![Aknemittel mit Isotretinoin - Wirksam, aber nichts für Schwangere](https://cdn.statically.io/img/cdn.test.de/file/image/d5/56/eff1b4b6-75c4-49ff-82fd-21e1f79c29e5-web/6118835_isotretinoin-akne-t202406.jpg)
Mit Warnung. Riskante Mittel, im Bild ein oft verschriebenes Präparat, sind mit großem Hinweis versehen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Junge Frauen bekommen zur Behandlung von Akne häufiger den Wirkstoff Isotretinoin verschrieben. Bei Schwangeren kann er zu Fehlbildungen des Fötus führen.
Die Verschreibungsrate von Isotretinoin-haltigen Aknemitteln ist im Zeitraum von 2004 bis 2019 um fast zwei Drittel gestiegen: Diese beunruhigende Steigerung hat das Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie bekannt gegeben. Das Problematische daran: Der Wirkstoff Isotretinoin kann bei Schwangeren zu Fehlbildungen des Fötus führen.
Verschreibungsrate bei 16- bis 20-Jährigen verdoppelt
Die Bremer Expertinnen und Experten hatten Zahlen einer Forschungsdatenbank, die Abrechnungsdaten von vier gesetzlichen Krankenkassen umfasst, intensiv ausgewertet und eine wissenschaftliche Arbeit veröffentlicht. Demnach war der Verordnungsanstieg besonders deutlich bei den 16- bis 20-Jährigen: Bei ihnen verdoppelte sich die Zahl der Verordnungen des Aknemittels im Untersuchungszeitraum. Während 2004 statistisch betrachtet 2,07 von 1 000 Frauen Isotretinoin bekamen, hatte sich 15 Jahre später die Zahl auf 4,2 von 1 000 Frauen erhöht.
Körperliche und geistige Fehlanlagen möglich
Mögliche Fehlbildungen durch Einnahme des Wirkstoffs werden als Retinoid-Syndrom bezeichnet. Dazu zählen unter anderem eine Fehlanlage der Ohren, weitere Störungen bei der Gesichts- und Gaumenbildung, aber auch Herzkreislauf-Defekte oder neurologische Schäden. Als nicht sichtbarer Geburtsfehler kann zudem die Intelligenz beeinträchtigt sein.
Trotz Aufklärung kam es zu Schwangerschaften
Vorgesehen ist der Wirkstoff zur Behandlung schwerer Akne, dafür ist er nachgewiesen wirksam. Für leichte bis mittlere Akne gibt es andere Medikamente, darunter rezeptfreie. Für Frauen, die schwanger werden können, ist ein besonderes Sicherheitsprogramm bei Isotretinoin-Einnahme vorgesehen. Dazu gehören Schwangerschaftstests vor und während der Behandlung und eine sorgfältige Aufklärung über notwendige sichere Verhütung und mögliche Gefahren.
Dennoch gab es im Beobachtungszeitraum Schwangerschaften, so das Bremer Institut. Von diesen seien viele abgebrochen worden, einige Babys seien mit Fehlbildungen zur Welt gekommen.
Nutzen und Risiken von Medikamenten
Die Stiftung Warentest verfügt über jahrzehntelange Expertise beim Einordnen und Bewerten von Arzneimitteln. Neben regelmäßigen Tests von Medikamenten informieren wir über Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und über weitreichende, gravierende Rückrufe.
Nach Absetzen noch einen Monat warten
Wichtig zu wissen: Frauen, die schwanger werden können und Isotretinoin einnehmen, müssen nicht nur vor und während der Behandlung sicher verhüten, sondern auch noch einen Monat nach Absetzen des Präparats. Für alle Mittel mit Isotretinoin gibt es ein besonderes Schwangerschaftsverhütungsprogramm. Solche Programme bestehen ebenso für Arzneimittel wie das Epilepsiemittel Valproinsäure oder das Krebsmittel Thalidomid, für die ebenfalls bekannt ist, dass sie Feten in ihrer Entwicklung beeinträchtigen.
Tipp: Wer Isotretinoin einnimmt, darf kein Blut spenden – das gilt unabhängig vom Geschlecht. Wird eine Schwangere mit Blutpräparaten von Isotretinoin-Patienten behandelt, könnte auch auf diesem Weg das werdende Leben geschädigt werden.
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