Der ETF-Anbieter Amundi bereinigt seine Fondspalette, einige ETF werden verschmolzen. Wir sagen, was bei Verschmelzungen und Auflösungen von Fonds zu tun ist.
Nach der Übernahme von Lyxor befreit der französische Anbieter Amundi seine ETF-Palette von Dubletten und sortiert sein Angebot neu. In einigen Fällen werden Fonds von Frankreich nach Luxemburg verlegt oder von Luxemburg nach Irland. Dass Fonds nach Irland umziehen, hat oft steuerliche Gründe: In Irland werden US-Dividenden geringer besteuert, so dass Fonds mit amerikanischen Aktien eine bessere Rendite erzielen können.
Amundi MSCI World ETF
Ein Beispiel ist der ETF Amundi MSCI World, einmal in der thesaurierenden Variante (Isin LU1437016972) und einmal in der ausschüttenden Form (LU1737652237). Er wird nach Irland verlegt. Der neue ETF, der die alten ETF-Anteile aufnimmt, heißt ebenfalls Amundi MSCI World Ucits ETF. Er bezieht sich weiterhin auf denselben Index, und auch hier gibt es eine thesaurierende (IE000BI8OT95) und eine ausschüttende Variante (IE000CNSFAR2).
Ein weiteres Beispiel ist der bei unseren Lesern beliebte Amundi MSCI World SRI PAB ETF mit der Isin LU1861134382. Er wird auf den Amundi MSCI World SRI PAB Net Zero Ambition ETF (IE000Y77LGG9) verschmolzen. Der Index bleibt derselbe.
Die Verschmelzungen werden Mitte Januar vollzogen. Wir werden die neuen ETF dann in unsere große Fondsdatenbank aufnehmen. Wie die alten werden auch die neuen Fonds unsere Bewertung 1. Wahl erhalten. Damit zeichnen wir ETF aus, die für den Markt, den sie abbilden, typisch sind. Hier erfahren Sie mehr zum Fondsrating von Finanztest.
Weitere Verschmelzungen bei Amundi
2023 hat Amundi 65 ETF mit anderen verschmolzen, davon sind 42 in Luxemburg geblieben, 18 von dort nach Irland umgezogen und fünf von Frankreich gekommen. Aus dem Amundi Lyxor FAZ 100 ETF mit der Isin LU0650624025 ist Anfang Dezember der Amundi FAZ 100 ETF mit der Isin LU2611732129 geworden. Im Fondsfinder ist derzeit noch der alte ETF gelistet, mit dem Daten-Update wechseln wir auf den neuen. Ebenfalls von Änderungen betroffen sind Anleger mit dem Amundi Lyxor Core Dax ETF und dem Amundi Lyxor DivDax ETF. Auch der ehemalige Comstage MSCI World ETF, früher LU0392464562, hat eine neue Isin bekommen. Er heißt jetzt Amundi MSCI World III ETF.
Änderungen bei nachhaltigen Fonds
In einigen Fällen stellt Amundi herkömmliche ETF auf nachhaltig um. Dabei bleibt in der Regel der Anlagemarkt derselbe, ein Strategiewechsel ist es trotzdem. Anleger sollten prüfen, ob sie den neuen Fonds haben möchten. Wenn zwei nachhaltige ETF zusammengeführt werden, können sich die Nachhaltigkeitskriterien des neuen und des alten Fonds unterscheiden. Manchmal ändert sich mit der Verschmelzung der Index, nicht aber die generelle Ausrichtung der Anlage. Das ist etwa bei dem Fonds Lyxor Net Zero 2050 S&P World Climate PAB ETF der Fall. Er wurde Mitte Dezember auf den Amundi MSCI World PAB Net Zero Ambition verschmolzen, der den Index MSCI World Climate Paris Aligned Filtered abbildet. Sieht kompliziert aus, aber der neue ETF führt im Grunde fort, was der alte gemacht hat. Mehr zum Thema nachhaltige Fonds und ETF gibt es im Beitrag Ethisch und erfolgreich anlegen.
Was Betroffene wissen sollten
- Kosten. Die Fondskosten bleiben in etwa dieselben, heißt es seitens Amundi.
- Indexnachbildung. Es werden keine physisch replizierenden Fonds auf synthetische Replikation umgestellt, sagt Amundi – höchstens umgekehrt. Bei der physischen Replikation kaufen die Fonds die Aktien aus dem Index, bei der synthetischen behelfen sie sich mit einem Swap. Mehr zum Thema Swap-ETF lesen Sie in dem Beitrag Risiken von ETF.
- Handelbarkeit. Wenn Fonds verschmolzen werden, ist der Handel mit ihnen rund um das Verschmelzungsdatum eingeschränkt. Das könne, bis auch die Depotbanken die neuen Fonds in ihre Systeme eingepflegt haben, ungefähr 20 Tage dauern, heißt es.
- ETF-Sparpläne. Anlegerinnen und Anleger, die ihre ETF in Raten besparen, sollten bei ihrer Bank nachfragen, ob ihr Sparplan auch mit dem neuen Fonds noch ausgeführt wird. Manche Banken, wie zum Beispiel die Consorsbank, machen das. Hier ersetzt der neue ETF automatisch den alten. Andere Anbieter beenden die Sparpläne in so einem Fall jedoch, bei Scalable zum Beispiel, auch bei Trade Republic. Hier müssen Sparerinnen und Sparer mit dem neuen Fonds einen neuen Plan einrichten.
- Hotline. Amundi hat für Anlegerinnen und Anleger eine Hotline eingerichtet. Sie erreichen sie unter 089 992260 oder unter 0800 888 1928 (gebührenfrei aus Deutschland).
Wann Steuern anfallen
Fondszusammenschlüsse können steuerpflichtig sein. In der Regel wird eine grenzüberschreitende Verschmelzung steuerlich wie ein Verkauf und ein Neukauf gewertet. Zu erkennen ist das daran, dass sich die ersten Stellen der Kennnummer Isin ändern, zum Beispiel von LU auf IE oder von FR auf LU. In diesem Fall fällt auf die aufgelaufenen Gewinne Abgeltungssteuer an – sofern der Sparerpauschbetrag nicht ausreicht. Wer von seiner Bank darüber informiert wurde, dass sein ETF demnächst auf einen Fonds in einem anderen Land verschmolzen wird, kann seine Freistellungsaufträge entsprechend anpassen.
Fondsverschmelzungen kommen öfters vor
Änderungen gibt es nicht nur bei Amundi. Jeden Monat werden rund 70 Fonds und ETF aufgelöst oder mit anderen Fonds verschmolzen. Die Gründe für Auflösungen oder Verschmelzungen sind vielfältig. Sie haben nicht nur mit Zusammenschlüssen unter den Anbietern zu tun, die in der Folge ihre Produktpalette gestrafft und von Dubletten befreit haben. Aber auch bei Anbietern aktiv gemanagter Fonds kommt es zu Fusionen. In anderen Fällen haben Fonds nicht genug Geld eingesammelt, um sich für den Anbieter zu lohnen. Wieder andere haben eine so schlechte Performance, dass sie keine neuen Anleger anlocken. Darüber hinaus ändern jeden Monat Dutzende Fonds ihre Anlagepolitik – mal nur minimal, mal wird ein ganz anderer Fonds daraus.
Typische Fälle von Fondsfusionen
In den vergangenen Jahren kam es beispielsweise häufig vor, dass Anbieter ethisch-ökologische Auswahlkriterien ergänzt haben. Das war auch bei ETF oft der Fall. Ebenfalls beobachten wir, dass ETF den Indexanbieter wechseln; meistens macht der neue Index aber so ziemlich das Gleiche wie der alte.
In Zeiten niedriger Zinsen haben wir auch öfter defensive Mischfonds gesehen, die ihre Anlagegrenzen für den Aktienanteil erhöht haben – weil mit Anleihen langfristig keine Erträge mehr möglich waren. Damit wurden die Fonds risikoreicher. Solche Änderungen sind legitim und teilweise sinnvoll, schmecken aber trotzdem nicht jedem Anleger.
Manchmal findet man bei aktiv verwalteten Fonds oder ETF aber auch Verschmelzungen, bei welchen der neue Fonds nichts mehr mit dem alten zu tun hat – es ändern sich ganze Anlageregionen oder gar Anlageklassen. Beispielsweise kann es passieren, dass ein Fonds, der sich auf ein einzelnes Schwellenland bezieht, plötzlich ein globaler Emerging-Market-Fonds wird. Oder aus einem Rohstofffonds wird ein Fonds für Trendthemen.
Anlegerinnen und Anleger müssen über Fondsauflösungen, Verschmelzungen und bedeutende Änderungen der Anlagepolitik informiert werden. Das übernimmt die Bank, bei der sie ihr Depot führen.
Bei Fondsänderung genau hinschauen
Wenn der Fonds verschmolzen wird oder seine Anlagepolitik ändert, sollte der Anleger zuerst prüfen, ob der neue Fonds dem alten ähnlich genug ist:
- Kosten. Ist der neue Fonds teurer?
- Ertragsverwendung. Geht der neue Fonds genauso mit den Erträgen um wie der alte? Schüttet er zum Beispiel weiter aus? Oder behält er die Erträge im Fonds, sprich thesauriert er sie?
- Replikationsmethode. Bei ETF ist außerdem darauf zu achten, welche Art der Indexnachbildung der Fonds verfolgt. Kauft er die Titel aus dem Index (physische Replikation)? Oder verwendet er für die Nachbildung einen Swap (synthetische Replikation)?
- Anlagestrategie. Bleibt der Fonds bei seiner Anlagestrategie? Wenn nicht, ist das Risiko vergleichbar?
Bei ETF auf Indizes bedeutet das zu prüfen, ob der alte und der neue Index ähnlich genug sind. Ob ein Anleger zum Beispiel seinen Fonds mit neuen nachhaltigen Auswahlkriterien behalten möchte, kann davon abhängen, wie sehr dadurch die Anlagepolitik verändert wird.
So kann etwa ein Europa-ETF ab nächstem Monat Hersteller geächteter Waffen (Controversial Weapons, „CW“) ausschließen sowie Firmen, die nicht die UN Global Compact Prinizpien („UNGC“) berücksichtigen. Der Fonds verändert sich dadurch aber nahezu gar nicht – im Vergleich zum konventionellen MSCI Europe Index fallen nur vier Aktien raus.
Anders ist es, wenn nur Firmen mit den besten ethisch-ökologischen Bewertungen in den Index kommen, so wie bei der SRI-Reihe von MSCI. Das kann bedeuten, dass mehr als 75 Prozent der Unternehmen wegfallen.
Behalten oder verkaufen
Wer für sich entscheidet, dass der neue Fonds den alten gut genug ersetzt oder gut ins Portfolio passt, braucht nichts weiter zu tun. Im Depot wird der neue Fonds automatisch mit der neuen Isin auftauchen. Der alte Fonds verschwindet, und mit ihm die alte Kennnummer oder Isin. Auch hier kann die Umstellung aber einige Tage in Anspruch nehmen.
Wem der neue Fonds nicht passt, der sollte den alten verkaufen oder an die Fondsgesellschaft zurückgeben. In dem Fall ist es wichtig, die letzte Handelsmöglichkeit nicht zu verpassen – sie kann eine Woche oder mehr vor dem offiziellen Umtausch liegen.
Tipps: Wenn Sie den neuen Fonds unpassend finden und lieber einen echten Ersatz für Ihren alten Fonds haben möchten, können Sie in unserer großen Fondsdatenbank nach Alternativen suchen. In der Fondsdatenbank finden Sie auch Angaben dazu, wo Sie einen Fonds kaufen oder als Sparplan besparen können. Für ETF bieten wir einen eigenen ETF-Sparplan-Vergleich.
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Bei Auflösung warten oder verkaufen
Wenn der Fonds aufgelöst („liquidiert“) wird, haben Anleger zwei Möglichkeiten, die sich im Ergebnis aber kaum unterscheiden:
- Sie warten, bis ihnen der Liquidationserlös gutgeschrieben wird. Zwischen dem Zeitpunkt, ab dem der Fonds nicht mehr handelbar ist bis zur Gutschrift des Guthabens können auch mal zwei Wochen vergehen.
- Sie verkaufen den Fonds über einen der üblichen Verkaufs-/Rückgabewege, solange dies noch möglich ist, und erhalten den Verkaufserlös in der Regel zwei Tage nach Verkauf (nicht nach Verkaufsauftrag). Dabei können Kosten entstehen.
Wo Fallstricke lauern
Auflösungen und Verschmelzungen sind eigentlich Routine, zumindest für große Fondshäuser. Trotzdem kann es immer wieder mal haken, denn die Prozesse sind komplex und viele involvierte Parteien – in der Regel in verschiedenen Ländern – müssen passend und rechtzeitig informiert werden, damit alles klappt. Beispielsweise kann es vorkommen, dass Anleger nicht darüber informiert werden, dass ihr Sparplan ausgesetzt wurde.
Haben Anleger das Gefühl, dass etwas schiefgelaufen ist oder zu lange dauert, sollten sie ihren Anbieter oder ihre Bank kontaktieren und auf rasche Klärung bestehen.
Steuern fallen nicht immer an
Wenn Anleger Glück haben, ist ein Umtausch steuerneutral, das heißt, dass der Umtausch nicht wie ein Verkauf und Neukauf behandelt wird, sondern so, als hätte man immer noch den alten Fonds im Depot. Dazu ist es aber in der Regel nötig, dass der alte und der neue Fonds aus dem gleichen Land stammen, also die Isin mit den gleichen Buchstaben anfängt.
Fazit
In der Regel sind die Änderungen, die sich durch Verschmelzungen oder Anpassungen der Anlagepolitik ergeben, nicht so groß. Oft müssen Anleger und Anlegerinnen nichts tun, weil der neue Fonds in seinem Depot dem alten stark ähnelt. Trotzdem sollte man sich jede Änderung anschauen.
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- 2023 war aus Anlegersicht ein gutes Jahr: Der Weltaktienmarkt legte um gut ein Fünftel zu, und auch die anderen Anlageklassen brachten eine positive Wertentwicklung.
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- Eine der dunklen Seite der Ukraine-Krise: Der Ölpreis und die Aktienkurse von Waffenherstellern haben deutlich zugelegt. Wir analysieren die Einzelbranchen.
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- Bei Auszahlplänen mit Fonds wirken sich Kursstürze an den Börsen unmittelbar auf die Entnahmerate aus. Es sei denn, man hat einen Puffer eingebaut.
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@neuling: Beim LYX0AG handelt sich um einen Swap-ETF. Dieser kann unabhängig vom Auflegungsland des ETF Quellensteuern optimieren (weil das der Swap-Partner dahinter macht). Das ist wahrschinlich ein Grund, warum dieser ETF bisher nicht nach Irland (Isin IE...) verlegt wurde. Ob das später noch passieren wird, können wir nicht sagen.
Ich bin entsetzt. Verstehe ich richtig:
Wenn ich langjährig in einen ETF investiert habe, der mittlerweile Kursgewinne von 20.000€ aufweist, dieser ETF jetzt aufgekauft wird und in ein anderes Land wechselt (von FR nach IE oder so), was als Verkauf und Kauf gewertet wird, dann muss ich Kapitalertragsteuer und Soli für 20.000€ Kursgewinn aufbringen (wahrscheinlich nur durch Verkauf von Anteilen möglich), und die bezahlte Steuer fehlt mir dann künftig als Rendite beim Zinsenzins? Das ist ein herber Schlag für die Rendite!
Gerade bei einem ETF auf dem MSCI World mit mehr als der Hälfte USA-Aktien ist ein Umzug nach Irland ja nicht völlig unwahrscheinlich, und ich nehme da als Beispiel den ehemaligen Lyxor ETF LYX0AG, der noch in Frankreich geführt ist aber nun zu Amundi gehört.
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