ETF-Sparpläne im Minus Die wichtigsten Antworten auf Fragen von Börsen­anfängern

0
ETF-Sparpläne im Minus - Die wichtigsten Antworten auf Fragen von Börsen­anfängern

Wo gehts lang? Wer 2022 zum ersten mal Aktienfonds gekauft hat, fragt sich jetzt vielleicht, ob das eine gute Idee war. © Getty Images / Vasily Pindyurin, Stiftung Warentest (M)

Im vergangenen Jahr sind so viele Anle­gerinnen und Anleger unter 30 an die Börse gegangen wie lange nicht mehr. Wir klären wichtige Fragen zum Einstieg.

Rund 600 000 junge Erwachsene unter 30 Jahren haben laut Deutschem Aktien­institut 2022 das erste Mal an der Börse investiert – weit mehr als in den Jahren davor. Viele setzen dabei von Anfang an auf ETF, mit denen sie günstig in viele hundert Unternehmen welt­weit gleich­zeitig investieren können.

Leider war das Börsen­jahr 2022 kein besonders gutes. Zwar geht es 2023 wieder deutlich berg­auf, aber viele junge Anle­gerinnen und Anleger sind mit negativen Renditen gestartet und fragen sich, ob es eine gute Idee war, in den Aktienmarkt einzusteigen. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Ich habe im letzten Jahr erst­mals in einen ETF investiert und bisher Minus gemacht. Sollte ich mit meinem Sparplan wegen der unsicheren Börsenlage lieber Pause machen?

Nein. Auch wenn es im ersten Moment schöner ist, wenn die Renditekurve schön grün nach oben geht statt rot abzu­sinken, ist es für Anle­gerinnen und Anleger mit einem Sparplan sogar etwas Gutes, wenn die Kurse am Anfang des Sparens sinken. So bekommen sie für die gleiche Rate von zum Beispiel 100 Euro jeden Monat mehr Fonds­anteile als im Monat zuvor. Wenn die Kurse dann wieder steigen, machen sie damit ordentlich Gewinn.

Wer nur in Zeiten steigender Kurse investiert, bekommt jeden Monat weniger Fonds­anteile. Unser Rat: Mit einem welt­weit anlegenden Aktien-ETF kann man das Börsen­geschehen einfach ignorieren. Börsencrashs und -schwächen gibt es immer wieder. Dies sollte man entspannt aussitzen.

Ist es denn sicher, dass ich mit meinem ETF Gewinn mache?

Nein, ein Naturgesetz steigender Börsen­kurse gibt es nicht. Lang­fristig sind die Kurse des Welt­aktien­index MSCI World in der Vergangenheit zwar immer gestiegen (siehe Grafik). Dass das in Zukunft weiter so sein wird, kann einem aber leider niemand garan­tieren. Aufgrund dieses Risikos werfen Aktien­investitionen auch im Durch­schnitt höhere Renditen ab als Anlagen mit garan­tierten Zinsen. Wer mindestens 13 Jahre investiert hat, hat in der Vergangenheit nie einen Verlust mit einer Welt-Aktien­anlage gemacht. Bei Betrachtungen von Sparplänen mit einer Dauer von 30 Jahren erzielten Anleger im Durch­schnitt fast 8 Prozent Rendite pro Jahr. Wir gehen auch weiterhin von lang­fristig steigenden Kursen aus.

{{data.error}}

{{accessMessage}}

Wie seriös sind Investitions-Apps wie Trade Republic, Scalable und Co?

Wir unter­suchen regel­mäßig die sogenannten Neobroker, die den Wert­papier­handel vor allem über Smartphone-Apps ermöglichen. Die Anbieter Trade Republic, Just­trade, Scalable und Finanzen.net Zero sind in unseren Tests vertreten. Sie sind günstig und seriös. Sie alle bieten zahlreiche ETF-Sparpläne ganz ohne Kosten für die Ausführung an. Es gibt aber auch Apps, die unsere Kriterien nicht erfüllen. Beispiels­weise ist eToro populär. Das Verrechnungs­konto, auf das Anle­gerinnen und Anleger Geld zum Handeln dort einzahlen, hat aber keine gesetzliche Einlagensicherung. Das Geld, das dort liegt, ist also nicht sicher, sollte der Anbieter Pleite gehen.

Anle­gerinnen und Anleger sollten darauf achten, die Apps sinn­voll zu nutzen. Die einfache Bedienung und die geringen Kosten verleiten dazu, schnell mal in dieses und jenes zu investieren. Auch Kryptowährungen werden häufig angeboten. Davon sollten sie wegen der hohen Risiken die Finger lassen.

Was bringt es mir über­haupt noch, mein Geld auf dem Tages­geld­konto zu lassen, wenn es so gering verzinst ist?

Immerhin gibt es mitt­lerweile wieder Banken, die nennens­werte Zinsen auf Tages­geld­konten zahlen. Die besten Zinsen gibt es in unserem Tagesgeldvergleich. Der Neobroker Trade Republic zahlt aktuell zum Beispiel 2 Prozent Zinsen auf das Geld, das zum Anbieter über­wiesen wurde, aber nicht in Aktien oder Fonds investiert ist. Aber auch das ist vermutlich weniger als die Inflation in nächster Zeit. Das Geld verliert also jedes Jahr an Wert.

Es hilft aber nichts: Trotzdem sollte zumindest eine Notfall­reserve von zwei bis drei Monats­gehältern auf einem Tages­geld­konto liegen. Es hat den unschlagbaren Vorteil, dass Sparer jeder­zeit an das Geld dran­kommen und der Wert nicht schwankt. Wenn die Wasch­maschine kaputt geht, ein neues Handy her muss oder eine andere unvor­hergesehene Ausgabe auf einen zukommt, kann man dieses Geld nehmen und muss keinen teuren Kredit aufnehmen.

Diese Notfall­reserve sollte auch das erste Sparziel sein, bevor es mit dem ETF-Sparplan losgeht.

Bei unserem Anlage­konzept Pantoffel-Portfolio ist ein Tages­geld­konto als Sicher­heits­baustein ein fester Teil der Gesamt­anlage, mit dem Anle­gerinnen und Anleger ihr Risiko verringern können. Das Tages­geld­konto wirft nicht so viel ab, schwankt aber auch nicht im Wert.

Ist es nicht lukrativer, direkt in einzelne Aktien zu investieren statt in einen ETF?

Davon raten wir ab. Das Risiko, mit einer einzelnen Aktie viel Geld zu verlieren, ist zu hoch. Es stimmt zwar, dass Traumrenditen von 100 Prozent und mehr im Jahr bei Welt-ETF unrealistisch sind – genauso ist aber auch der Total­absturz ausgeschlossen, weil dafür die im Index enthaltenen 1 500 Unternehmen welt­weit Pleite gehen müssten.

Gerade bei vielen Hype-Aktien folgt nach einem kurzen Anstieg der brutale Einbruch. Während Corona hatte zum Beispiel das Unternehmen Peloton, das smarte Heimtrainer herstellt, einen Höhen­flug. Vom Höchst­stand hat das Unternehmen mitt­lerweile 95 Prozent verloren. Wer damals 10 000 Euro investiert hätte, hat nun noch Aktien im Wert von 500 Euro. Und da die Fitness­studios wieder geöffnet haben, besteht wenig Aussicht darauf, sein Geld wieder zu bekommen. Dafür müsste die Aktie vom jetzigen Stand wieder um 2 000 Prozent steigen.

Sollte ich meine Anlage auf verschiedene ETF streuen?

Das ist nicht notwendig. Gerade für den Anfang ist es sinn­voll, sich nicht zu sehr zu verzetteln, sondern einfach erst mal loszulegen. Dazu reicht es aus, sich einen welt­weit anlegenden ETF auszusuchen und mit diesem einen Sparplan einzurichten. Finanztest kenn­zeichnet alle ETF, die unsere Kriterien für ein markt­typisches Investieren erfüllen, mit dem Etikett „1. Wahl“. Neben den konventionellen ETF gibt es auch ETF mit Nach­haltig­keits­anspruch. Die „1.Wahl“-ETF in der Gruppe Aktien Welt und auch die nachhaltigen Welt-ETF eignen sich alle gleichermaßen als Basis­anlage. Oft gibt es bei Anbietern nur bestimmte ETF für einen Sparplan zur Auswahl. Anle­gerinnen und Anleger können dann einfach den nehmen, der bei ihrer Bank oder ihrem Broker angeboten wird.

Ist eine ETF-Anlage auch schon mit kleinen Beträgen sinn­voll?

Ja. Für den Start gibt es keine zu kleinen Beträge. Viele Anbieter ermöglichen kostenlose ETF-Sparpläne schon ab 25 Euro im Monat. Anle­gerinnen, die etwa noch in der Ausbildung sind und nur 25 Euro anlegen können, machen dann eben das. Es sind sogar Sparpläne schon ab 1 Euro monatlich möglich, etwa bei der Direkt­bank ING oder den Neobrokern Scalable und Trade Republic.

Die Rendi­teentwick­lung ist über einen langen Zeitraum nicht zu unterschätzen: Wenn jemand mit 25 Jahren anfängt, 25 Euro monatlich in einen Sparplan zu stecken und dieser im Durch­schnitt 6 Prozent Rendite abwirft – was bei Aktien-ETF realistisch ist, hat er bis zum Alter von 65 Jahrn allein damit knapp 50 000 Euro angespart.

Zudem sind ETF-Sparpläne sehr flexibel. Es ist kein Problem, mit 25 Euro zu starten und die Sparrate später zu erhöhen, wenn das Gehalt gestiegen ist.

Tipp: Mit unserem Sparplan-Rechner können Sie selbst berechnen, welche Summen heraus­kommen, je nachdem welche Sparrate und welche Rendite Sie annehmen.

{{data.error}}

{{accessMessage}}

Sind die Kurse beim Bitcoin jetzt so weit gefallen, dass man wieder einsteigen sollte?

Nein, von der Investition in Krypto­werte wie Bitcoin raten wir ab. Sie sind hoch­riskant. Extreme Kurs­einbrüche bis hin zum Total­verlust sind möglich. Von seinem Höchst­stand im November 2021 ist der Bitcoin zwischen­zeitlich um über 70 Prozent einge­brochen. Statt 56 000 Euro war ein Bitcoin nur noch 16 000 Euro wert. Seitdem steigt er zwar wieder leicht, aber ob er jemals wieder alte Höhen erreicht oder der nächste Skandal in der Kryptoszene ihn noch tiefer nach unten schickt, ist unklar. Hinter Krypto­anlagen wie dem Bitcoin steht zwar eine faszinierende Technologie: Die Coins, also die digitalen Münzen, werden dezentral geschaffen, ihre Menge ist auf 21 Millionen begrenzt. Trans­aktionen mit ihnen prüft ein Netz­werk ohne zentrale Instanz. Aber ein echter Wert für die Coins ist unmöglich zu ermitteln. Anleger müssen hoffen, dass ihnen jemand zu einem späteren Zeit­punkt mehr Geld für ihre Coins zahlt, als sie selbst bezahlt haben. So bleibt der Bitcoin ein reines und umstrittenes Spekulations­objekt.

Tipp: Mehr zum Bitcoin und weiteren Kryptowährungen in unserem Artikel So funktioniert die Kryptowährung.

{{data.error}}

{{accessMessage}}

0

Mehr zum Thema

0 Kommentare Diskutieren Sie mit

Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.