Fonds­verschmel­zungen Amundi ordnet ETF-Angebot neu

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Fonds­verschmel­zungen - Amundi ordnet ETF-Angebot neu

Auf zu neuen Ufern. Was tun, wenn der Fonds aufgelöst oder mit einem anderen zusammengelegt wird? Wir geben Tipps. © Getty Images / Filippo Bacci, Stiftung Warentest (M)

Der ETF-Anbieter Amundi bereinigt seine Fond­spalette, einige ETF werden verschmolzen. Wir sagen, was bei Verschmel­zungen und Auflösungen von Fonds zu tun ist.

Nach der Über­nahme von Lyxor befreit der französische Anbieter Amundi seine ETF-Palette von Dubletten und sortiert sein Angebot neu. In einigen Fällen werden Fonds von Frank­reich nach Luxemburg verlegt oder von Luxemburg nach Irland. Dass Fonds nach Irland umziehen, hat oft steuerliche Gründe: In Irland werden US-Dividenden geringer besteuert, so dass Fonds mit amerikanischen Aktien eine bessere Rendite erzielen können.

Amundi MSCI World ETF

Ein Beispiel ist der ETF Amundi MSCI World, einmal in der thesaurierenden Variante (Isin LU1437016972) und einmal in der ausschüttenden Form (LU1737652237). Er wird nach Irland verlegt. Der neue ETF, der die alten ETF-Anteile aufnimmt, heißt ebenfalls Amundi MSCI World Ucits ETF. Er bezieht sich weiterhin auf denselben Index, und auch hier gibt es eine thesaurierende (IE000BI8OT95) und eine ausschüttende Variante (IE000CNSFAR2).

Ein weiteres Beispiel ist der bei unseren Lesern beliebte Amundi MSCI World SRI PAB ETF mit der Isin LU1861134382. Er wird auf den Amundi MSCI World SRI PAB Net Zero Ambition ETF (IE000Y77LGG9) verschmolzen. Der Index bleibt derselbe.

Die Verschmel­zungen werden Mitte Januar voll­zogen. Wir werden die neuen ETF dann in unsere große Fondsdatenbank aufnehmen. Wie die alten werden auch die neuen Fonds unsere Bewertung 1. Wahl erhalten. Damit zeichnen wir ETF aus, die für den Markt, den sie abbilden, typisch sind. Hier erfahren Sie mehr zum Fondsrating von Finanztest.

Weitere Verschmel­zungen bei Amundi

2023 hat Amundi 65 ETF mit anderen verschmolzen, davon sind 42 in Luxemburg geblieben, 18 von dort nach Irland umge­zogen und fünf von Frank­reich gekommen. Aus dem Amundi Lyxor FAZ 100 ETF mit der Isin LU0650624025 ist Anfang Dezember der Amundi FAZ 100 ETF mit der Isin LU2611732129 geworden. Im Fondsfinder ist derzeit noch der alte ETF gelistet, mit dem Daten-Update wechseln wir auf den neuen. Ebenfalls von Änderungen betroffen sind Anleger mit dem Amundi Lyxor Core Dax ETF und dem Amundi Lyxor DivDax ETF. Auch der ehemalige Coms­tage MSCI World ETF, früher LU0392464562, hat eine neue Isin bekommen. Er heißt jetzt Amundi MSCI World III ETF.

Änderungen bei nach­haltigen Fonds

In einigen Fällen stellt Amundi herkömm­liche ETF auf nach­haltig um. Dabei bleibt in der Regel der Anlagemarkt derselbe, ein Strategiewechsel ist es trotzdem. Anleger sollten prüfen, ob sie den neuen Fonds haben möchten. Wenn zwei nach­haltige ETF zusammengeführt werden, können sich die Nach­haltig­keits­kriterien des neuen und des alten Fonds unterscheiden. Manchmal ändert sich mit der Verschmel­zung der Index, nicht aber die generelle Ausrichtung der Anlage. Das ist etwa bei dem Fonds Lyxor Net Zero 2050 S&P World Climate PAB ETF der Fall. Er wurde Mitte Dezember auf den Amundi MSCI World PAB Net Zero Ambition verschmolzen, der den Index MSCI World Climate Paris Aligned Filtered abbildet. Sieht kompliziert aus, aber der neue ETF führt im Grunde fort, was der alte gemacht hat. Mehr zum Thema nach­haltige Fonds und ETF gibt es im Beitrag Ethisch und erfolgreich anlegen.

Was Betroffene wissen sollten

  • Kosten. Die Fonds­kosten bleiben in etwa dieselben, heißt es seitens Amundi.
  • Index­nach­bildung. Es werden keine physisch replizierenden Fonds auf synthetische Replikation umge­stellt, sagt Amundi – höchs­tens umge­kehrt. Bei der physischen Replikation kaufen die Fonds die Aktien aus dem Index, bei der synthetischen behelfen sie sich mit einem Swap. Mehr zum Thema Swap-ETF lesen Sie in dem Beitrag Risiken von ETF.
  • Handel­barkeit. Wenn Fonds verschmolzen werden, ist der Handel mit ihnen rund um das Verschmel­zungs­datum einge­schränkt. Das könne, bis auch die Depot­banken die neuen Fonds in ihre Systeme einge­pflegt haben, ungefähr 20 Tage dauern, heißt es.
  • ETF-Sparpläne. Anle­gerinnen und Anleger, die ihre ETF in Raten besparen, sollten bei ihrer Bank nach­fragen, ob ihr Sparplan auch mit dem neuen Fonds noch ausgeführt wird. Manche Banken, wie zum Beispiel die Consors­bank, machen das. Hier ersetzt der neue ETF auto­matisch den alten. Andere Anbieter beenden die Sparpläne in so einem Fall jedoch, bei Scalable zum Beispiel, auch bei Trade Republic. Hier müssen Spare­rinnen und Sparer mit dem neuen Fonds einen neuen Plan einrichten.
  • Hotline. Amundi hat für Anle­gerinnen und Anleger eine Hotline einge­richtet. Sie erreichen sie unter 089 992260 oder unter 0800 888 1928 (gebührenfrei aus Deutsch­land).

Wann Steuern anfallen

Fonds­zusam­menschlüsse können steuer­pflichtig sein. In der Regel wird eine grenz­über­schreitende Verschmel­zung steuerlich wie ein Verkauf und ein Neukauf gewertet. Zu erkennen ist das daran, dass sich die ersten Stellen der Kenn­nummer Isin ändern, zum Beispiel von LU auf IE oder von FR auf LU. In diesem Fall fällt auf die aufgelaufenen Gewinne Abgeltungs­steuer an – sofern der Sparerpausch­betrag nicht ausreicht. Wer von seiner Bank darüber informiert wurde, dass sein ETF demnächst auf einen Fonds in einem anderen Land verschmolzen wird, kann seine Frei­stellungs­aufträge entsprechend anpassen.

Fonds­verschmel­zungen kommen öfters vor

Änderungen gibt es nicht nur bei Amundi. Jeden Monat werden rund 70 Fonds und ETF aufgelöst oder mit anderen Fonds verschmolzen. Die Gründe für Auflösungen oder Verschmel­zungen sind vielfältig. Sie haben nicht nur mit Zusam­menschlüssen unter den Anbietern zu tun, die in der Folge ihre Produktpalette gestrafft und von Dubletten befreit haben. Aber auch bei Anbietern aktiv gemanagter Fonds kommt es zu Fusionen. In anderen Fällen haben Fonds nicht genug Geld einge­sammelt, um sich für den Anbieter zu lohnen. Wieder andere haben eine so schlechte Performance, dass sie keine neuen Anleger anlo­cken. Darüber hinaus ändern jeden Monat Dutzende Fonds ihre Anlage­politik – mal nur minimal, mal wird ein ganz anderer Fonds daraus.

Typische Fälle von Fonds­fusionen

In den vergangenen Jahren kam es beispiels­weise häufig vor, dass Anbieter ethisch-ökologische Auswahl­kriterien ergänzt haben. Das war auch bei ETF oft der Fall. Ebenfalls beob­achten wir, dass ETF den Indexanbieter wechseln; meistens macht der neue Index aber so ziemlich das Gleiche wie der alte.

In Zeiten nied­riger Zinsen haben wir auch öfter defensive Misch­fonds gesehen, die ihre Anla­gegrenzen für den Aktien­anteil erhöht haben – weil mit Anleihen lang­fristig keine Erträge mehr möglich waren. Damit wurden die Fonds risikoreicher. Solche Änderungen sind legitim und teil­weise sinn­voll, schme­cken aber trotzdem nicht jedem Anleger.

Manchmal findet man bei aktiv verwalteten Fonds oder ETF aber auch Verschmel­zungen, bei welchen der neue Fonds nichts mehr mit dem alten zu tun hat – es ändern sich ganze Anlage­regionen oder gar Anla­geklassen. Beispiels­weise kann es passieren, dass ein Fonds, der sich auf ein einzelnes Schwellen­land bezieht, plötzlich ein globaler Emerging-Market-Fonds wird. Oder aus einem Rohstoff­fonds wird ein Fonds für Trend­themen.

Anle­gerinnen und Anleger müssen über Fonds­auflösungen, Verschmel­zungen und bedeutende Änderungen der Anlage­politik informiert werden. Das über­nimmt die Bank, bei der sie ihr Depot führen.

Bei Fonds­änderung genau hinschauen

Wenn der Fonds verschmolzen wird oder seine Anlage­politik ändert, sollte der Anleger zuerst prüfen, ob der neue Fonds dem alten ähnlich genug ist:

  • Kosten. Ist der neue Fonds teurer?
  • Ertrags­verwendung. Geht der neue Fonds genauso mit den Erträgen um wie der alte? Schüttet er zum Beispiel weiter aus? Oder behält er die Erträge im Fonds, sprich thesauriert er sie?
  • Replikations­methode. Bei ETF ist außerdem darauf zu achten, welche Art der Index­nach­bildung der Fonds verfolgt. Kauft er die Titel aus dem Index (physische Replikation)? Oder verwendet er für die Nach­bildung einen Swap (synthetische Replikation)?
  • Anla­gestrategie. Bleibt der Fonds bei seiner Anla­gestrategie? Wenn nicht, ist das Risiko vergleich­bar?

Bei ETF auf Indizes bedeutet das zu prüfen, ob der alte und der neue Index ähnlich genug sind. Ob ein Anleger zum Beispiel seinen Fonds mit neuen nach­haltigen Auswahl­kriterien behalten möchte, kann davon abhängen, wie sehr dadurch die Anlage­politik verändert wird.

So kann etwa ein Europa-ETF ab nächstem Monat Hersteller geächteter Waffen (Controversial Weapons, „CW“) ausschließen sowie Firmen, die nicht die UN Global Compact Prinizpien („UNGC“) berück­sichtigen. Der Fonds verändert sich dadurch aber nahezu gar nicht – im Vergleich zum konventionellen MSCI Europe Index fallen nur vier Aktien raus.

Anders ist es, wenn nur Firmen mit den besten ethisch-ökologischen Bewertungen in den Index kommen, so wie bei der SRI-Reihe von MSCI. Das kann bedeuten, dass mehr als 75 Prozent der Unternehmen wegfallen.

Behalten oder verkaufen

Wer für sich entscheidet, dass der neue Fonds den alten gut genug ersetzt oder gut ins Portfolio passt, braucht nichts weiter zu tun. Im Depot wird der neue Fonds auto­matisch mit der neuen Isin auftauchen. Der alte Fonds verschwindet, und mit ihm die alte Kenn­nummer oder Isin. Auch hier kann die Umstellung aber einige Tage in Anspruch nehmen.

Wem der neue Fonds nicht passt, der sollte den alten verkaufen oder an die Fonds­gesell­schaft zurück­geben. In dem Fall ist es wichtig, die letzte Handels­möglich­keit nicht zu verpassen – sie kann eine Woche oder mehr vor dem offiziellen Umtausch liegen.

Tipps: Wenn Sie den neuen Fonds unpassend finden und lieber einen echten Ersatz für Ihren alten Fonds haben möchten, können Sie in unserer großen Fondsdatenbank nach Alternativen suchen. In der Fonds­daten­bank finden Sie auch Angaben dazu, wo Sie einen Fonds kaufen oder als Sparplan besparen können. Für ETF bieten wir einen eigenen ETF-Sparplan-Vergleich.

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Bei Auflösung warten oder verkaufen

Wenn der Fonds aufgelöst („liquidiert“) wird, haben Anleger zwei Möglich­keiten, die sich im Ergebnis aber kaum unterscheiden:

  • Sie warten, bis ihnen der Liquidations­erlös gutgeschrieben wird. Zwischen dem Zeit­punkt, ab dem der Fonds nicht mehr handel­bar ist bis zur Gutschrift des Guthabens können auch mal zwei Wochen vergehen.
  • Sie verkaufen den Fonds über einen der üblichen Verkaufs-/Rück­gabewege, solange dies noch möglich ist, und erhalten den Verkaufs­erlös in der Regel zwei Tage nach Verkauf (nicht nach Verkaufs­auftrag). Dabei können Kosten entstehen.

Wo Fall­stricke lauern

Auflösungen und Verschmel­zungen sind eigentlich Routine, zumindest für große Fonds­häuser. Trotzdem kann es immer wieder mal haken, denn die Prozesse sind komplex und viele invol­vierte Parteien – in der Regel in verschiedenen Ländern – müssen passend und recht­zeitig informiert werden, damit alles klappt. Beispiels­weise kann es vorkommen, dass Anleger nicht darüber informiert werden, dass ihr Sparplan ausgesetzt wurde.

Haben Anleger das Gefühl, dass etwas schief­gelaufen ist oder zu lange dauert, sollten sie ihren Anbieter oder ihre Bank kontaktieren und auf rasche Klärung bestehen.

Steuern fallen nicht immer an

Wenn Anleger Glück haben, ist ein Umtausch steuer­neutral, das heißt, dass der Umtausch nicht wie ein Verkauf und Neukauf behandelt wird, sondern so, als hätte man immer noch den alten Fonds im Depot. Dazu ist es aber in der Regel nötig, dass der alte und der neue Fonds aus dem gleichen Land stammen, also die Isin mit den gleichen Buch­staben anfängt.

Fazit

In der Regel sind die Änderungen, die sich durch Verschmel­zungen oder Anpassungen der Anlage­politik ergeben, nicht so groß. Oft müssen Anleger und Anle­gerinnen nichts tun, weil der neue Fonds in seinem Depot dem alten stark ähnelt. Trotzdem sollte man sich jede Änderung anschauen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild test_de-Projektleiter_Stoffel am 22.01.2024 um 15:31 Uhr
    Wechsel eines Landes bei ETF

    @neuling: Beim LYX0AG handelt sich um einen Swap-ETF. Dieser kann unabhängig vom Auflegungsland des ETF Quellensteuern optimieren (weil das der Swap-Partner dahinter macht). Das ist wahrschinlich ein Grund, warum dieser ETF bisher nicht nach Irland (Isin IE...) verlegt wurde. Ob das später noch passieren wird, können wir nicht sagen.

  • neuling66 am 21.01.2024 um 14:08 Uhr
    Wechsel eines Landes bei ETF

    Ich bin entsetzt. Verstehe ich richtig:
    Wenn ich langjährig in einen ETF investiert habe, der mittlerweile Kursgewinne von 20.000€ aufweist, dieser ETF jetzt aufgekauft wird und in ein anderes Land wechselt (von FR nach IE oder so), was als Verkauf und Kauf gewertet wird, dann muss ich Kapitalertragsteuer und Soli für 20.000€ Kursgewinn aufbringen (wahrscheinlich nur durch Verkauf von Anteilen möglich), und die bezahlte Steuer fehlt mir dann künftig als Rendite beim Zinsenzins? Das ist ein herber Schlag für die Rendite!
    Gerade bei einem ETF auf dem MSCI World mit mehr als der Hälfte USA-Aktien ist ein Umzug nach Irland ja nicht völlig unwahrscheinlich, und ich nehme da als Beispiel den ehemaligen Lyxor ETF LYX0AG, der noch in Frankreich geführt ist aber nun zu Amundi gehört.

  • neuling66 am 21.01.2024 um 13:14 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.