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Gesundheit: Wie Neurodermitis Kinder belastet


Hilfe gegen ständiges Hautjucken
Wie Neurodermitis Kinder belastet


Aktualisiert am 31.05.2024Lesedauer: 4 Min.
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Jemand zieht einem kleinen Kind ein T-Shirt an.Vergrößern des Bildes
Kinder mit Neurodermitis fühlen sich durch die Hauterkrankung oft belastet. (Quelle: LightFieldStudios/getty-images-bilder)

Starker Juckreiz, auffällige Hautveränderungen, aufwändige Hautpflege: Die Hautkrankheit Neurodermitis kann die Kinderpsyche belasten. Wo es Hilfe gibt.

Die chronische, nicht ansteckende Hautkrankheit Neurodermitis, auch atopische Dermatitis genannt, macht sich meist erstmals im Säuglings- und Kindesalter bemerkbar. Die Hautausschläge, die überwiegend in Schüben auftreten, können die Lebensqualität der betroffenen Kinder stark einschränken.

Nicht nur die Krankheit selbst wird meist als sehr belastend erlebt. Auch die Reaktionen von außen auf das Erscheinungsbild der Haut sind für Kinder oft sehr herausfordernd. Ein guter Umgang mit der Hautkrankheit Neurodermitis kann Kinder entlasten.

Ab welchem Alter tritt Neurodermitis auf?

Neurodermitis kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten – meist zeigt sich die Hautkrankheit bereits im Säuglingsalter. Erstes Anzeichen einer Neurodermitis ist sogenannter Milchschorf im Gesicht sowie an den Innenseiten (Beugen) von Armen und Beinen. Besonders quälend für Säuglinge und Kinder ist der intensive Juckreiz der stark schuppenden Ekzeme. In Deutschland ist etwa jedes vierte Baby oder Kleinkind von Neurodermitis betroffen.

"Häufig tritt die Neurodermitis zusammen mit allergischen Erkrankungen auf, welche das Kind zusätzlich belasten, etwa einer Pollenallergie oder einer Allergie gegen Tierhaare, Hausstabmilben oder bestimmte Lebensmittel. Auch allergisches Asthma kann Neurodermitis begleiten", erklärt Dr. Ellen Meyer-Rogge, Hautärztin in Karlsruhe und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD).

Dr. Ellen Meyer-Rogge
Dr. Ellen Meyer-Rogge (Bildquelle: Nicole Eberwein) (Quelle: Nicole Eberwein)

Zur Person

Dr. Ellen Meyer-Rogge ist Hautärztin in Karlsruhe und Mitglied im Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD). Ein Schwerpunkt der Fachärztin liegt auf der Behandlung von Neurodermitis.

Allergie und Neurodermitis: Doppelbelastung

Besteht zusätzlich eine Allergie, ist das für Eltern und Kind eine zusätzliche Herausforderung. Denn das Allergen sollte so gut wie möglich gemieden werden. Die Nachbarskatze nicht mehr streicheln zu dürfen, bestimmte Naschereien auf Kindergeburtstagen nicht essen zu können oder von Heuschnupfen-Symptomen geplagt zu sein, kann die Lebensqualität erheblich einschränken.

"Bereits die Neurodermitis braucht viel Aufmerksamkeit. Um die Haut bestmöglich zu stabilisieren, ist eine regelmäßige Hautpflege unverzichtbar. Für Kinder ist das ständige Eincremen oft nur schwer auszuhalten. Auch die Entzündungen und das Jucken – tagsüber wie nachts – sind herausfordernd", sagt Meyer-Rogge. "Kommen dann noch Allergien oder gar Asthma hinzu, steigt die körperliche und psychische Belastung erheblich."

Auffälliges Hautbild grenzt viele Neurodermitis-Betroffene aus

Ebenso leidet die kindliche Psyche oft unter den auffälligen Hautveränderungen. Häufig treten sie im Gesicht auf und lassen sich nicht verbergen. Betroffene Kinder fühlen sich selbst meist nicht wohl in der eigenen Haut, die ständig gerötet ist, juckt, nässt und Krusten bildet.

Ebenso spüren sie, dass bei ihnen etwas anders ist als bei Kindern ohne Neurodermitis: Sie werden anders angeschaut, anders behandelt und von anderen Kindern aufgrund der Hautausschläge möglicherweise sogar gemieden, ausgelacht oder gemobbt. Mehr als 70 Prozent der Kinder mit chronischen Hauterkrankungen sind Stigmatisierung ausgesetzt. Das zeigt eine aktuelle Querschnittsstudie aus Nordamerika.

Krankheit erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen

Für die Kinder kann Abgrenzung erhebliche Folgen haben. So ziehen sich Betroffene häufig zunehmend aus dem Sozialleben zurück. Unsicherheit, Scham, Angst oder Verzweiflung sind Gefühle, die viele Erkrankte kennen. Längerfristig steigt unter dem psychischen Druck das Risiko für Angststörungen und Depressionen.

"Hat ein Kind Neurodermitis, beziehungsweise eine atopische Dermatitis, bedeutet das für die gesamte Familie Einbußen der Lebensqualität. Es ist wichtig, dass Eltern sich Unterstützung holen, um das Kind und sich bestmöglich zu entlasten und zu stärken", so die Empfehlung der Hautärztin.

Neurodermitis beim Kind: Wo gibt es Hilfe?

Wichtig ist für Kind und Eltern, einen guten Umgang mit der Hautkrankheit zu finden sowie ein Krankheitsverständnis zu bekommen – und bei anderen zu schaffen. Das gilt auch für die Kommunikation mit anderen Eltern und Kindern. Aufklärung und offene Kommunikation können das Risiko von Ausgrenzung senken. Es gibt verschiedene Anlaufstellen, wo Eltern Hilfe im Umgang mit der Neurodermitis finden können:

"Ein wichtiger Schutzraum für betroffene Kinder ist die eigene Familie. Hier können sie Unterstützung und Verständnis finden und dürfen so sein, wie sie sind. Mit einer starken familiären Stütze ist es für Kinder einfacher, nach draußen in die Welt zu gehen und sich den dortigen Herausforderungen zu stellen. Je mehr Zuspruch sie finden, desto günstiger ist das für ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl. Ebenso wichtig ist eine konsequente Therapie, um die Symptome und den Leidensdruck zu lindern", sagt Meyer-Rogge.

Allerdings rät die Expertin auch, die Erkrankung trotzt ihrer Belastung innerhalb der Familie nicht zu sehr in den Vordergrund zu rücken. Soweit möglich sollten die Hautveränderungen als etwas "Normales" angesehen werden. Kinder könnten sonst unter Umständen lernen, die Erkrankung auch als Druckmittel gegenüber den Eltern einzusetzen, beispielsweise um Aufmerksamkeit, besondere Zuwendung oder eine Belohnung zu bekommen.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Interview mit Dr. Ellen Meyer-Rogge

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