Nach neuen Empfehlungen sollen Betroffene über ihre Therapie mitbestimmen. Medikamente kommen nur wenn nötig ins Spiel.
Zucker ist auf ewig tabu, strenge Diät bis zum Lebensende ein Muss, das Fitnessstudio wird zum zweiten Zuhause und Insulinspritzen sind unausweichlich – so stellen sich viele das Leben nach der Diagnose Diabetes Typ 2 vor. Später droht Erblindung und Nierenversagen, irgendwann werden die Füße amputiert.
Diabetes Typ 2 ist fraglos eine ernste Krankheit, aber erfreulich oft kein unausweichliches Schicksal. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Therapieansätze eröffnen vielen Betroffenen die Aussicht auf ein gutes Leben mit der Zuckerkrankheit – ohne allzu drastische Einschränkungen.
Unser Rat
Betroffene sollten ihr Risiko für Folgeschäden kennen. Daran orientiert sich die Therapie. An erster Stelle stehen Abnehm- und Bewegungsprogramme sowie eine für Diabetiker angepasste Ernährung. Medikamente kommen zum Einsatz, wenn nichts anderes hilft. Vertiefte Informationen zur medikamentösen Behandlung von Diabetes bietet unsere Datenbank Medikamente im Test. Wichtig: Mitmachen und mitreden. So halten Sie Diabetes Typ 2 in Schach.
Auf Augenhöhe mit den Fachleuten
Gute Nachrichten: Für leicht Übergewichtige reicht es aktuellen Forschungen zufolge schon aus, ihr Gewicht zu halten, statt radikal Kilos zu verlieren. Eine Studie von Forscherinnen und Forschern aus den USA und Mexiko hat gezeigt, dass bereits flotte Spaziergänge günstig auf den Blutzuckerspiegel wirken können. Medikamente kommen ins Spiel, wenn alle anderen Möglichkeiten wie Bewegung und angepasste Ernährung ausgereizt sind.
So sehen es auch die Empfehlungen der neuen Nationalen Versorgungsleitlinie für Diabetes Typ 2 vor. Der erste Teil wurde im September 2021 veröffentlicht, herausgegeben von Bundesärztekammer, Kassenärztlicher Bundesvereinigung und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften. Derzeit werden weitere Empfehlungen entwickelt. Die Leitlinie enthält keine verpflichtenden Vorschriften, sondern Entscheidungshilfen für Ärzte und Ärztinnen.
Gemeinsam die Behandlung entscheiden
Betroffene erarbeiten zusammen und auf Augenhöhe mit Fachleuten die eigene Behandlung. Ohne ihre Zustimmung läuft nichts. Auch wenn zusätzlich Medikamente notwendig werden, sollen die Betroffenen mitreden.
Tipp: Unser frisch aktualisierter Ratgeber „Diabetes Typ 2“ stützt sich auf die Leitlinie und bietet vertiefte Informationen und Tipps etwa zum Blutzuckermessen.
Wichtig: Blutzuckerspiegel senken
Das gemeinsame Ziel von Patient und Arzt ist es, den Blutzuckerspiegel zu senken – denn der ist bei Diabetikern außer Kontrolle geraten.
Traubenzucker im Blut – auch Glukose genannt – ist lebenswichtig: Er liefert die Energie für wichtige Organfunktionen. Über das Essen gelangt er in den Körper, die Organzellen nehmen ihn mithilfe des körpereigenen Botenstoffs Insulin auf. Bei Menschen, die an Diabetes Typ 2 leiden, werden die Zellen zunehmend resistent gegen Insulin und lassen immer weniger Traubenzucker durch. Der Zucker bleibt im Blut und treibt die Werte dauerhaft in die Höhe. Ursache für die Erkrankung ist erbliche Veranlagung, oft verstärkt durch Übergewicht und Bewegungsmangel.
Blutzuckerwerte kennen
Den idealen Blutzuckerwert, der für alle gilt, gibt es nicht. Der Wert des Langzeitblutzuckers – auch HbA1c-Wert genannt − gibt Orientierung. Er zeigt den Anteil des Zuckers im Blut über die vergangenen acht bis zwölf Wochen an. Der Wert sollte bei Menschen, die noch viele Jahre vor sich haben, im nüchternen Zustand, also vor einer Mahlzeit, um die 6,5 Prozent liegen. Mit zunehmendem Alter steigt er ganz natürlich um etwa 0,4 bis 0,6 Prozentpunkte an.
Für jüngere Typ-2-Diabetiker empfiehlt es sich, einen Wert unter 6,5 anzustreben, um späteren Folgeschäden vorzubeugen. Bei älteren Betroffenen mit langer Krankengeschichte sollte man den Wert möglichst nicht unter 7,5 Prozent drücken.
Tipp: Besprechen Sie stets mit Ihrem Arzt, welcher Zielwert für Sie maßgeblich ist.
Der ganz persönliche Weg zum Ziel
Der individuelle Idealwert lässt sich mit vielen Mitteln erreichen. Wer gern läuft oder schwimmt, kann das zur täglichen Routine machen. Wer E-Bike fährt, kann für kurze Strecken auf ein Rad ohne Motor umsteigen. Spezielle Diabetes-Kochkurse informieren, wie eine Ernährungsumstellung gelingt, ohne auf Schmackhaftes zu verzichten.
Tipp: Finden Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin heraus, welcher Weg für Sie am besten passt. Tipps zur Ernährungsanpassung bietet unser aktualisierter Ratgeber „Gut essen bei Diabetes“ mit 80 abwechslungsreichen Rezepten wie Knusperfisch mit Ratatouille.
Möglichkeiten realistisch einschätzen
Egal, wie jemand versucht, den Diabetes in Schach zu halten – die Maßnahmen sollten zum Lebensalltag passen und realistisch umsetzbar sein. In regelmäßigen Gesprächen finden Patient und Arzt ehrlich und ohne gegenseitige Vorwürfe heraus, was funktioniert – und verhandeln, wenn nötig, die Ziele neu: Werkzeuge gibt es genug.
Manche wollen zum großen Hammer greifen, um Diabetes zu kurieren. Eine jüngere Studie von Forschenden der Universität Newcastle mit 298 übergewichtigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern schürt Hoffnung: Nach einer strengen Diät war fast bei jeder zweiten Person kein Diabetes mehr feststellbar. Ob für immer, kann die Studie nicht belegen. Manche Fachleute sehen solche drastischen Maßnahmen kritisch, da nur wenige sie auf Dauer durchhalten dürften.
Letztendlich müssen Betroffene für sich selbst entscheiden, welche Ziele sie mit welchen Mitteln erreichen möchten.
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Ja, aber sorry verehrtes Test-Team! Sie haben ja nur ihre eigene Aussage, über die ich eine nähere Auskunft angefragt habe, kopiert und mir als Antwort zukommen lassen. Als Abonnent ihrer Fachzeitschrift erwarte ich mehr als nur bereits Geschriebenes zu kopieren und als Antwort einem zukommen zu lassen.
@tako2000: Heute können wir Ihnen aus unserer Fachabteilung Folgendes mitteilen: "Den idealen Blutzuckerwert, der für alle gilt, gibt es nicht. Auf jeden Fall sollten Sie mit Ihrem behandelnden Arzt oder Ihrer behandelnden Ärztin über den für Sie maßgeblichen Zielwert sprechen.
Mit zunehmendem Alter steigt der Wert ganz natürlich leicht an. Deswegen sollte für ältere Betroffene der Wert nicht unter 7,5 Prozent liegen."
@tako2000: Wir kümmern uns um Ihre Anfrage. Bitte haben Sie ein wenig Geduld, unsere Expert*innen sind im Moment leider nicht erreichbar.
Sehr geehrte Damen und Herren!
In Ihrerem Bericht verstehe ich folgendes nicht:
„Für jüngere Typ-2-Diabetiker empfiehlt es sich, einen Wert unter 6,5 anzustreben, um späteren Folgeschäden vorzubeugen. Bei älteren Betroffenen mit langer Krankengeschichte sollte man den Wert möglichst nicht unter 7,5 Prozent drücken.“
Warum sollte man bei älteren Betroffenen mit langer Diabetes-Chronik den Langzeitwert nicht unter 7,5 Prozent senken? Umgekehrt müsste es doch sicherlich heißen, dass man ihn möglichst unter 7,5 % drückt. Wenn sie hier vielleicht kurz eine Antwort darauf geben könnten, was nun richtig ist, wäre ich Ihnen dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
Tako
Kommentar vom Autor gelöscht.