Amazon Prime Video Nervige Werbung ohne Rechts­grund – so wehren Sie sich

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Amazon Prime Video - Nervige Werbung ohne Rechts­grund – so wehren Sie sich

Leistungs­verschlechterung. Amazon Prime-Video kommt jetzt mit Werbung und ohne Dolby Atmos und Dolby Vision daher, wenn Abonnenten nicht 2,99 Euro pro Monat zusätzlich zahlen. © Getty Images, Quelle: App Amazon Prime, Screenshot 10.01.2024.Stiftung Warentest

Amazon zeigt Werbung in Prime-Videos. test.de meint: rechts­widrig. Eine Verbraucher­schutz-Klage läuft. Fast 34 000 Betroffene haben sich bereits ange­schlossen.

Seit Montag, 5. Februar 2024, enthalten Amazon Prime Videos Werbung. Wer Filme und Serien weiter werbefrei schauen will, muss 2,99 Euro je Monat zusätzlich zahlen. test.de hält die Werbeein­blendung der Sache nach für eine Preis­erhöhung. Eine solche ist nur mit Zustimmung der Kunden zulässig. So hat es der Bundes­gerichts­hof inzwischen in etlichen Konstellationen entschieden. Zuletzt urteilte das Kammerge­richt in Berlin: Spotify und Netflix sind nicht berechtigt, einseitig die Preise zu ändern. Die Juristen der Stiftung Warentest sind davon über­zeugt: Genau so wenig ist Amazon berechtigt, ohne Zustimmung der Kunden Werbung in die Prime-Video aufzunehmen.

Weitere Verschlechterung bei Amazon Prime Video: Im Stan­dard-Abo für aktuell 8,99 Euro pro Monat oder 89,90 Euro pro Jahr gibts auch kein Dolby Atmos und Dolby Vision mehr. Das hat Heise online heraus­gefunden. Es bleibt 5.1-Surround-Sound. Den um Höhen-Kanäle erweiterten Dolby Atmos-Sound und die Dolby Vision-Bild­optimierung für geeignete Geräte gibt es nur noch mit dem Werbefrei-Zusatz­abo für 2,99 Euro, bestätigte Amazon den Kolleginnen von Heise.de gegen­über.

Chance auf Erstattung von 2,99 Euro pro Monat

Die Erlöse aus der Anzeige rechts­widriger Werbung sind nach Ansicht unserer Juristinnen und Juristen und der Kolleginnen der Verbraucherzentrale Sachsen von Rechts wegen eine rechts­widrige Bereicherung, die Amazon seinen Kunden heraus­zugeben hat. Sie denken: Das Unternehmen hat ihnen mindestens 2,99 Euro pro Monat zu erstatten, so lange ihr Vertrag läuft und sie Filmbeiträge nicht mehr werbefrei schauen können. So viel ist die Möglich­keit zu Werbeein­blendungen durch Amazon entsprechend der Preis­gestaltung des Unter­nehmens auf jeden Fall wert. Die Juristen bei der Verbraucherzentrale Sachsen sind der Meinung: Es ist noch mehr drin. Sie fordern für Kundinnen und Kunden, die das neue Zusatz-Werbefrei-Abo für 2,99 Euro pro Monat nicht abge­schlossen haben, die Erstattung der Hälfte der Amazon-Gebühren. Kunden, die für die Werbefreiheit zahlen, steht ihrer Ansicht nach Erstattung von 2,99 Euro pro Monat zu.

Amazon ohne Einsicht

test.de hat bei Amazon nachgefragt und auf seine Sicht auf die Rechts­lage hingewiesen. Das Unternehmen bleibt dabei: Amazon-Prime-Kunden bekommen auch ohne ihre Zustimmung Werbung auf den Schirm, wenn sie Prime Video nutzen. Immerhin: „Unser Ziel ist es, bedeutend weniger Werbung zu zeigen als traditionelle TV-Anbieter und andere Video-Streaming­dienste“, schrieb uns eine Unter­nehmens­sprecherin. Einer ihrer Kollegen bestätigte inzwischen auf erneute Nach­frage von test.de: Es bleibt bei der Werbung. Etliche Amazon-Prime-Abonnenten hatten uns berichtet: Der Amazon-Kunden­service habe ihnen zugesagt, auch ohne Zusatz weiter keine Werbung anzu­zeigen. Bisher sei auch tatsäch­lich keine Werbung ange­zeigt worden.

So fordern Sie den Verzicht auf Werbung in Amazon Prime Video

Sie sind Kundin oder Kunde von Amazon Prime und wollen sich gegen die Werbung wehren und/oder sich die Chance auf 2,99 Euro pro Monat sichern? Sie können sich wie im nächsten Absatz beschrieben an der Sammelklage der Verbraucherzentrale Sachsen beteiligen oder selbst Verzicht auf die Werbung fordern. Unser Musterbrief hilft Ihnen dabei. Die bisherigen Erfahrungen zeigen: Amazon weist die Forderung zurück.

Teilen Sie uns Ihre Erfahrungen mit

Sollten Sie gegen Amazon wegen dieser Preis­erhöhung vorgehen, melden Sie sich gern bei uns und schildern Sie uns Ihre Erfahrungen (finanztest@stiftung-warentest.de). Selbst­verständlich behandeln wir Ihre Angaben vertraulich.

Schnell und leicht zur Sammelklage anmelden

Die Sammelklage der Verbraucherzentrale Sachsen bringt Ihnen nun die Chance, ganz leicht und mit nur minimalem Aufwand zu ihrem Recht zu kommen. Ab sofort können Betroffene sich über das Online-Formular des Bundesamts für Justiz zum Verfahren vor dem Bayerischen Obersten Landes­gericht anmelden. Das ist soweit selbst­erklärend. Schreiben Sie unter „VI. Gegen­stand und Grund des geltend gemachten Anspruchs oder des Rechts­verhält­nisses“ sinn­gemäß:
„Ich bin seit längerem (oder soweit bekannt: Monat und Jahr des Abo-Beginns) Amazon-Prime-Abonnent. Für die Anmeldung benutze ich die E-Mail-Adresse Meine@E-Mail.adresse. Das Angebot von Amazon, gegen Zahlung von 2,99 Euro pro Monat auch über den 5. Februar 2024 hinaus Amazon Prime-Serien und -Filme ohne Werbeein­blendungen schauen zu können, habe ich (sofern zutreffend: nicht) angenommen. Ich bin der Meinung, dass die Änderung der Bedingungen rechts­widrig war und fordere Erstattung zu Unrecht kassierter Beiträge und Heraus­gabe etwaiger ungerecht­fertigter Bereicherungen.“ Die Verbraucherzentrale Sachsen liefert weitere Hinweise.
Das Angebot kommt an. Schon in den ersten Tagen haben 33 619 Menschen ihre Rechte gegen Amazon zum Sammelklage­verfahren angemeldet. Weitere Einzel­heiten zu dieser und allen anderen Sammelklagen bei uns unter: test.de/sammelklagen.

Kündigung möglich

Klar: Genau, wie Sie berechtigt sind, Ihr Prime-Abo zu kündigen, kann auch Amazon den Vertrag mit Ihnen beenden. Über kurz oder lang müssen Sie vermutlich mit der Kündigung rechnen, wenn Sie auf Ihrem Recht bestehen, weiter Amazon Prime-Video zu nutzen, ohne Werbung sehen oder mehr zahlen zu müssen. Bisher hat Amazon unseres Wissens nach allerdings keine Kündigungen ausgesprochen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • WittyPitty am 24.05.2024 um 10:51 Uhr
    Tipps für Kündigungswillige

    Als Hinweise für Kündigungswillige: Wer Prime hat und aufgrund der hier dargestellten Problematik oder auch aus anderen Gründen Prime kündigen möchte, den kann ich ermutigen, ggf. mehrfach beim Amazon Support per Chat oder auch telefonisch nachzuhaken. Der Support hat weiterhin die Möglichkeit, dem Kunden sogar den kompletten Jahresbeitrag zu erstatten, wenn dieser unterjährig kündigt. Bei mir hat es drei Anläufe gebraucht. Dann wurde mir der gesamte Jahresbeitrag erstattet (€89), obwohl diese bereits ein halbes Jahr lief. Einen Grund für meine Kündigung musste nicht genannt werden und es wurde auch nicht danach gefragt. Also hartnäckig und auch mehrfach beim Kundenservice darum bitten.

  • Matchbox123 am 19.05.2024 um 17:50 Uhr
    Es war abzusehen

    Seit den Anfängen war mir klar, dass Amazon mit günstigen Preisen nicht nur Kunden gewinnen will, sondern regelrecht abhängig machen möchte.
    Zuerst lockt man mit günstigen Preisen, großer Vielfalt und super Service. Nach einer gewissen Zeit haben sich die Menschen daran gewöhnt und Amazon kann machen was es will.
    Ich habe meine Mitgliedschaft gekündigt. Nutze Amazon schon seit Jahren nicht mehr für Bestellungen. Ausnahmen sind kleine und dringend notwendige Produkte, die ich nicht ohne weiteres im örtlichen Handel kaufen kann und/oder bei anderen Händlern nicht in der erforderlichen Zeit geliefert werden können.
    Mit der Werbung nun, hat sich Amazon selbst ins Knie geschossen.
    Aber warum machen die das, wenn doch der Aufschrei so groß ist? Richtig. Es ist nur ein Aufschrei. Die meisten Leute beschweren sich darüber und sagen schöne Sachen, dass sie kündigen würden etc. aber dabei bleibt es auch. Alles richtig gemacht Amazon! Der Esel bleibt stur bei euch.

  • Sci666 am 11.04.2024 um 07:24 Uhr
    noch mehr ?

    Werbung beim Premium Abo find eich sowas von daneben und dann nochmal 2,99 um Werbefreies Premium Premium zu haben ??? Knaller ein Werbespot wäre noch verkraftbar wenn diese AM ANFANG einer Serie/Film liefen ..aber NEIN die Serie die ich aktuell schaue (Folgenlänge 20 Minuten) hat MITTENDRIN eine unterbrechung !!!!! d.h. alle 20 minuten 1 bis 2 Werbespots beim durchsuchten ..... HAMMER! Desweiteren fehlendes Dolby ?!
    Ausserdem ist mir aufgefallen, dass es scheinbar Probleme gibt beim Laden des Spots ?! Ist das noch jemandem aufgefallen ? Manchmal sind die Video Ladezeiten sehr lang. der Kringel dreht sich bestimmt 20 sekunden bevor es losgeht und öftmals kurz vor dem Werbespot bricht die Videoqualität auf 480p ein für einige Sekunden!!!!!! Am Netz liegt es nicht, Kabelgebunden 1 Gigabit !!!!! Hat das auch jemand festgestellt ?

  • Micha_Maier am 11.03.2024 um 08:17 Uhr
    Antwort von Amazon

    Kurze Zeit nach Zusendung des Musterbriefs, folgende Antwort von Amazon (vor und nach dem Text noch ein wenig Marketing-Geschwafel):
    [...
    Da Ihre Zufriedenheit ist sehr wichtig für uns, daher habe ich als Ausnahme die vorab Erstattung von 8,99 EUR veranlasst.
    Die Erstattung wird innerhalb der nächsten 3-5 Werktage auf Ihrem Bankkonto ersichtlich.
    Bitte lassen Sie mich Ihnen abschließend versichern, dass uns die Zufriedenheit unserer Kunden sehr am Herzen liegt. Wir wollen stets den Wünschen unserer Kunden gerecht werden und arbeiten permanent an der Weiterentwicklung unsere Services.
    Da wir wegen diese neue werbefreie Prime-Mitgliedschaft so viele Beschwerden haben, suchen wir schon nach einer Lösung für dieses Problem.
    Sobald wir die genaue Information bekommen teilen wir Ihnen diese per E-Mail mit.
    Keine Sorge: Sie hören auf jeden Fall von uns.
    ...]

  • Micha_Maier am 11.03.2024 um 06:29 Uhr
    Auch keine anteilige Erstattung mehr bei Amazon!

    Hallo,
    das mit Dolby Atmos und Vision wusste ich gar nicht, heftig.
    Bis vor wenigen Wochen gab es noch die Möglichkeit die Amazon Prime Mitgliedschaft vorzeitig zu beenden und eine anteilige Erstattung zu erhalten. Auch dieses funktioniert (auf jeden Fall bei mir) nicht mehr.
    Auch über den Kundenservice wurde nach langen Diskussionen nicht eingelenkt und auf Ende der Laufzeit gepocht.
    Es ist wirklich dreist und unverschämt. Bin seit 22 Jahren Kunde bei Amazon (fast seit den Anfängen) und das ist jetzt das i-Tüpfelchen, so das ich nun Amazon endgültig und vollständig den Rücken kehre.
    Die Welt wird garantiert besser ohne Amazon.