Fahr­radmitnahme im Zug Gut planen, entspannt ankommen

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Fahr­radmitnahme im Zug - Gut planen, entspannt ankommen

Wo hält das Fahr­rad­abteil? Wer sich vorher informiert, erspart sich Stress am Gleis bei der Zugein­fahrt. © SZ Photo / Sebastian Gabriel

Bahnreisen samt Velo und Gepäck profitieren von früher und guter Planung. Empfehlungen der Stiftung Warentest für ein entspanntes Hin und Weg bei Radtouren.

Einer der beliebtesten Fern­radwege führt von der Nähe der Elbquelle im tsche­chischen Riesen­gebirge nach Hamburg und weiter, bis der Fluss in die Nordsee mündet. Ausgangs­punkt für eine Tour auf dem Elbe­radweg kann auch Dresden oder Magdeburg sein.

Doch wie zum Ausgangs­punkt kommen und vom Ziel wieder zurück? Die Fahrt mit dem Auto ist schon aus praktischen Gründen keine Lösung. Der Zug bietet sich an. Vor Hektik beim Einsteigen und über­füllten Fahr­rad­abteilen schützt gute Planung.

Fahr­radmitnahme ankreuzen

Soll das Fahr­rad mit in die Bahn, steht am Anfang die Frage, mit welchen Zügen das Ziel zu erreichen ist. Verbindungen lassen sich im Reisezentrum der Bahn oder in einem Reisebüro mit Fahr­karten­verkauf erfragen oder auf bahn.de beziehungs­weise in der DB-Navigator-App selbst recherchieren.

Je nach Verbindung kann die Fahr­zeit teils länger dauern als ohne Rad – muss sie aber nicht wie unsere Tabelle zeigt. Früher war die Fahr­radmitnahme im Fern­verkehr nur in Intercity- und Eurocity-Zügen möglich. Mitt­lerweile stehen auch in den ICE Stell­plätze zur Verfügung: im ICE 4 für acht Fahr­räder.

Tipp: In den Suchmasken zur Reiseauskunft sind Optionen wähl­bar. Setzen Sie dort ein Häkchen bei „Fahr­radmitnahme“. So werden Verbindungen ange­zeigt, auf denen die Mitnahme möglich ist.

Fahrs­tühle zum Umsteigen suchen

Auf der Website bahnhof.de können Reisende vorab nach Bahnhöfen suchen und erfahren, ob und wo es dort Aufzüge gibt. Dann können sie an den Ein- und Umstiegs­bahnhöfen Rad und Gepäck bequem mit Fahrs­tühlen zum Gleis befördern.

Allerdings: „Jeder Fahr­gast, der mit dem Fahr­rad unterwegs ist, muss sich fragen, ob er das Fahr­rad im Zweifel selbst­ständig tragen kann“, sagt Andreas Frank, beim Fahr­gast­verband Pro Bahn verantwort­lich für den Fahr­gast­dialog. Spätestens am Gleis kann es zum Problem werden, wenn der Einstieg in den Zug nicht eben­erdig ist.

Das Rad lässt sich verschi­cken

Jene, die ihr Fahrrad nicht selber mitnehmen wollen, können es auch vorab verschicken lassen. Das geht inner­halb Deutsch­lands zum Beispiel mit dem DB-Gepäck­service und kostet aktuell 29,90 Euro.

Aber Elektrofahr­räder nicht

Die Alternative hat allerdings einen Haken, auf den Roland Huhn hinweist, Rechts­referent des Allgemeinen Deutschen Fahr­rad-Clubs (ADFC): „Ein Elektrofahr­rad können Sie nicht voraus­schi­cken, weil der Service, mit dem die Bahn zusammen­arbeitet, Elektrofahr­räder nicht befördert.“ 

Ausgerechnet für die schwereren E-Bikes kommt der Service also nicht infrage. Aber auch in Zügen mit Fahr­rad­abteil ist wiederum nicht jedes Fahr­rad erlaubt.

Welche Räder mitfahren dürfen

Grund­sätzlich dürfen Reisende einsitzige Zweiräder mitnehmen, deren Reifen 40 bis 60 Milli­meter breit sind und somit in die Fahr­radständer im Zug passen. Auch Pedelecs – also Räder mit Tritt­unterstüt­zung bis Tempo 25 km/h – sind zulässig. Kinder­räder bis 16 Zoll, zusammen­geklappte Anhänger und Falträder können wie Gepäck unterge­bracht werden.

Tipp: Tandems, Liege- und Dreiräder können Sie nur in Zügen mit größerer Stell­platz­kapazität mitnehmen. Fragen Sie im Reisezentrum, ob es klappt.

Was bei Flixtrain gilt

Bahn­konkurrent Flixtrain bietet die Mitnahme für normal große Fahr­räder bis 20 Kilogramm an, derzeit aber nur auf der Strecke Köln-Berlin. Weitere Verbindungen sollen im Laufe des Jahres folgen. Beim Trans­port von Elektrofahr­rädern und Pedelecs muss der Akku abge­klemmt/abge­nommen sein, so Flixtrain. Fahr­rad­anhänger müssen falt­bar sein und zusammen­geklappt trans­portiert werden. Der Trans­port sei auf ein Fahr­rad pro Fahr­gast beschränkt.

Wo reser­viert werden muss und wo nicht

Zwischen Fern- und Nahverkehr gibt es große Unterschiede bei der Fahr­radmitnahme: In den Fernzügen ICE, IC und EC muss vorab ein Stell­platz reser­viert werden – im Nahverkehr nicht.

Die Anzahl der Stell­plätze ist begrenzt. Die Bahn empfiehlt, so früh wie möglich zu buchen, vor allem für Haupt­reise­zeiten im Sommer. Das geht ab sechs Monaten vorher.

Reser­vieren und Fahr­radkarte kaufen

Neben der Reser­vierung ist eine Fahr­radkarte für den Fern­verkehr notwendig. Inner­halb Deutsch­lands, ohne BahnCard und Zuschläge, kostet sie 8 Euro. „Wenn es durch­gehende Züge gibt, sollte man die bevor­zugen“, empfiehlt Andreas Frank von Pro Bahn – auch wenn der Zug etwas länger fahre. Denn jedes Umsteigen berge das Risiko, den Anschluss zu verpassen.

Roland Huhn vom ADFC rät, „groß­zügigere Umsteige­zeiten“ als bei Reisen ohne Radmitnahme zu wählen. Und er hat noch einen Tipp für Leute, die eher schwere Räder wie Pedelecs mitnehmen wollen: Es gibt Stell­plätze, an denen das Fahr­rad hingestellt wird und solche, wo das Vorderrad oben in einen Haken zu hängen ist. Nur im Reisezentrum – nicht online – könnten sich Kunden die Stell­plätze aussuchen.

Die Bahnkarte gilt nicht über­all

Nach dem Wechsel vom Fern­verkehr in den Nahverkehr der Bahn gilt die Fahr­radkarte auch dort. Wer in mehreren Bundes­ländern ausschließ­lich in Nahverkehrs­zügen unterwegs sein will, zahlt für eine deutsch­land­weite Tages­karte fürs Fahr­rad 6 Euro. Sie gilt in Regionalzügen der Deutschen Bahn: IRE, RE, RB und S-Bahnen.

Inner­halb der regionalen Verbünde gelten individuelle Tarife und Regeln. Zum Beispiel im Verkehrs­verbund Berlin-Brandenburg (VBB): Nimmt man das Rad in der Berliner U-Bahn mit, gilt das DB-Fahr­radticket nicht.

Tipp: Recherchieren Sie vorher die lokalen Regeln und achten Sie auch auf Sperr­zeiten für die Fahr­radmitnahme, etwa während des Berufs­verkehrs.

Ist das Abteil voll, ist es voll

Grund­sätzlich gibt es kein Recht auf die Fahr­radmitnahme im Nahverkehr, wenn das Abteil zu voll ist. Deshalb möglichst Stoß­zeiten vermeiden.

Gruppen- und Auslands­reisen

Eine Besonderheit gilt für Gruppen ab sechs Personen und bei Auslands­reisen: Die Fahr­radmitnahme kann nicht online, sondern nur bei einer DB-Verkaufsstelle oder telefo­nisch unter 0 30/29 70 gebucht werden. Die Radmitnahme ins Ausland kostet 9 Euro, über den Brenner nach Italien 12 Euro.

Wichtig ist es, die gebuchten Verbindungen regel­mäßig im Blick zu haben. Dann könne man früh­zeitig handeln, sobald sich etwas ändert, rät Andreas Frank. Infos zu Fahr­plan­änderungen sind in der DB-App oder per Mail zu finden, falls diese Option bei der Buchung gewählt wurde.

Tipp: Sollten Sie Ihren gebuchten Zug nicht nutzen können, fragen Sie – falls Sie Zeit haben – im Reisezentrum nach einer neuen Reser­vierung. Ein Experte vom ADFC erklärt, was Sie tun können, wenn Ihr Zug ohne Fahrradabteil einfährt.

Wissen, wo das Fahr­rad­abteil hält

Fahr­radmitnahme im Zug - Gut planen, entspannt ankommen

DB-App. Sie zeigt, wo am Gleis das Abteil mit dem Stell­platz hält. © Quelle: DB-App, Screenshot Stiftung Warentest

Am Gleis ist es ratsam, sich mit dem Fahr­rad gleich in den Abschnitt zu stellen, in dem das Radabteil halten wird. Ein Plakat auf dem Bahn­steig zeigt die Wagenreihung an. Wer am Gleis richtig steht, muss nicht rennen, wenn der Zug einfährt. Das spart Nerven.

Tipp: Achten Sie auf Laut­sprecher­durch­sagen oder digitale Anzeige­tafeln zu einer geänderten Wagenreihung. Auch in der App lässt sich kurz vorher die Wagenreihung anzeigen.

Vor dem Einstieg sollten alle Gepäck­stücke vom Rad abge­nommen sein. Am Stell­platz im Zug dann das Fahr­rad abschließen.

Im Flixtrain soll der Pedelec-Akku abge­klemmt oder entfernt werden, in den Zügen der Deutschen Bahn muss er am Rad bleiben, sonst gilt er als Gefahr­gut.

Radeln mit der Stiftung Warentest

Mit einer neuen Fahr­radlampe ist die Tour sicherer. Solide Lichter sind unter Fahrradbeleuchtung im Test zu finden. Oder soll es ein neues Fahr­rad sein? Die besten E-Bikes finden Sie ebenfalls mit den Tests der Stiftung Warentest. Wer sich für eventuelle Pannen fit machen will, bevor die große Tour startet, kann das neue Buch „Fahrradreparaturen - auch für E-Bikes und Lastenräder“ lesen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • mboehncke am 23.04.2024 um 23:27 Uhr
    Verbindungen suchen und finden

    Tip 1: Für die Suche nach Zugverbindungen mit dem Rad muss man bei der DB immer die Option ‚Schnellste Verbindungen anzeigen‘ deaktivieren, sonst werden nahezu keine Verbindungen mit verfügbaren Fahrradplätzen angezeigt.
    Tip 2: Bei Reisen nach Österreich, Italien und Slowenien findet man auf der Webseite der ÖBB meist mehr und preiswertere Reisemöglichkeiten. Auch bei der Westbahn kann sich die Suche lohnen.

  • diederich am 09.05.2023 um 12:28 Uhr
    Kopfbahnhöfe zum umsteigen nutzen

    Wenn es keine Direktverbindungen gibt, versuchen wir mit Fahrrädern immer an Kopfbahnhöfen umzusteigen oder zB in Hamburg Dammtor (statt HH Hauptbahnhof), da der Fernverkehr dort nur an einem Bahnsteig abgewickelt wird.

  • sltestabo am 08.04.2022 um 17:43 Uhr
    bahn und e-bike: no go

    Meine Erfahrungen mit Bahn und e-bike sind nur negativ:
    -Enge Eingänge und Flure und teilw. Treppen in den Zügen
    -Defekte Aufzüge oder zu kleine Aufzüge an den Bahnsteigen, die nicht einmal auf bahnhof.de entsprechend gekennzeichnet sind
    -keine Beförderungsgarantie
    Wenn ich mit dem e-bike weiter weg will, dann nutze ich ausschließlich nur noch das Auto.

  • StephanBehrendt am 29.03.2022 um 11:27 Uhr
    Radabteil in Nahverkehrszügen

    Meist wird in der Tat nicht angezeigt, wo sich in Nahverkehrszügen das Fahrradabteil befindet. Ich stelle mich dann an das Ende des Bahnsteigs, von wo der Zug einfährt. Kommt das oder die Radabteile in Sichtweite, laufe ich neben dem abbremsenden Zug nebenher und steige nach Stillstand ein. Bei mehreren Radabteilen sieht man so auch, welches am ehesten noch Platz bietet. Bei lokbespannten Doppelstockzügen ist das Radabteil in jedem Fall am entgegengesetzten Ende im Steuerwagen.

  • Horn27 am 24.03.2022 um 18:46 Uhr
    Fahrstühle in Bahnhöfen

    Der Artikel bedarf hinsichtlich des Teils "Fahrstühle zum Umsteigen suchen" eine Ergänzung: Sich nur im Internet auf der Webseite bahnhof.de zu informieren, ob und wo sich Fahrstühle befinden, reicht leider nicht aus. Viele Bahnhöfe weisen Fahrstühle auf, deren Kabinenabmessungen leider nicht den Anforderungen der Norm DIN EN 81-70 Teil 2 entsprechen und sind für den Transport von Fahrrädern auf Grund zu geringer Kabinentiefe nicht geeignet. Dies ist besonders für ältere oder auch nur leicht gehbehinderte FahrradfahrerInnen aber eine Voraussetzung für Erreichbarkeit des Bahnsteigs und damit der Züge. Und das, obwohl die DIN 18040 "Barrierefreies Bauen für öffentl. zugängliche Gebäude" auf diese Mindestanforderungen für Aufzüge aus gutem Grund ausdrücklich Bezug nimmt. Für die Bahn scheint dies aber nicht zu gelten und auch die Webseite gibt über die Abmessungen der Kabinen keine Auskunft.