Finanztest empfiehlt breit streuende ETF, die stur einen Börsenindex nachbilden. Aktiv gemanagte ETF sollte man kritisch prüfen – gerade die neuen Fonds von ARK Invest.
Chefin mit Kultstatus
ARK Invest ist in Deutschland kaum bekannt, aber die Chefin der Fondsgesellschaft, Cathie Wood, genießt bei Aktienfans in den USA eine Art Kultstatus. Die frühere Investmentbankerin und Vermögensverwalterin ist sehr aktiv in sozialen Netzwerken und vertritt einen forschen Anlagestil, der mit deutlich erhöhten Risiken einhergeht. Seit 2014 hat sie mit ARK Invest ihre eigene Fondsgesellschaft.
ETF ohne Referenzindex
Nun werden ETF von ARK Invest auch an deutschen Börsen gehandelt. Schon länger gilt das für ETF des Nischenanbieters Rize, den ARK Invest kürzlich übernommen hat. Anders als bei den Rize-Fonds handelt es sich bei den drei zurzeit kaufbaren Produkten von ARK Invest um aktiv gemanagte ETF. Sie folgen also nicht einem Börsenindex, sondern ähneln klassischen Investmentfonds, bei denen Managerinnen und Manager eine gezielte Aktienauswahl treffen. Hauptunterschied: Die ETF von ARK Invest haben mit 0,75 Prozent pro Jahr deutlich geringere Kosten als „normale“ aktiv gemanagte Aktienfonds und sind einfach über die Börse zu kaufen.
Flaggschiff mit Schlagseite
Der ARK Innovation ETF gilt als Flaggschiff des Unternehmens. Er setzt auf Aktiengesellschaften, die „disruptive Innovationen“ verheißen, also auf Grundlage neuer Technologien bestehende Märkte aufmischen. Der Autokonzern Tesla passt zu dieser Anlageidee, ebenso wie die derzeit größte Fondsposition Coinbase Global, eine Handelsplattform für Kryptowährungen. Eine breite Branchen- und Länderstreuung ist bei diesem Konzept schwer möglich und auch gar nicht gewünscht.
Wertentwicklung ohne Glamour
In den ersten Jahren ging das Konzept des 2014 gegründeten ARK Innovation ETF voll auf, doch seit dem Frühjahr 2021 ist der Wurm drin. Eine Wertentwicklung von durchschnittlich 9,8 Prozent pro Jahr (auf US-Dollar-Basis) hört sich nicht übel an, aber der weltbekannte Technologieindex Nasdaq-100 hat seit 2014 mit 17,7 Prozent pro Jahr mehr als das Doppelte gebracht – und das bei viel geringerem Risiko:Das Ausmaß der Wertschwankungen, die sogenannte Volatilität, betrug 37 Prozent beim ARK-ETF gegenüber 22 Prozent beim Nasdaq-100.
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Nachteile des Stockpicking
Am Beispiel des ARK Innovation ETF sieht man mustergültig die Schattenseiten der gezielten Aktienauswahl, Stockpicking genannt. Keine einigermaßen bekannte Technologieaktie lief im vergangenen Jahr so glänzend wie die des Grafikkartenkonzerns Nvidia. Zwar hatte Cathie Wood die Aktie eine Weile im Portfolio, aber bereits vor der unglaublichen Kursrallye wieder verkauft. Das kann bei ETF, die nur einen Index nachzeichnen, etwa den Nasdaq-100, nicht passieren.
Was bedeutet „aktiver“ ETF?
Ein Finanzindex muss laut der europäischen Wertpapieraufsicht Esma unabhängig vom ETF-Anbieter und anhand eines klaren Regelwerkes berechnet werden, er muss seine Berechnungsmethode offenlegen und auch seine Zusammensetzung kostenlos und für alle zugänglich veröffentlichen. Es gibt zum Beispiel Mischfonds- oder Strategie-ETF, die klare Regeln für ihre Zusammensetzung haben und praktisch passiv sind, die aber nicht so genannt werden dürfen, weil sie keinen Finanzindex abbilden.
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Andere ETF definieren die Aktien, in die angelegt werden darf, anhand eines Indexes. Dann suchen sie aber zum Beispiel nur die nachhaltigeren Aktien aus diesem Index heraus, wobei sie womöglich versuchen, wenig von der Indexentwicklung abzuweichen. Auch das ist „aktiv“. ETF wie der Ark Innovation unterscheiden sich in ihrer Strategie nicht von klassischen aktiv gemanagten Fonds.
Allenfalls als Beimischung geeignet
Anlegerinnen und Anleger sind bei aktiven ETF und Fonds gefordert, die Entwicklung regelmäßig zu kontrollieren und gegebenenfalls die Reißlinie zu ziehen, wenn sich der Fonds unerwartet schlecht entwickelt. Damit gibt man den entscheidenden Vorteil marktbreiter ETF aus der Hand. Somit sind Produkte wie der ARK Innovation ETF allenfalls als überschaubar gewichtete Depotbeimischung akzeptabel. Dazu kommt: Alle drei in Deutschland angebotenen ETF von ARK Invest verfolgen so spezielle Strategien, dass sie sich nur für risikobereite Anlegerinnen und Anleger eignen könnten.
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