mit 3,6 Prozent (Stand 3. April). Letzt­lich ist die Rendite von Anleihefonds jedoch nicht im Voraus bekannt. Auch gehen noch Kosten ab.

Was Anleihen von Tages­geld und Fest­geld unterscheidet

Die von Scalable und Welt­sparen angeführten Endfäl­ligkeits­renditen ihrer Portfolios sind in keinem Fall zu verwechseln mit den Zinsen von Tages- und vor allem von Fest­geld. Tages­geldrenditen können sich zwar auch ändern, aber man kann jeder­zeit sein Geld abziehen und erhält mindestens seine Einzahlung zurück. Anders als bei Anleihen gibt es keine Kurs­schwankungen. Bei Fest­geld ist der Zins sogar über die gesamte Anlagedauer fest­gezurrt. Wer einjähriges Fest­geld zu 3 Prozent wählt, hat nach einem Jahr 3 Prozent erwirt­schaftet. Wer Anleihenfonds mit einer Endfäl­ligkeits­rendite von 3 Prozent kauft, wird nach einem Jahr vielleicht mehr, vielleicht weniger erzielt haben – das wird vor allem von der Zins­entwick­lung in der Zeit abhängen.

Endfäl­ligkeits­rendite

Die Endfäl­ligkeits­rendite – auch genannt Effektiv­verzinsung oder Yield to Maturity – zeigt, welche Rendite pro Jahr es gibt, wenn man eine Anleihe jetzt kauft und bis zur Fälligkeit hält. Bei Fälligkeit wird der Nenn- oder Nominal­wert der Anleihe zurück­gezahlt – somit kann man aus aktuellem Kauf­kurs und den jähr­lichen Zins­zahlungen die Rendite bis Fälligkeit ausrechnen.

Fonds kaufen regel­mäßig neue Anleihen nach und bilden kein statisches Portfolio. Und mit neuen Anleihen, die zu neuen Markt­bedingungen und Preisen ins Portfolio kommen, verändert sich die Endfäl­ligkeits­rendite ständig. Es gibt keinen Zeit­punkt, an dem alle Anleihen ausgelaufen sein werden. Somit ist die Endfäl­ligkeits­rendite bei Fonds zwar eine interes­sante Größe zur theoretisch erziel­baren Rendite zum Kauf­zeit­punkt, aber die tatsäch­liche Rendite des Anlegers wird meistens eine andere sein.

Wie Kosten die Rendite schmälern

Scalable verlangt für die Verwaltung von Zins­invest 0,75 Prozent pro Jahr, Welt­sparen will für sein Geldmarkt-Portfolio 0,43 Prozent pro Jahr haben. Dazu kommen Kosten für die ETF, derzeit jähr­lich 0,18 Prozent bei Scalable und 0,09 Prozent bei Welt­sparen. Die Zusatz­kosten der Platt­formen schmälern die aktuelle Endfäl­ligkeits­rendite um 20 beziehungs­weise 13 Prozent. Lang­fristig haben solche Kosten einen großen Einfluss auf das Endvermögen.

Auch bei Kosten wirkt der Zinseszins­effekt

Ein Kosten­unterschied von unter einem Prozent wird oft als nicht so groß und nicht so wichtig wahr­genommen. Aber auch bei solchen Kosten wirkt der Zinseszins­effekt, der bei lang­fristigem Sparen deutlich zum Tragen kommt. Konkret: Wer jetzt 10 000 Euro für 10 Jahre zu 3,5 Prozent anlegt, hat am Ende rund 14 100 Euro, also 4 100 Euro Gewinn. Anleger die jähr­liche Kosten von „nur“ 0,4 Prozent haben, erhalten effektiv nur 3,1 Prozent Verzinsung und nach 10 Jahren somit insgesamt rund 13 600 Euro, was einem Gewinn von 3 600 Euro entspricht. Das sind 500 Euro weniger – nur wegen der Kosten in Höhe von 0,4 Prozent. Und je länger man spart, desto größer wird die Differenz. Bei 30 Jahren Lauf­zeit beträgt der Unterschied schon 3 000 Euro.

Top-Tages­geld schlägt vergleich­bare Fonds

In der Vergangenheit lagen die Zinsen der jeweils besten Tagesgeldkonten auf längere Sicht meist über denen der Fonds. Bei Fest­geld ist es ähnlich: Auch dort lagen in den vergangenen 20 Jahren die Zinsen der besten Festgeldangebote fast immer über den Endfäl­ligkeits­renditen von Anleihefonds mit vergleich­barer, durch­schnitt­licher Lauf­zeit. Nur durch sinkende Zinsen konnte man mit Rentenfonds auch von steigenden Kursen profitieren und vielleicht mehr als die Endfäl­ligkeits­rendite heraus­holen.

Wer jedoch nicht immer zum aktuell besten Tages­geld wechseln will, für den sind Fonds die bessere Lösung – voraus­gesetzt, er kann mit leichten Kurs­schwankungen leben. Das gilt auch für Anleger und Anle­gerinnen, die so viel Geld investieren wollen, dass sie über die Grenze der gesetzlichen Einlagensicherung von 100 000 Euro kommen – auch wenn es natürlich Banken mit zusätzlichen Sicherungs­systemen gibt.

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Fazit

Scalable bietet sein Zins­invest-Portfolio im Rahmen des Robo-Advisors an, einer Vermögens­verwaltung. Diese haftet, wenn sie das Geld anders als vorher beschrieben anlegt oder die Risiko­bereitschaft der Anleger völlig falsch einge­schätzt hat. Bei einem so konservativen Produkt dürfte das jedoch nur für wenige einen Mehr­wert darstellen. Welt­sparen haftet nicht für die Geldmarkt-Portfolios, die Anleger im Rahmen des ETF-Configurators auswählen. Dafür ist das Angebot ein biss­chen güns­tiger.

Da es sich um defensive Anlagen mit vergleichs­weise geringen Rendite­chancen handelt, sind die Gesamt­kosten für die beiden Anleihe-Portfolios aus unserer Sicht zu hoch. In unseren Untersuchungen zu Robo-Advisors haben wir aus diesem Grund von rein defensiven Anleihe-Portfolios bisher immer abge­raten.

Tipps für die Anlage mit Anleihefonds

Wer auf Fonds setzen will, braucht dafür nur einen einzigen ETF – zum Beispiel auf kurz laufende Euro-Staats­anleihen. Anders als bei Aktien kann man durch Mischen bei ohnehin schon sicheren Anleihen-ETF keinen Diver­sifikations­effekt und dadurch auch kein besseres Rendite-Risiko-Profil erzielen. Ein einziger gut gestreuter Anleihen-ETF reicht. In unserer großen Fondsdatenbank finden Sie Rentenfonds mit kurzlaufenden Euro-Staatsanleihen sowie – falls Sie länger­fristig anlegen möchten – auch Rentenfonds Euro mit gemischten Lauf­zeiten.

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