Blasen­entzündung Schnelle Hilfe bei wunder Blase

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Blasen­entzündung - Schnelle Hilfe bei wunder Blase

Schmerzhaft und oft wieder­kehrend. Blas­entzündungen quälen Betroffene, doch es stehen mehrere Behand­lungs­möglich­keiten zur Wahl. © Adobe Stock / larisikstefania

Was lindert Schmerzen beim Wasser­lassen? Wir haben Erkennt­nisse zu Antibiotika, Blasentee, Cranberry und Mannose ausgewertet. Fazit: Oft geht‘s auch ohne Medikamente.

Bakterien verursachen quälende Entzündung

Ständiger Harn­drang, ein brennender Schmerz, doch es kommen nur Tröpf­chen – die Symptome einer Blasen­entzündung können quälend sein. Ursache sind meist Bakterien, die über die Harn­röhre bis zur Blase aufsteigen, sich dort vermehren und für eine Entzündung der Schleimhaut sorgen.

Frauen sind häufiger betroffen als Männer, weil die weibliche Harn­röhre kürzer ist und näher am After liegt. Bakterien wie Escherichia coli gelangen so leichter in die Blase. Doch wie werden Betroffene die Entzündung wieder los und welche Präparate können die Heilung laut wissenschaftlicher Studien­lage unterstützen?

Antibiotika – nicht immer ein Muss

Antibiotika können die Beschwerden einer Blasen­entzündung oft rasch lindern, indem sie die verursachenden Bakterien abtöten. Häufig reicht eine Kurz­zeittherapie aus, etwa eine drei­tägige Einnahme. Details dazu sowie Informationen zum Einsatz der Medikamente bei vielen anderen Infektions­erkrankungen stehen in unserem großen Test von häufig verordneten Antibiotika.

Antibiotika sind jedoch bei Harnwegs­infekten nicht immer ein Muss. Studien zeigen, dass Schmerz­mittel oft ausreichen, wenn die Blasen­entzündung unkompliziert verläuft. Für eine Unter­suchung, die im British Medical Journal veröffent­licht wurde, arbeiteten Medizinern mehrerer deutscher Unis mit 42 Haus­arzt­praxen zusammen. 494 Frauen zwischen 18 und 65 Jahren mit akuten Harnwegs­infekten nahmen teil. Alle litten an typischen Beschwerden, aber nicht an Warnzeichen für Komplikationen wie Fieber oder Schmerzen im Nieren­bereich. Die Frauen wurden per Zufalls­prinzip aufgeteilt und erhielten entweder das Antibiotikum Fosfomyzin oder dreimal täglich über drei Tage das Schmerz­mittel Ibuprofen. Dabei zeigte sich: Oft sind Antibiotika bei Blasen­entzündungen vermeid­bar. Denn zwei Drittel der Frauen, die ausschließ­lich Schmerz­mittel schluckten, wurden wieder gesund. Hinzu kommt: Es gibt Hinweise, dass nach einer Antibioti­katherapie mehr Frauen erneut an der Infektion erkranken.

Tipp: Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, ob für Sie eine Behand­lung allein mit Schmerzmitteln infrage kommt. Bessern sich die Beschwerden in den folgenden Tagen nicht, kommt Fieber und Schmerz im Flanken­bereich – also seitlich vom Mittel­bauch – hinzu, ist ein Antibiotikum nötig. Das gilt auch für Schwangere sowie für Männer, die oft schwerer erkranken.

Mannose – Nutzen kaum belegt

Auch Mittel mit Mannose sollen bei Blasen­entzündung helfen – akut oder auch vorbeugend, falls das Übel häufig wieder­kehrt. Der Einfach­zucker kommt etwa in Trauben, Äpfeln oder Wasser­melonen vor und wird auch als Nahrungsergänzungsmittel verkauft. Mannose soll die entzündungs­ver­ursachenden Bakterien daran hindern, an die Schleimhaut­zellen der Harnwege anzu­docken und sie zu infizieren. Im Labor wurde das zwar durch­aus nachgewiesen. Aussagekräftige Studien zum Nutzen beim Menschen sind allerdings rar.

Ein Forschungs­team des Netz­werks Cochrane hat sieben Studien zur Wirkung von Mannose ausgewertet. Sie hatten jedoch Mängel unterschiedlicher Art. Nur eine ­Studie hat einen etwas breiteren Fokus. 300 Frauen – ­alle litten unter wieder­kehrenden Blasen­entzündungen – ­bekamen entweder täglich 2 Gramm Mannose, 50 Milligramm eines Antibiotikums oder blieben unbe­handelt. Auf 1 000 Frauen umge­rechnet, hatten nach 24 Wochen Mannose-Einnahme etwa 145 Frauen mindestens eine ­Blasen­entzündung durch­gemacht, bei Gabe von Antibiotika waren es 204. Unbe­handelt erkrankten 608 Frauen.

Das klingt gut, aber auch diese Studie hat wenig ­Aussagekraft: Die Frauen wussten, wer welches Mittel bekommen hatte. Aus der Forschung ist bekannt, dass Erwartungen bezüglich der Arznei­wirkung die Heilung beein­flussen – hier im Fall der Mannose womöglich positiv. ­Zudem gab es keine Kontroll­gruppe, die ein Scheinmedikament bekam.

Achtung: Manche Menschen reagieren auf Mannose mit Verdauungs­beschwerden und Durch­fall.

Risiko­faktoren meiden

Tritt eine Blasen­entzündung immer wieder auf, sollten Betroffene Risiko­faktoren meiden. Dazu zählen etwa über­triebene Intimhygiene oder die Verhütung mithilfe von Diaphragmen oder Spermiziden. Im Gespräch mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen lässt sich klären, welche Verhütungsmethoden statt­dessen infrage kommen. Es ist zudem ratsam, nach dem Geschlechts­verkehr die Blase zu entleeren.

Cranberry-Extrakt – zur Vorbeugung möglicher­weise sinn­voll

Manche Frauen leiden unter wieder­kehrenden Blasen­entzündungen. Um dem vorzubeugen, verordnen Ärzte oft nied­rig dosierte Antibiotika über mehrere Monate. Dabei besteht die Gefahr, dass die Medikamente ihre Wirk­samkeit verlieren, wenn die Erreger dagegen resistent werden. Als Alternative setzen viele Betroffene auf pflanzliche Prophylaxe durch Cranberry. Die amerikanische Verwandte der Preisel­beere wird bei uns etwa in Form von Tabletten, Kapseln, Saft und Sirup verkauft. Ähnlich wie Mannose sollen Inhalts­stoffe der dicken roten Beere das Anheften von Bakterien an die Wände der Harnwege und Blase verhindern.

Die mögliche Schutz­wirkung wurde schon in vielen klinischen Studien untersucht, wie eine gebündelte Auswertung durch das Forschungs­netz­werk Cochrane zeigt. In die Analyse flossen 50 Studien mit 8 857 Teilnehmenden ein. Fazit: Die Einnahme von Cranberry könnte unter anderem Frauen nützen, die häufig an Blasen­entzündung leiden. Nur wenige der Teilnehmenden berichteten über unerwünschte Wirkungen, wobei die häufigsten Bauch­schmerzen waren. Allerdings sind laut Cochrane noch weitere Studien nötig – auch um final zu klären, wie hoch wirk­same Cranberry-Präparate dosiert sein müssten.

Blasen- und Nierentee – vor allem die Menge macht‘s

Bei speziellen Blasen- und Nierentees handelte es sich in der Regel um pflanzliche Mischungen, die etwa Brenn­nessel, Schachtelhalm­kraut, Gold­rute oder Birkenblätter enthalten. Die Tees sollen mehr­mals täglich getrunken werden und die Harn­ausscheidung der Nieren erhöhen. Der durch die Harnwege laufende Urin soll Keime und Entzündungs­produkte von der Schleimhaut abspülen. Eine große Urinmenge kann dazu beitragen, die Symptome erträglicher zu machen und die Entzündung schneller zu beenden.

Obwohl lang­jährige Erfahrungen diesen Effekt immer wieder bestätigen, ist eine eigene wasser­ausschwemmende Wirkung bisher für keine der entsprechenden Pflanzen sicher nachgewiesen worden. Es ist denk­bar, dass der Effekt vornehmlich auf der großen Flüssig­keits­menge beruht, die als Tee getrunken wird.

Achtung: Vorsicht bei Teemischungen mit Bärentraubenblättern: Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese bei längerer Anwendung krebs­er­regende und erbgutver­ändernde Eigenschaften haben. Für Personen mit einer fort­geschrittenen Herz­insuffizienz oder deutlich einge­schränkter Nieren­funk­tion ist eine Durch­spülungs­therapie nicht geeignet. Auch bei einer Antibioti­katherapie sollte eine Trinkmenge von 1,5 Liter pro Tag nicht über­schritten werden.

Was sonst noch hilft

Wärme. Eine Wärm­flasche oder ein warmes Sitzbad können Beschwerden lindern. Ein Unterhemd hält den Rumpf warm, dicke Socken schützen die Füße vor Auskühlung – auch das kann vorbeugen oder die Genesung unterstützen.

Ruhe. Strikte Bett­ruhe ist nicht nötig, um eine akute Blasen­entzündung möglichst schnell wieder loszuwerden. Zu Hause bleiben und dem Körper eine Pause von Stress und anstrengendem Sport gönnen, kann aber durch­aus helfen.

Wann zum Arzt? Nicht jedes Brennen beim Wasser­lassen ist unmittel­bar ein Grund zum Arzt oder zur Ärztin zu gehen. Tritt nach drei bis fünf Tagen keine deutliche Besserung ein, kommen Fieber oder Flanken­schmerzen hinzu oder ist Blut im Urin sicht­bar, sollten Betroffene aber untersucht werden. Schwangere, Männer und Kinder sollten Beschwerden, die für eine Blasen­entzündung sprechen, grund­sätzlich gleich ärzt­lich abklären lassen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 04.09.2023 um 13:43 Uhr
    Was ist mit "Angocin Anti-Infekt N"?

    @captn_wedge: Vielen Dank für Ihr Lob. Gerne leite ich Ihren Wunsch an die zuständigen Fachabteilung zur Kenntnisnahme weiter.

  • captn_wedge am 01.09.2023 um 10:32 Uhr
    Was ist mit "Angocin Anti-Infekt N"?

    Vielen Dank für die dargelegte Ausführung zu der belastenden Thematik Blasenentzündung. Vielen Dank auch für das Eingehen auf die einzelnen Behandlungsmöglichkeiten. Jedoch vermisse ich hier "Angocin Anti-Infekt N". Meines Wissens gab es zu diesem bereits mehrere klinische Studien, die vielversprechend und die Wirksamkeit bei Blasenentzündungen stützten. Wäre es möglich, dass sich test.de hierzu bei Gelegenheit äußert und eine qualifizierte Einschätzung abgeben könnte? Vielen herzlichen Dank!

  • Thorsten.Maverick am 22.01.2023 um 17:58 Uhr
    Mannose hilft gut

    Bei meiner Mutter hat die tägliche Einnahme das die Häufigkeit der Harnwegsinfekte drastisch vermindert. Andere Frauen berichten ähnliche Erfahrungen.
    Positive Studien über billige und nicht patentierbare Substanzen haben generell kaum Chancen, das Peer Review der Zeitschriften zu passieren. Das würde den Markt für teure Produkte zerstören. Die Abhängigkeit von der Pharmaindustrie ist extrem.

  • ColletR am 08.02.2017 um 11:14 Uhr
    Harnwegsinfektion behandeln und vorbeugen

    auch bei mir haben Antibiotika nicht auf Dauer geholfen - ein paar Wochen später ging es schon wieder los. Zu erst habe ich Cranberrykapseln über Monaten ausprobiert, aber ohne Erfolg. Ich habe dann ein halbes Jahr lang Watex von bodyvita genommen und hatte jetzt schon zwei Jahre keine Blasenentzündung mehr. Bei akuter Entzündung meines Bruders haben wir direkt Watex eingesetzt außerdem warm halten und so viel trinken wie reingeht , hat bei ihm ausgereicht.