Fonds und ETF Wie Sie die passende Anteils­klasse Ihres Fonds finden

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Fonds und ETF - Wie Sie die passende Anteils­klasse Ihres Fonds finden

Einzel­teile. Das Vermögen eines Investmentfonds setzt sich oft aus zahlreichen Anteils­klassen zusammen. © Getty Images / Dimitri Vervitsiotis

Für die meisten Investmentfonds gibt es mehrere Anteils­klassen, die sich im Detail oft deutlich unterscheiden. Wir sagen, worauf es bei der Auswahl ankommt.

Jeder Fonds hat nur ein Vermögen, in dem das investierte Geld zusammenfließt. Doch es verteilt sich mitunter auf zahlreiche Anteils­klassen, sogenannte Tranchen. Sie dienen vor allem dazu, unterschiedliche Ziel­gruppen zu bedienen, und können sich in verschiedenen Merkmale unterscheiden, beispiels­weise der Fonds­währung, der Währungs­absicherung, der Ertrags­verwendung, den Kosten sowie der Handel­barkeit. Manche dieser Attribute wirken sich auch auf die Wert­entwick­lung und damit auf unsere Fondsbewertung aus.

Die Namen der einzelnen Tranchen setzen sich aus dem Fonds­namen sowie meist kryptischen Buch­stabenkürzeln zusammen. Jeder Tranche ist eine eigene Wert­papierkenn­nummer (Isin) zuge­ordnet.

DWS Top Dividende mit fünf Anteils­klassen

Unsere Fondsdatenbank enthält momentan 23 699 Anteils­klassen, die zu 9 507 Fonds gehören (Stand 30. April 2024). Etwas mehr als die Hälfte der Fonds haben mindestens zwei verschiedene Anteils­klassen. 30 Fonds haben sogar mehr als 20 Tranchen. Spitzenreiter ist der Fondsanbieter BlueBay, der für zwei seiner Fonds jeweils 37 Tranchen aufgelegt hat.

Welche Unterschiede zwischen den Tranchen eines Fonds auftreten können, zeigen wir am Beispiel des DWS Top Dividende, eines der größten und bekann­testen deutschen Fonds. Dieser hat fünf verschiedene Anteils­klassen. Die unterschiedlich hohen Kosten führen zu unterschiedlich hohen Renditen und sogar zu unterschiedlichen Bewertungen des Anlage­erfolgs der einzelnen Tranchen. Aber: Die güns­tigeren Anteils­klassen sind leider für Privat­anleger über deutlich weniger Quellen zu erwerben, wie die folgende Über­sicht zeigt. Am besten handel­bar ist die älteste Tranche LD.

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Ertrags­verwendung: Ausschüttend oder thesaurierend

Ein wichtiges Unterscheidungs­merkmal der Tranchen ist die Ertrags­verwendung. Investmentfonds erwirt­schaften mit ihren Anlagen meist regel­mäßige Erträge: Rentenfonds in Form von Zins­ausschüttungen, Aktienfonds durch Dividenden. Diese Erträge stehen Anle­gerinnen und Anlegern zu und werden entweder auto­matisch ins Fonds­vermögen über­nommen (thesauriert) oder regel­mäßig ausgeschüttet, also auf das Verrechnungs- oder Giro­konto der Anlegenden über­wiesen.

Für den lang­fristigen Vermögens­aufbau ist es sinn­voll, dass die regel­mäßig anfallenden Erträge im Fonds­vermögen bleiben, denn sie erwirt­schaften wieder neue Erträge (Zinseszins­effekt). Das geht am bequemsten mit einer thesaurierenden Anteils­klasse.

Vermögens­aufbau mit Zinseszins­effekt

Es gibt allerdings eine Reihe von Fonds, für die nur ausschüttende Varianten erhältlich sind. Manchmal bietet auch die eigene Depot­bank für den betreffenden Fonds nur solche Tranchen an. Wer auf den Zinseszins­effekt nicht verzichten will, sollte die Ausschüttungen für den Kauf neuer Fonds­anteile verwenden. Bei Sparplänen geht das besonders einfach, indem man zum Beispiel einmal jähr­lich eine Monats­rate um den Ausschüttungs­betrag aufstockt. Das geht natürlich nicht auf den Cent genau, aber im Kern funk­tioniert diese Methode sehr gut. Wenige Banken bieten auch eine automatische und kostenlose Wiederanlage der Erträge an, die ING zum Beispiel ab einer Ausschüttungs­summe von 75 Euro.

Ausschüttungen als Zusatz­einkommen

Viele Fonds­käufer wollen das ausgeschüttete Geld aber gar nicht wieder­anlegen, sondern freuen sich über ein regel­mäßiges Zusatz­einkommen. Wie bei Aktiendividenden setzt man dann ausschließ­lich auf künftige Kurs­gewinne und nutzt die Erträge zum Beispiel zur Aufbesserung der Rente oder schlicht für Konsum­ausgaben. Die bereits vorhandenen Fonds­anteile bleiben unangetastet.

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Kosten­nach­lass für institutionelle Anleger

Die verschiedenen Tranchen eines Fonds unterscheiden sich oft deutlich in ihren jähr­lichen Kosten. Dieses Problem gibt es zum Glück nur bei aktiv gemanagten Fonds, nicht aber bei börsen­gehandelten Indexfonds, sogenannten ETF. Aber woher rühren die Kosten­unterschiede? Vor allem liegt das an unterschiedlichen Vertriebs­provisionen. Diese werden dem Fonds­vermögen entnommen und gehen an die Verkaufs­stellen, in der Regel also an Banken oder Sparkassen. Bei Fond­stranchen, die für institutionelle Anleger wie große Vermögens­verwalter oder Pensions­kassen gedacht sind, liegen die Provisionen deutlich nied­riger als bei Anteils­klassen für Endkunden, mitunter sogar bei Null.

Privat­anleger zahlen mehr

Viele Käufer von aktiv gemanagten Fonds werden doppelt zur Ader gelassen. Beim Kauf zahlen sie für Aktienfonds meist etwa 5 Prozent der Anlagesumme als sogenannten Ausgabe­aufschlag. Dazu kommen die deutlich höheren jähr­lichen Kosten im Vergleich zu Tranchen für institutionelle Investoren. Auf lange Sicht fallen diese viel stärker ins Gewicht als die Kauf­kosten.

Fonds­shops und Online­banken als Alternative

Doch es gibt oft einen Ausweg. Über Fondsshops im Internet und Online­banken bekommt man häufig aktiv gemanagte Fonds ohne oder mit stark reduziertem Ausgabe­aufschlag. Über diese Kauf­quelle gibt es außerdem nicht selten auch jene güns­tigeren „Insti-Tranchen“, die Banken und Sparkassen nicht oder nur für sehr hohe Mindest­anlagesummen anbieten. Die Fonds­shops arbeiten mit Fonds­banken wie der FNZ Bank oder der Fonds­depot Bank zusammen. Einige Shops beteiligen Fonds­anleger sogar an den Rück­vergütungen, die sie von den Fonds­gesell­schaften erhalten.

Allerdings bietet nicht jede Online­bank alle Tranchen eines Fonds an, wie wir beispielhaft für den DWS Top Dividende weiter oben zeigen. Zudem können manchen Tranchen zwar gehandelt, aber nicht für einen Sparplan verwendet werden.

Tipp: Im Fonds­finder, unserer Fondsdatenbank, bieten wir die passenden Filter, um beispiels­weise sparplan­fähige Fonds bei bestimmten Online-Banken zu finden.

Fonds­währung ist eher Neben­sache

Viele Fonds gibt es in unterschiedlichen Währungen, zum Beispiel in Euro, US-Dollar oder Schweizer Franken. Das sagt aber nichts über das Fremdwährungs­risiko des Fonds aus. Ob Anleger die USD- oder EUR-Anteils­klasse eines Fonds kaufen, ist für die Wert­entwick­lung ihrer Geld­anlage relativ egal. Für deutsche Privat­anleger gibt es vor allem einen Grund, eine Tranche in der Heimatwährung Euro zu kaufen: Ein Währungs­tausch beim Kauf entfällt und damit eventuelle Kosten für die Währungs­umrechnung. Diese betragen typischer­weise 0,5 bis 1 Prozent der Kauf­kosten.

Währungs­absicherung meist entbehr­lich

Auch währungs­gesicherte Tranchen eines Investmentfonds – sie tragen im Namen oft den Zusatz „Hdg“ für das eng­lische Wort Hedged – zählen zum selben Fonds­vermögen. In unserer Fondsdatenbank werden sie allerdings nicht in den normalen Fonds­gruppen geführt, sondern in eigene Gruppen gepackt. Anders als im Falle der Fonds­währung gibt es hier mitunter große Unterschiede in der Wert­entwick­lung, mal zugunsten, mal zuungunsten von Anle­gerinnen und Anlegern. Wir halten eine Absicherung gegen Wechsel­kurs­risiken gerade bei breit streuenden Aktienfonds Welt auf lange Sicht für unnötig. Außerdem sind solche Tranchen etwas teurer. Bei bestimmten Länderfonds und einer relativ kurzen Anlagedauer von wenigen Jahren kann eine gehedgte Tranche aber sinn­voll sein.

Tipps für die Fonds­daten­bank

Tipp 1: Wir definieren in unserer Daten­bank für jeden Fonds mit mehreren Anteils­klassen eine Haupt­tranche. Beim oben genannten DWS Top Dividende ist es die LD-Tranche. Wenn Sie im Fondsfinder die Auswahl auf Haupt­tranchen einschränken möchten, um den Über­blick zu erleichtern, wählen Sie unter >Weitere Filter >Anteils­klassen >Nur eine Anteils­klasse pro Fonds anzeigen.

Tipp 2: Falls Sie dagegen alle Anteils­klassen zu einem bestimmten Fonds sehen möchten, gehen Sie wie folgt vor: Rufen Sie die Einzel­ansicht einer Tranche auf, beispiels­weise über die Isin-Suche auf der Start­seite des Fonds­finders. Scrollen Sie dann nach unten, bis zum Abschnitt „Alternativen zum Fonds“ unter­halb der Punktewolke. Klicken Sie dort auf „Alle Anteils­klassen des Fonds anzeigen“. Ihnen werden dann in tabellarischer Über­sicht alle Anteils­klassen des Fonds ange­zeigt, gegebenenfalls auch die in anderen Fonds­gruppen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild test_de-Projektleiter_Stoffel am 08.06.2024 um 12:40 Uhr
    Und was soll nun die Konsequenz für den Leser sein

    @Rentenberater10: Ja, in erster Linie empfehlen wir ETF und da reicht es, den Unterschied zwischen thes. und auss. zu kennen. Es gibt aber sehr viel mehr Anlegertypen als Sie vermuten und uns erreichen regelmäßig Fragen zur Wahl der passenden Anteilsklasse.

  • Rentenberater10 am 08.06.2024 um 10:19 Uhr
    Und was soll nun die Konsequenz für den Leser sein

    Der Artikel ist ja recht nett - aber nachdem sich der klassische Fondkäufer ohnehin nicht um die Details schert und der etwas erfahrenere Fond-Käufer ohnehin ETF kauft, frage ich mich nach dem Sinn dieses Artikels?